Der ungeheure Aufwand, „Poly“ zu lieben
Wenn schon, dann müssen einige Voraussetzungen stimmen. Diese einfache Tatsache wird zumeist von der „Bewegung“ der „Mehrfachliebenden“ verschwiegen.
Viele Voraussetzungen - doch werden sie auch eingehalten?
Neben wirtschaftlicher Unabhängigkeit aller Personen, die daran beteiligt sind, wirklicher Gleichheit und bester emotionaler Stabilität ist es vor allem die Kommunikation, die ständig „über kreuz und über quer“ aufgenommen und fortgeführt werden muss, wie Susanne Kohts im Brigitte-Interview richtig anmerkt:
So eine "Triade" ist oft emotional und kommunikativ herausfordernd, weil man sich immer wieder neu abstimmen muss. Man braucht regelmäßig Updates mit sich selbst und den anderen: Wie geht es mir gerade, wo gehen wir weiter, wo nicht?
Das heißt: es ist selten oder gar nicht in Ordnung, nur einmal abzusprechen, was geht und was nicht. Wer „anders leben“ will, muss dies ständig mit den Menschen absprechen, mit denen sie/er zu leben beabsichtigt. In eine „polyamorische“ Beziehung einzutreten, heißt also nicht, sich den Gegebenheiten einer Geheimgesellschaft unterzuordnen, sondern darüber zu verhandeln, was für jeden der Beteiligten „geht“ und „was nicht geht“.
Keine Frage – das ist nicht einfach zu ertragen, denn außer dem Beruf und möglichen anderen Lebensaufgaben, die schwer genug zu bewältigen sind, kommt noch etwa hinzu: Der Aufwand, sich ständig über die eigenen Emotionen wie auch über die Emotionen der anderen klar zu werden.
Schöne neue Welt? Hölle mit permanenter Nabelschau? Ich weiß nur so viel: Schon mit sich selbst ständig „einig“ zu sein, erfordert Kraft – sich mit einem Partner und sich selbst einig zu werden, erfordert die doppelte Kraft, aber man bekommt auch etwas zurück. Ob sich der Aufwand mit der Einbeziehung jeder weiteren Person potenziert? Ich weiß es nicht. Aber ich könnte mir vorstellen, dass sich das Glück dadurch nicht beliebig vermehren lässt.
(1) Am Anfang steht meist ein festes Paar.
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