Liebespfand und Liebesbeweis – noch aktuell?
das einzige offizielle liebespfand - der verlobungsring
Manche Wörter verschwinden einfach wieder aus der Sprache, andere werden gelegentlich wiederbelebt und verschwinden erneut. So ergeht es auch Begriffen aus dem Bereich der Liebe.
Die Liebe selbst ist ja ein Wort, das einem ziemlichen Wandel unterworfen ist: Mal steht es für die Treue und Freundschaft unter Männern und wird für die Lust an der Frau gar nicht verwendet, dann wieder bezeichnet es fast ausschließlich die Liebe zur Frau, und letztendlich ist das Wort „Liebe“ in vielen Varianten auch ein Synonym für „Sex“.
Der Liebesbeweis - vom Petting bis zur gewagten Mutprobe
Ein Wort, das solche Wandlungen durchmachte, ist der Liebesbeweis. Einst geschaffen, um den Beweis der Freundesliebe zu dokumentieren, ist es heute zu einem Wort der Teenager-Foren geworden. Eigentlich ist das ganz klar: Nur wer sehr jung oder betont naiv ist, glaubt, dass die Liebe Beweise braucht, und nur, wer durchtrieben ist, fordert solche „Beweise“.
Bis in die späten 1960er Jahre galt zum Beispiel unter Teenagern das berühmte „Petting“ als Liebesbeweis – erlaubte eine Frau gar den Geschlechtsverkehr, so galt dies schon als extrem Liebesbeweis. Je durchtriebener die Fordernden waren (und auch heute noch sind) umso gefährlicher oder teurer werden die „Liebesbeweise“. Für manche Frauen ist es eine innere Genugtuung, Männer mit der Forderung nach Liebesbeweisen in Form von Mutproben zu ködern, nur um herauszufinden, ob sie es wirklich tun würden. Das „Liebespfand“, also die versprochene erotische Vergünstigung, wird dabei dann am Ende oft nicht einmal eingelöst. Das Spiel funktioniert natürlich umso besser, je ungewöhnlicher die Liebes-Dienstleistung ist, die die Dame versprochen hat. Im Internet gibt es darüber hinaus zahllose Frauen, die unbestimmte erotische Dienstleistungen gegen „Liebesbeweise“ in Form von Geschenken anbieten. Auch dabei geht es darum, diese Leistungen niemals zu erbringen, die Geschenke aber anzunehmen. Das Verfahren wendet sich an typische männliche „Verlierer“, die in der einschlägigen Werbung auch deutlich angesprochen werden.
Wer seriöse und sichere Beziehungen zu Frauen sucht oder sich gar ein Date wünscht, ist hier natürlich völlig auf dem Holzwege, dennoch schaffen es diese Frauen immer wieder, mit der Salamitaktik Männer an sich zu ziehen und von ihren Versprechungen abhängig zu machen.
Das einzige echte Liebespfand: Der Verlobungsring
Die wirkliche Liebe zwischen Frau und Mann bedarf jedoch keines Beweises, und die Geschenke aus Liebe, die man einander gibt, sollten daher eher persönlich und einmalig sein statt teuer und überall gegen Geld verfügbar. In angelsächsischen Ländern gibt es einen wundervollen Brauch des Liebesbeweises, der zugleich Liebespfand ist: der Verlobungsring als Schmuckring.
Dieses Liebespfand wird in der Regel innerhalb einer einmaligen, persönlichen Zeremonie übergeben, die das ganze Spektrum der romantischen Liebe widerspiegelt: Man sucht einen besondern Ort aus, an dem die Übergabe stattfindet, und es ist üblich, dass der Mann dabei auf die Knie geht, um seiner Geliebten die Ehe zu versprechen.
Der romantische Hintergrund des Liebespfands
Das Liebespfand hatte stets einen durchaus romantischen Hintergrund. Wer über große Mittel verfügte, gab in alter Zeit schon einmal einen wertvollen Diamantring als Zeichen der Liebe, wer hingegen arm, jung und romantisch war, erbat sich eine Locke vom Haupthaar der Geliebten oder schenkte ihr eine gepresste Blume. Je nachdem, wie das Verhältnis beider zueinander war, konnte man den das Liebespfand als Zeichen der Hingabe aneinander oder auch als indirekte Bezahlung von Liebesdiensten werten.
Das Liebespfand in der Schmuddelerotik
Das Liebespfand geriet nach und nach in Vergessenheit. Für die heutigen Menschen und ihre Partnersuche ist das romantische Liebespfand überflüssig geworden, weil man ja jederzeit überall erreichbar ist. Immerhin ist es allerdings möglich, dass inzwischen das eine oder andere neue Liebespfand entstanden ist: Im Bereich der Schmuddelerotik sind es Kleidungsstücke, die man als Fetische ansehen könnte, und im Bereich der Teenageraffären ist es das sogenannte „sexting“, bei dem die jungen Frauen mehr oder weniger frivole Fotos an ihre jugendlichen Liebhaber schicken.
So ist der einst mit edler Gesinnung besetzte Begriff „Liebespfand“ heute zu einem abgedroschenen, unwürdigen und ganz und gar nicht liebevoll besetzten Begriff geworden. Ob es schade ist? Ich meine es ist gut so. Das Liebespfand gehört nicht in diese Welt, sondern in vergangene Zeiten, in denen es oft das einzige Stück war, das die Liebe symbolisch sichern konnte. – denn eine andere Form der Sicherheit gab es damals nicht.
Bild © 2009 by sinksanctity (Elizabeth Moorehead)
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