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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Der Mythos des sexuell aktiveren Mannes wird zelebriert

Thamar aus orientalischer Sicht
Die Frage, ob, wie und wann Männer sexuell aktiver sind als Frauen, und ob diese sexuelle Aktivität der Menschheit schadet oder nützt, ist eines der pikantesten Forschungsgebiete.

„Unsere Kultur“ kennt ja angeblich, wie die gesamte Kultur der abrahamischen Religionen, ein Vorrecht des Mannes, sexuell aktiv zu sein. Man könnet auf die Idee kommen, dass der Mann im „Alten Testament“ (Pentateuch) das Recht hatte, nahezu jede Frau zu begatten, die sich in „seinem Haus“ befand - also auch Sklavinnen und Mägde. Lediglich die Ehefrauen und Töchter, Sklaven und Mägde des „Nächsten“ war von dieser Regelung ausgenommen.

Frauen wurde selbst im Alten Testament eine eigene Sexualität zugebilligt

Interessant ist dabei, dass den Frauen im Alten Testament durchaus eine eigene Sexualität zugebilligt wurde, wie das bekannte Beispiel von Lot und seinen Töchtern zeigt. Weniger bekannt, aber noch weitaus aussagefähiger, ist die Geschichte der biblischen Thamar, die beweist, dass die Erfüllung der Sexualität ein Recht der alttestamentarischen Frau war, das auch anderer gültige Gesetzte brechen konnte.

Das Bürgertum manifestierte: Frauen haben kein eigenes sexuelles Verlangen

Die sogenannte christliche Kultur versuchte, dem Mann sexuelle Zurückhaltung zu predigen, und erkanntet ein sexuelles Begehren der Frau zunächst gar nicht an. Auf dem Höhepunkt der bürgerlich-christlichen Ansichten wurde der Frau sogar das eigene sexuelle Begehren ganz aberkannt, beispielsweise bei dem unsäglichen Freiherrn von Krafft-Ebing, der großen Einfluss auf die Sexualforschung seiner Zeit hatte.

Man kann mit Fug und Recht sagen, dass es Frauen in der christlich-bürgerlich geprägten Kultur erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts möglich war, ihre Sexualität ganz auszuleben. Dass es angeblich auch im 21. Jahrhundert im Westen noch „beschämend“ ist, als Frau die Sinnlichkeit in den Vordergrund zu stellen, zeigt die „Schlampendiskussion“. Es ist also wahrhaftig nicht so, dass Frauen „naturgegeben“ eine schwächere sexuelle Lust haben als Männer – nur wirkt sie sich möglicherweise anders aus.

Beweise für männliche Überaktivität mit Nonnen und Priestern?

Forscher sind keineswegs zimperlich, wenn es um „Beweise“ für ihre Theorie geht, dass Männer bei der Durchsetzung ihrer sexuellen Lust skrupelloser sind als Frauen. Die Psychologen Roy F. Baumeister, Kathleen R. Catanese, and Kathleen D. Vohs haben in einer Metastudie versucht, den Beweis anzutreten und berufen sich dabei auf abenteuerliche Ergebnisse – zum Beispiel solche aus Befragungen katholischer Priester und Nonnen.

Sie bezeichnen eine Studie als „aufschlussreich“, weil es in dieser Gruppe (nach ihrer Meinung) keine unterschiedlichen Wertauffassungen oder gar eine Doppelmoral gibt. Die Sache hat schon den Haken, dass Priester keine Mönche sind und Nonnen keine Priesterinnen (was in der katholischen Kirche nicht möglich ist). Hier werden also „Äpfel mit Birnen“ verglichen, denn zwischen dem Gelübde eines Mönches und dem Zölibat eines katholischen Priesters gibt es gewisse qualitative Unterschiede.

Sind Nonnen "erfolgreicher" bei der Keuschheit?

Dennoch behaupten die Forscher, dass „Nonnen erfolgreicher“ bei der Keuschheit seien als Priester. So hätten 62 Prozent der männlichen das Gelübde gebrochen, während es „nur“ 49 Prozent der Nonnen waren, wie eine Studie von Murphy (1992) angeblich ergeben hat. Als wichtig sehen die Forscher dabei auch an, dass die Priester mehr Sexualpartner hatten als die Nonnen – was im Grund selbstverständlich ist, weil sie auch mehr Gelegenheit dazu haben als Klosterfrauen. Als krönender Abschluss wird dann noch bemerkt, dass es den Priester offenbar sehr um den Orgasmus ging, währen die Nonnen daran nur ein äußert spärliches Interesse hatten.

Das Beispiel eignet sich ausgezeichnet, um zu bewerten, was „Forschung“ auf diesem Gebiet wert ist – nämlich gar nichts. Selbst wenn die Studie noch andere „Beweise“ enthält – was bedeutet dies alles für unser Zusammenleben, für die Partnersuche und die Partnerwahl? Nützt es Männern, wenn ihnen ständig durch die Blume gesagt wird, im Grunde „sexgeile“ Geschöpfe zu sein? Und nützt es den Frauen, wenn man ihnen sagt, dass sie „leichter ohne sexuelle Erfüllung“ durchs Leben kommen?

Nein, nein, nein – Forscher sagen, dass sie uns wissenschaftliche Erkenntnisse bringen – und sie zementieren damit zugleich Vorurteile. Freilich sehen sie dies nicht ein – sie sind ja nach ihrem eigenen Verständnis selbstlose, edelmütige Forscher.

Doch falls es zutreffen sollte, dass Forscher mit ihrem Handeln Vorurteile zementieren, die über Rückkoppelungen wieder in die Volksmeinung eingehen, dann ist dies keine Forschung, sondern Manipulation. Wollen wir das? Ich glaube eher, dass wir es verhindern sollten.

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