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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Unartig sein

Ganz und gar "unartig" für 1944 - aber "nett"
Wer brav ist, kommt bekanntlich in den Himmel. Allerdings dauert es meist sehr lange, bis du merkst, ob du dahin kommst. Und dann warst du eben die ganze Zeit brav, warst immer brav und hast dich nicht getraut, auch mal unartig zu sein. Denkst du tatsächlich, dass es ich lohnen würde, immer „artig“ sein?

Was ist eigentlich "artig sein?"

Wer „artig“ ist lebt seiner Art gemäß. Und das liest sich dann so (1):

Artig … wird im geselligen Verkehr das zuvorkommende, d. h. dasjenige Benehmen genannt, welches auf der Voraussetzung beruht, dass der andre … gleichen Standes oder Ranges, gleicher Erziehung etc. mit uns selbst sei. Das Gegenteil von Artig (ist) dasjenige Benehmen, welches auf der Voraussetzung der Ungleichartigkeit des andern beruht u. dieselbe hervorkehrt, heißt unartig.

Also unartig sein, das geht gar nicht. Das unartige Mädchen wie der unartige Knabe schlugen aus der Art. Und du? Warst du immer hübsch artig, brav und zuvorkommend?

Ich nehme mal an, du bist heute erwachsen, vielleicht in der Mitte deiner ersten vollen Blüte. Bist du nun immer noch hübsch artig, brav, willig, gesittet und folgsam?

Wenn ja, wo bist du jetzt? Und bist du zufrieden damit?

Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass du artig geblieben und dabei erwachsen geworden bist. Groß und artig geht nicht zusammen. (2)

Nein, du musst nicht unartig werden, nur aufgeben, artgerecht zu sein. Da draußen gibt es viele Völker, Nationen, Gruppen und Denkweisen, die alle glauben, für sich „artig“ zu sein. Lerne sie kennen, und dann komm zurück.

Und du? Du bist nicht unartig, weil du nicht artig bist. Du erweiterst nur dein Bild von der Welt, vom Leben, von der Liebe.

(1) Retrolib, Meyers historisch.
(2) Lessing, An den Marull
Bild: Hefttitel "Naughty and Nice, 1944