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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Partnerwahl vor der Revolution mit duftigem Lockstoff?

Schau mal, wie ich dufte ... na?


Wenn ein Thema die Fantasie der Menschen begeistert, dann der, es könnte eiern Duftstoff geben, der so betörend ist, dass er wie ein Bett-Magnet wirkt. Ein bisschen davon in die Haare geschmiert oder zielsicher zwischen den Brüsten aufgesprüht – und schon sammeln sich ganze Trauben von Männern um die begehrte Frau herum. Anders herum soll es auch gehen.

Der Mensch als Hund: Erschnüffeln wir unsere Partner?

Man kann sich nur an die Stirn fassen, wie kühn diese Behauptungen sind. Es mag ja noch sein, dass der geile Rüde eine läufige Hündin erschnüffelt, aber Freund Hund hat eben eine Nase, die auf so etwas programmiert ist. Doch wie ist die Sache nun wirklich mit dem erschnüffeln von Lockstoffen? Ich frage mich dies nicht von ungefähr, denn die deutsche Bürger- und Skandalpresse zieht immer am gleichen Strang, wenn es Sensationsberichte gibt – richtig oder falsch? Pah … man das ist den heutigen Zeitungsschreibern doch schnuppe - im Internet ist alles Boulevard, auch wenn es noch einen seriösen Anstrich hat.

Super Parfum soll Partnersuche vereinfachen“ titelte die FR, und selbst die TAZ erfrechte sich, von einem „perfekten Parfüm Marke ‚Eigenduft‘“ zu sprechen und schrieb:

Der Eigengeruch des Körpers wird verstärkt. Das macht unwiderstehlich. Dank eines künstlichen Moleküls kann die Partnersuche zum Kinderspiel werden.

Zu Ehren der TAZ muss freilich gesagt werden, dass man im Text ausführlich erklärt, was nun eigentlich genau beforscht wurde.

Mal ganz falsch, mal halbwahr - die Presse


Worum geht es beim angeblich geilsten Duft zur Partnersuche?

Eigentlich geht es um das „Human Leukocyte Antigen“ (HLA) (1), das in der Medizin eine wichtige Rolle spielt. Die medizinische Forschung weist einen Zusammenhang zwischen dem menschlichen Immunsystem und der HNA unzweifelhaft nach. Nun behaupten manche Forscher, dass Menschen mit gleicher HNA einander „nicht gut riechen könnten“ (im Sinne von: Sie mögen ihren Körpergeruch nicht). Andererseits würden sie aber mit Personen, die eine andere Kombination des HNA hätten (es gibt mehrere) „duftmäßig“ besser harmonieren würden. Um dies zu beweisen, werden derzeit sehr aufwendige Forschungen durchgeführt, unter anderem mit Magnetresonanztomografen. (Da ist das „bildgebende“ Verfahren, um festzustellen, in welcher Gehirnregion ein Wahrnehmungsprozess verarbeitet wird).

Das Handelsblatt schreibt sehr neutral:

Diese unbewusst ablaufende Informationsbeschaffung soll helfen, den Partner mit der optimalen Ergänzung zu den eigenen Immungenen auszusuchen, was den gemeinsamen Nachkommen besseren Schutz vor Krankheitserregern verspricht.


Obgleich die Annahmen entwicklungsbilogisch sinnvoll wären, muss doch eingewandt werden, dass nicht bewiesen ist, welche Rolle diese Prozesse bei der tatsächlich existierenden Partnersuche und Partnerwahl spielen. Es ist auch schwer vorstellbar, dass es dafür jemals eindeutige Forschungsergebnisse geben wird. Die bisherigen Beobachtungen wurden an Lebewesen in Laboren gemacht, beispielsweise an Mäusen oder Fischen.

Tatsächlich entwickelten die Forscher nichts als einen "Eigenduft-Verstärker"

Doch was bedeutet diese angebliche Sensation, die jetzt durch die Presse geht? Die Forscher haben tatsächlich etwas Neues gefunden – aber das hat mit dem „perfekten Parfüm Marke Eigenduft“ sehr wenig zu tun:

Der Körpergeruch ist an Proteine gebunden. Gelänge es nun, die durch die HNA bestimmten Geruchsstoffe zu verstärken, so müsste es möglich sein, diese „wahrnehmbarer“ zu machen. In der Tat fanden die Forscher einen Weg, die Eiweißbruchstücke, die dafür verantwortlich sind, im Labor künstlich nachzubilden. (Dies geschah nach Presseberichten aus einer Zusammenarbeit des Max-Planck-Instituts für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg mit Evolutionsbiologen aus Plön und Dresden.)

Dabei wurden 30 Frauen (Studentinnen) aufgefordert, diese künstlich nachgebildeten Eiweißstoffe mit ihrem Achselschweiß zu vermischen. Gefragt, welcher Duft aus einer Variation von Düften ihnen am meisten zusage, wählte ein relevanter Prozentsatz der Frauen den Duft, der ihrem eigenen „Gemisch“ am besten entsprach. Mit anderen Worten: Die Forschung erbrachte ein äußerst profanes Ergebnis: Der eigene Körpergeruch ist am Angenehmsten.

Schweiß, Deodorants, Parfüms und Gestank

Was bleibt, ist also nur ein „Sensatiönchen“ statt der angeblichen Sensation, und auch das muss noch erklärt werden: Der eigene Körperduft reicht unter Zivilisationsbedingungen kaum aus, um einen Partner, der optisch wahrgenommen werden kann, auch am Körpergeruch zu unterscheiden. Gelänge es nun, den Körpergeruch sozusagen mit einem „Geruchsverstärker“ zu versehen, so würde er möglicherweise weiter reichen als bisher. Nun könnet man sicherlich sagen: Ja, dann benutzt doch bitte weniger Deodorants oder gar kein Parfüm oder zieht auch wärmer an, als es die Temperatur erlaubt – dann werden die Duftstoffe doch ihren Weg ebenso schnell und sicher finden. Doch auch dagegen mag es den einen oder anderen Einwand geben, beispielsweise, dass die Zerfallsprodukte des Körperschweißes in der Regel nicht als „wohlriechend“ empfunden werden.

Was uns dies alles sagt? Richtig – da ist ein Windei in die Welt gesetzt worden. Die Partnersuche jedenfalls wird mit den gefundenen Erkenntnissen der Forscher auf keinen Fall vereinfacht. Allerdings muss man auch sagen, dass Evolutionsbiologen ohnehin eine recht einseitige Sicht auf das Thema „Partnersuche“ haben.

(1) Ich empfehle die englische Ausgabe von Wikipedia - die deutsche ist etwas dürftig.

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