Pegging: die frivole Sexpraktik mit dem größten Wachstum
Pegging - eine Herausforderung
Wie kommt der Mann dazu, sich durch "Pegging" verwöhnen zu lassen?
Kommen wir mal zu den Männer, die ja bezichtigt werden, ein gewisses Unterleibsorgan überall dort hineinzustecken, wo sie im weiblichen Körper eine Öffnung finden. Deren gibt es bekanntlich drei, und mindestens zwei, so sagen viele Moralisten unisono, seien dafür ungeeignet. Da fragt sich dann aber: Woher kommt eigentlich dieser stille, heimliche und auf den ersten Blick erschreckende Boom der Männerwelt, sich von einer Frau … nun ja, anal verwöhnen oder bestrafen zu lassen, je nach Sichtweise? Nein, Männer reden nicht darüber, und nein, Frauen, die solche Männer kennen und „es“ mit ihnen tun, erst recht nicht. Das Thema heißt, je nach Gusto: Strap-On-Sex, Strapon-Sex, Pegging (wie hier) oder gar „BOB“.
Nein, nein, das ist nicht „Porno pur“, das sind Serien, Filmkomödien und Liebesgeschichten. Inzwischen ist der Slangausdruck „to peg a man“ (sinngemäß etwa „einen Mann zu pfählen“) schon in „To peg or not to peg, that’s the Question“ umgewandelt worden. (In „Broad City“ zum Beispiel). Und die Sex-Spielzeug-Hersteller wissen sowieso längst, dass die Vorliebe der Männer, sich anal mit einem Dildo verführen zu lassen, stark zugenommen hat. Schließlich vertreiben sie die dafür notwendigen Produkte, die nicht immer wirkungsgleich mit den „Sextoys“ der Damen sind. Entsprechende Produkte, so ein namhafter Hersteller, hätten von 2014 auf 2015 „um 200 Prozent“ zugenommen. Branchenkenner beobachten seit Jahren, dass die Preise für entsprechende „Strap-On-Gürtel“, ursprünglich sehr teure und hochwertige Produkte für eher professionellen Gebrauch, heute auf Ramschniveau fallen. Der Grund liegt allerdings nicht ausschließlich in der Massenproduktion, sondern auch im Verlust der Qualität. Odere anders ausgedrückt: Es muss nicht immer hochwertiges Leder sein, und der Tragekomfort spielt auch keine so große Rolle, wenn man das Umschnall-Geschirr nur alle Jubeljahr verwendet.
Ja, und nun? Sind die Männer alle plötzlich analgeil geworden? Sind es Weichlinge, oder gar „Kryptoschwule“?
Anal ist stets ein Akt der Selbstüberwindung - bei beiden Geschlechtern
Kaum. Denn sich anal „nehmen“ zu lassen, ist zunächst für Frau und Mann ein Akt der Selbstüberwindung. Das „Ausgeliefertsein“ oder die „Erniedrigung“ kommt stets vor dem Vergnügen oder dem Empfang der Strafe – beides ist möglich.
In jedem Fall ist das „Pegging“ eine Art von Rollenwechsel, und die kommt vielen Beziehungen entgegen. Mal sexuell dominant und mal unterwürfig zu sein – das nützt in jedem Fall dem Selbstbewusstsein der Frau, und auch mancher Mann findet es herrlich, sich einfach mal hingeben zu dürfen. Schwierigkeiten haben damit schon eher Ehefrauen und Freundinnen. Einen Dildo in einem Geschirr am Becken wie einen Penis zu tragen? Die Bewegungen so auszuführen, wie es ein Mann tut? Ziemlich viel Kraft aufzuwenden, damit das „Ding“ auch hineingeht? Und … wie ist es mit der eignen Befriedigung? Und letztlich zum ganz Schlimmen: Ist der Freund oder Lover heimlich bisexuell oder gar schwul?
Eigenartige Gefühle bei Frau und Mann
„Das erste Mal“, so sagen viele Frauen, hätten sie es unerhört gefunden, wenn der Mann einen solchen Wunsch geäußert hätte, doch nach und nach hätten sie durchaus gefallen daran gefunden, die Macht auszukosten, die ihnen dadurch zufließt. Manchmal sei es einfach auch ein Deal gewesen: Wenn du es bei mir willst, dann musst du es auch bei dir ertragen.
Männer lernen jedenfalls viel über sich selbst, während sie anal penetriert werden – gleich, ob sie es als Lust oder Strafe empfinden. Denn ein Mann kann bekanntlich nicht empfinden, was eine Frau fühlt, die vaginal penetriert wird – aber anal penetriert zu werden, ist teilbar. Und dabei stellt sich dann heraus, wie viel Vorbereitung der Mann benötigt, bis er sich wirklich dem Vergnügen öffnet.
Lust, Herausforderung oder Strafe für den Mann?
Je nachdem, wie und in welcher Situation Pegging am Mann angewendet wird, kann es für ihn eine Lust, eine Herausforderung oder eine Strafe sein. Sinnliche Männer suchen die Lust und finden dabei oft überraschende Orgasmen. Mutige Männer wollen zeigen, dass sie sich vor nichts fürchten und sie erleben dabei meist mehr, als sie erwartet hatten. Und Männer, die damit gestraft werden wollen, sind sexuell einfach restlos unterwürfigen ziehen ihren Gewinn daraus, dass sie es sein dürfen.
Manche Frauen lieben es, den Boss beim Sex zu spielen – auch ohne eigenen Lustgenuss. Manche Frauen hassen allein den Gedanken, den Hintereingang eines Mannes überhaupt nur zu berühren. Und wieder sind mental davon völlig überfordert, weil sie bei „anal“ an „schwul“ denken.
Doch wie sagt man im Vereinigten Königreich? Was gut für die Gans ist, ist auch gut für den Ganter. Es schient, dass derzeit vielen Gantern die Federn gerupft werden.
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