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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Liebe in zweifelhafter Gesellschaft

Nur darstellen, was man zeigen dufte: Junges Liebespaar


Die Liebe ist in zweifelhafte Gesellschaft geraten. Waren es ursprünglich die Dichter und Denker, die zumeist einen Lobgesang auf die Liebe anstimmten, so ist es heute das eiskalte Auge der sogenannten „Wissenschaft“, die sich anschickt, die Liebe zu sezieren. Damit werden wir Liebende mehr und mehr unserer Macht beraubt, die Liebe zu definieren. Ich behaupte nicht, dies sei böse Absicht. Aber es ist dennoch eine Gefahr für die Liebenden, nämlich dann, wenn die gesellschaftlichen Kräfte diesen „Wissenschaftlern“ sklavisch die Füße küssen.

Lassen sie mich zunächst zitieren, wie die Liebe früher einmal gesehen wurde:

Liebe aber heißt auf Deutsch nichts anderes als jemandem von Herzen gütig und hold zu sein, und ihm alle Güte und Freundschaft anzubieten und zu zeigen.


Die erste zweifelhafte Spur zur Liebe wurde zweifelsohne von Dichtern gelegt, die ihren Gefühlen zum anderen Geschlecht Ausdruck verleihen wollten. Dabei hatten die Dichter der Vergangenheit das Problem, ihre Gefühle in Worte zu fassen, die „zulässig“ waren. Sie mussten den inneren Drang und die Wollust verbergen und damit die innere Triebfeder ihrer Dichtung verleugnen. In aller Kürze heißt es bei Schiller verherrlichend:

Oh zarte Sehnsucht, süßes Hoffen, der ersten Liebe goldne Zeit.


Gemeint war oft, was man nicht sagen dufte: Lust und Leidenschaft

Natürlich wusste jeder, der sie kannte, dass die Dichter, Musiker und Maler nicht „nur in zarter Sehnsucht“ schwelgten, sondern durchaus die „leidenschaftliche Liebe“ oder die „heiße Liebe“ im Sinn hatte. Verhüllend mussten sie deren Ort nicht in den Lenden, sondern im Herzen ansiedeln. Sonst wären sie zu sehr in die Nähe dessen gekommen, was der Zeitgeist als „Laster“ bezeichnete. Denn „oft kleiden sich des Lasters Triebe in die Gestalt erlaubter Liebe“.

Immerhin sorgten die Dichter dafür, der Liebe ein Gesicht zu geben. Fortan hatte man eine Vorstellung davon, wie die liebe lockt, verwirrt, bindet oder zerstört. Wer „zwischen den Zeilen“ lesen konnte, dem entging nicht, dass die Wollust und die Begierde die eigentliche Triebfeder der Liebeslust waren. So mag auch die in Deutschland so beliebte „romantische Liebe“ entstanden sein: Darin wird die Frau als Wesen beschrieben, das nach Liebe lüstet, aber die Triebe verleugnet. Insofern kann die gesamte „romantische“ Liebesliteratur von sanft-sinnlicher Romantik bis zum schwülstigen Romankitsch als „verhüllende Umschreibung des sexuellen Verlangens“ bezeichnet werden. Möglicherweise könnte man auch sagen: Es ist sinnlicher, eine Reise zu beschreiben, als die Ankunft am Ziel.

Bei Hofe war man nicht so zurückhaltend


Die Vereinnahmung der Liebe am Beispiel

Nicht nur die Dichter und Denker griffen in der Vergangenheit nach der Definitionsmacht über die Liebe: Auch Staat, Gesellschaft und Christentum taten alles, um den Begriff für sich zu vereinnahmen. Besonders nachhaltig ist dies bis heute der Sozialwissenschaft und dem Christentum gelungen. Ein typisches Beispiel dafür ist die Publikation „Das Ende der Liebe“ von Sven Hillenkamp. Merkwürdigerweise ist keinem der Kulturzaren deutscher Zeitungen aufgegangen, dass Hillenkamp den Begriff der Liebe zunächst vereinnahmen musste, um ihren Tod zu proklamieren. Seither gilt Hillenkamp als Robin Hood der Liebenden, obgleich unklar ist, ob er überhaupt ihre Partei einnimmt. In Wahrheit ist das Buch etwas ganz anderes: Eine freche Vereinnahmung der Liebe mit dem Vehikel, gegen einen kommerzialisierten Liebesbegriff zu wettern. Übrigens hatte das Buch außerhalb der Literatur-Szenerie keinerlei Einfluss auf die öffentliche Meinung. Ich verkenne dabei übrigens keinesfalls, dass die werbende Wirtschaft den Liebesbegriff ebenfalls vereinnahmt und verhunzt.

Die unseligen Teile des Christentums und ihre Nachwirkungen

Die unselige Rolle des Christentums bei der Vereinnahmung der Liebe dürfte bekannter sein. Die Männer dort versuchten, der Liebe ein neues Gesicht zu geben, indem die innige Liebe zweier Menschen zueinander abgewertet wurde, wählend man in stetiger Aufbauarbeit die Liebe als Ideologie heranzüchtete. Am Ende dieser Einflussnahme stand der Liebe das Laster gegenüber, und die Wollust (also der Geschlechtstrieb) wurde als „Todsünde“ deklariert. Die Ideologie, die dahinter steckt, wirkt bis heute nach.

Die Vereinnahmung der Liebe durch zweifelhafte Wissenschaftler

Gegenwärtig erleben wir eine Vereinnahmung der Liebe durch alle Arten von selbst ernannten Liebes-Experten. Das mag hingehen, solange es sich um selbstgefällige Spinner handelt. Aber darunter befinden sich Ärzte, Psychologen, Sexologen, Soziologen und Gehirnforscher, die allesamt im Volk einen besonderen Status haben und damit ein höheres Ansehen als andere. Inzwischen vergeht kaum noch ein Monat, indem nicht „neue Forschungsergebnisse“ vorgelegt werden oder irgendwelche angejahrten, schon damals weitgehend nutzlosen Bücher über die Liebe wieder neu aufgelegt wurden. All diese Autoren mögen außer Ruhmsucht, Selbstherrlichkeit und Broterwerb noch andere Motive haben, diese Bücher jetzt auf den Markt zu werfen. Aber jedes dieser Bücher schadet uns, den Liebenden, die bitte schön noch selbst definieren wollen, was Liebe ist.

Ich kann nur sagen: Es ist wirklich schade, dass wir uns dem Diktat der Elfenbeintürme, der Literaturkritik, den Kulturmagazinen und der listigen Geschäftsmacher in den Verlagshäusern unterwerfen. Manchmal denke ich, lesen bildet inzwischen nicht mehr, sondern es vernebelt die Hirne.

Zitate und Recherche nach Grimm "Deutsches Wörterbuch".
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