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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Geht die sexuelle Orientierung flöten?



Junge Menschen haben viele Probleme, und die Aufnahme sexueller Beziehungen ist ein so überwältigendes Neuland, dass man sich als Erwachsener verinnerlichen sollte, wie groß der Drang nach dem Wissen über sexuelle Belange ist. Nun drehen sich die Probleme der Mädchen und Jungen nicht nur um das berühmte „erste Mal“, sondern auch um das „Frau sein“ oder „Mann sein“. Beratungsstellen wissen: Viele Jugendliche beschäftigt in der Pubertät „die Angst, nicht so zu sein wie die Anderen - egal ob in Bezug auf körperliche Entwicklung oder sexuelle Orientierung“.

In meiner Jugend war die „sexuelle Orientierung“ so wichtig, dass jeder 13-jährige junge Mann von Großeltern und Tanten gefragt wurde, ob er denn „schon eine kleine Freundin habe“. Hatte er eine, war es gut – dann war er nicht schwul – andernfalls beobachtet man ihn weiter, und sagte schulterklopfend „na, du hast ja noch ein bisschen Zeit“. Da es gefährlich war, „schwul“ zu sein (die Aufnahme von sexuellen Beziehungen stand bei männlichen Homosexuellen unter Strafe) bemühte man sich, niemanden als „homosexuell“ hinzustellen. Männer, die nicht heirateten, waren eben „Spätentwickler oder „ewige Junggesellen“. Homosexuelle Frauen verachtete man, ließ sie aber machen, was sie wollten. Vor der großen Frauenemanzipationswelle gegen 1970 fristeten sie ein Schattendasein und fanden einander überwiegend in als „einschlägig“ bekannten Lokalen.

Offener umgehen mit der sexuellen Orientierung

Inzwischen leben wir in einer Zeit, in der vor allem die harte Kruste von der sexuellen Orientierung abgeplatzt ist: Heteros sind nicht mehr „betont“ hetero, und Homosexuelle (weibliche und männliche) sind nicht mehr „erkennbar schwul“. Der Unterschied zwischen den „weiblichen“ und „männlichen“ Teilen in homosexuellen Beziehungen hat sich deutlich verändert und beruht weitaus mehr auf „Erwachsenenverhalten“ als auf „Geschlechterrollen“. Selbst das Äußere hat sich verändert: Bei Männern bevorzugen heute moderne urbane Heteros und Homos die gleiche schicke Bekleidung, und bei den Frauen kommen durchaus Stilettos und Lippenstift zum Einsatz. Der „Modellcharakter“ – hier „Butch“ dort „Femme“ wurde weitgehend nivelliert.

Bi-Neugierig zu sein wird immer populärer

Der Wandel in der sexuellen Orientierung wird besonders bei Frauen deutlich: Immer mehr Frauen bezeichnen sich als „überwiegend hetero“. Der Liebeszeitung liegend darüber leider keine genauen Zahlen vor, und unsere Skepsis gegenüber der Demoskopie dürfte ja bekannt sein. Doch entnehmen wir aus zahlreichen Frauenzeitschriften, dass sich das Modell einer „Vollfrau“ deutlich verändert hat: Frauen lieben sich erstens selbst, zweitens Männer und drittes auch dann und wann eine Frau – sowohl emotional wie auch physisch. Würde man nun die Träume hinzufügen, so würde der Stellenwert lesbischer Wünsche steil nach oben zeigen: Bi-Neugierde ist eines der Reizthemen vieler Frauenzeitschriften, doch nicht nur das: Viele Frauen gelten als verführbar – und sei es nur zum Naschen an ein bisschen Bisexualität.

Männer stehen keinesfalls wie die Felsen in der Brandung. Sie sind aber besser geschützt, weil sie einander deutlich seltener körperlich in zärtlicher Absicht berühren. Auch der psychische Widerstand gegen geschlechtliche Kontakte von Mann zu Mann ist stärker ausgeprägt. Selbst bekennende Bi-Männer sagen oft, dass es sie zunächst Überwindung kosten würde, mit einem Mann intim zu werden, während sie dies bei Frauen nicht so empfinden.

Was ist da gerade los? Sodom und Gomorrha?

Nein, keinesfalls – es ist eigentlich gar nichts los, außer, dass wir im 21. Jahrhundert leben und die Frage nach der sexuellen Orientierung zwangslos diskutiert werden kann. Denn Menschen waren vor 100 oder gar 200 Jahren keinesfalls anders als heute – sie mussten ihre Leidenschaften nur im Verborgenen leben. Vor etwa 100 Jahren versuchten Forscher vehement, heterosexuelle Menschen in ein Kästchen zu packen und ihnen das Etikett „eindeutig sexuell korrekt orientiert und gesund“ aufzupeppen, was schon damals nicht unumstritten war. Doch es entsprach einer Wissenschaftsrichtung, die dem bürgerlichen Zeitgeschmack eher verpflichtet war als der Wahrheitsfindung. Krafft-Ebing mag als Name dafür einstehen.

Sexuelle Orientierung - Wechsel durchaus möglich

Heute wissen wir, dass vor allem Frauen, vereinzelt aber auch Männer, ihre Vorlieben mal mehr nach der einen, mal nach der anderen Richtung ausleben. Hinzu kommt noch ein Phänomen, das man früher niemals für möglich gehalten hätte: Sexuelle Gunstbeweise zwischen Frauen dienen auch bereits als Karrierediesel – noch selten, aber es kommt vor. Schließlich kommt noch ein weiterer Umstand dazu, der noch vor 30 Jahren als völlig absurd gegolten hätte: Frauen können zwischen Sex und Liebe trennen – alleine dieser Umstand eröffnete den Frauen den Zugang zum sexuellen Abenteuer – mit Frauen, Männern und Paaren.

Eigentlich unlogisch, warum die angeblich sexbesessenen und liebesunfähigen Männer nicht längst auf die Idee gekommen sind, sich für andere Männer und Paare zu interessieren. Aber es scheint so zu sein, dass die innere Abwehr zumeist stärker ist als die Begierde.

Die sexuelle Orientierung bleibt also – sie öffnet sich nur dann und wann.

Das Zitat über die Jugendfragen wurde diesem Artikel über einen Beratungs-Chat entnommen.

Titelbild © 2009 by shynancy

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