Eine ungeheure Anzahl von Menschen glaubt, etwas zur Ehe sagen zu müssen. Beispielsweise davon, dass die Ehe eine sehr ernste Sache sein. Oder darüber, wer wohl zum wem passen möge. Schließlich gibt es noch die Eheberater, heute meist als Paartherapeuten bezeichnet, die nahezu ausschließlich Paare kennen, die sich in Krisen befinden. Ganz zu schweigen von Katholiken und anderen ideologisch motivierten Gruppen, die in der Ehe eine Art „Überhöhung“ des Zusammenlebens erkennen wollen.
Die Ehe lässt sich aber auch nach den Gründen beschreiben, aus denen sie eingegangen wird:
1. Moralischer oder religiöser Zwang.
2. Legale Entfaltung der Sexualität.
3. Wirtschaftliche Notwendigkeit.
4. Rechtssicherheit.
5. Zusammengehörigkeitsbestätigung.
6. Familie und Kinderaufzucht. (1)
Die 1950er Jahre - die Notwendigkeit der Ehe
Noch in den 1950er Jahren war religiöser und moralischer Zwang der größte Antrieb, um zu heiraten. Die meisten Paare kümmerten sich damals nicht um die wirtschaftliche Notwendigkeit, eher schon darum, dass es unmöglich war, als unverheiratetes Paar eine Wohnung zu bekommen. Theoretisch war Sex nur verheirateten Paaren „erlaubt“, und mancherorts wachte die Gesellschaft mit Argusaugen darüber, dass dieser Grundsatz auch eingehalten wurde. Langfristig war der wirtschaftliche Zwang aber durchaus zu spüren, weil sich Frauen in den am häufigsten gewählten Berufen nicht verselbstständigen konnten, also beispielsweise nicht zugleich für ihren Unterhalt sorgen, eine schöne Wohnung beziehen und ein Auto fahren. Hingegen war die Bestätigung, zusammenzugehören, ein wichtiger Punkt, denn viele junge Leute wollten sich damals vor allem vor allem vom Elternhaus lösen. Rechtssicherheit wurde vor allem von Frauen gesucht – und die Ehe bot ein relativ sicheres Fundament dafür. Nahezu alle Frauen hatten den Wunsch, früher oder später die eigene Berufstätigkeit aufzugeben und sich ganz der Familie zu widmen.
Und wie ist es heute? Die Gründe für die Ehe bröckeln weg
Nur noch wenige Gesellschaftsschichten und gesellschaftliche Gruppen über einen moralischen oder religiösen Zwang auf ihre Mitglieder aus, zu heiraten, und ebenso wenig ist ein wirtschaftlicher Zwang erkennbar. Viele Frauen und Männer verzichten bewusst auf die Rechtssicherheit der Ehe, andere wieder suchen sie, zum Beispiel gleichgeschlechtliche Paare. Die Bestätigung, zusammenzugehören, ist nach wie vor wichtig. Indessen tritt der Wunsch, einmal eine Familie zu gründen, spät auf, oft viel zu spät. Da sich relativ viele Paare in den „mittleren Jahren“ wieder trennen, ist es üblich geworden, mit mehr als 40 Jahren noch einmal das späte Glück zu suchen. Dann herrschen ganz andere Kriterien: Man sucht den verlässlichen Partner, um nun wirklich miteinander alt zu werden.
Das Fazit
Ich will es salopp sagen: Es gibt kaum noch nachvollziehbare Gründe, Ehen einzugehen, es sei denn, aus Gründen der Rechtssicherheit, um die Zusammengehörigkeit gegenüber der Gesellschaft zu demonstrieren oder um eine Familie zu gründen. Neuerdings suchen viele Menschen in mittleren Jahren vor allem eine neue, stabile Beziehung für das Alter, denn es ist im Alter wesentlich einfacher, das Leben als Paar zu meistern als allein durchs Leben zu gehen.
(1) Es gab (und gibt) noch weitaus mehr Gründe für eine Ehe. Sie werden in einem späteren Artikel behandelt.
Angeblich suchen 55 Prozent der Männer und 22 Prozent der Frauen einen jüngeren Partner. Dröselt man die Zahlen einer Erhebung jedoch auf, so ergibt sich merkwürdigerweise, dass „große Altersunterschiede“ (über 10 Jahre älter) nur von einer kargen Minderheit akzeptiert würden. Bei den Männern sind es zwar noch immer sieben Prozent, die eine „mehr als 10 Jahre“ jüngere Frau bevorzugen würden, aber auch diese Zahl kann man in die Westentasche stecken – sie wiegt nicht schwer.
Umfragen zur Altersdifferenz – wie relevant sind sie?
Immerhin sagten 20 Prozent der Befragten, das Alter spiele überhaupt keine Rolle, was angesichts der Spanne (Befragte zwischen 18 und 65) irgendwie verwundert. Zudem frage ich mich, wie die 18-Jährigen mit einbezogen werden können – sie können ja nun wirklich nicht mehr „weit herunter“ in der Altersfrage.
Gehen wie mal in Details: Was befürchten die Befragten, wenn sie Beziehungen mit deutlich jüngeren oder älteren Partnern/Partnerinnen eingehen?
Zukunft und Familie – bedeutend, aber nicht immer und überall
Die meisten der Befragten (vor allem der Frauen) sorgten sich um die Familien- oder Zukunftsplanung, gefolgt von „Vorurteilen der Familie“ und der Gesundheit. Was bedeutet: Die große Mehrheit ging davon aus, dass die Beziehung lange Jahre halten würde – sie dachten also an eine Dauerbeziehung oder Ehe. Das verwundert kaum, denn von den 1039 befragten Personen lebten 680 in Beziehungen – also waren 65 Prozent der Befragten ohnehin liiert.
Was sind schon 10 Jahre?
Für mich ist keine Frage, dass Beziehungen zwischen Personen, die mehr als zehn Lebensjahre trennt, wohl bedacht sein sollten. Aber 10 Jahre? Wo soll denn da das Problem sein? Wenn „sie“ 18 Jahre alt ist und „er“ 28 Jahre, ist dies üblicherweise kein Schaden – und berührt auch kaum einen der Punkte, die man ankreuzen konnte.
Die eigentlich interessante Frage beginnt erst bei Altersunterschieden von 20 Jahren und mehr überhaupt nur dann, wenn eine Ehe oder Dauerbeziehung geplant ist.
Wenn Zukunft und Familie wenig bedeuten
Liebesaffären mit großen Altersunterschieden sind hingegen sehr beliebt und teils heiß begehrt. Dabei geht es entweder um junge Männer, die reife Damen bevorzugen oder um ältere Männer, die sich gerne mit jungen Frauen umgeben. Eine andere Lesart wäre, dass es um junge Frauen geht, die sich von der Bekanntschaft älterer Männer Vorteile aller Art versprechen – durchaus auch finanzieller Art. Oder um reifere Damen, die sich von einem jugendlichen Lover mehr Begeisterung erhoffen. Natürlich mögen euch 20 Jahre als „schrecklich viel“ erscheinen, aber eine 50-jährige Frau kann aussehen wie 39 – und wenn ihr Lover 30 ist, werden die meisten Passanten fast gar keinen Unterschied zu einem „ganz normalen Liebespaar“ bemerken.
Nicht: wie alt? Sondern: wofür?
Die erste Frage an einen Partnersuchenden, egal, ob weiblich oder männlich, ist stets: Wofür suchst du eine Beziehung? Was erwartest du dir davon? Und dann, fast unmittelbar danach: Was soll, kann und darf sich zu dem Leben ändern, das du jetzt führst? Welchen Gewinn willst du dabei machen? Welche Verluste kannst du dabei hinnehmen?
Nachdenken hilft. Wirklich.
Zahlenmaterial: PARSHIP, nach einer aktuellen Befragung.