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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Überschwemmung der Presse mit Dating-Burn-out

Heute könnt ihr in fast allen Zeitungen eine Meldung lesen, die sich irgendwie mit dem sogenannten Dating-Burn-out beschäftigt.

Verbreitet wurde sie von der „dpa-infocom“. Gedruckt bzw. ins Netz gestellt haben sie relativ viele Zeitungen, Wochenzeitungen und andere Presseorgane (hier der Link zur ZEIT).

Auffällig an diesem Bericht ist, dass sie zwar Forschungsergebnisse, aber eben auch viele Meinungen und möglicherweise sogar Ideologien enthält.

Natürlich können solche Artikel auch zur Meinungsbildung dienen – doch wer den Artikel liest, erkennt schnell einen merkwürdigen Mix von Tatsachen, Appellen und Absonderlichkeiten. Die Liebeszeitung wies bereits mehrfach auf solche Phänomene hin.

Alles zusammengenommen wäre mein Rat: Lesen, aber nicht verinnerlichen. Es gibt viele Meinungen, es gibt eigenen Zeitgeist, und es gibt psychologische, soziologisch und feministisch eingefärbte Sichtweisen. Aber am Ende des Tages zählt nur, dass es für viele Menschen kaum einen anderen Weg gibt, als die Partnersuche mit Mut und Umsicht anzugehen. Und das sollte eigentlich jede und jeder von euch schaffen.

Wundermittel Disziplinierung – der absurde Gedanke der Löschung ehelicher „Sünden“ durch Züchtigung

Die Tilgung der Sünden - nicht sozial korrekt
Wer in Kategorien wie „Schuld und Sühne“ denkt oder wer glaubt, sich durch „ehrliche Reue“ reinwaschen zu können, handelt oft aus einem dunklen, oft religiös geprägten Hintergrund. Manche Frauen und Männer sind der Ansicht, dass eine Züchtigung, die dem Vergehen folgt, die beste Therapie ist, die Sünden fleckenrein auszuwaschen. Von Unzuverlässigkeit im Alltag bis hin zum Ehebruch – alles kann angeblich gelöscht werden, wenn sich das Paar auf geeignete Methoden der Züchtigung festgelegt hat und dies auch praktiziert. Es geht dabei überwiegend um verheiratete Paare, die in konservativen Beziehungen leben, also nicht um Paare, die der BDSM-Szene zuzurechnen sind.

Befremdliche Aussagen verpackt in logische Begründungen

Falls du glaubst, dass wir uns dies am frühen Morgen aus dem Daumen gesogen haben: Nein, es sind authentische Aussagen aus den sogenannten „sozialen Netzwerken“.

Wischt du dir gerade die Augen? Denkst du, du bist in eine Parallelwelt abgeglitten? Dann wartet mal ab.

Vor einiger Zeit wurde (ernsthaft, versteht sich) eine Frage vorgelegt, die in etwa so lautete:

Was ist der Vorteil von regelmäßigen Züchtigungen gegenüber solchen, die fallweise als Sühne angesetzt werden?

Die äußerst merkwürdigen Ansichten von Ehepartnern zu Schuld und Sühne

Sowohl Frauen wie auch Männer antworteten. Ein Mann ist überzeugt, dass es nützlich für ihn ist, regelmäßig gezüchtigt zu werden:

Im Gegensatz zu Disziplinarsitzungen bei Verstößen konzentrieren sich bei regulären Sitzungen alle auf die Rolle, die jemand in der Ehe spielt. Solche Sitzungen erinnern mich daran, wer die führende Rolle in unserer Ehe einnimmt und dass ich meiner Frau gehorchen muss. Eine routinemäßige Züchtigung mit festen Regeln ist das beste Mittel, um mich stets daran zu erinnern.

In ähnlicher Weise urteilt ein Mann, der vermutet, dass seine Partnerin ihm nicht alles gestehen würde – die Rollenverteilung ist hier allerdings umgekehrt:

Der Vorteil regelmäßiger Züchtigungen-Sitzungen besteht darin, dass damit auch die Verstöße gesühnt werde, von denen du normalerweise nichts erfährst, von denen du aber weißt, dass dein Partner sie immer wieder begeht.

Kein Blatt vor den Mund nimmt eine Hausfrau, die mit einem Alpha-Mann verheiratet ist:

Ich kann für meinen Mann sprechen, der sagt, er käme immer wieder ins Gleichgewicht, wenn ich ihn züchtigen würde. Draußen ist er ein Alpha-Mann, aber damit er zu Hause nicht versucht, die Macht an sich zu reißen, züchtige ich ihn regelmäßig, um ihm zu zeigen, wo sein Platz ist.

So weit der Blick in den Menschenzoo. Die meisten von euch werden sich – hoffentlich – nicht in diesem dornigen Gewirr von merkwürdigen Ansichten wohlfühlen.

Strafende Gerechtigkeit, Vorwand, Willkür oder Spiel?

Um es zu entwirren: Es handelt sich nicht wirklich um „Schuld und Sühne“. Ob jemand seine Handlungen als „Schuld“ empfindet, liegt an seiner ethischen Grundhaltung. Und nicht für alle, die sich tatsächlich schuldig fühlen, sind „Körperstrafen“ ein Mittel, diese Schuld zu tilgen. Allein aus dieser Sicht hat die Frage nichts mit „strafender Gerechtigkeit“ zu tun – es ist schlicht ein Vorwand, um den Partner oder die Partnerin zu züchtigen.

Manchmal handele es sich um ein Spiel – nämlich dann, wenn „Züchtigungen“ zugleich als Strafe, emotionale Sensation und erotische Stimulanz empfunden werden. Aber das ist wirklich ein ganz anderes Thema.

Erklärung des Übersetzers: Sowohl die Fragestellung wie auch die Antworten wurden aus einer Fremdsprache übersetzt und dann so umgeschrieben, dass verletzende Worte vermieden wurden. Sinngemäß handelt es sich aber um authentische Zitate.

Bild: Nach einer Postkarte Ende des 19. Jahrhunderts, Deutschland

Was ist Verführung?

Eva bietet die Frucht vom Baum der Erkenntnis an
In kaum einem deutschsprachigen Lexikon findet ihr einen neutralen, wissenschaftlich haltbaren Satz darüber, was eigentlich eine „Verführung“ ist. Die generelle Haltung zur Verführung ist mit Vorurteilen und Ideologien besetzt, sodass am Ende etwas herauskommt, was mit hochgehaltenem Zeigefinger verkündet werden kann.

Weil es so populär ist, beginne ich mal mit WIKIPEDIA. Dort heiß es:

Verführen (substantiviert Verführung, auch Verlockung oder Seduktion) bedeutet, jemanden gewaltlos so zu „manipulieren“, dass er etwas tut, was er eigentlich nicht wollte oder sollte (zum Beispiel, sich regelwidrig zu verhalten, sich sexuellen Handlungen hinzugeben, eine Religion anzunehmen, etwas Bestimmtes zu kaufen).

Einige Zeilen später, und etwas aus dem Zusammenhang gerissen heißt es dann:

Mit Verführungskunst bezeichnet man alle kommunikativen Strategien und Handlungen, mit denen eine Person eine andere Person für sexuelle Handlungen gewinnt.

Klischees aus der Vergangenheit - die schwache Frau wird verführt

Dabei ergeben sich gleich drei Fragen:

1. Behauptet wird, die Verführung geschähe in der Absicht, jemanden zu etwas zu bewegen, was er „eigentlich“ nicht wollte. „Wollte“ die Person es wirklich nicht? Oder traute sie sich nicht? Wagte sie es nicht?
2. Die sogenannte „Verführungskunst“ ist eine Anleitung zur Verführung. „Verführen“ (oder verlocken, verleiten) ist aber – zumindest auf sexuellem Gebiet - eine natürliche Ressource, also kein „erlerntes Verhalten“. Natürlich kann diese Ressource „manipulativ“ eingesetzt werden – aber das würde Bände füllen. Lassen wir’s also. Fragen wir lieber: Was ist an der Verführung „natürlich“, wie wirkt die „Verstärkung“ natürlicher Prozesse und ab wann kann man von einer „Machenschaft“ sprechen?
3. Kein Wort darüber, dass „Verführung“ sowohl negative Aspekte als auch positive Aspekte hat. Etwas tun zu wollen, aber sich nicht zu trauen dies dann auch wirklich auszuführen, ist ein guter Grund, sich dazu verführen zu lassen. Was also ist die positive Seite der Verführung?

Zwei Quellen für die Einseitigkeit: Religion und veraltete Sichtweisen
Der angebliche Verursacher: Hi, Eva, wie wär's mit 'nem Apfel?
Die Tendenz, das Wort „Verführung“ negativ auszulegen, hat zwei Quellen: Religiöses Schrifttum und die Annahme, die Person, die verführt wird (oder sich verführen lässt), sei willensschwach, während die zweite Person sie mit dem starken Willen bezwingen würde.

Dazu schreibt Büchner (1890):

Verführung sei einen von der Heerstraße der himmlischen Wahrheit und dem Wege der Tugend abbringen, und in Abwege der Sünden und Laster, ja zeitliches und ewiges Verderben stürzen.


Andere verweisen auf die Verführungen durch Satan in Gestalt einer Schlange (die Eva verführte), auf Casanova und Faust (wieder mithilfe des Satans).

Und so stehen wir vor dem Dilemma, völlig einseitig, und zudem äußert negativ von den Erläuterungen beeinflusst zu werden. Inwieweit dieses Vorgehen Fahrlässigkeit oder gar Manipulation ist, müssen die Autoren entsprechender Artikel selbst verantworten.

Seltene Lichtblicke: Die Natur spielt die erste Geige

Indessen gibt es Lichtblicke. Im englischen Wikipedia finden wir einen sehr lange Abschnitt darüber, dass sexuelle Verführung weder negativ noch manipulativ ist. Man beruft sich auf neuere Forschungsergebnisse und greift nun sogar auf die Naturphänomene zurück.

Ich zitiere daraus auszugsweise (1):

Sowohl Männer als auch Frauen setzen die Strategie der Verführung ein, um ihre sexuellen Beziehungen auszuhandeln. Dies beruht in erster Linie sowohl auf das physische Verlangen wie auch auf der Anziehungskraft der Geschlechter. (Die Personen, die so handeln) wenden dies oft unbewusst an und berichten lediglich über die Gefühle und Gedanken, die sie subjektiv erlebt haben und die … umgangssprachlich mit „Anziehung“ oder „Liebe“ vergleichbar sind.
Des weiteren führen die Autoren aus, dass Verführungen im Grunde nichts weiter sind als der Ersatz für die Balz der Säugetiere. Die Absicht ist,

Dass diese Form der sexuellen Verlockung verwendet werden kann, um gewünschte Personen zum Geschlechtsverkehr und letztendlich zur Fortpflanzung zu bewegen. Dieses Verhalten zielt auch darauf ab, jemanden zu überreden, eine kurzfristige oder langfristige sexuelle Beziehung zu ihm aufzubauen.
Wobei wir endlich wieder bei der Natur sind. In ihr ist die Verführung das einzige Mittel, um zum erwünschten Ziel zu kommen - wobei wir selbstverständlich etwas kompliziertere Bedingungen vorfinden als bei Katzen und Katern. Aber das Prinzip ist gleich: Nur, wer im Prinzip bereit ist, ist auch verführbar, was letztlich bedeutet:

Jeder ist verführbar, nur nicht jederzeit und nicht von jedem.
Unseren Sophisten und allen anderen moralisierenden Schwätzern kann ich nur raten, einmal vom hohen Ross hinabzusteigen.

Verführung zu Liebeslüsten ist kein Teufelswerk, sondern ein Werk der belebten Natur.

(1) Übersetzung und Kürzungen durch den Autor.