Noch wählerischer werden bei der Partnersuche?
In einem Interview behauptet er, „wir“ (also die Partnersuchenden) müssten „selektiver“ sein. „Selektiver“ ist in diesem Fall ein Synonym für „wählerischer“. Und was der Herr Thiel uns sagen will ist: „Werdet noch wählerischer!“
In der Folge wettert er gegen jene, die der entgegengesetzten Auffassung sind. Dazu sagte er:
Die meisten Menschen finden es schwierig, wählerisch zu sein. Sie werden ständig aufgefordert, ihre Standards von denen um sie herum zu senken.
Das alles bringt er in ein paar Sätze, die angeblich auf seiner „Erfahrung als Single-Berater beruhen.
Aber ist da stichhaltig?
Wir lesen weiter:
Ich habe in all den Jahren noch nie vor einer Frau gesessen, die übertriebene Behauptungen aufstellte. Tausende hingegen haben es mit geringen Ansprüchen versucht und sind gescheitert.
Stopp.
Bei der Partnerwahl beklagen sich immer nur diejenigen, die ihre Beziehung als „gescheitert“ bezeichnen – und die Gründe dafür sind vielfältig. Man müsste nun sicher genau hinsehen, was „Ansprüche“ waren und was persönliche Verblendung. Aber wer tut das schon anlässlich solcher massiven Behauptungen?
Die anderen, also jene, die mehr Erfolg, mehr Glück oder einfach mehr Toleranz in die Beziehung einbrachten, hat Herr Thiel offenbar nicht gesehen – wie sollte er auch? Sie werden kaum einen Single-Berater aufsuchen.
Der Gag kommt ein paar Sätze später:
Erhöhte Anforderungen sind an sich kein Problem. Allerdings müssen wir dafür sorgen, dass wir genügend Singles im passenden Alter und mit entsprechender Bildung treffen – sonst scheitert der Plan.
Die Marktgesetze regieren, nicht das Wunschdenken
Nun also kommt etwas ins Spiel, wofür Herr Thiel eigentlich kompetent sein müsste: die Marktgesetze. Denn weil der Markt nicht unendlich groß ist, und die Partner „passenden Alters“ beziehungsweise „entsprechender Bildung“ schnell „vergriffen“ sind, klappt es eben nicht. Insbesondere dann nicht, wenn plötzlich eine große Anzahl weiblicher Akademiker auftritt, die ihren Abschluss für „Bildung“ halten und darauf pochen, auf „Augenhöhe“ zu heiraten.
Luxusansprüche und Luxushochzeiten
In einem Punkt muss ich dem Herrn Thiel allerdings recht geben: Eine absolute Pest der Neuzeit sind die Protzhochzeiten, von denen niemand profitiert außer den entsprechenden Ausrichtern.
Und damit schließt sich der Kreis: Eine Frau, die das Näschen oben hat und glaubt, etwas „Besseres“ zu verdienen als alle anderen, will nicht nur einen Luxusmann, sondern auch eine Luxushochzeit. Niemand fragt merkwürdigerweise, ob sie sich den Mann emotional und die Hochzeit finanziell leisten kann.
Übrigens hörte ich gestern folgenden Satz einer jungen Frau:
Ich finde das Verheiratet sein nicht wichtig, aber ich hätte gerne ein Hochzeit - die ist mir voll wichtig.
Mir sind dabei die Zehennägel hochgegangen - aber das passiert mir bei "First Dates" recht häufig.
Zitate oben aus:: Nachrichtend Unten: VOX, Dating-Show "First Dates", gesendet am 02.03.2022.