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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Zeit der Sauberfrauen und Saubermänner

die erotik des brotröstens einer deutschen frau, gegen 1914


Das deutsche Volk hat sich schon mehrfach dazu hinreißen lassen, ein Volk der Saubermänner zu sein. Anno 1900 wusste jeder Deutsche, dass „deutscher Wein und deutsche Frauen“ kernige Qualitäten hatten, aber das alles sexuellen Ausschweifungen dieser Erde von französischen Frauen und ihrer Wollust ausgingen. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann ein gewisser Konrad Adenauer mithilfe des deutschen Katholizismus, die bürgerliche Moral des 19. Jahrhunderts wieder hochleben zu lassen. Der der "böse Feind" der Moral waren nun nicht mehr die Franzosen, mit denen sich "Old Conny" ja ausgesöhnt hatte, sondern (neben den bösen Sozialisten) vor allem die Jugend, diese „Parasiten des Jazzkellers“, die von der neuen Kultur „entstaltet“ wurden.

Am Tage wurde gegen die Huren gewettert, am Abend besuchte man sie

Bürgerliche Moral? Das hieß Doppelmoral. Am Tag wetterte man gegen die Huren, und abends besuchte man sie, am Tag wurde versucht, „Mädchen“ davor zu retten, auf die „Schiefe Bahn“ zu kommen und am Abend meldete man dem Jugendamt, wenn Männer zur unverheirateten Mutter schlichen. Schülerinnen, die bereits Geschlechtsverkehr hatten, erhielten Einträge in Klassenbücher als „sexuell verwahrlost“ und angeblich wurden sogar einige von ihnne zwangsweise auf Geschlechtskrankheiten untersucht. Hatte eine Mädchen das Pech, die während der Schulzeit schwanger wurden, wurde sie rigoros aus der Schule entfernt. Die Presse hat weggeguckt, es sei denn, sie hätte Sensationen bringen können wie den Fall der Hure Rosemarie Nitribitt – nicht ihr Mörder war der Böse, sondern sie wurde abgestempelt, weil sie angeblich einen bösen Schatten auf die bigotte Christdemokraten-Republik warf.

Was dem Spießbürger empört, wird verdammt

Es hat den Anschein, als würden die Saubermänner des Journalismus eine Renaissance erleben. Einen Vorgeschmack darauf bekam, wer die Berichterstattung der deutschen Presse im Fall von Max Mosley verfolgte. Mosley geriet in eine Falle, die ihm offenbar „interessierte Kreise“ gestellt hatten – aber er wurde von der Presse nicht als Opfer gehandelt, sondern als Täter: Sadomasochistische Spiele? Das ging der deutschen Presse zu weit, da wurden die Backen dick gemacht und sich aufs Podium der Gerechten gestellt, bis die Sensation endlich verebbte. Jetzt haut man in die Kerbe bei der angeblichen „Sex-Orgie“ mit Versicherungsvertretern, und wieder werden die dicken Journalistenbacken aufgeblasen und „in Moral gemacht“, dass es nur so staubt.

Reden Journalisten ihrer Lesern nach dem Mund?

Es ist ja immer so toll, wenn man mal wieder zeigen kann, wie edel man als Bürgerpresse ist. Die eigene Klientel scharf im Auge, wird die „Tat“ verdammt. Versicherungsvertreter und Huren? Welche empörende Tatsache, und dann auch noch bei einem Incentive – am Ende kommt das Ganze dann noch so heraus, als sei der einzige Zweck einer Drei-Tages-Reise nach Budapest gewesen, gute Verkäufer mit Hurenkontakten zu belohnen – dies aber war mit Sicherheit nicht der Fall.

Da passt dann auch noch dazu, dass man ständig die lachhafte Summe von 83.000 Euro als „hoch“ bezeichnet. Incentives kosten auch ohne Huren eine Menge Geld – und pro Nase 830 Euro ist ja nun wirklich keine Summe, über die man sich Gedanken machen müsste, sondern Peanuts.

Den Schaden haben die Teilnehmer -die Presse hat ihre Sensation

Wem hätte all dies geschadet, wenn es jetzt nicht reißerisch in die Presse gekommen wäre? Die Leidtragenden dürften die Freundinnen und Ehefrauen der Versicherungsvertreter sein, die jetzt die Treue und Moral ihrer Freude, Lebensgefährten und Ehemänner anzweifeln müssen. Von ihnen ist in der Bürgerpresse, die sich von der Sensationspresse heute kaum noch unterscheidet, nicht die Rede.

Es ist nicht sonderlich eklig, wenn Männer sich mit Huren vergnügen oder Frauen sich bezahlte Lover nehmen. Eklig ist, dies in die Öffentlichkeit zu zerren. Die Privatsphäre der Menschen bleibt ein hohes Gut, auch wenn man für lustvolle Nächte bezahlt.

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