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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Ein bisschen Bi ist wie Gummibärchen essen



„Ein bisschen Bi schadet nie“, sagen die Leute. Aber wie ist man ein „bisschen bi“?

Es gibt eine ganz einfache Antwort darauf: Wenn du ein paar Träume hast, mit einer Frau zärtlich zu sein, und sich irgendwie die Gelegenheit ergibt und du vielleicht auch noch ein bisschen angeschickert bist, dann versuchst du es. Oder jemand versucht es mit dir. Heimliche Träume von der Lust an einer Frau haben viele Frauen, wirklich sehr viele. Statistiken sind hier kaum hilfreich, denn so gut, wie alle Menschen lügen, wenn sie nach ihren Bi-Fantasien gefragt werden. Trotzdem sagt ungefähr ein Drittel der Frauen bei Umfragen, sie hätten schon mal Bi-Fantasien gehabt.

Überhaupt – Bi. Für Frauen ist dies keine Lebensentscheidung. Vielleicht ist es eine Entscheidung, vollständig lesbisch zu leben, aber Bi? Es ist wie eine Packung Gummibärchen zu öffnen, und wenn du nach drei Stunden das letzte Gummibärchen vertilgt hast, hast du auch genug.

Bi – das ist ein Ausflug, der sehr schön sein kann. Ein kleines Geheimnis, das man auch dem Ehemann gegenüber wahren kann. Eine Leckerei für zwischendurch. Jedenfalls für die meisten Frauen. Eine meiner früheren Schulfreundinnen sieht das anders. Sie verliebt sich wechselweise heftig mal in Frauen, mal in Männer, und immer ist es die große Liebe für sechs Monate mit schrecklichen Trennungen und vielem Tränen.

Bisschen Bi? Ja, sehr gerne. Aber Bisexualität mit Dramen? Nein, danke.

Bild im Titel: © 2009 by Kamil Porembiński
Das Emblem bisexualität nach einer Vorlage © 2004 by caccamo

Warum haben Frauen eigentlich Lust auf Frauen?

Die Kulturgeschichte der Sexualität sprach noch vor hundert Jahren den Frauen jeden eigenständigen Wunsch nach sexueller Erfüllung ab. Nur dem Mann, der als triebgesteuert galt, traute man zu, den Wunsch nach Geschlechtsverkehr, aber auch nach sexuellen Perversionen zu haben. Die männliche Homosexualität war das große Thema der damaligen Zeit, und es überstrahlte alle anderen geschlechtlichen Sonderwünsche der Männer.

Zwar wusste man, dass Frauen vereinzelt sexuelle Wünsche anmeldeten, diese Frauen galten aber als deutliche Minderheit. Ebenso war es den Psychiatern der damaligen Zeit nur schwer möglich, Frauen „sexuelle Perversionen“ nachzuweisen. Die Neigung mancher Ehefrau, in stillen Stunden zu einer Freundin zu eilen und mit ihr der Liebe zu frönen, war zwar bekannt, doch versuchte man, nicht darüber zu sprechen. Die bürgerliche Fassade war das Allheilmittel, das so gut wie alle Anfeindungen diese Art abwehrte.

Einen Vorteil hatten Die Dinge dennoch: Anders als Männer wurden Frauen wegen der angeblich fehlenden sexuellen Begierde weder eindeutig etikettiert noch stigmatisiert. Was „unter Frauen“ vorging, kam den Männern in jeder Hinsicht „geheimnisvoll“ vor – und so machten sie sich auch nicht viel Gedanken um die Einordnung weiblicher Sexualität.

Die Formel „wer keine sexuellen Wünsche hat, kann auch nicht ernsthaft lesbisch sein“ wurde bis in die 1950er Jahre hinein abgenickt. Erst nach der wirklich vollzogene Frauenemanzipation in Deutschland, namentlich, als die „zweite Generation“ aufwuchs, wurden die Verhältnisse anders. Gegen 1070 startete die Frauenbewegung noch gemeinsam, aber bereits gegen 1990 hatten sich überzeugte Lesben und andere Frauengruppen voneinander separiert. Der Vorteil war, dass Frauen nun ein erfülltes Frauenleben mit jeder beliebigen sexuellen Präferenz führen konnten. Der Nachteil hingegen bestand darin, dass neun ein klares Bekenntnis gefordert wurde, auf welcher Seite man stand – und zwar insbesondere von den bekennenden Lesben.

Irgendwie ist in all diesen Zeiten verloren gegangen, dass Frauen mit Frauen schon immer ein wenig intimer waren als Männer mit Männern. Insofern finden wir nicht nur Frauen, die „heterosexuell“ (was für ein schreckliches Wort) oder „homosexuell“ (lesbisch) sind, sondern auch solche, die einfach Freude an der Lust haben: Alleine, mit Männern oder auch dann und wann einmal mit einer Frau oder sogar mit einem Paar.

Sexuelle Begegnungen, so sagt uns die Forschung, entstehen aus Neugierde, Neigung, Gelegenheit und Lust, sowie einer Entschluss, die Schranke vor dem anderen fallen zu lassen. Mit anderen Worten: Wenn die Gelegenheit da ist, mindestens eine der beiden Frauen Lust und Neigung verspürt, und die andere genügend neugierig ist, dann ist auch das Ausleben der sexuellen Lust möglich. Das Prinzip ist natürlich auch bei jeder anderen Begegnung so, nur liegt die Latte unterschiedlich hoch. Notmalerweise ist sie am niedrigsten, wenn beide Partner entweder homosexuell oder heterosexuell sind, und sie liegt bereits etwas höher, wenn nur eine der beteiligten Frauen bisexuell oder lesbisch ist, und sie liegt in der Regel sehr hoch, wenn zwei Männer zusammenkommen, von denen nur einer bisexuell oder homosexuell ist.

Eine Frage wurde dabei natürlich ausgeklammert: was, wenn jemand die Beziehung forciert, also als Verführerin auftritt? Nun, Frauen, die andere Frauen verführen wollen gehen ähnlich vor wie männliche Pickup-Artists: Sie versuchen, die Aufmerksamkeit einer Frau zu erringen, um dann über ihre Interessen und Neigungen ihr Vertrauen zu gewinnen und ihre Neugierde oder ihr Verlangen zu wecken. Den Rest besorgen ein paar Cocktails und erste Zärtlichkeiten. Eine noch sehr junge Verführerin sagte unserem Redakteur einmal: „Wenn ich will, kriege ich fast jede rum – egal, ob verheiratet oder ledig, bi oder straight“ – das ist so ungefähr das. Was auch mache Machos behaupten.

In den letzten Jahren konnte man beobachten, wie Frauen andere Frauen in ihr Liebesleben einbanden, ohne „eindeutig“ lesbisch zu sein du wie junge Frauen mal zur einen, mal zur anderen Seite tendieren. Letztendlich hat es damit zu tun, die „Lust an sich“ auszuleben und nicht damit, nach einer bestimmten Prägung zu leben.

Bild oben: © 2009 Marco Gomes, Emblem bisexualität nach einer Vorlage von © 2004 by caccamo

Mal will sie IHN, mal will sie SIE

Bild © 2006 by yapsnaps


Sexualität ist auch nicht mehr das, was es mal war. Früher war man jedenfalls einfach sexuell "normal", bevor dieser Zustand auf "Heterosexuell" umbenannt wurde. Bereits im wissenschaftsbesessenen 19. Jahrhundert forderten Schöngeister wie auch Forscher, doch den abweichenden Verhaltensweisen klangvolle Namen zu geben. So entstand zum Beispiel der Begriff der "Urninge" für homosexuelle Mä¤nner. Das Problem folgte auf dem Fuße: Ist einer ein Abweichler, also ein "Urning" so braucht auch der Rest der "Stinknormalen" ein Etikett, und das hieß damals Dioning. Erst später erinnerte man sich, dass es auch noch Menschen gab, die sich einfach an der Sexualität erfreuten - sei es mit Frauen oder mit Männern. Sie wurden schnell als "Uranodioninge" etikettiert.

Wir alle wissen - es blieb nicht dabei. Mit der Konstruktion "Homosexuell" wurden erst einmal alle Frauen und Männer erschlagen, die sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlten, und für die Wechsler zwischen den Welten hatte man zwar inzwischen auch einen neuen Namen, die Ambisexuellen, die später in "Bisexuelle" umbenannt wurden.

Emblem nach Vorlage von © 2004 caccamo
Nun wissen wir aus der Vergangenheit soviel: Homosexuelle Männer hatten sich in der Öffentlichkeit fein zurückzuhalten. Teils wegen des Ansehens, andernteils wegen der Gesetze, während homosexuelle Frauen, besser bekannt unter dem Namen „Lesbierinnen“ ihren Neigungen mehr oder weniger nonchalant nachgehen konnten.

Bisexuelle Männer waren und sind Objekte lebhafter Spekulationen. Die Wissenschaft schwankt zwischen den Aussagen „sie sind eigentlich homosexuell, aber …“ einereseits und „sie sind eigentlich heterosexuell, aber …“. Wirklich festlegen will sich da keiner, nur ist die Schwelle der Liebe zwischen Männern relativ hoch. Es mag also sein, dass Männer durchaus bisexuelle Gelüste haben, sie aber dennoch niemals in sexuellen Männerfreundschaften ausleben.

Anders bei bisexuellen Frauen: Sie bekennen sich eher zum Wechsel als die Männer – und sagen sogar deutlich, welche Lust sie daran haben. Öffentliche Parallelbeziehungen, Bekenntnisse zur Bisexualität, Umarmungen und Zungenküsse in der Öffentlichkeit sind lediglich das Aushängeschild deiner neuen Mode: „Bisexualität ist das neue kleine Schwarze“, soll ein Promi inoffiziell geäußert haben.. Damit trifft sie den Nagel auf den Kopf: Das „kleine Schwarze“ ist unerlässlich, und so empfinden viele gebildete und unabhängige Frauen ihre Bisexualität: Man braucht sie einfach.

Überhaupt Promis: In den USA hat sogar eine gewisse Tila Tequila eine Datingshow bekommen, in der sie zwischen Frauen und Männern als Partner wählen konnte. Es ist also ausgesprochen populär und keinesfalls peinlich, „bisexuell“ zu tragen.

Ist es nur eine Mode? Oder was empfinden eigentlich Frauen, die „ein bisschen „Bi“ sind, aber nicht so, dass sie es gleich in die Welt hinausposaunen?


(wird fortgesetzt)