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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Der brave Mann kuscht

Ein richtiger Mann sein – das reichte in einer nicht so fernen Vergangenheit, um wahrgenommen zu werden. Schön, wenn er auch noch gute Manieren hatte, dann konnte Fräulein Fünfzigerjahre den Mann auch mal nach Hause bringen und bei den Eltern vorzeigen. Wer mit dem Begriff richtiger Mann nichts anfangen kann, der lernte das mithilfe von Matthias Claudius am Beispiel des Winters: „Ein rechter Mann, kernfest und auf die Dauer. Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an und scheut nicht süß noch sauer.“ Das Fleisch jener, die sich als weniger „harte Jungs“ erwiesen, wurde dennoch nachgefragt, denn keine Frau wollte als „alte Jungfer enden“ – das war sozusagen die Sackgasse der sozialen Anerkennung.

Die Fräuleins in den feinen Kreisen der Gesellschaft verlangten allerlei Nettigkeiten, bevor sie ihre feinen Unterkleider auszogen. Denn im Gegensatz zum kernigen Mann waren sie dazu erzogen, zunächst einmal zu zeigen, dass sie wirklich lieb, nett, adrett und bis zum Beweis des Gegenteils keusch sein konnten. Junge Frauen, die nicht das Privileg der Geburt in einer Villa hatte, waren ohnehin dazu bestimmt, irgendwann namenlos in einer Ehe zu verschwinden.

Der Mann - abhängig vom Wohlwollen der Damen

Und heute? Der „kernige Mann“ wird noch gebraucht – mal als Feindbild, mal für den ONS. Der Mann mit den guten Manieren ist weiterhin gefragt, solange er auch den Kinderwagen schieben mag. Ein bisschen hängt er zwischen Tür und Angel. Geht er hinein in das Abenteuer „Beziehung“, muss er darauf achten, dass ihm der Teppich nicht unter den Füßen weggezogen wird. Tut er es nicht, muss er an den Pranger der Beziehungslosen – warum hatte der mit 25 noch nie Geschlechtsverkehr? Und warum mit 40 noch nie eine dauerhafte Beziehung? Wobei ich beinahe vergessen hätte, dass der Mann erst eine ganze Reihe von offenen und geheimen Tests bestehen muss, die sowohl seine Männlichkeit wie auch seine sozialen Fähigkeiten betreffen.

Die Frage ist längst nicht mehr „wen er wählt“, sondern viel mehr „wer ihn nimmt“. Das betrifft nicht jene Männer, die kernig sind und guten Manieren unter Beweis stellen und darüber hinaus eine ausgezeichnete Ausbildung und hohe Einkommen haben. Für sie ist der Tisch nach wie vor reich gedeckt, und sie können sich ihr Liebesleben „a la carte“ einrichten.

Der brave Mann kuscht

Die sanftmütige, sinnliche, liebe- und hingebungsvolle Frau gibt es natürlich auch noch. Neuerdings darf sie sogar selbstbewusst sein, solange sie äußere Schönheit vorweisen kann. Und sie wird vielleicht sogar heiraten und ein erfülltes Leben mit inneren und äußeren Freiheiten haben. Eines, an das sie in den 1950er-Jahren nicht einmal im Traum denken durfte. Sie kann aber auch durchaus in einem relativen Wohlstand allein leben und sich hübsche Männer herauspicken, die ihr die knappe Freizeit versüßen. Im Grunde steht ihr fast alles offen – aber da war doch noch was? Die völlige und kompromisslose Gleichberechtigung um jeden Preis? Vielleicht. Möglicherweise aber auch, dass die Männer absolut nicht nach ihrer Pfeife tanzen, sondern sich Freiräume herausnehmen. Und natürlich, dass sie manchmal Dinge sagen oder tun, die ein wohlerzogener Mann nicht sagen sollte. Oder gar verlangend dastehen oder ungehörige Blicke auf den Rocksaum richten.

Nun könnte man sagen: „Solange sie sich nicht wie brave Jungen verhalten, die der Mami schöntun, weil es dann Bonbons gibt?“

Neusprech, soziale Korrektheit … das brave Männlein kuscht. Oder doch nicht? Dazu habe ich mir einen letzten Gedanken aufgehoben.

Denn wenn wir Männer wirklich so würden, wie all die Gouvernanten des Geistes, die fingerzeigenden Tanten und die sozial-medialen Empörungsprofis uns gerne hätten, was würden wir dann gewinnen?

Darüber könnt ihr ja mal nachdenken. Und Vatertag, Männertag, Herrentag, Auffahrt oder Himmelfahrt? Mir ist er piepschnurzegal, so wahr ich Gramse heiße.

Gramse bleibt Gramse - ungerecht, unanständig und völlig daneben - was sonst?

Lohnt es sich, brav zu sein?

Brave Mädchen beim Ausgang um 1900
Ein braves Mädchen sein, ein braver Junge? Den Regeln folgen ohne ständig dazu aufgefordert zu werden? Sich unterordnen, ohne dass momentan eine Veranlassung dazu besteht? Verinnerlichen, was es bedeutet, brav zu sein?

Lohnt es sich wirklich, "brav" zu sein?

Eine der Regeln der Kindheit lautet: Brav sein lohnt sich. Doch die Wissenschaft hat erhebliche Zweifel daran.

Dazu zitiere ich mal:

Wir wollen brav den Bedingungen entsprechen, weil uns dann der Papa, die Mama, die internalisierten Eltern die Zuneigung versprechen.

Die „internalisierten Eltern“ sind dabei immer die Mäuschen, die uns in die Ohren pfeifen: „Sei brav, dann hast du am meisten Erfolg, weil dich dann alle Menschen lieben.“

Zweifel am "Lohn des Bravseins"

Wir merken früher oder später, dass dies nicht ganz stimmt. Erstens, weil sich der Erfolg nicht einstellt. „Brav sein“ reicht häufig nicht. Jedenfalls nicht, um aus der Masse durchschnittlicher, ja selbst noch überdurchschnittlicher Befähigungen, herauszuragen. Denn früher oder später merkst du: Wenn du „brav“ bist, wirst du kaum wahrgenommen.

Als richten wir uns zumeist darauf ein, manchmal brav zu sein und dann auch wieder nicht. Wollen wir Erfolg, müssen wir hervortreten aus der Masse. Insoweit lohnt sich also nicht, brav zu sein.

Und auch der Rest über die „Bravheit“ stimmt nicht.

Wir können brav sein und deshalb geliebt werden

Eine schöne Vorstellung? Mag sein. Allerdings dauert ihre Liebe nur an, wenn du brav folgst – aber nicht mehr, wenn du eigene Wege gehen willst, die ihrem Verständnis eines „braven“ Menschen widersprechen.

Wir können nicht brav sein und deshalb geliebt werden

Manche Menschen lieben uns dafür, dass wir unsere eigenen Wege gehen. Sie mögen uns, weil wir solche Möglichkeiten gefunden haben und bewundern uns, weil wir damit unabhängiger werden.

Brav oder nicht – wir werden geliebt oder auch nicht

Unabhängig davon, ob wir als „brav“ oder „eigensinnig“ gelten, werden wir von Menschen geliebt, die uns so mögen, wie wir sind. Und wir werden von anderen gehasst, weil sie eben nicht mögen, wie wir sind. Diese Menschen lieben oder hassen uns als Person.

Wie Menschen dich lieben

Generell lässt sich dies sagen:

Einige Menschen lieben dich, weil du existierst. Meist sind es „Eltern-Typen“ oder „Geschwister-Typen“, die schon immer der Meinung waren: Liebe wir nicht verhandelt, sondern sie ist Voraussetzung für das Leben.

Andere lieben dich für das, was du (für sie) tust. Du musst dir die Liebe also „erwerben“. „Brav zu sein“ ist dabei meist zu wenig. Sie werden mit der Zeit mehr von dir verlangen. Liebe gibt es nur gegen Leistungen.

Das Fazit: Lohnt es sich, „brav“ zu bleiben?

Lohnt es sich also, ein „braves Mädchen“ zu sein und zu bleiben? Oder ein „braver Junge“?

Nein, es lohnt sich nicht. Wer einen eigenen Weg gehen will, darf sich nicht davon lenken lassen, ob er für sein „Wohlverhalten“ geliebt wird. Allerdings muss man nun kein „Bad Girl“, also ein aufmüpfiges Mädchen werden, um Erfolg zu haben. Es geht nur darum, eigene Werte zu finden und sie gegenüber anderen durchzusetzen. Für Jungs gilt übrigens das Gleiche.

Zitat aus "Businessinsider"