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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Die Woche: Zurück zu Lust und Leidenschaft – und die App-Krise

Dies Blog bleibt euch voraussichtlich auch in diesem Jahr erhalten – was einige zum Gähnen, andere zum Stöhnen bringen dürfte. Allerdings wird die „Mixtur“ ein bisschen verlagert: Wir gehen wieder in die Richtung der lustvollen Leidenschaft. Denn so viel steht fest: Beziehungen sind ein Multi-Thema, das sich auf den Zusammenhalt eines Paares aus wirtschaftlichen, sozialen und emotionalen Gründen bezieht. Das Thema ist also trotz der Vielfalt gewöhnlich, langweilig und völlig ausgetreten – da wächst kein frisches Gras mehr.

Mehr Lust und Leidenschaft in der Liebeszeitung

Beginnen wir also erneut mit dem Thema Lust und Leidenschaft, gemeinhin auch „Sex“ genannt. Tatsächlich ist „Sex“ dann aber mehr als nur „Sex“. Denn viele sinnliche Begegnungen lösen heftige körperliche, psychische und geistige Reaktionen aus. Am Ende erzeugen sie sowohl Lust als auch Frust. Und dies völlig unabhängig davon, ob es eine konservative Berührung von Penis und Vagina gab.

Vielfältige Sichtweisen sind nötig

Das Thema ist so vielfältig, dass wir es aus unterschiedlichen Sichtweisen betrachten wollen – nicht nur aus der von „Frauen“ und „Männern“, und keinesfalls ausschließlich aus der Sicht der Psychologen und Soziologen.

Die Person - zuständig für Lust und Leidenschaft

Auch damit folge ich einer meiner bereits bekannten Linien: Reißt den „Wissenschaftlern“ die Definitionsmacht aus den Händen. Denn die wahren Experten seid ihr, denn nur ihr wisst, was ihr wirklich ersehnt, befürchtet und gewinnt. Und bevor ich es vergesse, zu sagen: Sex ist nicht ausschließlich Realität, sondern eben auch Fantasie.

plapper-la-app
Das neue geplapper -Plapper-la-App
App-Wahrheiten und Plapper-la-App

Die Presse hat gerade die „Apps“ im Visier. Das große Plapper--la-App hat gerade rest begonnen. Oftmals wird dabei die „Partnersuche“ mit Online-Dating gleichgesetzt und Online-Dating wiederum mit Apps. Die große Wurstfabrik „Presse“ differenziert selten. Immerhin schaffte es die „Brigitte“, auch die Anwender(innen) von Apps mitverantwortlich für die App-Krise zu machen. Und sie enthüllt, wie mies die Ergebnisse beim Ex-und-Hopp-Dating mit dem Handy sind.

Und sonst? Auf der App-Krise kocht nun jeder sein Süppchen. Die Heiratsvermittler, die Veranstalter von Kennenlern-Treffen und viele andere mehr. Ich nehme an, dass noch viele über das Thema schnattern werden, doch die Ursachen werden dabei voraussichtlich nicht ans Tageslicht kommen.

Ich wünsche euch allen abermals ein schönes Wochenende. Und wenn ich selbst einen Wunsch äußern darf: mehr Feedback, wenn es möglich ist. Hofft jemand von euch auf St. Valentin? Ist es ein Thema für euch? Immerhin beginnt mit dem Valentinstag die innere Hoffnung auf Zweisamkeit.

Die Liebe – Vibrationen, Erregung und dunkle Geheimnisse

Ausgezogen, angezogen. überzogen - wie der Körper wirkt
Was Liebe ist?

Nun, es ist das Vibrieren des Körpers, die Erregung der Sinne und das eigenartige Gefühl, dass dich dabei durchströmt.

Das ist kein Zitat über die Liebe. Es soll von Jazzmusikern stammen, die befragt wurden, was denn das Besondere an ihrer Musik sei. Wo wir gerade beim Wort „Liebe“ sind. Nein, die Nächstenliebe ist nicht gemeint und auch sonst kein Vorgang aus dem Umfeld des Christentums, der Soziologie oder anderer Weltanschauungen.

Die sinnliche Erregung und ihr Ziel

Etwas an jemandem erregt uns. Wir wissen nicht genau, was es ist. Aber es setzt einen Prozess in Gang, der ein einziges Ziel hat – den Geschlechtsakt zu vollziehen. Auf dem Wege dahin können Minuten oder Stunden, Tage oder Wochen vergehen. Möglicherweise kommt es niemals dazu. Seien wir ehrlich, dann gibt es einige Dutzend Gründe, die dagegensprechen. Menschen haben eine besondere Art, mit ihren Lüsten und Begierden umzugehen. Und deshalb endet die begehrliche Lust eben recht selten in der spontanen, kurzen sexuellen Begegnung. Menschen neigen dazu, Vorbehalte aufzubauen – je nach Lebensstil, Überzeugung und möglichen Risiken.

Wenn der Donner der Lust den Körper erdröhnen lässt

Wilde Lüste und Ekstase
Wenn Menschen ekstatischen Sex haben wollen, dann wollen sie den Donner, der sie durchdröhnen soll. Sie wollen die Hitze in ihren Blutbahnen spüren und die Stimulation der Nervenenden. Jede und jeder hat da Vorlieben.

Niemand sollte diese Gefühle erwachsener Personen als „unanständig“ brandmarken. Es sind stets die Moralisten, die sich daran ergötzen, dass sie „normal“ sind. Und sie denken: Ja, wenn wir, die Edelmenschen, frei von verborgenen Lüsten sind, dann müssen die anderen zwangsweise „pervers“ sein. Sind sie frei von „Sünden“? Nein, natürlich nicht. Wir müssen keine Philosophen oder Psychologen sein, um das zu begreifen. Es reicht völlig, die Worte des Religionsstifters zu benutzen: „Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein.“

Natürliche Reaktionen können ungewöhnliche Lüste auslösen

Ich sage es nicht, weil ich das Christentum hervorheben will. Ich sage und schreibe es, weil die lodernde Liebeslust in vielen Wegen, Umwegen und Auswegen in uns brennt.

Manche Männer reagieren auf Brüste, manche Frauen auf Bizeps. Manche Männer lechzen nach exotischen Düften, mache Frauen auf den Geruch von Herbstblättern. Und ganz klar reagieren Frauen und Männer auf Kleidung, die mal überreichlich verhüllt, dann wieder auf solche, die den Körper hautnah betont.

Gut – vielleicht meint ihr, dass zur Liebe mehr gehört. Aber das sagt euch euer Verstand, nicht die Natur.

Bilder: Oben - Liebeszeitung Archiv, Mitte: Künstlerentwurf für Ekstase.

Die verkannte Lust am Schmerz – der Masochismus

Mit Humor: Frau als Amazone - Mann als Pferd
Die Lust am Schmerz unter dem Vorzeichen der Sexualität wird häufig als Algolagnie, auf Deutsch etwas „Schmerzlust“ bezeichnet. Inzwischen hat man sich darauf geeinigt, eher den Begriff „Sadomasochismus“ oder einfach „Masochismus“ zu verwenden. Der Volksmund sagt auch „Sadomaso“ dazu.

Der Wortschöpfer: Richard von Krafft-Ebing

Der Begriff selbst ist im Grunde genommen völlig wertlos. Der Psychiater Richard von Krafft-Ebing hat den Begriff Masochismus 1886 geprägt, ohne dabei viel nachzudenken. Ihm ging es darum, dem Begriff „Sadismus“, der auf die Bücher des Marquis de Sade Bezug nimmt, etwas Gleichwertiges entgegenzusetzen. Dabei bot sich seiner Meinung nach der Autor und Zeitgenosse Leopold Ritter von Sacher-Masoch an. Er genoss zu Lebzeiten (1836 - 1895) große Popularität und ist bis heute durch sein Werk „Venus im Pelz“ bekannt.

Die offiziellen Definitionen

Es gibt mehrere „offizielle Versionen“ des Begriffs, die alle eines gemeinsame haben – die geschlechtlichen Lüste werden durch Demütigungen, Schmerzen und Unterwerfungen angeregt. So etwas im Dorsch (1):

Masochismus (ist) diejenige Perversion, bei der das Erleben des Orgasmus mit dem Erleiden von Demütigung, Schmerz oder Qual einhergeht.

In einer anderen Quelle heißt es (2):

Masochismus (bezeichnet das) Empfinden sexueller Erregung durch körperliche und seelische Misshandlung. In weiterem Sinn versteht man darunter alle Lustgefühle die durch Unterdrückung hervorgerufen werden.

In fast allen Lexikoneinträgen werden der Psychoanalyse nach Sigmund Freud einige Sätze gewidmet, die aus heutiger Sicht als Spekulationen gelten.

Masochismus - dem Begriff fehlt die beweisbare Ursache – bis heute

Inhaltlich und streng wissenschaftlich gibt das Werk von Krafft-Ebing allerdings wenig her. Masochismus wird bei ihm – wie auch bei nahezu allen anderen Autoren – mit der Sexualität des Menschen in Verbindung gebracht. Und wenn sie nicht dazu diente, Nachkommen zu zeugen, sondern aus anderen Gründen praktiziert wurde, nannte man sie eine Perversion, später auch eine Paraphilie. Vergessen haben die heutigen Autoren dabei offenbar, in welchem Zusammenhang die Psychologie bis in die 1980er-Jahre den „Masochismus“ sah. Zu den „Perversionen des Geschlechtslebens“ zählte man „Homosexualität, Masochismus, Sadismus, Fetischismus, Exhibitionismus und Voyeurtum. Man berief sich, auf Sigmund Freud, der die Ursachen solche Phänomene bekanntlich in „eine frühe Phase der Kindheit“ verlegte. (3)

Kein Wunder, dass viele vor so viel „wissenschaftlicher Objektivität“ in die Knie gingen und tatsächlich glaubten, nicht „alle Tassen im Schrank“ zu haben, wenn sie darunterfielen.

Zeitgeist, Quälgeister und Mysterien

Nun hat sich seither etwas getan – doch der „alte Geist“ der Psychiatrie und Psychologie spukt immer noch in den Köpfen der Menschen herum. Man vertraut sehr auf Freud, glaubt überhaupt, dass die Psychologie ausreicht, um Naturphänomene zu beurteilen. Immer wieder hören wir von einem riesenhaften Topf mit „Unbewusstem“, das in uns schlummert. Das Wissen darüber ist zwar nicht „streng geheim“, aber es kann auch nicht beschrieben werden. Also würde jeder kritische Mitmensch sofort sagen: „Dann existiert es auch nicht“.

Und so ähnlich ist es bis heute. Ich las diesen markanten Satz eines neuen medizinischen Ratgebers zuerst: (4)

Wie sich Masochismus entwickelt, ist weitgehend unbekannt. Es gibt dazu verschiedene Hypothesen.

Das ist schön und zurückhaltend formuliert – heißt aber eben auch nur: Es gibt keine Fakten, sondern nur Vermutungen. Die meisten stammen aus den Tiefen der Psychologie und erweisen sich schnell als unbeweisbare Hypothesen. Wobei sich die Frage ergibt: Wieso halten sich eigentlich Hypothesen über ein ganzes Jahrhundert, die niemals schlüssig bewiesen werden konnten?

Alternativen – das Menschlich, das Tierische und die Gehirne

Die Evolution und das Verhalten von Säugetieren, die in Gruppen leben, könnte Aufschlüsse ermöglichen. Sie müssen schließlich um ihre Positionen in der Gesellschaft kämpfen – und zum Kämpfen gehört auch, rechtzeitig „den Schwanz einzuziehen“ und anderen das Terrain zu überlassen. Demut und Unterwerfung sind dabei wichtige Elemente, und sie werden spielerisch erworben. Diese Eigenschaft hat zunächst nichts mit dem Masochismus zu tun, wirkt aber als Komponente in ihm. Und sofort entsteht die nächste Frage: Warum sind Geisteswissenschaftler eigentlich so sehr am morbiden Charme der sexuellen Unterwerfung interessiert?

Naturwissenschaften udn die Kybernetik des Gehirns

Wäre da nicht die Gehirnforschung – hätten wir ohne sie je erfahren, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Schmerzempfinden und dem Belohnungssystem gibt?

Nein, wir haben noch nicht verstanden, warum Schläge oder Demütigungen bei einem Menschen Lust, beim anderen Schmerz und beim nächsten Wut oder Verzweiflung auslösen. Die Kybernetik des Gehirns, namentlich der Informationsfluss und seine Verknüpfungen, sind für uns unbekanntes Terrain. Gegenwärtig können wir diese Umstände nicht entschlüsseln, und es ist ausgesprochen fragwürdig, ob wir es jemals können werden.

Spekulationen und Fehlsteuerungen der Psyche

Und eben weil wir nichts wirklich wissen, was da an Daten durch uns hindurchläuft, etwas bewirkt oder nicht bewirkt, etwas hinterlässt oder auch nicht, wird über die Ursachen spekuliert. Nützt dies irgendeinem Menschen? Ich denke, das es niemandem wirklich nützt, auf eine Spekulation hereinzufallen.

Bevor du diese Seite verlässt: Es gibt tatsächlich suchtartige Erkrankungen, die zu Fehlsteuerungen der Psyche führen. Der Grund dafür liegt in einem Fehler im „System“. Wenn wir nicht lernen, die Euphorie zu beherrschen, die körpereigene Drogen ins uns auslösen, dann können wir in Gefahr geraten, Opfer des eigenen Belohnungs-Systems zu werden. Und das ist dann wirklich gefährlich.

(1) Dorsch.
(2) Spektrum Lexikon Psychologie
(3) Fischer-Lexikon Psychologie. Neubearbeitung, Frankfurt 1957. bis mindestens 1975).
(4) Das Zitat und weitere Informationen beispielsweise bei „Netdoktor.de“.
Bild: Nach einer japanischen Vorlage, anonym, nachkololoriert


- und heute habe ich einige Fragen: hat dich dieser Artikel interessiert oder begeistert? Findest du ihn noch aktuell? Was sagst du zu dem Thema? Möchtest du kommentieren?

Die Liebeszeitung – worum geht es hier?

Schau in den Spiegel, wer du wirklich bist ...
Wer über die Liebe schreibt, will die Menschen zumeist aufbauen. Das ist der gute Teil dieser Absicht. Er hat aber einen bitteren Beigeschmack – denn auf diese Weise werden auch Wunschträume verbreitet.

Bereits seit einigen Jahren schreiben wir nichts „Spekulatives“ mehr über die Liebe. Wir reden niemandem nach dem Munde, weder Online-Dating-Anbietern noch ihren Gegnern, weder Gurus noch Verhaltenstrainern und weder Psychologen noch Soziologen.

Vergiss alles, was man dir sagt - nur DU zählst

Also rate ich, alles zu vergessen, was ihr „über“ die Liebe gehört hat. Denn es gibt nur eine Person, die alles über die eigene Liebe weiß. Es ist zugleich die Person, die für alles verantwortlich ist – also für Erfolg und Misserfolg. Und für jede Art von Lust und Leidenschaft, die sie in die Welt trägt. Unzweifelhaft begegnest du ihr im Badezimmerspiegel.

Illusionen oder Wahrheiten?

Oh ja – das wird vielen nicht gefallen. Es ist eben ungleich schicker, Illusionen nachzujagen, eine Cinderella zu verkörpern oder sich in eine Person zu verkleiden, die du niemals sein wirst.

Aber falls du an der Wahrheit interessiert bist - dann lies die Liebeszeitung. Die Artikel sind nicht immer bierernst. Aber wir haben immerhin den Anspruch, euch die Wahrheit zu schreiben, möglichst die ganze Wahrheit und keine weichgespülten Schmusesätze.

Für das Jahr 2024 will ich es euch noch garantieren, auch wenn es für mich persönlich nicht einfach ist, die “Liebeszeitung“ zu erhalten.

Bi-Sexualität – nur ein Wort?

Heterosexuell? Bisexuell? Homosexuell ... von allem ein bisschen?
Die Begriffe Heterosexualität, Homosexualität und Bi-Sexualität standen am Anfang der sexuellen Etikettierung. Im 19. Jahrhundert versuchten sich Männer neu zu definieren, deren sinnliches Begehren hauptsächlich oder ausschließlich auf andere Männer fiel. Man brauchte Namen dafür, und erste Begriffe waren „mannmännliche Liebe“ für das Phänomen, und „Urning“ für die Person. Der Begriff „Homosexuell“ oder auch „Homosexual“ kam erst später hinzu. Manche Wissenschaftler interessierten sich sehr dafür, andere weniger. Letztendlich galt alles als „Randerscheinung“, von der man wusste, die aber nicht im Vordergrund stand. Je mehr man über das Thema nachdachte, umso mehr Kategorien schien es zu geben. Das war schon damals so, und am Ende entdeckten die Wissenschaftler einige Personen, die ganz offensichtlich Gefallen an beiden Geschlechtern fanden. Man nannte sie seither „Bisexuelle“.

Die Klassifizierungen "Heterosexuell" und "Bisexuell" - völlig absurd?

Heute fragen sich mehr und mehr moderne Denker, ob diese Klassifizierung zulässig ist – und sie gehen sogar noch einen Schritt weiter. Denn auch der Begriff „heterosexuell“ steht zur Debatte. Der Grund ist einfach, muss aber kurz erklärt werden. Als „homosexuell“ mag sich jemand definieren, der ausschließlich dem gleichen Geschlecht zugeneigt ist. Doch der Begriff „heterosexuell“ ist nicht so stark abgegrenzt, wie es im Kreuzworträtsel behauptet wird: Wer immer das Gegenteil von „Homosexualität“ wissen will, muss hier „Heterosexuell“ eintragen.

Heterosexuell und homosexuell sind in Wahrheit kein "Gegensatzpaar"

Das ist bereits der Beginn des Unsinns: „Heterosexuell“ ist kein Gegenteil von etwas, sondern die gewöhnliche Art, auf Frauen und Männer zuzugehen, und sie auf verschiedene oder auch ähnliche Weise zu lieben. Die Bandbreite dabei ist enorm groß, je nachdem, was man unter „sinnlicher Liebe“ versteht und wie man körperliche Berührungen einschätzt. Kurz: Der sogenannte „heterosexuelle Mensch“ ist frei, Personen zu lieben oder auch nicht.

Wenn wir diesem Satz zustimmen, müssen wir auch „bisexuell“ infrage stellen.

Bisexuell als Kategorie - eine Ideologie?

Im Grunde ist dies längst überfällig, denn wenn „heterosexuell“ keine zutreffende Bezeichnung für einen Menschen ist, dann kann sich niemand verlässlich als „bisexuell“ definieren. Genau genommen ist die Definition so brüchig wie die Wahrnehmung. Eine Person könnte sicherlich wagen, für sich selbst herauszufinden, bisexuell zu sein. Das würde aber nicht zugleich bedeuten, dass ihre Umgebung sie ebenfalls als „bisexuell“ einschätzen würde.

Ein kurzer Versuch mit einem Beispielsatz wird jeden überzeugen:

Wenn eine Frau sagt, sie würde gelegentlich gerne Zärtlichkeiten von Frauen empfangen und dabei lustvolle Gefühle erleben, so werden viele aus ihrer Umgebung sagen: „Ach, das ist doch nichts Besonderes.“ Würde ein Mann, der gleichen Satz über seine Gefühle gegenüber Männern zugeben, so wäre seine nächste Umgebung wahrscheinlich entsetzt.

Ist es der Männlichkeitswahn, der uns hindert, die sexuelle Orientierung „lockerer“ zu sehen? Der Psychologe Umut C. Özdemir äußert sich kritisch, indem er sagt:

Männlichkeit ist das Nonplusultra, entweder zum Bekehren bisexueller Frauen oder weil der bisexuelle Mann sich nicht männlich genug verhält.

Tatsächlich können wir nicht nur bei jungen Menschen, sondern auch bei der Mittengeneration ein Umdenken beobachten: Sie lehnen die plakativen Geschlechtsorientierungen der Vergangenheit ab. Manche sagen dennoch, sie seien „bisexuell“, aber sie geben dem Wort eine andere Bedeutung. Schließlich besteht ein Unterschied, ob sie das „bi“ als „sexuelle wechselhaft“ oder „unentschlossen“ wahrnehmen oder als Möglichkeit, sich die Liebe offen zu halten. Wenn "Bi" kein Zustand ist, sondern eine Möglichkeit, dann ändert sich die Sichtweise von selber.

In der Fantasie sind sehr viele "Bi"

Schließlich – und damit vielleicht versöhnlich für alle – wäre da noch die Fantasie: Andere Menschen attraktiv zu finden und sie in erotische Träume einzubinden ist ein Teil üblicher Fantasien. Und nur wenige Menschen haben jemals daran gedacht, diese Fantasien in die Realität umzusetzen. Was wieder beweisen würde: die Lüste, die in uns schlummern, sind nicht auf das Geschlecht der anderen Person bezogen, sondern auf das, was sie uns an Lüsten schenkt - oder schenken könnte, wenn man nur an die Fantasien denkt.

Quellen (unter anderem):
Der Standard (Österreich), Bericht.
Bücher:
(1) Julia Shaw, BI - Vielfältige Liebe entdecken, Edinburg 2022.
(2) Hanne Blank, "Straight" , Boston 2012.
Hinweis: Dieser Artikel enthält Tatsachen und Meinungen sowie Trends, die erst im 21. Jahrhundert entstanden. Sie sind daher weitgehend inkompatibel mit den Meinungen konservativer Wissenschaftler, folgen aber auch nicht den Tendenzen zeitnaher Genderforscher.