Zuvor ein ganz kurzer Hinweis: „KI“ ist einerseits ein Name, unter dem IT-Verfahren vermarktet werden, andererseits aber auch ein Teil der Informationstechnologie selbst.
Was ist eigentlich KI wirklich?
Genau genommen ist KI (oder englisch AI) die Fähigkeit eines Computerprogramms, logisches Denken zu imitieren, dabei zu lernen, das Gelernte umzusetzen und kreative Vorschläge zu machen.
Was ist computergestützte Partnerwahl?
Der Begriff wird von ernsthaften Wissenschaftlern selten in den Mund genommen. Umso mehr behaupten Partneragenturen und Online-Dating-Anbieter, über solche Verfahren zu verfügen. Ein Teil beruft sich dabei auf „psychologische“ Verfahren, ein anderer Teil auf das Suchverhalten der Benutzer. In Wahrheit scheint es eher so, als ob physische Schönheit, andere geschlechtsspezifische Eigenschaften oder ein verlässlicher Lebensweg gesucht würden. Da unsicher ist, wie es nach Abschluss des Online-Verhaltens weitergeht, gehören alle Tests und Voraussagen in den Bereich der Spekulationen.
Hören wir einmal, was in Promotion-Artikeln von Anbieter steht, die behaupten, bereits KI einzusetzen.
KI-basierte Funktionen in Dating-Apps
Behauptung:
Man benötigt riesige Datenmengen, um Nutzer (Partnersuchende) zufriedenzustellen, wörtlich:
Einer der bedeutendsten Fortschritte bei der Entwicklung von Dating-Apps ist die Integration von KI-Funktionen. Diese Funktionen zielen darauf ab, die Benutzererfahrung zu personalisieren und eine ansprechende und interaktive Schnittstelle bereitzustellen.
Richtig:
Die Programme, die sogenannte KI-Funktionen enthalten, können riesige Datenmengen analysieren.
Kritik:
Das ist für die meisten Suchenden nicht wirklich relevant.
Erster Ansatz: Übereinstimmungen schnell und effizient finden
Behauptung:
Diese Funktion (KI) ermöglicht es Benutzern, kompatible Partner schneller und effizienter zu finden, wodurch der Zeit- und Arbeitsaufwand reduziert wird, der erforderlich ist, um eine geeignete Übereinstimmung zu finden.
Kritik:
„Genauere Übereinstimmungen“ waren schon das Credo der bekannten Anbieter – dazu wären aber „verlässliche Kriterien“ nötig, die es in der Praxis niemals gegeben hat.
Nutzen:
KI hat so gut wie keinen Nutzen für Suchende. Die meisten „Benutzer“ können nur aus einer sehr begrenzten Anzahl von Personen wählen. Die „riesigen Datenmengen“ zu durchsuchen, lohnt sich normalerweise nicht. Das gilt vor allem, der örtlich „Suchumkreis“ auf wenige Kilometer (unter 50) reduziert wird.
Für eine Einschränkung nach Geschlecht, Ausbildung, Alter und Ort benötigt man keine „KI“.
Zweiter Ansatz: Benutzerprofile verifizieren
Behauptung:
Mit KI-gestützter Verifizierung können Dating-Apps besser garantieren, dass ihre Benutzer authentisch sind, das Risiko betrügerischer Aktivitäten mindern und die Gesamtqualität der Benutzererfahrung verbessern.
Richtig, aber:
Das ist mit KI teilweise möglich – allerdings nur dann, wenn die Identität der Benutzer erkennbar ist und sie reichlich Daten im Internet hinterlassen haben. Ob dies den Aufwand rechtfertigt oder ob man dazu gar auf geschützte Daten zurückgreifen müsste, ist nicht geklärt. Das wissen natürlich auch die Anbieter.
Dritter Ansatz – „Gespräche anregen“
Behauptung:
KI kann Gesprächsstarter vorschlagen.
Kritik:
Mit „Gesprächsstartern“ oder gar einem Programm zu arbeiten, das Fragen vorschlägt, hat sich schon bei Treffen in Cafés nicht bewährt, weil es „künstlich“ wirkt und nicht wirklich weiterführt. Zudem muss die KI dazu den Gesprächsverlauf (geschrieben oder gar gesprochen) analysieren. Die Privatsphäre wird dabei möglicherweise eingeschränkt – und der angebliche „Partner“ kann auch ein
„Chat-Bot“ sein.
Vierter Ansatz: Kommunikation erleichtern
Behauptung:
KI schafft bessere Übereinstimmung durch Kommunikationshilfen, im Originaltext:
KI kann Menschen auch dabei helfen, mit potenziellen Übereinstimmungen zu kommunizieren. Mit KI-gestützten Chat-Bots und Konversations-KI können Online-Dating-Plattformen eine effizientere und natürlichere Kommunikation zwischen den Benutzern ermöglichen.
Kritik:
Die Erwähnung von Chat-Bots deutet bereits darauf hin, dass es sich nicht um eine „natürliche Kommunikation“ handelt. Es ist absolut unglaubwürdig, dass die Kommunikation dadurch „effizient“ wird. Viel wahrscheinlicher ist, dass sie in "Geplänkel" übergeht.
Dating-Apps als „Wellenreiter auf der KI-Welle“
Ich las, dass die Anbieter von Dating-Apps etwas versäumen, wenn sie nicht auf der KI-Welle „mitreiten“. In einer ähnlichen Promotion dafür heißt es:
Auf dieser Welle reitend, verwenden KI-gestützte Dating-Apps fortschrittliche Algorithmen, um Benutzerdaten zu analysieren und zu interpretieren, was das Potenzial für noch höher personalisierte und erfolgreichere Matches erhöht.
Das Interessante an all diesen Artikel ist, dass sie ständig die Vorteile der „Nutzer“ also den Partnersuchenden, in den Vordergrund stellen, der dabei letztlich zu einem Spielball der KI-Systeme verkommt. Die eigentlichen Nutznießer sind die Firmen, die im Umfeld der KI arbeiten.
Und noch ein letzter mahnender Abschnitt
Jeder sogenannte oder echte Algorithmus kann manipuliert werden, das heißt, über gewisse „Stellschrauben“ kann der Betreiber die Passungen „an den Bedarf“ anpassen. Das geht mit „gewöhnlichen“ Algorithmen wie auch mit künstlicher Intelligenz. Übrigens funktioniert es auch völlig ohne Intelligenz. „Anpassung“ ist ein Naturphänomen, dem viel zu wenig Beachtung geschenkt wird.
Zu mir: Was viele nicht wissen. Ich war lange Zeit IT-Organisator und habe einige Jahre Kommunikation gelehrt.
Quelle hier:
Forbes
Ähnliche Behauptungen finden sich im Blog eines Unternehmens, das auf dem geschilderten Gebiet tätig ist.