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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Weiblich geführte Beziehungen - wie ein Begriff aufkam und versank

Was würdest du für ein Leckerli tun?
Die „weiblich geführte Beziehung“, englisch auch „Female Led Relationship“ genannt, war lange Zeit ein Lieblingsthema bestimmter Blogs.

Was ist FLR aus der Sicht der Autoren?

Worum ging es dabei? Moderat ausgedrückt, wollen es die Protagonistinnen so sehen (1):

Eine Form des Zusammenlebens zwischen Mann und Frau, in der die Frau die Gestaltungshoheit über zentrale Punkte der Partnerschaft an sich und das Ausleben der gemeinsamen Sexualität hat.

Diese verklausulierte Definition verschweigt, dass es im Wesentlichen darum ging, den Mann über seine ungestüme Sexualität zu beherrschen, oder in verkürzter Form (2).

Hast du den Mann beim Schwanz, hast du ihn ganz.

Dabei wurden Methoden propagiert, die bereits bewährt waren. Zunächst wurde der Preis für den Geschlechtsakt schrittweise erhöht: Die Frau machte den Zugang zu ihren Genitalien vom Wohlverhalten des Mannes abhängig, oder einfach: Sie ließ ihn nur noch „ran“, wenn er brav war. Sodann wurden andere Strafen oder Einschränkungen der Freiheit eingeführt, die den Mann ans Haus banden. Schließlich wurden „Keuschheitsgeschirre“ für Männer propagiert, die zufällige Erektionen, Masturbation und Fremdgehen verhindern sollten. Zusätzlich wurde angeregt, Männer auf unterschidliche Arten zu bestrafen, wenn das Lockmittel „Muschigenuss“ nicht mehr zur Disziplinierung ausreichte.

Keuschhaltung und andere FLR-Mythen

Den moderaten Erklärungspfad verlassend, schreibt beispielsweise VICE (3), was tatsächlich dahintersteht: Eine Beziehung, die durch BDSM-Ideologie geprägt wird:

Bei Nichteinhalten der vereinbarten Regeln und Pflichten ist zum Beispiel körperliche Züchtigung wie etwa Spanking, aber auch Keuschhaltung, Orgasmus-Kontrolle … oder die Verweigerung von Geschlechtsverkehr bei gleichzeitiger Einforderung sexueller Dienstleistungen seitens der Frau denkbar.

Mit der „Keuschhaltung“ des Mannes wurde mancher weibliche Nerv getroffen und manche dominante Fantasie freigesetzt – vor allem aber witterten die Hersteller „männlicher Keuschheitsgeschirre“ Morgenluft. Sie wurden massenhaft hergestellt, bestanden aus billigem Kunststoff, und wurden damals zu horrend hohen Preisen verkauft. Heute sind sie eher preiswert (etwa 12 Euro) und werden auch außerhalb von FLR-Beziehungen als Sex-Toys eingesetzt.

Lexika halten dne Begriff "FLR" für willkürlich

Männliche Untewerfuings-Fantasien sind keine Realitäten
Die offiziellen Lexika, unter anderem sogar Wikipedia, haben die einseitigen und ideologisch geprägten Definitionen längst aufgegeben. Wer im deutschen Wikipedia nach der „FLR“ sucht landet bei der „Female Supremacy“, abgekürzt „Femdom“, und ist damit bereits mitten in der BDSM-Szene. Im englischen Wikipedia kommt man über einen Zwischenschritt zu „Interpersonellen Beziehungen“ und damit weit ab von der Ideologie. Das von der Liebeszeitung betriebene „Lexikon der Lust“ deckte schon früh die Manipulation auf, die sich hinter dem Wort FLR verbirgt.

Die Hersrchaft durch Manipulation und "Machtumkehrung"

Kommen wir zum Kern: Das Gerede über „weiblich geführte Beziehungen“ ist schon deshalb zurückgegangen, weil Frauen heute nicht mehr durch Manipulation herrschen, sondern durch die eigene Macht, das eigene Einkommen und ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Die „Umkehr der Macht“, die am Anfang mit Blick auf die Emanzipationsbewegung behauptet wurde, ist daher weitgehend uninteressant geworden. Wer die Beziehung auf welchen Teilgebieten führt, ist immer noch problematisch, wird aber meist zwischen den Partnern verhandelt.

Menschen herrschen auch jenseits von Manipulation

Trifft eine Frau auf einen eher unterwürfigen Mann, so wird sie ihre Macht auch ohne Manipulation und andere Hilfsmittel nutzen, um die eignen Interessen in den Vordergrund zu rücken. Das Gleiche trifft auch zu, wenn eine machtvolle Frau mit einer eher unterwürfigen Partnerin zusammenlebt.

Zweifel am Charakter der Frauen, die Sex gegen Wohlverhalten tauschen

Man kann durchaus sagen, dass eine Frau, die sexuelle und andere erotische Gefälligkeiten unmittelbar von Gegenleistungen abhängig macht, den Charakter einer Prostituierten hat. Selbst in Beziehungen, die deutlich „weiblich geführt“ werden, gilt dies als unseriös.

Das Fazit: FLR ist eine Idelogie - und manchmal ein Wunschtraum

Und insofern ist die „FLR“ heute eher ein Männertraum, der in Masturbationsfantasien gelebt wird, als die Realität, unter der Menschen tatsächlich leben wollen.

Was bleibt, ist dies: Der eher unterwürfige Mann, der eine schöne, begehrenswerte und in jeder Hinsicht erfolgreiche Frau hat, wird eher zurückstecken als eine Scheidung riskieren. Aber das hat im Grunde nichts mit einer „FLR“ zu tun.

(1) Steinhaus, Blog und Buch, auch in VICE.
(2) van Leuwen
(3) VICE

Bilder
Oben: aus "Die Prizessin Sonia" von Anonymous, ca. 1930.
Mitte: Lider konnte ich keine Quelle feststellen.

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