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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Vor dem Sex: "Ja, ich will"?

Du musst noch "Ja" sagen, wenn du das haben willst, was du suchst ...
Lustvollen Sex miteinander zu haben, ist kein Eheversprechen. Aber muss das „doppelte Ja-Wort“ dennoch vor jedem Geschlechtsverkehr fallen? Wir werfen einen Blick auf die Schweiz.

Die Schweiz diskutiert gerade eine Reform des Sexualstrafrechts. Da derzeit noch das „Nötigungsprinzip“ gilt, ist die Reform überfällig. Daran gibt es keinen Zweifel, doch die Frage ist: „Soll das Negativprinzip oder das Positivprinzip gelten?“

Aufs Äußerste vereinfacht heißt das entweder:

1. Ein klares „Nein“ heißt: Ich will keinen Geschlechtsverkehr.

Oder

2. Ein klares „Ja“ muss dem Geschlechtsverkehr vorausgehen.

Die erste Möglichkeit würde voraussetzen, dass ein „Ja“ (also die Zustimmung) auch in anderer Weise gegeben werden kann, beispielsweise durch Verlockung oder unzweifelhafte Bereitschaft.

Die Meinungsforschung wird aktiv

Die zweite Möglichkeit setzt gegenseitiges Einverständnis voraus, das heißt, beide müssten dem Geschlechtsverkehr zustimmen. In der Schweiz nennt man dies offiziell „Zustimmungslösung“. Die Zustimmung zu diesem Modell basiert auf einer Volksbefragung, die von der Organisation „Amnesty International“ veranlasst wurde. Demnach stimmte die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer bei einer Umfrage für diese Lösung (45 Prozent), die „Ablehnungslösung“ befürworteten 27 Prozent, der Rest gab andere Antworten.

In Wahrheit wurde aber gar nicht gefragt, welche Lösung sinnvoller oder praktikabler wäre, sondern lediglich, „Welche der folgenden Optionen schützt Opfer vor sexualisierter Gewalt am besten?“ Ob jemand Frau oder Mann ist und egal, wie alt – die Fragestellung könnte, wenn sie aus dem Gesamtzusammenhang gerissen wird, durchaus den Eindruck der Manipulation erwecken.

In Wahrheit kein eindeutiges „Ja“ in der Praxis

Insofern lohnt es sich, bei neutraleren Fragen nachzulesen. Denn auf die Frage, wie Frauen und Männer die Zustimmung „interpretieren“, gaben 91 Prozent der Männer und 88 Prozent der Frauen an, „wenn die Person hingebungsvoll und proaktiv bei der Sache ist und die Situation eindeutig genießt.“

Amnesty als Auftraggeber - und welche Rolle spielt die Presse?

Was Amnesty International (CH) mit dieser Umfrage bezweckte und warum sich diese Organisation überhaupt in die Diskussion einmischt, ist mir nicht bekannt. Es eignete sich jedoch vorzüglich für die Veröffentlichung durch Magazine wie „Watson“, aus der ich die Informationen bezog. Die etwas reißerische Ankündigung heiß: „So holen sich die Schweizerinnen und Schweizer die Zustimmung zum Sex“. Und weil es so spektakulär klingt, wird gleich ein Klischee bedient: „37 Prozent der Männer empfinden aufreizende Kleidung und einen Flirt als Einwilligung zum Sex“.

Ja, das klingt ganz übel, aber auch diese Aussage wurde den Befragten ja mittels einer Auswahl „in den Mund gelegt“. Ein Teil von ihnen hat zugleich geantwortet, „wenn die Person ja gesagt hat“ oder eine andere „positivere“ oder auch „negativere“ Antwort gegeben hat. Und was noch auffällt: Immerhin hat auch ein großer Teil der Frauen (etwa ein Fünftel) die Frage nach „aufreizend gekleidet und flirtbereit sein“ als Zustimmung interpretiert.

Genau hinsehen lohnt sich bei Studien

Analysiert man die Antworten grob, so gab es die größten Übereinstimmungen zwischen Frauen und Männern sowohl bei „beide haben Ja gesagt“ wie auch bei „als hingebungsvoll erwiesen“, so ergibt sich eine nahezu völlige Übereinstimmung. Besonders dürftig waren die Übereinstimmungen bei „überredet werden“, „schon einmal getan“ und bei einem Sonderfall (im Schlaf überrascht).

Frauen fanden erstaunlicherweise ziemlich in Ordnung, wenn der Sex aufgrund eines Geldangebots „einvernehmlich“ war (67 % M, 60 % F Zustimmung). Überraschend auch: Frauen denken ähnlich wie Männer, falls sich ihr Sexpartner nicht wehrt. Ganz offensichtlich stimmt dies mit der Beobachtung überein, dass sich Männer äußerst selten gegen Verführungen durch Frauen wehren. (27 % M, 21 % F Zustimmung).

Ob sich die „gewöhnliche Schweizerin oder der „gewöhnliche Schweizer“ darin wiederfindet, mag jeder und jede selbst beantworten.

Was würde ein "eindeutiges Ja" bedeuten?

Für Dates wäre eine völlig neue Form der Kommunikation nötig. Bisher war eine durchaus gültige Alternative zur „Zustimmungslösung“, die verschleiernde Frage „gehen wir noch zu dir oder zu mir.“ Die Alternativen hießen „weder - noch“, „zu mir“ oder „zu dir“, und beides bedeutete unverschlüsselt: „Ja“. Ich denke, Frauen wie Männer wären reichlich verblüfft, wenn die Frage hieße „wärst du heute noch bereit, mit mir den Geschlechtsverkehr auszuüben?“.

Die Quelle, die ich zunächst benutzte: Watson, dann ging ich über zu den Ergebnissen der Demoskopie. Auch bei Telebasel udn Nau.ch, alle ähnlich. Zur Klärung und Erklärung trägt eher ein Beitrag der ZEIT bei. Karikatur © 2022 by Liebesverlag.de