Dating – keine Lust an der Lust?
Unserem Autor gefällt nicht, wie „etepetete“ viele Partnersuchende mit der Lust umgehen. Gehört Lust nicht zum Leben wie Essen und Trinken? Und warum geht man eigentlich zu Dates, wenn sie einem sowieso keine Freude bereiten?
Wenn man Dating-Hinweise aufschlägt, gleich, ob online oder offline, fühlt man sich in „Frau Irenes“ Beratungsspalten der 1950er Jahre hineinversetzt: alles traditionell, alles etepetete, alles ein bisschen hölzern. Frau X., jung, schön und liebevoll sucht ernsthaft nach Ihrem Partner, Herrn Y. gestandene Persönlichkeit mit Zukunft und Zeugungsfähigkeit. Das Neue ist, dass sie sich online kennenlernen, aber dann gehen Sie erst einmal zum Dinner: er mit Anzug und Krawatte, gediegen und mit dem Wissen ausgestattet, welche Gabel man zuerst benutzt, sie stilvoll geschminkt, mit nicht zu großem Ausschnitt und ohne Push-up-BH. Die Unterhaltung läuft stilvoll und unverbindlich wie bei Loriot – man sagt sich so gut wie gar nichts, verwendet aber viele Worte. Beide trinken mäßig, damit sie ihre Selbstkontrolle nicht verlieren, und am Ende zahlt der Herr und verabschiedet sich höflich. Je nach Märchenstunde muss „er“ oder „sie“ dann wieder anrufen, falls es zum zweiten Date kommen soll.
Keine Freude, keine Lust, keine Begierde?
Offenbar haben diese Leute nie von Freude, Lust, Liebe und Begierde gehört. Denn Dating in Europa heißt gar nichts anderes als: „Lass uns zusammenkommen und mal gucken, was geht.“ Jedes weitere Wort wäre zu viel. Ob am Ende eine holprige halbe Stunde, ein nettes Gespräch bis Mitternacht, eine Liebesnacht, eine Sechsmonatsbeziehung oder eine Ehe herauskommt, kann überhaupt nicht vorausgesagt werden.
Warum darf man sich eigentlich nicht enthemmen?
Was wäre das Leben eigentlich, ohne sich frei, herzlich und gelegentlich auch wahrhaftig unverschämt unterhalten zu können? Warum sollte man ausgerechnet beim Essen, diesem sinnlichen Genuss, zurückhaltend sein? Wenn man schon zu zweit ist und sich kennenlernen will, warum soll man sich dann nicht bis zu einem gewissen Grad enthemmen? Ja, und was soll eigentlich ein heutiges Blind-Date-Paar daran hindern, nach dem Date keck ins Bett zu hüpfen und schaurig-schöne Lustschreie auszustoßen?
Offenbar haben einige Partnersuchende, aber auch etliche Fachleute nicht verstanden, dass es beim Dating nicht um einen technisch-psychologischen Partnerauswahlprozess geht, der durch Artigkeiten und Präzision in den Aussagen untermauert werden soll. Nein, es geht um das Gleiche, wie sonst auch: um Liebe, Lust und Leidenschaft, die am Ende dann vielleicht zur dauerhaften Beziehung oder zur Ehe wird.
Keine Lust - nicht mal zum Date?
Dazu passt, dass zwei Drittel der deutschen Singles offenbar gar keine Lust zum Dating haben – aber ist es nicht gerade die Lust, die uns wirklich interessant macht? Glauben Sie wirklich, dass ein glückliches Paar sich in späteren Jahren dadurch auszeichnet, dass man Persönlichkeitsmerkmale gegeneinanderstellt und die gemeinsame erreichbare Rente ausrechnet?
Wo bitte, bleibt die Lust an der Lust?
Eine Dame, die mir nicht sehr zugetan ist, hat vor einiger Zeit einmal geschrieben, die Männer würden nie sagen, worauf sie eigentlich wirklich hinauswollen. Natürlich sagen sie es nicht, warum auch? Sagen die jungen Frauen etwa, dass sie sich jetzt mal dringend ein Baby wünschen und sie jemanden suchen, der sie nach spätestens zwei Jahren in andere Umstände versetzt? Sagt überhaupt jemals irgendeiner neuen Begegnung, was er in sechs Jahren plant? Hat das wirklich keine Zeit bis zum zweiten Date, wenn es soweit kommt?
Wir sollten wirklich häufiger vorübergehend den Verstand verlieren, wenn es um die Liebe geht – das verlangt die Liebe einfach von uns. Wir bekommen ihn schon wieder, darauf kann man sich halbwegs verlassen. Aber auf die Lust an der Lust, auf die Freude an der Freude zu verzichten, nur, weil man „ernsthaft auf Partnersuche ist“? Nein danke.
Liebe Leserinnen und Leser: Uns interessiert, was Sie denken. Was meinen Sie zum Thema? Beim Date auf alles vorbereitet sein und alles offen lassen, oder auf die feste Beziehung zusteuern?
Titelbild © 2008 by admiretime
etwas mehr lust wäre wünschenswert, nicht wahr?
Wenn man Dating-Hinweise aufschlägt, gleich, ob online oder offline, fühlt man sich in „Frau Irenes“ Beratungsspalten der 1950er Jahre hineinversetzt: alles traditionell, alles etepetete, alles ein bisschen hölzern. Frau X., jung, schön und liebevoll sucht ernsthaft nach Ihrem Partner, Herrn Y. gestandene Persönlichkeit mit Zukunft und Zeugungsfähigkeit. Das Neue ist, dass sie sich online kennenlernen, aber dann gehen Sie erst einmal zum Dinner: er mit Anzug und Krawatte, gediegen und mit dem Wissen ausgestattet, welche Gabel man zuerst benutzt, sie stilvoll geschminkt, mit nicht zu großem Ausschnitt und ohne Push-up-BH. Die Unterhaltung läuft stilvoll und unverbindlich wie bei Loriot – man sagt sich so gut wie gar nichts, verwendet aber viele Worte. Beide trinken mäßig, damit sie ihre Selbstkontrolle nicht verlieren, und am Ende zahlt der Herr und verabschiedet sich höflich. Je nach Märchenstunde muss „er“ oder „sie“ dann wieder anrufen, falls es zum zweiten Date kommen soll.
Keine Freude, keine Lust, keine Begierde?
Offenbar haben diese Leute nie von Freude, Lust, Liebe und Begierde gehört. Denn Dating in Europa heißt gar nichts anderes als: „Lass uns zusammenkommen und mal gucken, was geht.“ Jedes weitere Wort wäre zu viel. Ob am Ende eine holprige halbe Stunde, ein nettes Gespräch bis Mitternacht, eine Liebesnacht, eine Sechsmonatsbeziehung oder eine Ehe herauskommt, kann überhaupt nicht vorausgesagt werden.
Warum darf man sich eigentlich nicht enthemmen?
Was wäre das Leben eigentlich, ohne sich frei, herzlich und gelegentlich auch wahrhaftig unverschämt unterhalten zu können? Warum sollte man ausgerechnet beim Essen, diesem sinnlichen Genuss, zurückhaltend sein? Wenn man schon zu zweit ist und sich kennenlernen will, warum soll man sich dann nicht bis zu einem gewissen Grad enthemmen? Ja, und was soll eigentlich ein heutiges Blind-Date-Paar daran hindern, nach dem Date keck ins Bett zu hüpfen und schaurig-schöne Lustschreie auszustoßen?
Offenbar haben einige Partnersuchende, aber auch etliche Fachleute nicht verstanden, dass es beim Dating nicht um einen technisch-psychologischen Partnerauswahlprozess geht, der durch Artigkeiten und Präzision in den Aussagen untermauert werden soll. Nein, es geht um das Gleiche, wie sonst auch: um Liebe, Lust und Leidenschaft, die am Ende dann vielleicht zur dauerhaften Beziehung oder zur Ehe wird.
Keine Lust - nicht mal zum Date?
Dazu passt, dass zwei Drittel der deutschen Singles offenbar gar keine Lust zum Dating haben – aber ist es nicht gerade die Lust, die uns wirklich interessant macht? Glauben Sie wirklich, dass ein glückliches Paar sich in späteren Jahren dadurch auszeichnet, dass man Persönlichkeitsmerkmale gegeneinanderstellt und die gemeinsame erreichbare Rente ausrechnet?
Wo bitte, bleibt die Lust an der Lust?
Eine Dame, die mir nicht sehr zugetan ist, hat vor einiger Zeit einmal geschrieben, die Männer würden nie sagen, worauf sie eigentlich wirklich hinauswollen. Natürlich sagen sie es nicht, warum auch? Sagen die jungen Frauen etwa, dass sie sich jetzt mal dringend ein Baby wünschen und sie jemanden suchen, der sie nach spätestens zwei Jahren in andere Umstände versetzt? Sagt überhaupt jemals irgendeiner neuen Begegnung, was er in sechs Jahren plant? Hat das wirklich keine Zeit bis zum zweiten Date, wenn es soweit kommt?
Wir sollten wirklich häufiger vorübergehend den Verstand verlieren, wenn es um die Liebe geht – das verlangt die Liebe einfach von uns. Wir bekommen ihn schon wieder, darauf kann man sich halbwegs verlassen. Aber auf die Lust an der Lust, auf die Freude an der Freude zu verzichten, nur, weil man „ernsthaft auf Partnersuche ist“? Nein danke.
Liebe Leserinnen und Leser: Uns interessiert, was Sie denken. Was meinen Sie zum Thema? Beim Date auf alles vorbereitet sein und alles offen lassen, oder auf die feste Beziehung zusteuern?
Titelbild © 2008 by admiretime
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liebepur am : Die Woche in Dating – Tests ohne Sinn, Artikel mit Sinn
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