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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Warum Qualität? Geil werden sie doch sowieso!

Erregung contra Handlung - muss erotische Literatur "aufgeilen"?
Erotik zu schreiben, ist nicht einfach. Aber wahrhaftig noch schwieriger scheint es zu sein, erotische Szenen in einer ganz gewöhnlichen Novelle oder einen Roman einzubauen. Vielleicht erinnert ihr euch an das Zitat (1):

In einer guten erotischen Szene dreht es sich immer um Sex und noch um etwas anderes.

Tatsächlich ist es allerdings so: Diejenigen, die „nur“ über Sex schreiben, reihen zumeist verschiedene Arten zu vögeln aneinander – alles andere ist für sie belanglos. Und diejenigen, die das Schreiben erst nehmen, bringen nicht einmal die Worte zu Papier, die ihre Protagonisten beim Vögeln benutzen.

Das Dilemma, indem ein Autor üblicherweise steckt, der Menschen „anmachen“ will, beschreibt eine unter mehreren Pseudonymen schreibende Autorin von E-Books wie folgt (2):

Du musst dich gedanklich auf eine bestimmte Ebene begeben. (Dann) … musst du in der Lage sein, Menschen allein mit deinen Worten zu erregen, und dies in einer Welt, in der überwältigende Bilder überall erhältlich sind.

Das Tempo deiner Erzählung muss viel genauer beachtet werden als bei den meisten anderen Erzählformen. Es gilt, die Hitze zu steigern, aber das darf nicht zulange dauern. Du gibst dem Leser einen gewaltigen Höhepunkt und dann endet alles glücklich.

Du musst deinen Leser(innen) genau das geben, was sie in der Nische oder von der Abweichung erwarten, aber ihnen gleichzeitig noch etwas anderes anbieten. Also alle gängigen klischeehaften Vorstellungen bedienen, und dir zusätzlich etwas besonders einfallen lassen, um sie an deine Worte zu fesseln.


(Um den Text verständlicher zu machen, der sich ausschließlich an Autorinnen und Autoren wendet, wurden einige Sätze ergänzt.)

Erfolg nur bei kalkulierter Geilheit?

Wir könnten uns fragen, ob das wirklich so sein muss – aber die meisten Erotik-Autoren, gleich, ob weiblich oder männlich, haben den schnellen Erfolg im Sinn. Und dieser entsteht hauptsächlich dadurch, dass sich die Leserin oder der Leser auf den Text einlässt. Ist dies der Fall, dann steigt meist auch die sexuelle Erregung, während das Interesse an der Story nachlässt. Also denkt manche Schreiberin und mancher Schreiber: „Warum sollte ich mich mit der Handlung, den Gedanken oder den Gefühlen abmühen? Geil werden die doch sowieso!“

Irgendwie sind alle Autorinnen Autoren in diesem Dilemma gefangen.

Es gibt ein paar Plots, die fast sicher zum Erfolg führen – aber bei jedem weiß man, wie er enden wird. Und die Gefühle sind nahezu immer eine Art „Abfallprodukt“, das nicht einmal glaubwürdig zu Papier gebracht werden dürfen, denn „echte“ menschliche Gefühle sind selten eindeutig. Und schon deswegen wird das Nachdenken über das Geschehen ausgeblendet.

Seht ihr das alles als Herausforderung? Dann wäre ich froh, von euch zu lesen.

Zitate:
(1) Erotik schreiben (New York, 2002)
(2) Die Quelle ist der Redaktion bekannt, wir können aber nicht dorthin verlinken.

Erotische Tagebücher – Lustvolles für die Nachwelt

Die Gelegenheit ist günstig ...
Was geschah wirklich in den Betten des 18., 19., und 20. Jahrhunderts, vor allem, wenn es sich nicht um Ehebetten handelte? Und wie lebt der Don Juan oder die Donna Juana heute? Wer verführt wen und bei welcher Gelegenheit?

Das alles finden wir in intimen Tagebüchern, Briefwechseln, manchmal in Biografien, auch wohl in machen Autobiografien.

Wenn ihr welche führt: Es könnet eine Quelle für zukünftige Autorinnen oder Autoren werden.

Die Verführerin Anna Lister - notorisch, herzlos und selbstverliebt

Ich rede im Moment von Anne Lister, einer Serienverführerin des frühen 19. Jahrhunderts – und die „Verführten“ waren Damen. Wer da sinnliche Gartenlauben-Romantik erwartet, wird enttäuscht. Ihre Biografin sagte dazu gegenüber dem Deutschlandfunk:

Anne Lister beginnt jeden Tagebucheintrag habituell (1) damit, ob und mit wem und wie oft sie … am Vorabend … (Sex hatte). Dann, ob sie in der Nacht noch mal aufgewacht sind und abermals Sex hatten. Und ob sie das Gleiche am Morgen wiederholt hatte.

Solche Schilderungen korrigieren nicht nur die „offizielle“ Geschichtsschreibung, sie werfen auch ein Licht darauf, dass Frauen sehr wohl „kaltherzige“ Verführerinnen sein können. Und die „Moral“ sank im 19. Jahrhundert mit zunehmender Bildung. Manche „höhere Tochter“ dieser Zeit, die gezwungen wurden, eine Konvenienzehe (2) einzugehen, holte sich vor der Ehe noch schnell eine Einführung in die Wollust. Manchmal von einer Freundin, manche von einem Freud. Ein berühmtes Beispiel ist das „Nixchen“ (3).

Also: Bewahrt sie auf, eure intimen Erlebnisse. Zukünftige Generationen werden mit offenen Mündern lesen, was ihr im neuen Millennium erlebt habt.

Buch: Angela Steidele: „Anne Lister. Eine erotische Biografie“
Matthes & Seitz, Berlin 2017. 327 Seiten, 28 Euro
Kauft es möglichst beim örtlichen Buchhändler - er freut sich.
(1) "Habituell" - " = "Üblicherweise"
(2) Konveniezehe - Ehe, die dem sozialen Stand der Eltern des neuen Paares entsprach.
(3) Antiquarisch möglicherweise über ZVAB Das Buch ist von Helene Keßler, die sich "Hans von Kahlenberg" nannte.
Bild: Nach einer Zeichnung von Édouard Bernard, gegen 1930, genaue Datierung unbekannt

Wie die Pandemie Begierde in schnellen Sex wandelt

Das Date im Bett: Folge der Pandemie?
Frauen und Männer, die auf Sex nicht verzichten wollen, treffen weiterhin begehrlich Suchende, die ebenfalls vor Lust bersten. Sollten sie nicht. Tun sie aber.

Sagte ich „Frauen und Männer“? Oh ja, und ich kann das per Zitat belegen:

Auf Sex möchte ich nicht verzichten. Klar, mir geht es dabei auch um Nähe, aber vor allem um Bestätigung. Begehrt zu werden hilft mir dabei, mich selbstbewusst und schön zu fühlen.
Eine nette Umschreibung, aber das Ziel ist eben, die Begierde in Lust zu wandeln und die Lust in Selbstbestätigung.

Mir scheint, die schnellen Verabredungen werden gar nicht erst als „Beziehungsversuche“ getarnt, wie es im konventionellen Online-Dating üblich ist. Und ich bekomme die Bestätigung dafür, denn die „Situationen, in denen es zu One-Night-Stands kommt, sind natürlich seltener geworden.“

Darf ich lächeln? Die Situationen sind „natürlich“ seltener geworden? Kam man (ob Frau oder Mann) früher etwa häufiger in die Versuchung, sogleich heftig der Lust zu frönen? Offenbar war das so. Wieder lese ich:

Für verbindliche Dates braucht man Bars, Theater und Kinos.

Die also braucht man? Und eine Flasche Wein, zu zweit gebechert, reicht gerade mal für die Befriedigung aktueller Gelüste, wobei nicht der Wein gemeint ist?

Nun gut – ich muss das alles nicht verstehen. Aber mich beschleicht immer mehr der Verdacht, dass die „neue Notgeilheit“ mit allerlei Ausreden einhergeht. Mit und ohne Pandemie.

Zitate: ze.tt.
Grafik: Historisch, anonym.

Cassys Kritik der „50 Shades of Grey“: lesenswert

Selbstverständlich kann man Bücher auch lesen ...
Man könnte sich ja mal die Frage stellen, warum die „Shades of Grey“ so erfolgreich geworden sind – und sicher, man könnte sie so beantworten:

1. Frauen lesen sowieso Romantikkitsch am Band.
2. Die Wollust der Frauen, stets im Hinterkopf, wurde endlich salonfähig.


Cassy geht aber über diese – zugegebenermaßen sehr simple – Erklärung hinaus. Sie zeigt noch einmal auf, wie das Buch (oder die Trilogie) entstanden ist. Denn eine normale Literaturgeburt war es nicht.

Zitat:

Denn wer ein klein wenig Ahnung von der Branche hat, weiß, dass jeder große Verlag unter „normalen“ Umständen Miss Leonard das Manuskript links und rechts um die Ohren geschlagen hätte. Gesetzt den Fall, einer hätte es überhaupt gelesen.


Der „normale Weg“, das Manuskript viel zu vielen arroganten Verlegern und besserwisserischen Lektoren zu überlassen, kam bei den „50 Shades of Grey“ erst gar nicht zum Tragen. Man benötigt, so führt Cassy aus, eine „Fanbase“ – aber die hat nicht jede Autorin.

Und so bleibt – nach reiflicher Überlegung - eben nur der Schluss (Zitat):

In einer Zeit, in der „Bauer sucht Frau“, „Der Bachelor“ oder „Frauentausch“ ihren festen Zuschauerstamm haben, wird es auch eine Nachfrage nach seichter Literatur geben. Irgendwo hatte ich mal den Ausdruck „Urlaub vom Gehirn“ gelesen. Das trifft es meines Erachtens genau auf den Punkt.


In meinen Kopf ist derzeit noch ein Satz des Volksmunds gefangen, den ich hier heute mal rauslassen will: „Esst mehr Scheiße – Millionen fliegen können nicht irren.“

Alle Kritik, die je darüber geschrieben wurde, ändert aber nichts am Erfolg entsprechender Unsinns-Serien, Volksverdummungen und Nebelkerzenwürfe.

Nur eines stört mich bei alledem – da lesen die Damen diese romantisierte Juxpornografie mit ihren Readern in allen Bahnabteilen, doch offiziell halten alle die Fassaden ihrer Wohlanständigkeit hoch. Sich zugleich öffentlich zu empören und vor innerer Geilheit zu lechzen, war schon immer eine bevorzugte Spielart konservativer bürgerlicher Damen. Aber aber es zeugt nicht gerade von persönlicher Integrität und öffentlicher Aufrichtigkeit.

Wer Erfolgsgeschichten liebt (und ich gestehe, sie ebenfalls zu mögen), der kommt an den „50 Shades of Grey“ eben nicht vorbei. Und: Wiederholbar ist der Erfolg vermutlich nicht. Bleibt zu fragen: Wer dreht das nächste große Ding? Eine Hausfrau aus Grönland? Vielleicht –wenn sie über eine entsprechend „Fanbase“ verfügt.