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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Sexflaute und Sexualtherapie – Hoffnung oder Humbug?

sexualtherapie
sexualtherapie durch mutter erde?


Die Botschaft werden die meisten Paare gerne hören, deren Lust aufeinander mit den Jahren eingeschlafen ist: Sexualtherapie hat große Erfolge. Man sollte wissen, dass Sexualtherapie keine Paartherapie im Sinne der Psychotherapie ist: Sexualtherapie ist eine begrenzte Intervention, die sich lediglich auf die sexuelle Komponente der Paarbeziehung bezieht, währen Paartherapie das gesamte Verhalten des Paares beleuchtet.

Sexualtherapie kann sinnvoll sein - aber die Erfolge sind fragwürdig

Dennoch sind gewisse Zweifel angebracht. Erstaunlicherweise beziehen sich die Erfolgsquoten, mit denen Sexualtherapeuten gerne schmücken, auf recht alte Ergebungen. Die berühmten Sexualforscher Masters und Johnson gaben den Therapieerfolg noch mit stolzen 81 Prozent an, was verständlich ist, da diese Studie noch in den informationsarmen 1960er Jahren durchgeführt wurde – in der Folge sackten die Erfolge jedoch immer mehr ab, sodass sie heute mit immerhin noch guten 60 Prozent angegeben werden. Allerdings – und hier liegt der Knackpunkt – sind diese Zahlen mit überaus großer Vorsicht zu genießen, da es sich selten um Langzeitstudien gehandelt hat. Eine Qualitätssicherung von Behandlungen außerhalb der großen Studien ist völlig unbekannt, sodass für das Jahr 2010 jede Art von Prozentzahl für nachhaltige Erfolge reine Spekulation ist. Mit entsprechenden Redewendungen versuchen sich die Sexualtherapeuten dann auch aus ihren anfänglich guten Prognosen herauszureden: Mal ist die „Langzeitstabilität unzureichend“, dann wieder „scheint es so, als ob sich die sexuelle Zufriedenheit langfristig verbessere“, doch all diese Aussagen sind nicht viel wert, weil sie nicht durch Zahlen untermauert werden können – es gibt diese Zahlen einfach nicht. Schon die Voraussetzungen müssen optimal sein, wenn die Sexualtherapie gelingen soll:Der sozialökonomische Status muss stimmen, das Paar muss bereit sein, sich frühzeitig auf den Prozess einzulassen und es muss entsprechend motiviert sein.

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lockende brüste als sexualtherapie

Ist die Gier des modernen Menschen Schuld an der Misere?

Die Probleme, die viele Paare in diesem Jahrtausend, Jahrhundert und Jahrzehnt bewegen, könnten allerdings ganz anderer Natur sein: Wenn das klassische Repertoire von Dysfunktionen, Versagensängsten und erotischer Abnutzung einmal durchgekaut ist, bleibt immer noch die Frage, ob die Gier des modernen Menschen nach immer neuen sexuellen Sensationen nicht auch betrachtet werden müsste.

Trifft es vielleicht zu, dass wir durch die Unendlichkeit der Möglichkeiten zu „monströsen Geschlechtsmenschen“ geworden sind, wie ein moderner Autor, Sven Hillenkamp schreibt? Leiden wir tatsächlich unter Zwangsgrübelei, nicht nur bezüglich unserer Liebes- und Sexualpartnersuche, sondern auch bezüglich der Erfüllung unserer sexuellen Begierde? Sind wir einfach zu verwöhnt, haben wir zu hohe Erwartungen an Sex, Lust und Liebe? Ist das derzeit zu beobachtende Herumhüpfen in Seitensprüngen nicht ein Zeichen unserer lästigen Begierde, uns mit Sex zu betäuben, weil wir den Alltag unserer Ehen gar nicht mehr verantworten wollen? Ist es „Ex und hopp als Lebenshaltung“, dieses krampfhafte Suchen nach Neuem, das Wechseln der Partner, der Serienseitensprung? Mit anderen Worten: Lassen wir die Mediziner, Psychotherapeuten und Sexualtherapeuten an etwas herumschrauben, was gar nicht dauerhaft reparabel ist?

Sicher, das sind alles nur Fragen, und Antworten fallen schwer. Der Seitensprung, um ihn noch einmal zu strapazieren, wird zum kleinen Ausweg, zum Strohfeuer des Glücks – und auch er wird nach kurzer Zeit als abgestanden empfunden.

Vielleicht sollten wir uns einfach mal wieder daran erinnern, dass wir zu mehr angetreten sind als „Sex zu haben“, was wir auch einfach als „sich mit Sex betäuben“ definieren könnten.

Stabilisiert Sex wirklich die Beziehungen?

Der kritische, aber fröhliche Autor Dr. Ankowitsch sagt in seinem Buch „der kleine Seelenklempner“, es sei Blödsinn, dass Sex unsere Beziehung dauerhaft stabilisiere, und fährt fort: „Sex (kann) keine Beziehung stabilisieren, wenn er doch das Erste ist, was einer stabilen Beziehung zum Opfer fällt. Die instabile Beziehung bringt dauerhaft fröhlichen Sex hervor“. Das Problem dabei ist lediglich: Ehen und feste Partnerschaften sind eben keine instabilen Beziehungen, sondern durch Kultur und Rechtsbrauch festgelegte Verträge auf Lebenszeit.

Freilich kann man instabile oder auch labile Beziehungen führen. Die Lust auf die Geliebte, die man alle 14 Tage nur zum Vergnügen sieht, vergeht nicht so schnell wie die Lust auf die Partnerin, die man möglicherweise bis zu 24 Stunden am Tag erlebt – und mit der man außer Freud eben auch Leid teilt.

Es scheint, als hätten wir alle unsere sogenannten Ansprüche für die Ehe zu hoch gehängt: Die Liebe muss ständig neu gewonnen werden, die Erotik will ebenso beständig neu erschaffen werden, und der Sex kann ab und an neu befeuert werden – aber dennoch verändern sich Liebe, Erotik und Sex, und je weniger wir davon erwarten, umso weniger werden wir auf Dauer enttäuscht – ach ja, und noch etwas: Leben ist auch Erwerbstätigkeit. Wer seinen Partner mit Sexansprüchen, Sexforderungen und Sexvorwürfen quält, setzt auch seine berufliche Leistungsfähigkeit herab, und dies ist dann erst recht ein Grund, das kleinere Übel zu wählen: die dauerhafte Trennung.

Zitate aus: Sven Hillenkamp, "Das Ende der Liebe", Dr. Akowitschs Kleiner Seelenklempner", die "günstige Prognose" aus der Apothekenumschau, weitere Zahlen und Fakten aus "Sexualmedizin" (Beier/Bosisnski/Loewit).

Foto (Titel) © 2009 by egor gribanov
Foto (Mitte) © 2009 by NeoGaBox

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