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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Ist die Femosphäre eine feministische Bewegung?

Nicht nur in betont reißerischen Medien, auch in der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ konnte ich in den letzten Wochen etwas über die „Femosphäre“ lesen. Die sich selbst als radikal-feministische Bewegung sieht. Also schreibt die ZEIT:

Im Internet formiert sich eine neue feministische Bewegung.


Bekanntlich habe ich so meine Schwierigkeiten, wenn „sich“ im Internet etwas formiert. Normalerweise gehen solche Nachrichten von extrem selbstsüchtigen jungen Frauen aus, die ihre Popularität in Form von „Likes“ steigern wollen – auch aus kommerziellen Gründen.

Die Idee des Feminismus zeigt sich normalerweise in dem Wunsch nach Gleichheit, den man auch „Cheffinnen-Feminismus“ (girlboss-femnism) genannt hat. Es war sozusagen ein Aufruf, alles zu erreichen, was auch Männer erreichen können.

Der beste goldene Fisch aus dem Männer-Fischteich

Nun aber hat sich etwas ganz anderes entwickelt: Die Idee, mit dem Schlagwort „Feminismus“ eine konservative Idee zu vermarkten, nämlich den absolut besten Mann aus dem Fischteich zu angeln.

Eine Forscherin schrieb dazu:

Man könnte das fast als antifeministischen Feminismus bezeichnen.

Das bedeute, so die Forscherin weiter, sich an einer historischen Linie von Frauen befänden, die ihren Platz im Patriarchat durch berechnendes Verhalten zu finden versuchten. Die meisten sollen demnach der Mittelschicht entstammen und vor allem aus weißhäutigen Frauen bestehen. Sie würden sich dabei in gewisser Weise an das Patriarchat anpassen und zugleich andere Frauen niedermachen.

Es geht in Wahrheit um "Dating" - und möglichst reich zu heiraten

Tatsächlich geht es um das „Dating“ – und in diesem Fall darum, untere erheblichem Einsatz und unermüdlich nach einem möglichst reichen Mann zu fahnden. So gesehen, wären sie die Nachfolgerinnen jener Frauen, die in den USA auch als „Goldgräberinnen“ bezeichnet werden. Wer diesen Status erreicht, kann in manchen Fällen in Luxus leben und im Alltag eine traditionelle Frauenrolle spielen. Man spricht deshalb auch von einem „Tradwife“.

Behauptet wird, dass diese Bewegung aus einer Mischung von rechtsradikalen Frauen, traditionell-religiösen Frauen und tatsächlichen feministischen Ideologinnen besteht.

Fragt man sich hingegen „wem nützt diese Bewegung?“, so wird man entdecken, dass dahinter eine Gruppe von Frauen steht, die mithilfe sozialer Netzwerke zu Ruhm kommen will. Es ist zumindest nicht auszuschließen, dass dabei auch kommerzielle Interessen eine Rolle spielen.

Liebe – ein Gefühl oder eine Entscheidung?

Der arrogante Mann bei Lewis Carroll wollte bestimmen können, was ein Wort bedeutet
Die Frage, ob Liebe ein Gefühl ist, wurde in den letzten Jahren vor allem in der „Bildungspresse“ diskutiert. Wie so oft, geht die Diskussion nicht so sehr um Fakten, sondern um Meiningen. Das liegt daran, dass der Begriff „Liebe“ selbst völlig unklar ist. Esoteriker, Soziologen und viele religiös orientierte Menschen verstehen unter „Liebe“ den „Zusammenhalt zwischen Menschen“. Psychologen, Neurologen und Biochemiker sehen in ihr die Wirkung von Außenreizen und/oder Botenstoffen. Und die vielen Menschen, die sich der Liebe wortlos hingeben, benutzen die gleichen Begriffe, meinen aber etwas völlig anderes.

Wie versucht wird, den Begriff "Liebe" zu manipulieren

Eine der Grundfragen dabei ist: Wer bringt eigentlich die offenkundig manipulativen Begriffe in Umlauf? Wer sagt beispielsweise „Liebe ist klein Gefühl, sondern eine Entscheidung“? Wer fordert andere auf, solche Begriffe in die sozialen Medien oder in die Presse zu bringen? Wer nimmt sich die Macht heraus, Wörter nach Belieben umzudeuten?

Es geht in Wahrheit um Macht - die Definitionsmacht

Es ist kaum mehr als das „Humpty Dumpty-Prinzip“: Wenn eine angesehene Person oder weltanschaulich geprägte Gruppe ein Wort für etwas festlegt, dann wird eine „Wahrheit“ geschaffen. Der neue Begriff geht dann in „die Wissenschaft“ ein und wird tausendfach kopiert – auf diese Weise wird eine Macht gefestigt, die man Definitionsmacht nennt.

Weltanschauliche Kräfte versuchen, Liebe umzudefinieren

In diesem Fall stehen weltanschauliche Gruppen dahinter, die das Wort „Liebe“ nicht stehen lassen wollen – schon gar nicht für das natürliche Bedürfnis, Liebe zu schenken und zu empfangen. Die „Geschichte hinter der Geschichte“ beginnt mit der Aussage einer 25-jähtigen Bloggerin. Und um den Wahrheitsgehalt festzustellen, reichten offenbar diese Zeilen:

„Die Seminarleiterin habe den Kurs damals gefragt, ob Liebe ein Gefühl oder eine Entscheidung sei. Wir waren ein Haufen Teenager. Natürlich haben wir gesagt, es ist ein Gefühl. Daraufhin sagte die Leiterin, wenn wir an diesem Glauben festhalten, werden wir niemals irgendeine Art von langer Beziehung führen".

Gelesen habe ich es in der deutschen Presse - die Originalversion fand ich bei „boredpanda“. Neu dabei ist, dass eine „Seminarleiterin“ zitiert wird. Die weltanschaulich-religiöse Tendenz dahinter ist unverkennbar – Liebe ist kein Gefühl, sondern eine Entscheidung.

Gefühle sind keine Entscheidungen

Oh ja – im Hintergrund wissen die Damen und Herren recht gut, was sie eigentlich sagen wollen: Die Wahl eines Ehepartners beruht auf einer Entscheidung – und diese Entscheidung wird nicht alleine durch „ein Gefühl“ bestimmt.

Und auf diese Weise glauben sie, etwas Wichtiges im Sinne der Menschheit getan zu haben. Was sie dabei vergessen: Die Entscheidung dahinter wird im Grunde von etlichen Faktoren bestimmt und mit Sicherheit auch von einigen, die nicht so „ganz edel“ sind. Der Blick auf das Konto, die Bildung und die berufliche Zukunft des Partners tragen auch zur Entscheidung bei. Und der Markt? Was, wenn er leer gefegt ist und jemand nur noch aus denjenigen wählen kann, die „Übrig geblieben“ sind?

Und deshalb: „Liebe ist eine Entscheidung“ ist völliger Unfug – eine Ehe einzugehen, ist hingegen tatsächlich eine Entscheidung,

Quellen (unter vielen anderen):

die ZEIT (ZETT)
Esquire
boredpanda
bide.ch
zukunft,ch
Bild: liebesverlag-archiv

Dürfen Lust und Liebe nicht irritierend sein?

Es ist schon merkwürdig, wie das Magazin „Meedia“ mit den Möglichkeiten eines Journalismus umgeht, der von der Bürger- und Mainstreampresse deutlich absetzt. In einem Beitrag der „Meedia Redaktion“ stellt das Branchenmagazin fest:

Insgesamt wirkt die die Bento-Berichterstattung über Lust und Liebe auf manchen irritierend.


Bezug genommen wird dabei auf eine der jüngsten Kolumnen von Nea Nyström, die sich offen, ehrlich und mit der notwendigen Schamlosigkeit dafür einsetzt, „Deep Throating“ zu ächten und dabei ganz nebenbei den genussvollen „Blow Job“ lobt.

Mag sein, dass dies für ein paar Gutmenschen, Hausfrauen und Kirchgängerinnen „irritierend“ wirkt – auf andere jedenfalls wirkt diese Aussage ausgesprochen klar. Lustvolles Lutschen ist OK, Kotzgefühle sind es nicht. Darüber kann jeder anderer Meinung sein, der will und sich traut, darüber zu schreiben.

Klar – das ist "nur" eine Meinung – doch wo kann man seine höchst individuelle Meinung über Sexualität denn noch äußern, außer in Blogs oder den Kolumnen, die mutige Herausgeber zur Verfügung stellen? Aber gerade dies beklagt „Meedia“:

Dabei ist es nicht in erster Linie die Schonungs- oder Schamlosigkeit, mit der sich Nea Nyström den Themen widmet, sondern ihr Anspruch auf Allgemeingültigkeit ihrer persönlichen Ansichten.


Oha! Da soll also die Kolumnistin abwägen, differenzieren, möglicherweise sogar noch alles ein bisschen weichspülen? Die Schere soll gleich mit ins Gehirn eingearbeitet werden, damit ja nichts Undifferenziertes in eine Kolumne kommt? Was für eine Vorstellung von Meinungsfreiheit hat eigentlich die Meedia-Redaktion?

Lust und Liebe, Erotik und Sexualität sind höchst irritierend – jeder hat es schon einmal erlebt. Und viele Meinungen darüber passen nun einmal nicht in den Mainstream der Presse, die mit Rücksicht auf ihre Abonnenten alles erst einmal weichspült, was moralischen Ärger erregen könnte.

Nea Nyström sagt ihre Meinung, und sie schämt sich nicht, dabei auch sich selbst und ihre Gefühle offenzulegen. Das ist ausgesprochen mutig. Man sollte ihr danken, statt sie anzugreifen. Schon gar nicht mit dem fadenscheinigen Argument, sie könne damit jemanden „irritieren“.

Sämtliche Zitate: Meedia.

Der Beitrag von Nea Nyström kann in Bento nachgelesen werden.


Ungereimtheiten über Jugend und Pornografie



Die deutsche Presse ist in erschreckender Weise unkritisch gegenüber sogenannten “wissenschaftlichen“ Erkenntnissen. Selbst die Online-Ausgabe der ZEIT veröffentlichte heute eine Meldung, die ich bereits gestern als fragwürdig angesehen habe: „Pornos prägen Rollenverständnis bei Jugendlichen“.

Urheber der Meldung ist allerdings nicht die ZEIT selbst, sondern, die „Deutsche Presse-Agentur“. Sie liefert das Ausgangsmaterial, und den Zeitungen steht es frei, wie kritisch sie damit umgehen wollen. Eigentlich sollte es so sein: Die Agentur liefert das Material, die Redaktion beurteilt es und ergänzt es, recherchiert selbst noch darüber oder verweist auf Besonderheiten, die den jeweiligen Leserkreis interessieren. Doch seit es Online-Ausgaben gibt, die ja nun einmal befüllt sein müssen, werden solche Meldungen immer häufiger kritiklos übernommen. Man erwartet vom Leser, zu wissen, dass es sich dabei lediglich um Nachrichten handelt – vom „mündigen Leser“ wird also erwartet, dass er den Wert der Nachricht selbst beurteilen kann.

Vielleicht erklärt sich so, dass hinter der vollmundigen Überschrift „Pornos prägen Rollenverständnis bei Jugendlichen“ nicht viel steht – genau genommen fast gar nichts außer ein paar Forschermeinungen. Die wesentlichen Thesen stehen im Konjunktiv: „Pornos könnten … das Wertverständnis beeinflussen“, „möglicherweise“ könnten sie das Gehirn neu programmieren – bei ständiger Wiederholung. „Mitunter“ töten Pornos die Fantasie.

Zudem sollen diese Filme ein „antiquiertes“, „überkommenes“ oder auch „altmodisches“ Rollenverständnis transportieren. Dabei wird damit argumentiert, dass junge Mädchen bei häufigen Sexualkontakten als „Schlampen“ angesehen werden, während Jungen angeblich als „cool“ gelten´, wenn sie welche haben. Ob diese Verbalakrobatik ausreicht, um ein Rollenverständnis zu beschreiben? Ist „Rollenverständnis“ überhaupt etwas Statisches, wie es die Forscher offenbar unterstellen? Sollen wir nun wirklich glauben, dass ein „Rollenverständnis“ nicht mehr durch das „Vorleben“ des Verhaltens der Eltern geprägt wird, sondern durch ein paar rauschige Pornos im Internet? Man könnte auch gleich fragen: Für wie blöd halten uns eigentlich die Wissenschaftler und Medien, ihnen ihre einseitige Stellungnahme abzukaufen?

Offenbar halten sie uns für blöd genug, sonst würden solche Beiträge ja nicht in Massen veröffentlicht – und in der Studie selbst steht offenbar nicht nur das, was das Volk gerne hören würde, um sich das Maul an den Stammtischen und auf Gutmenschenversammlungen zu zerreißen: „Jugendliche orientieren sich an Pornos und Mädchen gelten durch Pornos als Schlampen“. Nein, irgendwie steht zumindest in der Studie noch mehr, und das dürfte manche überraschen (Zitat): „Mädchen sind laut der Studie selbstbewusster geworden und haben in Partnerschaften immer öfter das Sagen.“

Ach nein – die Mädchen, die in durch Pornografie in die Schlampenecke abgedrängt werden und dort innerhalb eines „altmodischen“ Rollenverständnisses geknechtet werden, sind selbstbewusst und „haben in Partnerschaften immer öfter das Sagen“?

Die deutsche Presse sollte sich erinnern, dass sie gegenüber der Öffentlichkeit eine Aufklärungspflicht hat – und dass alleine Überschriften bereits diffamierend wirken können. Ich fürchte, sie hat es längst vergessen.

Zitate: DIE ZEIT (Newsticker) und "Digitalfernsehen")

Vom gleichen Autor in der Liebepur: Pornos, Jugend und Forschung - nichts als Spekulationen

Titelbild: "Salty Magazin" vom April 1969 - US-amerikanisches Erotikmagazin.