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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Heteronormativ und anderer Unsinn

Heteronormativ bezeichnet eine gesellschaftliche Denkweise, die nur Heterosexualität sowie biologisch und sozial übereinstimmende Geschlechter anerkennt.

(Focus-Redaktion)

Wie schön das formuliert ist, nicht wahr? Eine „Gesellschaftliche Denkweise“ - das klingt mächtig und sehr bestimmt. So kann man es sicher sagen, aber im Grunde glauben nur Teile der Soziologie, solche „gesellschaftlichen Denkweisen“ in die Welt bringen zu müssen.

Tatsächlich bezeichnet sich kaum ein Mann und sicher kaum eine Frau als „heterosexuell“, es sei denn, sie oder er wolle sagen: „Ich bin nicht homosexuell“.

Die Sucht, Menschen Etiketten aufzukleben

Ich hole da mal aus. Es gab nicht immer „Heterosexuelle“. Viele Menschen wissen nicht einmal das. Und ob es sie heute „wirklich gibt“, ist eine Frage der gerade herrschenden Meinungshoheit – nicht mehr.

Fakt ist (ja, wirklich): „Heterosexuell“ wurde von Menschen, die Wissenschaft betreiben, als Gegensatz zu dem neuen Begriff „Homosexuell“ geschafften. Beides sind weder biologische noch medizinische Begriffe. Biologisch gibt es zwei Geschlechter, und einige Menschen, die davon abweichen. Auch homosexuelle Frauen und Männer rechnen sich einem Geschlecht zu – sie empfinden lediglich anders über das andere Geschlecht.

Ausschließlich biologische Geschlechter?

Es trifft zu, dass eine Denkweise gibt, die ausschließlich Beziehungen zwischen biologisch Geschlechtern anerkennt. Das ist meist der Fall in religiösen oder weltanschaulichen Gruppen, aber auch bei Menschen mit Bildungsdefiziten. Das bedeutet aber nicht, dass es eine „gesellschaftliche Denkweise“ ist. Die meisten Menschen interessiert überhaupt nicht, wie sie sich „einstufen müssen“. Sie lieben meist das gegenteilige biologische Geschlecht oder das eigene, und manchmal wechseln sie dazwischen.

Gar keine Biologie als neuer Maßstab?

Derzeit gibt es deutliche Tendenzen, alles Biologische aus der Geschlechterforschung zu verbannen. Und das heißt: die wirklichen Unterschiede auszublenden, um „gefühlte“ Sexualität in den Vordergrund zu schieben. Neu ist das nicht. Es wurde schon einmal versucht und scheiterte kläglich. Damals wurde die Theorie eines gewissen Professors John Money selbst dann noch toleriert, als klar wurde, dass nahezu die gesamte Wissenschaftswelt seinen dreisten Behauptung aufgesessen war. Einer der Gründe war, dass sie bequeme, populistische Thesen vertrat, die jeder Dummkopf nachvollziehen konnte. Doch es gab noch einen anderen Grund: Die damals bereits mächtige elitäre Frauenbewegung nahm die Theorie des Professors mit Kusshand und kritiklos an. Obgleich es Unterschiede zur heutigen Ideologie gab, hatten beide eines gemein: Das Geschlecht, so behaupteten sie (und behaupten es weiterhin) entstehe im sozialen Umfeld. (2).

Wer die biologischen Fakten ausblendet, meidet das Lebendige. Eine Person, die das tut, erkennt den Menschen nicht als biochemisch beeinflusste Person an, sondern sieht in ihm eine soziale Konstruktion.

Ich wage nicht, zu sagen: „Von dieser Ideologie bis zur kollektiven Gehirnwäsche ist es nicht weit.“ Aber ich halte immerhin für möglich, dass die Urheber jede Form von lliberalem Denken hassen und nicht weit entfernt von einer Gedankendiktatur sind.


(1) Nach focus zitiert - es ist aber nicht die einzige Quelle.
(2) Hier wird nicht behauptet, dass an der Theorie "alles falsch" war - aber sie ist im Kern unbewiesen und isoliert betrachtet sogar völliger Unsinn. Zur Diskussion darüber bitte Wikipedia (englisch) nachlesen.

Sind jetzt alle jungen Menschen „Bi“?

„Bisexualität liegt im Trend“ heißt es auf einer Internet-Seite, und der „Tagesspiegel“ titelte gar: „Auf einmal sind alle bisexuell“.

Sieht man sich dies genau an, dann wird hier ein Begriff verwendet, der ausgesprochen fragwürdig ist: die Bisexualität. Solange wir ihn benutzen, sind wir gezwungen, Menschen als etwas „abzustempeln“, was sie sein könnten oder auch nicht. Statt den Menschen freizustellen, ihre Sexualität zu benennen, wie sie wollen, werden seit langer Zeit Begriffe geschaffen, nach denen sie sich einzuordnen haben – und sicher auch solche, unter die sie sich unterordnen sollen.

Die Macht der Forscher, uns abzustempeln

Sie musste in eine Lücke zwischen zwei Begriffe passen: ursprünglich zwischen die „Urninge“ und Dioninge“. Dann aber, mit steigender „Verwissenschaftlichung“ auch zwischen die „Homosexuellen“ und Heterosexuellen. In beiden Fällen wurde zuerst die männliche Minderheit etikettiert (Urninge und Homosexuelle), dann erst wurde die Mehrheit als „Heterosexuell“ klassifiziert. Die liegt an den krampfhaften Versuchen einiger Wissenschaften, Pol und Gegenpol“ zu schaffen. Zuletzt haben wir es bei dem neu geschaffenen Etikett „Queer“ gesehen, dem „auf die Schnelle“ ein „Cis“ als „Gegenteil“ hinzugefügt wurde.

Man kann den Schöpfern der Begriffe nicht anhängen, sie seien unredlich. Die Forschung an der „reinen“ homosexuellen Ausrichtung musste zwangsläufig von betroffenen Männern ausgehen, weil sich manche Wissenschaftler gerade bemühten, der „mannmännlichen Liebe“ den Charakter einer Krankheit aufzustempeln. Der Definitionsfehler, dass ein Begriff grundsätzlich mit einem „Gegenpol“ versehen werden müsse, ist auf die Arroganz der Forschung zurückzuführen.

Sieht man die „Lust auf intime Kontakte“ mit einer Person neutral, so reichen die Wünsche von der Anwesenheit der Person über körperliche Berührungen bis zu geschlechtlichen Handlungen. Üblicherweise entsteht die Lust aneinander aus dem Wunsch, der Möglichkeit und dem Fortfall einer Hemmung. Das gilt für die üblichen M/F-Beziehungen wie auch für M/M und F/F-Kontakte, für Triolen und Gruppen. Es hat weder etwas mit Bisexualität noch mit Heterosexualität oder Homosexualität zu tun, sondern ausschließlich mit lustvoller, enthemmter Begierde.

Die Ausgangsbasis für Sex ist bei allen gleich

Es ist kein Zufall, dass die Lust aufeinander oftmals in einer Situation beginnt, die ohnehin einen sehr vertraulichen Charakter hat. Werden dann „Enthemmer“ geistiger, emotionaler, physischer oder stofflicher Art genutzt, wird wahrscheinlicher, dass die Zärtlichkeiten in sexuelle Handlungen übergehen. Solche „Enthemmer“ können „sinnliche Gespräche“, lustvolle Musikstücke, heftige innere Gefühlsregungen, das Freilegen und Anbieten von Körperteilen oder Alkohol und andere Drogen sein.
Im Grunde ist die Vorgehensweise bei allen sexuellen Handlungen gleich, nur liegen die Hürden unterschiedlich hoch, um sie auszuführen.

Eine der größten Hürden besteht darin, dass der Partner/die Partnerin dem gleichen Geschlecht angehört und beide eben nicht „eindeutig gepolt“ sind, sondern lediglich ein sinnliches Erlebnis haben möchten.

Sowohl das Leben selbst wie auch die Literatur ist voll von solchen Ereignissen, und immer finden wir, dass Wünsche und Neigungen auf Gelegenheiten und Enthemmungen treffen. Ob es nun merkwürdig ist oder auch nicht: Frauen scheint es leichter zu fallen, sich den Lüsten anderer Frauen hinzugeben wie auch selber Lüste in Geschlechtsgenossinnen zu erwecken.

Über Männer und der Furcht, „schwul“ zu sein.

Männer sind erheblich zurückhaltender. Sie wollen in ihren Gruppen nicht als „schwul“ gelten, was sie daran hindert, sich auf gleichgeschlechtliche Kontakte einzulassen. Natürlich sind sie nicht „schwul“, ebenso wenig, wie Frauen „lesbisch“ sind, die sich von anderen Frauen befriedigen lassen.

Ein Libertin schrieb Ende des 19. Jahrhunderts (1):

Ich kam zu dem Schluss, dass ein Mann ebenso ein recht dazu hat, seinen Anus nach Belieben einzusetzen, wie er seinen Penis einsetzen kann. Macht es Männern mehr Vergnügen, als auf gewöhnliche Art mit einer Frau zu vögeln?

Heute wissen wir, dass viele Männer völlig unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung Freude an analen Vergnügungen und Herausforderungen haben. Und wie der Held der zitierten Lebensbeichte, so erleben viele Männer solche Vergnügungen her mithilfe einer Frau als mithilfe eines Mannes.

Zurück zum „Bi“ – gibt es überhaupt „Bisexualität?

Kommen wir zurück auf „Bi“. Tatsächlich hat die Etikettierungswut diesen Begriff hervorgebracht. Wenn jemand „ambivalent“ ist, dann muss er „Bi“ sein. Und plötzlich wird nicht mehr gefragt, wo denn der Gegenpol ist. Man kann sagen: Die bisexuelle Person ist jemand, der willkürlich zwischen „Homo“ und „Hetero“ gequetscht wurde, um ein weiteres Etikett vergeben zu können. Das bedeutet nun keinesfalls, dass er niemanden gäbe, der/die sich tatsächlich ambivalent fühlt und dadurch auch Konflikte haben könnte.

Gewinn aus etwas ziehen beflügelt Menschen, etwas zu tun

Was es wirklich bedeutet ist: Jemand der seine Lust mit beiden Geschlechtern befriedigen kann und einen Gewinn daraus zieht. Und damit der Satz mal gesagt ist: Wie können es alle, aber nicht jeder hat einen Gewinn daraus.

Und was ist mit den „jungen Leuten“?

Sie fühlen sich gar nicht als „Bi“ – sie weichen einfach ab vom Schema des Abstempelns und Entwertens. Und sie beweisen, dass jeder Stempel, jedes Etikett und jede Bewertung ab ihnen vorbeigeht. Sexualität kann inszeniert werden, und das Spiel mit den Möglichkeiten sorgt auch für mehr Freizügigkeit. Warum auch nicht?

(1) Erotische Lebenserinnerungen viktorianischen Ursprungs.

Wie fühlt es sich an, wenn dir etwas unter die Haut geht?

Sinnliches auf der Haut - und unter der Haut?
Was geht unter die Haut? Ist es nur die piksende Spritze, die mir eine Dame mit orangefarbenem Haar und neulich in den Oberarm drückte? Waren es die sehnsüchtigen Mandelaugen shoppender Prinzessinnen, die mir einstmals bei Harrods begegneten?

Seien wir ehrlich: Jede sinnliche Begegnung kann unter die Haut gehen – dazu muss nichts in den Körper eindringen. Erinnert euch mal an die Verwirrung, die durch euren Körper rieselte wie flüssiges Feuer. Gut, das war die Natur, die ihre Drogen nutzte, um zu sagen: „Los, trau dich! Manch doch endlich, was Erwachsene tun…!“ Aber es war eben auch das sanfte Zittern, dass die Wirbelsäule in Schwingungen versetzte, um später das zu erobern, was man das „Urogenitalsystem“ nennt. Da zirpte es und zuckte, und da wurden Organe gereizt, von denen wir zuvor gar nicht wussten, dass sie in uns existierten. Und dann diese seltsamen Beben, die plötzlich in uns explodierten, und von denen wir zu Beginn nicht einmal die Namen kannten.

Wenn Gefühle einen Namen bekommen, ändern sie sich

Was im Inneren vorgeht, was also unsere Adern erhitzt und unsere Nerven elektrisiert, ist eine sinnliche Erschütterung – am Anfang oft so sehr, dass wir glauben, unsere Sinne würden schwinden.

Nach und nach gehen die seltsamen Gefühle in unser Gedächtnis über. Wir lernen, wo sie wirken, wie sie wirken und dass sie „Orgasmen“ oder „Ejakulationen“ genannt werden.

Über die Gefühle, die von unserem Reptiliengehirn oder dem Zwischenhirn ausgehen und keinen Namen tragen, denke ich seit Langem nach. Denn sobald sie ihren Namen bekommen haben, sind sie „ein Gefühl“, dass sich katalogisieren lässt. Und sobald es in den Katalog aufgenommen wurde, wird es in gewisser Weise „entindividualisiert“. Das heißt, dass wir ab diesem Zeitpunkt sagen: „Ich verschaffe mir einen Orgasmus“ oder „ich bekomme einen Orgasmus“.

Der Name ist nur ein Name, das Gefühl bliebt aber ein Gefühl

Die Frage wäre allerdings: Was fühlen wir wirklich? Denn genau das passiert, wenn der Name vergeben ist. Selbstverständlich gilt dies auch für andere „Katalog-Begriffe“. Wer behauptet „Ich bin ein Sub“, der sagt, was er zu sein meint, aber nicht, was er dabei empfindet. Das bedeutet nun aber, dass er oder sie niemandem außerhalb der Szene erklären kann, was in einem „Sub“ vorgeht. Denn diese oder dieser fällt ja bereits in den Topf „Sadomaso“ und dabei auf die „Maso“-Seite. Und von „diesen Leuten weiß man ja, was sie wollen.“

Das ist natürlich engstirnig gedacht. Und es ist völlig falsch, wenn man versucht, die Gefühle einzuschätzen.

Wem die Geschichte mit dem „Maso“ befremdlich erscheint, der mag sich mit der Floskel “Ich liebe dich“ beschäftigen. Sie enthält keinerlei konkrete Gefühle, sondern nur eine recht dürftige Botschaft, den anderen irgendwie zu mögen. Oftmals ist der Satz aber auch ein Appell, um eine ähnliche Botschaft vom Partner zu empfangen: „Ja ich liebe dich auch.“

Und du? Was denkst Du darüber?

Die Frage ist, ob wir uns mit solchen „Plattheiten“ über Gefühle zufriedengeben sollten. Müssten wir nicht wenigstens für uns selbst ganze Sätze formulieren können, um unsere Gefühle zu beschreiben?

Genau an diesem Thema arbeite ich derzeit. Wer Interesse am Thema hat, möge sich bei mir melden.

Bild: Liebesverlag-Archiv.

Die Woche: erotische Züchtigungen, Maskenausklang und Etiketten

Zucht und Züchtigung ist nicht nur ein Wortspiel, sondern auch der Titel eines Artikels über erotische Züchtigungen im 21. Jahrhundert. Er soll ein wenig darüber informieren, wie der Begriff der „Züchtigung“ entstanden ist, und warum vor einigen Jahren eine Renaissance der lustvollen Züchtigung einsetzte. Wir haben, wie fast immer, unsere Archive bemühen müssen, um die Sache korrekt zu beschreiben.

Sollen die erotischen Fantasien an die Öffentlichkeit?

Zweifellos gehören Züchtigungen auch zu den verbreiteten erotischen Fantasien. Das wissen wir aus einem umfassenden Zahlenwerk, aus dem wir uns dann und wann bedienen. Wir erfuhren von einer Bloggerin, dass sie dazu rät, erotische Fantasien nicht öffentlich zu machen. Ihrem Partner eröffne sie hingegen nahezu alle Fantasien – bis auf einen kleinen Rest. Wir konnten uns dieser Meinung anschließen, glauben aber, dass die meisten Menschen nicht einmal ein Viertel der verborgenen Lüste des anderen kennen.

Was ist an Masken so sexy?

Wie man guten willens einen Artikel angehen kann und ihn dann doch vermasseln, habe ich diese Woche leidvoll erfahren müssen. Es ging darum die Folgen des Maskentragens in erotischer Hinsicht zu verfolgen. Dazu gab es einen Hinweis einer Bloggerin. Zugleich wurden wir darauf hingewiesen, dass weibliches Selbstbewusstsein in verschiedene Richtungen gehen kann. Einmal ist es die strenge, am Intellekt langführende Richtung – dann aber auch wieder die selbstbewusste Darstellung der äußeren Schönheit. Beide Themen in einen Topf und dann mal schnell umgerührt – ging leider nicht. Der Artikel war bereits online, wofür ich nachträglich um Entschuldigung bitte. Also haben wir die Verschleierung und die Masken isoliert und dabei einen Blick auf den „Voyeur im Manne“ geworfen. Ich hoffe, dass nun alles verständlich ist.

Wenn die Stube voller Bauernmädchen sitzt

Für bestimmte Themen eignet sich die Suchmaschine „Google“ so gut wie überhaupt nicht mehr, vor allem nicht in deutscher Sprache. Wie haben die Bauernmädchen in der Vergangenheit ihre Partner gefunden? Stimmt die Vermutung, dass sie (mindestens seit Beginn des 19. Jahrhunderts) sich an die Kerle herabgeschmissen haben, um überhaupt „genommen“ zu werden? Wir wissen es nicht. Hinzu kommt freilich, dass heutige Forscher solche Themen meiden - sie könnte ja mit der feministischen Bewegung in Konflikt kommen. Denn so viel habe ich neulich gelesen: An der heutigen (angeblichen) Sexualisierung der jungen Frauen ist das Patriarchat schuld. Und der Kapitalismus sowieso - Hauptsache, die links-feministische Ideologie wird nicht beschädigt.

Die Unsitte, sich Etiketten zu geben und aufpappen zu lassen

Apropos Sexualisierung – die Gesellschaft, wie ich sie kenne, ist nicht im Geringsten „sexualisiert“. Menschen, die man kaum wahrnimmt, in einer inzwischen wieder geschäftigen Pflastersteinumgebung, ein paar Farbtupfer, die selten von Einheimischen ausgehen, aber nicht unbedingt erotisch wirken – kurz: Wo ist sie denn, die Sexualisierung? Die sexuellen Etiketten sind hingegen bundesweit allgegenwärtig. Die Geschlechteridentität ist ein bei den Spießern nach wie vor ein Reizthema, daran ändert auch die Regenbogenfahnen-Bewegung nicht viel. Alle anderen, hetero oder homo oder sonst etwas, könnten fast zur Tagesordnung übergehen. Wenn da nicht die Etiketten wären – am schlimmsten zurzeit „CIS“ kontra „Queer“. Und auch sonst sind Etiketten wohlfeil, zum Beispiel bei der „Schlampe“ oder dem voreilig vergebenen Begriff „Perversion“. Das Problem: Wer einmal ein Etikett verpasst bekommen hat, wird es nicht wieder los. Er ist eben nicht mehr Mensch, Bürger, Lokführer oder Moderator. (Geht alles mit „-in“) sondern plötzlich nur noch das, was man auf seine/ihre Stirn geschrieben hat. Wir erhielten den Hinweis von einer Bloggerin, der Artikel ist komplett neu recherchiert. Mein Fazit: Etiketten sind gefährlich - alle und immer. Sie verdecken den Blick auf die Person, auf den es ankommt.

Marginalien und Ansichten

Wir hatten vor einigen Monaten einmal einen Artikel darüber, warum sogenannte „Dominas“ gelegentlich auf Fotos so leblos wirken. Wie wirken sie auch euch? Und was sagt ihr dazu, dass die Bilder bisweilen nicht animieren, sondern eher abstoßen? Und was ist überhaupt aus der „erotischen Fotografie“ geworden? Hat wirklich niemand etwas dazu zu sagen?

Als ich über „Masken“ recherchierte, fiel mir eine Zeichnung aus dem Japan der 1950er-Jahre auf. Weil das Thema „Masken“ nun wirklich erschöpft zu sein scheint, habe ich sie jetzt veröffentlicht.

Hilft uns das Denken in Liebes-Kategorien?

Was dieses Bild mit dem Thema zu tun hat? Die Antwort findet sich in einer britischen Fernsehserie.
Ich will euch einen Satz zitieren, den ich gestern gelesen habe. Er zeigt, wie man etwas plausibel beschreiben kann, aber gerade dadurch das Denken verhindert. Zitat:

Der Mensch denkt in Kategorien. Das ist so – und das ist wichtig. Denn Kategorien ordnen die Welt, machen sie übersichtlich und reduzieren sie und das Universum um uns herum auf ein begreifbares Maß.

Hübsch formuliert, und so akademisch, nicht wahr?

Das Denken beginnt erst, wenn die Kategorien überwunden werden

Aber das eigentliche Denken beginnt erst, wenn die Kategorien aufgehoben werden können und wenn wir wieder Gemeinsamkeiten finden können in unseren Unterschieden oder eben auch Unterschiede bei unseren Gemeinsamkeiten.

Mich erinnert die moderne Sexualwissenschaft an die Zeiten von Dr. Freud: Damals musste jeder, der auf sich hielt, Begriffe erfinden und zahllose neue „Syndrome“ entdecken. Ob es sich dabei um wirkliche „Syndrome“ handelte, war den Damen und Herren ziemlich schnuppe: Ruhm war eher mit neuen Etiketten zu erwerben als mit neuen Erkenntnissen. Und das Parktische Schöne daran war: Wenn ein Etikett gebraucht wurde, dann dufte auch der Laie mitreden. Komplexe Zusammenhänge? Ach du liebes Lieschen – doch nicht so etwas.

Ach, die Präferenzen - die Inflation der Etiketten

Heute rühmen sich Sexualwissenschaftler (durchaus im Kanon mit Journalisten) bestimmte Präferenzen zu katalogisieren, und dabei kommt mehr als „Hetero“ oder „Homo“ heraus. Nach und nach bekommt alles einen Namen, was zeitweilig oder beständig die Lust beflügelt – oder eben auch nicht.

Ach, ich könnte … Namen verteilen und ihnen Bedeutungen geben wie Humpty Dumpty (ich erwähnte ihn kürzlich schon). Und jedes dieser Wörter würde – am Ende gar nichts bedeuten, weil es die entsprechenden „Sexualitäten“ so gar nicht gibt. Typisch dafür sind Menschen, die „heteroflexibel“ sind, was kaum mehr heißt als: Wenn sie die Lust befällt, dann lieben sie den Menschen (auch körperlich), den sie gerade mögen: Frau oder Mann – flexibel eben.

Wird "Liebe" zum Etikett?

Ich habe gerade mal gefragt, wie Menschen eigentlich damit umgehen, dass „Liebe“ an sich schon so ein vermotteter Begriff ist, den jeder für seine Zwecke missbraucht. Das Ergebnis steht noch nicht fest, aber die Tendenz geht dahin, dass sich kaum jemand Gedanken darüber gemacht hat. „Ach, Liebe bedeutet nicht für alle das Gleiche? Wusste ich gar nicht.“

„Präferenzen“ gibt es bekanntlich nicht nur in der geschlechtlichen Identität. Du bist kein Fischer, weil du irgendwann man geangelt hast, und kein Veganer, weil du viel Salat isst. Die meisten Menschen definieren sich ohnehin über ihre Profession, was um Vieles sinnvoller ist. Hübsch wäre auch, sich über die eigene, vorherrschende Denkweise zu definieren.

Kluge Leute hindern die Bevölkerung am denken - und das soll gut sein?

Das eigentliche Problem mit den Etiketten liegt darin, dass sie von eigentlich klug sein sollenden Leuten allen aufgeklebt werden, die sie begierig annehmen. Das hat etwas mit „nicht Nachdenken“ zu tun. Ich vermeide den Begriff „Dummheit“.

Und siehe - das ist das eigentliche Problem: Nichts zu wissen. Ja nicht einmal etwas wirklich wissen zu wollen. Nur alles im Vorübergehen registrieren, was gesagt wird.