Skip to content
 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Überschwemmung der Presse mit Dating-Burn-out

Heute könnt ihr in fast allen Zeitungen eine Meldung lesen, die sich irgendwie mit dem sogenannten Dating-Burn-out beschäftigt.

Verbreitet wurde sie von der „dpa-infocom“. Gedruckt bzw. ins Netz gestellt haben sie relativ viele Zeitungen, Wochenzeitungen und andere Presseorgane (hier der Link zur ZEIT).

Auffällig an diesem Bericht ist, dass sie zwar Forschungsergebnisse, aber eben auch viele Meinungen und möglicherweise sogar Ideologien enthält.

Natürlich können solche Artikel auch zur Meinungsbildung dienen – doch wer den Artikel liest, erkennt schnell einen merkwürdigen Mix von Tatsachen, Appellen und Absonderlichkeiten. Die Liebeszeitung wies bereits mehrfach auf solche Phänomene hin.

Alles zusammengenommen wäre mein Rat: Lesen, aber nicht verinnerlichen. Es gibt viele Meinungen, es gibt eigenen Zeitgeist, und es gibt psychologische, soziologisch und feministisch eingefärbte Sichtweisen. Aber am Ende des Tages zählt nur, dass es für viele Menschen kaum einen anderen Weg gibt, als die Partnersuche mit Mut und Umsicht anzugehen. Und das sollte eigentlich jede und jeder von euch schaffen.

Persönlichkeitsbasiertes Matching - der späte Griff in die Psycho-Mottenkiste

Ich kann mich nur noch wundern – nachdem das Matching nach „Carl Jung“ inzwischen in der Mottenkiste verkommt, wird es in der Werbung neu belebt.

Zitat (1):

Insbesondere das Myers-Briggs-Modell und das Big-Five-Modell sind die Basis für die verschiedenen Persönlichkeitstypen und basieren unter anderem auf den Theorien von Psychiater Carl Jung.


Das Leben 1921 – und der Herr Jung

Es wird nun Zeit, mal die Jahreszahlen festzustellen: C.G. Jung lebte von 1875 bis 1961 – ein großer Teil seines Lebenswerks fiel in das erste Quartal des 20. Jahrhundert. Bekannt ist sein versuchte, Persönlichkeitsmerkmale zu klassifizieren. Vor gut 100 Jahren also. Ist die Welt seither angehalten worden? Oder ist die Wissenschaft in eine Art Dornröschenschlaf verfallen?

Das Leben in Amerika kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieg

Ich las von „16 verschiedene Persönlichkeitstypen“. Woher weht da der Wind? Ganz klar. Da klingen die Glocken und der Name zweier Frauen dringt in meinen Kopf: Katharine Cook Briggs und Isabel Myers. Zu der Zeit, als sie ihr System entwickelten (1944), fehlten auch in der USA die Männer, um Wirtschaft und Verwaltung aufrechtzuerhalten. Und was braucht man dann? Eine Art psychologische Berufseignungsprüfung für Frauen. Das Meyers-Briggs-Verfahren nach den Gedanken von C. G. Jung war geboren. Die USA von 1944? Unsere Väter, Großväter oder Ur-Urgroßväter haben vielleicht noch eine vage Kenntnis davon, welche Lebensweisen damals existierten.

Die "moderne" Psychologie im Jahr 1990

Die moderne Variante der Überlegungen von C.G Jung wurden etwa 1990 erneut popularisiert – und damals euphorisch gefeiert. Der Ansatz war ähnlich wie zuvor – die Basis bildeten Introversion und Extraversion sowie vier weitere Eigenschaften, die etwas sinnvoller aufbereitet wurden als zuvor. Das war alles recht nett, bevor sich herausstellte, dass es bei den „Big Five“ möglicherweise gar nicht um „die“ Persönlichkeit ging, sondern eher um Verhaltensweisen.

Gibt es überhaupt eine festgelegte Persönlichkeit?

Kürzlich wurde bestritten, dass es überhaupt ein gültiges Klassifikation-System für „die Persönlichkeit“ gibt. Dennoch werden die „Großen fünf“ offiziell auch weiterhin als Errungenschaft der modernen Psychologie gefeiert. Mehr und mehr wird die gesamte Konstruktion allerdings bezweifelt – und dies hauptsächlich, weil sich die Persönlichkeit durch Begegnungen verändert. Übrigens auch dadurch, dass du Beziehungen eingehst. Das jedenfalls ist, stark vereinfacht, der heutige Stand der Wissenschaft.

Was sagt uns das?

Vor allem, dass es nicht auf spezifisch „psychologische“ Faktoren ankommt, sondern auf Fertigkeiten und Fähigkeiten. Fähigkeiten können durchaus von psychologischen Faktoren und vor allem vom sozialen Lernen beeinflusst worden sein, doch werden sie dadurch nicht zu Persönlichkeitsmerkmalen.

Und nun: Willkommen im ersten Quartal des 21. Jahrhunderts, das auch schon bald zu Ende geht.

(1) Zitat nach TrendyOne

Liebe – ein Gefühl oder eine Entscheidung?

Der arrogante Mann bei Lewis Carroll wollte bestimmen können, was ein Wort bedeutet
Die Frage, ob Liebe ein Gefühl ist, wurde in den letzten Jahren vor allem in der „Bildungspresse“ diskutiert. Wie so oft, geht die Diskussion nicht so sehr um Fakten, sondern um Meiningen. Das liegt daran, dass der Begriff „Liebe“ selbst völlig unklar ist. Esoteriker, Soziologen und viele religiös orientierte Menschen verstehen unter „Liebe“ den „Zusammenhalt zwischen Menschen“. Psychologen, Neurologen und Biochemiker sehen in ihr die Wirkung von Außenreizen und/oder Botenstoffen. Und die vielen Menschen, die sich der Liebe wortlos hingeben, benutzen die gleichen Begriffe, meinen aber etwas völlig anderes.

Wie versucht wird, den Begriff "Liebe" zu manipulieren

Eine der Grundfragen dabei ist: Wer bringt eigentlich die offenkundig manipulativen Begriffe in Umlauf? Wer sagt beispielsweise „Liebe ist klein Gefühl, sondern eine Entscheidung“? Wer fordert andere auf, solche Begriffe in die sozialen Medien oder in die Presse zu bringen? Wer nimmt sich die Macht heraus, Wörter nach Belieben umzudeuten?

Es geht in Wahrheit um Macht - die Definitionsmacht

Es ist kaum mehr als das „Humpty Dumpty-Prinzip“: Wenn eine angesehene Person oder weltanschaulich geprägte Gruppe ein Wort für etwas festlegt, dann wird eine „Wahrheit“ geschaffen. Der neue Begriff geht dann in „die Wissenschaft“ ein und wird tausendfach kopiert – auf diese Weise wird eine Macht gefestigt, die man Definitionsmacht nennt.

Weltanschauliche Kräfte versuchen, Liebe umzudefinieren

In diesem Fall stehen weltanschauliche Gruppen dahinter, die das Wort „Liebe“ nicht stehen lassen wollen – schon gar nicht für das natürliche Bedürfnis, Liebe zu schenken und zu empfangen. Die „Geschichte hinter der Geschichte“ beginnt mit der Aussage einer 25-jähtigen Bloggerin. Und um den Wahrheitsgehalt festzustellen, reichten offenbar diese Zeilen:

„Die Seminarleiterin habe den Kurs damals gefragt, ob Liebe ein Gefühl oder eine Entscheidung sei. Wir waren ein Haufen Teenager. Natürlich haben wir gesagt, es ist ein Gefühl. Daraufhin sagte die Leiterin, wenn wir an diesem Glauben festhalten, werden wir niemals irgendeine Art von langer Beziehung führen".

Gelesen habe ich es in der deutschen Presse - die Originalversion fand ich bei „boredpanda“. Neu dabei ist, dass eine „Seminarleiterin“ zitiert wird. Die weltanschaulich-religiöse Tendenz dahinter ist unverkennbar – Liebe ist kein Gefühl, sondern eine Entscheidung.

Gefühle sind keine Entscheidungen

Oh ja – im Hintergrund wissen die Damen und Herren recht gut, was sie eigentlich sagen wollen: Die Wahl eines Ehepartners beruht auf einer Entscheidung – und diese Entscheidung wird nicht alleine durch „ein Gefühl“ bestimmt.

Und auf diese Weise glauben sie, etwas Wichtiges im Sinne der Menschheit getan zu haben. Was sie dabei vergessen: Die Entscheidung dahinter wird im Grunde von etlichen Faktoren bestimmt und mit Sicherheit auch von einigen, die nicht so „ganz edel“ sind. Der Blick auf das Konto, die Bildung und die berufliche Zukunft des Partners tragen auch zur Entscheidung bei. Und der Markt? Was, wenn er leer gefegt ist und jemand nur noch aus denjenigen wählen kann, die „Übrig geblieben“ sind?

Und deshalb: „Liebe ist eine Entscheidung“ ist völliger Unfug – eine Ehe einzugehen, ist hingegen tatsächlich eine Entscheidung,

Quellen (unter vielen anderen):

die ZEIT (ZETT)
Esquire
boredpanda
bide.ch
zukunft,ch
Bild: liebesverlag-archiv

Hey Baby, bestell dir mal einen schmackhaften Kerl von hier

Bestellen wie Fastfood?
Ei holla, da hab ich mich doch gewundert, wie Leute denken, die sich Sexologe oder Sexologin nennen. Denn ich wusste nicht, was „wir“ tun müssen, um den richtigen Macker oder die richtige Deern zu finden. Und die wissen so etwas natürlich.

Na, und was müssen wir tun? Uns konzentrieren. Na gut, auf das Wesentliche, schon verstanden. Oder doch nicht?

Nein, denn so sagte eine Sexologin im Interview mit den Betreibern einer Dating-App:

Wir werden uns auf unsere Vorlieben konzentrieren, vom Aussehen bis zum Standort, so wie wir es auch bei der Bestellung von Essen tun.

Da lässt mich die Dame verblüfft zurück. Das mit dem Standort verstehe ich ja noch. Wenn du in Tokio wohnst, soll dein nächster Macker kein New Yorker sein. Und für einen Oberstdorfer sollte es vielleicht keine Listerin sein.

Essen bestellen ist wie Menschen bestellen - oder?

Aber nun mal zur Bestellung von „Essen“. Warum kommt mir bei „Essen bestellen“ nur so ein komischer Gedanke? Ex und Hop? Schnelles verkonsumieren der körperlichen oder taktilen Eigenschaften? Ausprobieren und aussortieren?

Nun also – „wir“ sollen die „Leute besser aussortieren“. Das hat ja schon diese Cinderella gemacht, oder? Und eben jene hat es auch den Turteltäubchen beigebracht: die Schlechten ins Kröpfchen, die Guten ins Töpfchen. Oder so ähnlich.

Guten Appetit wünscht Gramse.

Gramse bleibt Gramse - unverschämt und total daneben - es sei denn, er hätte doch recht ...
Das komplette Zitat kann bei Pro7 nachgelesen werden.

Liebeszeitung: Quellen oder keine Quellen?

Wenn die Liebeszeitung etwas veröffentlicht, stammen die Daten und Fakten gewöhnlich aus zuverlässigen Quellen. Leider gibt nicht für alle Themen derartige Quellen. Und weil das so ist, müssen wir uns auch auf logische Zusammenhänge und Wahrscheinlichkeiten berufen.

Unzuverlässige Quellen überall

Die Redaktion hat allerdings seit Langem ein anderes Problem. Auch sogenannte „wissenschaftliche“ Quellen (oder solche, die sich dafür ausgeben) haben nur einen begrenzten Wahrheitsgehalt. Das liegt daran, dass viele Wissenschaften nur Einzelaspekte eines Themas berühren, wodurch die Gesamtsicht verhindert wird.

Bewusste Manipulation von angeblichen Fakten - "postfaktische" Berichte

Tatsächlich werden manche „Fakten“ auch bewusst manipuliert – in der sogenannten „postfaktischen“ Gesellschaft versuchen immer mehr Menschen und Institutionen, geschickt zu lügen. Das ist ganz einfach: Ein bedeutungsloser Umstand wird aufgebläht, dann werden Zahlen hinzugefügt, die im Grunde bedeutungslos sind, und schließlich wird alles so formuliert, dass Leser(innen) die Inhalte für Tatsachen halten.

Warum wir kaum noch auf Quellen verweisen

Nun zu unserer „Liebeszeitung“: Wir geben kaum noch Quellen an, weil schon die Angabe solcher Quellen eine Manipulation beinhaltet. Indem wir es nämlich tun, erklären wir die Quelle als „wahrer“ als jede andere – was oft nicht zutrifft.

Unsere Serie über Domination im Alltag und in frivolen Spielen

Unsere Serie über „Domination“ unter dem Titel „Femdom – Maledom, Zeitgeist und der wahre Alltag“ war ein Versuch, die Realität dem Zeitgeist gegenüberzustellen. Wir sind dabei davon ausgegangen, dass der Wandel der Macht zwischen Frau und Mann sich in der Erotik ebenso niederschlägt wie im „gewöhnlichen“ Alltag. Leserinnen und Leser können darüber diskutieren – aber wir geben keine „Autoritäten“ vor, auf die wir uns beziehen.

Ich selbst habe gerade wieder einen „postfaktischen“ Bericht über sogenannte „Sugar Babys“ in der Blog-Presse gelesen. Die Recherche ergab, dass ich lange suchen musste, bevor ich überhaupt zu „harten Fakten“ vordringen konnte. Die meisten Artikel stammten von Anbietern, die ein Interesse daran haben, Kunden anzulocken – mal die „Anbieterinnen“ und mal die potenziellen (meist männlichen) Kunden.

Das Fazit

Und was ergibt sich daraus? Besser keine Quellen als unglaubwürdige Quellen. Meint jedenfalls der Herausgeber der Liebeszeitung, der hier für euch schreibt.

Was noch fehlt? Deine Meinung, zum Beispiel.