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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Der Übergriff auf offener Straße: „Ich will nur Hallo sagen“

Lassen wir das Vokabular der Männer mal weg, die Frauen grundsätzlich für „Material“ halten - sie verdienen nichts als Verachtung. Und nicht, weil sie Frauenverächter sind, sondern weil sie Menschen als Material betrachten.

Doch gerade fiel mir ein neuer Artikel auf, der eigentlich eine alte Masche beschreibt. Sie heißt „Daygaming“, und seit auch Frauenzeitschriften so etwas aufgreifen, fragen sie schon mal: „Wurdest du schon mal „daygamed“? (1)

Die geht ungefähr so:

Am Tage, Großstadt. Eine recht gut aussehende Frau stiegt gerade aus der Straßenbahn aus.
Angreifer (Mann): „Hey, du, ich will nur Hallo sagen.“
Opfer (Frau): „Ja“?
An dieser Stelle verlassen wir das Szenario schon.

Wir groß ist die Chance, dass uns jemand wirklich nur „Guten Tag“ sagen will? Die meisten der Figuren, die einen auf der Straße anquatschen, wollen etwas verkaufen, was anderwärts schwer zu verkaufen ist.

Also gehst du weiter, ohne den Angreifer zu beachten. Jedes weitere Wort erzeugt einen Dialog, und darauf wartet der Angreifer nur - egal, ob er einer dieser Anquatsch-Lümmel ist oder „nur“ ein „Werber“. Hat er dich mal am Wickel, dann fühlst du dich gezwungen, dich mit ihm zu unterhalten. Aus irgendwelchen Gründen, die ich nie begreifen werde, gilt es als unhöflich, solche Angreifer einfach eiskalt stehen zu lassen.

Fall der Angreifer ein Mann auf der Suche nach einem sexuellen Abenteuer ist, versucht er dies mehrfach am Tag - du bist also nichts als ein Zufallsopfer, keine gezielte Wahl.

Praktiziert wurde es schon seit Jahren - aber da war es noch kein Politikum, sondern es wurde unter „auffällige Männer mit seltsamen Ideen“ abgelegt.

Doch jetzt haben viele Frauen die Nase voll - und das mit recht. Der „Standard“ (UK) schrieb dazu in einem Beitrag von Kate Wills (2019) (2):

Lehrgänge für Verführer sind das Tor zu einer stärkeren Konzentration von Frauenverachtung in der sogenannten „Männersphäre“. Sie umfasst Männerrechtsaktivisten (MRAs), sogenannte Incels, also Männer die im unfreiwilligen „Zölibat“ leben und die sogenannten MGTOWs , eine anti-feministische Männergesellschaft. Sie alle teilen die gleiche grundlegende sexuelle Ideologie wie viele Pick-up-Künstler: Männlichkeit ist „in der Krise“, Frauen sind dazu da, dominiert zu werden, und jedes andere Ergebnis ist eine Perversion der natürlichen Ordnung.


Nun mag man sagen, dass manche Frauen die männlichen Prinzipienreiter provozieren - aber die meisten der weiblichen Aktivisten zählen ebenfalls nicht zu den Frauen, die differenziert denken können. In jedem Fall sind Radikal-Feministinnen und Männerhasserinnen eine Minderheit, die wegen der radikalen Meinungen mehr Presseaufmerksamkeit bekommt, als sie verdient hätten.

Die Idee, Frauen zu beherrschen ist sicher älter als das Zeitalter der PUAs. Und die spielerische Beherrschung im Rollenspiel von Frauen und Männern ist ein belebtes Thema in jeder Diskussionsrunde über Sexualität. Wenn wir zurückschauen, finden wir unglaublich viel Material - und eben auch Beweise dafür, dass es solche Fantasien in großem Ausmaß gibt. Nur sind dies Fantasien, die Männer und Frauen statistisch durchaus teilen.

Das Schlimme an den Trickverführern ist, dass sie versuchen, in kurzer Zeit psychische Macht über Frauen zu bekommen, die sie in Wahrheit verachten. Und noch verachtungswürdiger ist, dass sie auch noch stolz darauf sind.

(1) Via Medium, wenn du Mitglied bist,

(2) Zitat und ausführlich (englisch) im "Standard (UK)"

Die Verführung – Manipulation oder lustvolles Spiel?

verführung

Einstmals hieß die Verführung „Verführungskunst“ oder schlicht „Liebeskunst“. Sie wurde von den Minnesängern betrieben, die keinesfalls nur schmachtende, sanfte Verehrer waren. Im Gegenteil: Sie wussten genau, was die Stunde geschlagen hatte, wenn die Dame ihres Herzens den Vogelkäfig hinaushing: Dann war die „Luft rein“, und dem „Vögelen“ stand nichts mehr im Wege.

Wo immer man über die sexuelle „Verführung“ spricht, wird einerseits die erotische Fantasie und andererseits die geistige Empörung angeregt. Der Grund ist einfach: Wer verführt, versucht eine andere Person zu sexuellen Handlungen zu bewegen, indem er den Menschen dort ankratzt, wo er glaubt, am stärksten zu sein: in seinem freien Willen. Wer verführt, manipuliert also. Im Deutschen ist das Wort „Manipulation“ aber negativ belegt. In den Köpfen vieler Menschen ist daher „Verführung“ etwas Verwerfliches.

Nicht zu manipulieren ist unmöglich

Wissenschaftlich gesehen ist diese Haltung unsinnig. Es ist uns Menschen unmöglich, einander nicht zu manipulieren. Wir manipulieren schon durch unsere Anwesenheit, wie der berühmte Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick nachdrücklich bewiesen hat. Das heißt: Alles, was wir tun oder nicht tun, ist ein Akt der Manipulation unserer Umgebung. Es ist also nicht die Manipulation, das heißt der Eingriff in das Schicksal selber, der zu beschreiben wäre, sondern nur die Art, in der manipuliert wird.

Wo von Verführungen die Rede ist, wird zumeist vorschnell auf den Unterschied zwischen Männern und Frauen hingewiesen. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts war in Wissenschaftskreisen die Meinung verbreitet, dass die durchschnittlichen Bürgermädchen, die stets als Referenz angeführt wurden, gar kein Interesse an Verführungen haben könnten, das sie nicht über eigene sexuelle Wünsche verfügten. Demzufolge verführten eben nur „leichtfertige“ Frauen wie Mätressen und Huren einerseits und hinterhältige Männer andererseits. Selbst moderne Lexika formulieren noch so „Verführung (ist) das gewaltlose Überwinden von Widerstand gegen angestrebte sexuelle Handlungen durch Geschenke, Komplimente oder andere positive Reize. (Meyers)

Die Tricks der Männer bei der Verführung

Zu dieser eher traditionellen Methode kommen in der heutigen Zeit bei der Verführung durch Männer noch rhetorische Tricks, die innerhalb einer vorgetäuschten „offenen“ Kommunikation in eine Strategie eingebunden werden. Diese Verfahren werden in zahllosen Büchern und Schriften beschrieben. Sie im Internet zu suchen, ist leicht möglich, aber etwas über ihre Inhalte zu erfahren, ist schwer: Normalerweise wird versucht, den etwas angejahrten und schäbigen Kern der Methoden mit dem Hauch des geheimnisvollen so zu umhüllen, dass man erst das Buch kaufen muss, um zum wahren Verführer zu werden. Der Schriftsteller Dr. Christian Ankowitsch bezeichnet sie als „Kamikaze-Ratgeber“ und schreibt: „Ihre Empfehlungen bringen uns in Situationen, die uns garantiert überfordern“. Natürlich sehen dies die Autoren dieser Bücher ganz anders, insbesondere wenn das Verfahren „NLP“ angewendet wird, das ja gerade die übliche Überforderung beseitigen soll. Man muss sich aber vergegenwärtigen, dass all diese „Pick-up-Verfahren“ (Abschlepptricks) mit „Augen zu und durch“ gespielt werden müssen. Die sei hier mal für Männer erklärt: Das Programm endet nicht, wenn man die Frau einmal eingelullt hat sowie zur Bar hinaus und in die Wohnung hineingebracht hat: Sie muss sich dort auch noch rückhaltlos in halbtrunkenem Zustand als leichtgängiges Sexobjekt eignen - und man muss sie anschließend auch wieder loswerden. Wer dabei Emotionen zieht, sollte besser gar nicht erst mit dem Pick-up anfangen.

Frauen verführen im ersten Schritt

Das Thema „wie Frauen verführen“ ist beinahe noch heikler. Wie schon erwähnt, wurden Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts keine eigenständigen sexuellen Wünsche zugesprochen. Sie wären den damals herrschenden Verhältnissen im Bürgertum auch höchst abträglich gewesen: Frauen wurden „unter die Haube gebracht“ und hatten sich gefälligst dem Mann hinzugeben, an den die Mitgift gezahlt wurde: dem Ehemann. Auf welche Art dieser „seine“ Frau dann sexuell bediente, war der bürgerlichen Welt völlig gleichgültig, solange dabei Kinder gezeugt wurden. Allerdings wollten bereits damals einige Ärzte wissen, dass die Verführung durchaus auch „vom Weibe“ ausgehen könne, und als Belege nannte man damals die besondere Art, sich Männern zu präsentieren, allgemein als „Liebreiz“ oder „Anmut“ bezeichnet.

Es muss ein Schock für alle gewesen sein, als zum Ende des 20. Jahrhunderts bewiesen werden konnte, dass der erste Schritt der Verführung so gut wie immer von Frauen ausgeht: Sie senden nämlich die ersten Signale im Flirt, und sie tun es nicht immer und überall bewusst. Forschungen dieser Art werden bis heute besonders von Feministinnen bezweifelt, weil durch diese Erkenntnisse angeblich die Verantwortung für Verführungen auf Frauen verlagert wird.

Mutter Natur hat den Wunsch nach Verführung im Programm

Will man die Diskussion versachlichen, dann muss man auf die biologischen und kulturellen Gegebenheiten zurückgreifen: Keine Frau und kein Mann würde Geschlechtsverkehr haben, wenn Mutter Natur nicht dieses wunderbare System von drogenähnlicher Vernebelung des Gehirns, starker Durchblutung der Geschlechtsteile und einer orgiastischen Belohnung am Ende erfunden hätte. Das wird aber überhaupt nur angestoßen, wenn eine Verführung vorausgeht. Kein Mann sagt einer Frau an der Bar: „Komm, du bist nett, lass uns mal miteinander ins Bett gehen und gucken, was dabei passiert“. Da muss die Frau schon ihre Augen, ihren Mund und gegebenenfalls noch mehr einsetzen, um diesen Effekt zu erreichen. Auf der anderen Seite wird vom Mann erwartet, dass er auf diese Signale anspricht. Tut er es nicht, wird sogar die flirtende Frau sauer.

Schaut man einmal nach, was Frauen wirklich stört, so ist dies die „permanente und ungefragte Anmache“. Sendet sie hingegen Signale in die Richtung eines Mannes, so erwartet sie auch, dass dieser reagiert.

Was sich am besten als Grundhaltung bewährt? Ach, das ist so alt wie die Welt: Am Einfachste ist es, die Liebe als ein Spiel zu beginnen, und innerhalb dieses Spiels zu entscheiden, welchen Weg man geht, um zu seinen persönlichen Freuden zu kommen. Das gilt nun allerdings für Frauen wie für Männer.

Bilder: Bild oben © 2009 by neoGaboX
Bild Mitte: © 2009 by Inge Clayton, Britische Malerin
Zitat aus: "Dr. Akowitschs Kleiner Seelenklempner".