Die verzweifelte Suche nach schrägen Lüsten lohnt sich nicht
Man sollte der Lust nicht nachrennen, die schwer zu erreichen ist
Wir schreiben nicht über unsere eigenen Gelüste
Das Interessante daran ist aber, dass sie unsere Redakteure mit den Inhalten in Verbindung bringen – heißt: Wer über Bisexualität schreibt, muss ja wohl „Bi“ sein, wer über Feminisierung schreibt, muss wohl im Herzen (und sogar im Leben) eine „Sissy“ sein.
Im Grunde sollte jeder wissen: Redakteure sind Menschen, die nicht über die eigenen Gelüste schreiben, sondern die Lüste anderer beobachten. Und weil das so ist, können wir uns bis zu einem gewissen Grad in die Personen hineinversetzen, die wir nicht sind. Und das ist wirklich alles.
Das Handwerk der Redakteure
Und wie es offenbar ganz schwer zu verstehen ist, was Redakteure auf dem Glatteis der Erotik wirklich tun, will ich es einmal erläutern:
Wir halten Abstand zu unseren Themen, das heißt, wie applaudieren niemandem, weil er anders ist und wir pfeifen niemanden aus, weil er so ist. Wir sehen einfach, wie er (sie) ist und welche Gelüste ihn (oder sie) antreiben. Vor allem aber versuchen wir, etwas zu verstehen und für andere verständlich zu machen. Das ist Handwerk, und sonst gar nichts.
Wir fallen nicht ein in eure Sehnsüchte - wir beschreiben sie nur
Was wir nicht tun, ist in die Sucht oder eine verzweifelte Suche nach Lust und Liebe einzufallen und sie zu unserer Sache zu machen. Wenn wir beispielsweise über „Cuckoldig“ schreiben, dann verwenden wir nicht die Sprache derjenigen, die daraus eine Philosophie machen wollen. Schreiben wir über „Feminisierung“ oder „Disziplin“, dann denken wir nicht in den Kategorien von verzweifelten Männern, die nach einer Freundin lechzen, die dies goutiert.
Wir behandeln also – und dafür werden wir nicht selten angegriffen – das Ungewöhnliche wie das Gewöhnliche. Im Grunde ist es doch völlig gleichgültig, ob wir darüber schreiben, wie eine Frau Ihren Ehemann dazu bringen kann, Cunnilingus an ihr auszuüben oder wie sie ihn in Fesselspiele verwickeln kann. Und es ist wirklich nicht unser Thema, ob dies immer auf „Augenhöhe“ erfolgen muss und wie man dabei „Gerechtigkeit“ praktizieren kann. Und schon gar nicht, wie es sich anfühlt, mit Scheuklappen hinter einer sexuellen Praxis herzulaufen.
Vielfältige Quellen helfen uns
Ich denke, es wäre schön, wenn Sie das einfach mal akzeptieren würden. Etwas 50 Prozent von dem, was wir schreiben, haben wir sorgfältig aus Foren, Blogs oder anderen Berichten der betroffenen Personen entnommen. Wir lesen auf Deutsch und auf Englisch, und so haben wir eine breitere Basis als andere, denen nur deutsche Quellen offenstehen.
Wie der Markt bei Lust und Liebe funktioniert
Ein letztes Wort zum „Markt“: Alles, was verzweifelt gesucht wird, ist teuer, und je verzweifelter Sie danach suchen, umso teurer wird es und umso weniger Chancen haben Sie, dass Ihre Wünsche aus Lust, Lieb oder Leidenschaft erfüllt werden. Das gilt keinesfalls nur für „schräge Lüste“, sondern für alle, die Partner mit besonderen Eigenschaften suchen.
Wenn Sie sich daran orientieren, dann haben Sie den ersten Schritt getan, die Dinge so zu sehen, wie unser Redaktion sie sieht: überwiegend nüchtern, pragmatisch und mit kühlem Kopf.
Bild: Alter englischer Kupferstich, rechts im Original.
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