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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Geschenke und Liebe

Warum? Wann? Mit wem?
Geschenke und Liebe, Prostitution und "Gunstbezeugungen": Warum immer und überall über die Lüste verhandelt wird.

Wenn zwei Menschen zusammenkommen, beginnen sie als Erstes damit, die Konditionen Ihres Zusammenseins zu verhandeln. Sie staunen? Das soziale Leben der Menschen, insbesondere der Großstädter, verläuft weitgehend ungeregelt. Kommt man nun zusammen, so versucht man als Erstes, über die Konditionen zu verhandlen. „Trinken wir gerade da drüben ein Bier zusammen?“ „Ich trinke gerne etwas mit dir zusammen, aber für Bier ist es mir zu früh. Wie wäre es mit einer Tasse Kaffee?“ „Ja sicher - an der nächsten Straßenecke ist ein gutes Café.“

Verhandlungen über Lust und Sex

Auch die Intimität, die Lust und das Verlangen werden verhandelt. Ist es eine Begegnung zwischen einer ehrbaren Dame und einem dezent agierenden Herrn, so wird diese Kommunikation überwiegend über die verfügbaren Flirtmöglichkeiten verhandelt. Diese bestehen aus einem analogen (nonverbalen) Teil, also aus Blicken, Gesten und Berührungen und einem digitalen (verbalen) Teil, also aus dem „Flirt mit Worten“. Möglicherweise ist Ihnen bereits bekannt, dass ein „Flirt mit Worten“ eine Art Testverfahren für die erotischen Möglichkeiten eines Paares ist, und zwar unabhängig davon, ob es später zum „Vollzug“ kommt oder nicht.

Demgegenüber verläuft der Kontakt zwischen einer „einschlägigen“ Dame und einem einem als Kunden handelnden Herrn problemloser: Hier kauft das Geld den erotischen Vollzug.

Wäre das nun geklärt, so lohnt es sich, die „Grauzone“ anzusehen. Dabei ist mindestens einer der beiden Beteiligten unsicher, in welcher Rolle er agiert.

Wird Zuwendung erwartet?

Ist es die Frau, so erwartet sie mehr Zuwendung vom Mann, als er ihr beim Kennenlernen zukommen ließ. Möglicherweise will sie „hofiert“ werden, und in manchen Fällen sieht sie Geschenke als Beweise der Gunst. Hat das Geschenk den „Wert“, den sie sich vorstellt, so schenkt sie im Gegenzug Ihre Gunst, oder in vulgo: Sie geht mit ihm ins Bett.

Der Mann hingegen oft „in Erwartung einer Gunst“, ohne zu wissen oder zu prüfen, ob die Frau tatsächlich empfänglich für derartige Geschenke ist.

Früher üblich: Sex gegen opulente Einladungen

Diese „Geschäfte“ waren und sind oftmals Rituale. Gehen wir einmal ins 19. Jahrhundert zurück, so war es noch üblich, dass man eine Dame für den Gegenwert eines großen Abendessens ins Bett bat. (Zitat, (1)).

Ein bisschen gut berechnetes Liebesgeflüster, hin und wieder ein Abendessen in einem der gerade beleibten Restaurants … das empfanden junge, lebenshungrige Frauen schon als adäquaten Lohn für die von ihnen gewährte Gunst.


Das änderte sich auch bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht. Der Tausch „vollumfänglicher Sex gegen ein opulentes Abendessen in einem teuren Restaurant“ war so üblich, dass die aufkommende Frauenbewegung dringend davon abriet, den Mann die Restaurantrechnung bezahlen zu lassen. Es war die Zeit der „getrennten Kassen“: Jeder zahlte seinen Teil.

Abgesehen von den Ritualen, die ja auch etwas Skurriles haben: Wie kam eine Frau auf den Gedanken, dem Mann, der sie einlud, etwas „schuldig“ zu sein?

Die bürgerlich Welt mochte „Liebesbezeugungen“

Möglicherweise liegt der Schlüssel in der bürgerlichen Welt, deren „Moral“ ja nie ganz untergegangen ist. Das Bürgertum kennt die Liebe durch Liebesbezeugungen und Liebesbeweise, Geschenke und Zuwendungen. Dabei besteht der Brauch, ein Geschenk immer mit einem Gegengeschenk zu beantworten. Um Konflikte zu verhindern, lehrt man, dass man beim Wert der Geschenke zurückhaltend sein soll, sonst könne der Beschenkte in Bedrängnis kommen, wenn er selber schenken möchte. Das Schenken wird dadurch zu einem Ritual.

Jungen Frauen lehrt die Bürgermoral, sich nicht zu großzügig beschenken zu lassen, was sie oft in Konflikte führte. Einerseits sollten sie von den Männern erwarten, großzügig zu sein und der Frau Wünsche zu erfüllen, andererseits aber sollte sich die Frau dadurch „nicht verpflichtet“ fühlen, sich ihm sexuell hinzugeben. Der zweite Teil des Satzes „sich ihm sexuell hinzugeben“ sparte die bürgerliche Mutter aus. Sie sagte nur „du solltest dich nie so einladen lassen, dass du dich hernach verpflichtet fühlst.“

Hingabe gegen Geschenke – immer noch ein Ritual?

Wo die Moral endet und ab wann eine „Verpflichtung“ einsetzt, ist allerdings Auffassungssache. Manche Frauen fühlen sich auch heute noch „verpflichtet“, wenn sie zu einem schicken Essen beim Sternekoch eingeladen wurden, andere wieder fühlen sich niemals „verpflichtet“ ein Geschenk sofort mit einer „Gunst“ zu vergelten.

Wie es scheint, sind die bürgerlichen Schenk-Rituale in vielen modernen Menschen so verfestigt, dass sie damit ausgebeutet werden können. Der Rat: „Geschenke immer annehmen, aber sich niemals verpflichtet fühlen, ein Gegengeschenk zu machen“ scheint nicht auf sonderlich fruchtbaren Boden zu fallen. Aber ebenso wenig scheint der Rat zu nützen, „niemals zu schenken, um ein Gegengeschenk zu bekommen“ – jedenfalls nicht, wenn es um die Gunst einer Frau geht.

Ist es Prostitution, sich für Sex beschenken zu lassen?

Die Frage wäre natürlich auch, wann in diesem Zusammenhang Prostitution beginnt. Ein Kriterium für Prostitution ist ja, dass eine Zuwendung gleich welcher Art und in welcher Höhe fest mit der Gewährung von Geschlechtsverkehr verbunden ist. Diesen Verdacht versucht jede Frau zu vermeiden, die in der Grauzone zwischen einer „finanziell unterstützten Geliebten“ und einer Hure agiert. Das Thema ist in der heutigen Zeit durchaus wieder populär geworden, nachdem sich interessierte Personen bei Internet-Agenturen anmelden können, die klar darauf ausgerichtet sind, wohlhabende Männer mit willigen, bezahlten Geliebten zusammenzuführen.

(1) Zitiert aus: Gay, Peter, Innenansichten des 19. Jahrhunderts, Frankfurt am Main, 2002", zitiert nach: "Frühere Verhältnisse", Wien 2010.

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