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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

„Was macht sexy?“ – brauchbare Informationen, aber keine Erleuchtung

Passte es? Passt nichts? Was passt?


Der Pressetext von DreiSat klang vielversprechend, und er war abschreckend einseitig zugleich:

Wissenschaftler vermuten, dass die Partnerwahl des Menschen nach wie vor durch dessen evolutionäres Erbe bestimmt wird. Das würde bedeuten, dass der Mensch unbewusst immer nach den besten Genen für die Fortpflanzung Ausschau hält.


Unser evolutionäres Erbe? Partnerwahl? Bereits der Text zeigt, dass sich ein Irrtum in die Sendung einschlich, der sich bis zum Ende durchzog. Denn nur ein Teil unseres „evolutionären Erbes“ kann erklären, warum wir „einen Partner wählen“ – leichter ist es da schon, festzustellen, warum „jemand sexy wirkt“.

Der Unterschied zwischen „sexy wirken“ und „Partnerwahl“ wurde schon im Beitrag über Speed Dating klar: Aus diesem Bereich schöpfen Evolutionspsychologen seit langer Zeit die Idee, wir würden uns „verhalten wie in der Steinzeit“. Klar wählen wir bei einer so offenkundigen und oberflächlichen Wahl nach Attraktivität aus – aber ebenso klar ist: Wir kriegen nicht, was wir wollen. Es wäre auch nicht sonderlich klug: Nicht die schönste Frau mit den besten „Proportionen“ eignet sich für eine langjährige Beziehung, sondern die zuverlässigste. Nicht mit der schönsten Frau hat man den „besten Sex“, sondern mit der Sinnlichsten. Was letztlich bedeutet: „Sexy sein“ heißt nur „Aufmerksamkeit zu erregen“, nicht aber, für Tisch und Bett geeignet zu sein.

Was man sonst sah, war überwiegend fundiert, doch zeigte sich schon beim „Schnüffeltest“, wie sich Labor und Realität unterscheiden. Die Probandin wurde einem besonders intensiven, exklusiven Geruchstest ausgesetzt, den es in der Realität nur dann gibt, wenn die Nase körpernah eingesetzt wird. Selbstverständlich tritt dieser Umstand im Laufe einer Beziehung ein – aber eben nicht „auf den ersten Blick“. Hier konnte also ein Irrtum beseitigt werden, der auch so dokumentiert wurde: Es gibt ihn nicht, den einen Lockstoff, der den Menschen unweigerlich anzieht wie ein Magnet. Insofern war die Sendung äußert hilfreich – denn nach wie vor betonen Geschäftemacher, dass sie über Pheromone verfügen, die angeblich „sicher“ Liebhaber oder geliebte anziehen wie die Fliegen.

Etwas peinlich wirkte der Besuch des jungen Paares, das sich als Testpaar zur Verfügung gestellt hatte, bei der US-amerikanischen Anthropologin Helen Fisher. Sie hat einen absolut versimpelten Test, der auf einem Hormonquartett basiert, entwickelt, der so zuverlässig ist wie das Orakel zu Delphi. Vermutlich beließ man diese Stelle im Film, weil sie der einzige Hinweis auf die Populärwissenschaft war, die sich mit dem Thema „zueinanderpassen“ beschäftigt.

Die Wissenschaft, so zeigte sich im Film durchgängig, setzt immer mehr komplizierte Verfahren ein – doch die Erkenntnisse bleiben dürftig. Auch die neuesten Verfahren, insbesondere das Lieblingsspielzeug der Forscher, die Magnetresonanztomografie, vermag nur festzustellen, wie das Gehirn „ungefähr“ auf Reize reagiert. Neu mag dem Einen oder Anderen sein, dass auch extrem kurze Reize (wie sie beim Flirt auftreten) vom Gehirn registriert werden – aber natürlich weiß man nicht, wie sie weiterverarbeitet werden.

Die Autoren, so scheint mir, waren so fasziniert von den Möglichkeiten der Forschung, dass sie nicht erkannten, wie groß der Bär war, den man ihnen seitens der Forscher aufband. Denn viel gebracht hat die Forschung für die Liebenden und ihre vielen Fragen nicht. Die neuen, bildgebenden Verfahren sagen nur aus, welche Gehirnregionen reagieren, und wie heftig deren Reaktionen sind. Sie sagen aber nichts darüber aus, wie die Informationen später im Gehirn verarbeitet werden, wie sein in die Kommunikation einfließen, und wie sie letztendlich zum Koitus führen.

Insgesamt war die Sendung sicherlich gelungen, brachte den unbedarften Fernsehzuschauer zum Staunen und sorgte abermals dafür, dass wir alle in Ehrfurcht vor der Wissenschaft erstarren sollten, statt sie kritisch zu hinterfragen.

Rechte am Bild: © 2013 by Gebhard Roese

Video sehen: DreiSat.

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