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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Vergiss das System „Dating“ – suche dir einen Partner

Ich las neulich eine sehr aggressive Stellungnahme einer Texanerin zum „Dating“. Es gipfelte in der Behauptung, dass es niemals an der Person liegt, die einen Partner sucht. Jedenfalls nicht, wenn sie eine Frau ist.

Halten wir einen Moment inne. Denken wir nach statt emotional zu werden.

Das System „Dating“, das in den USA als „Kultur“ bezeichnet wird, ist marode. Das ist nun seit mindestens zehn Jahren öffentlich bekannt geworden. Es handelt sich dabei um Rituale. Die sich etwa so lesen:

1. Sprich nicht über deine Auflassungen.
2. Sei du selbst – aber halte die Emotionen zurück.
3. Zeige ihm nicht zu sehr, dass du ihn magst.
4. Spiel „schwer zu haben“, wenn du willst, dass er um dich wirbt.
5. Putz dich heraus – er achtet auf dein Äußeres.
6. Keine Berührungen, keine Küsse und kein Sex beim ersten Date.
7. Rede möglichst nicht über deine Eigenschaften/Qualifikationen.
8. Halte dich streng an die Regel, ihn zunächst im Unklaren zu lassen.
9. Ergreife nie die Initiative – sie muss bei ihm liegen.
10. Der Mann zahlt die Rechnungen und sorgt für den Transport.


Schon im Jahr 2013 stellte das Buch „Modern Dating“ (1) so gut wie alle Regeln in Frage, die bis dahin in den USA gegolten hatte. Doch warum musste die Regeln überhaupt geändert werden?

Dating als Ritual - mit abgehalfterten Regeln aus den USA

In den alten Zeiten war „Dating“ eine Frage, wie eine ledige, junge US-amerikanische Frau an einen Ehemann kam, der bestimmte Voraussetzungen erfüllen musste. Wurden sie erfüllt, dann war der folgerichtige Schritt eine baldige Eheschließung. Wenn nicht, suchte die Frau weiter, aber zunehmend unter dem Druck, älter und unattraktiver zu werden.

Aus dieser Grenzsituation lässt sich leicht erklären, warum US-Frauen seit etwa 15 Jahren verunsichert an Beziehungen herabsehen. Denn seither geht es nicht mehr darum, beim Date besonders liebenswert zu sein, sondern Persönlichkeit zu zeigen. Körper, Geist und Emotionen bereits in ein erstes Date einzubringen und nicht nur die Fassaden dieser drei Grundelemente zu zeigen, ist ganz offensichtlich neu gewesen.

Kein überstürzter Weg mehr in die Ehe

Und tatsächlich blendeten die Frauen früherer Zeiten diese Grundfragen aus – und die nicht nur in den USA. „Verheiratet zu sein“ war ein Wert an sich. Eine verheiratete Frau galt mehr in einer Gesellschaftsordnung, die Hausfrauen und Mütter emotional hofierte, der ledigen Erfolgsfrau aber deutlich kritisch gegenüberstand. Und also stürzten sich die jungen Frauen in Ehen aller Art.

Die Frage „wer bin ich und wo will ich hin“ existierte so gut wie gar nicht. Auch Bildung war nicht wirklich viel wert. Ob Hauptschulabschluss, Mittlere Reife, Abitur oder Studium: Die meisten wurden ohnehin „Ehefrau und Mutter“. Nur wenige gebildete Frauen wurden, was man damals als Abiturientin üblicherweise wurde: Lehrerin.

Die Wende kam zunächst schleichend. Erst in den 1990er-Jahren konnten die Früchte des Umdenkens geerntet werden, deren Grundlagen in den 1970ern gelegt wurden, und dann ging alle sehr schnell. Die meisten Männer reagierten verstört auf die Emanzipationswellen, die sich vor allem in Bildung äußerten.

Die Scheu davor, sich Grundfragen neu zu stellen

Vergessen wurde, dass sich nun auch Frauen anders definieren mussten. Grundfragen beantworten sich nicht von selbst, sondern sie rufen nach Entscheidungen: Was willst du, wie willst du es, wo soll es geschehen, mit wem möchtest du was tun?

Diese Fragen klingen anders als „wie finde ich einen Ehemann“, nicht wahr?

Wenn wir wirklich kritisch sind, müssen wir sagen: Die Frage „was will ich vom Leben“ sollte möglichst beantwortet werden, bevor jemand eine Beziehung eingeht. Und zwar von Frauen wie auch von Männern. Wer unter 25 ist, mag nur eine vage Vorstellung davon haben – aber ist er oder sie in diesem Alter, sollte wenigstens eine Tendenz erkennbar sein.

Dreiste Anforderungen an Männer

Frauen können nicht erwarten, dass Männer sich ändern, wenn sie selbst nicht bereit sind, ihre Potenziale zutreffend einzuschätzen. Die meisten Frauen handeln hybrid – sie wollen das „Neue“ verwirklichen, ohne die alten Privilegien aufzugeben. Die „Realitäten der Partnerschaft“ heißen aber für beide, sich anzunähern, etwas zu gewinnen und etwas aufzugeben. Die „konservative Auffassung“ zeigt sich darin, dass der Mann führen, verführen, initiativ werden und natürlich bezahlen soll.

Ich könnte nun fragen: Was haben Männer davon, diesen Wünschen zu folgen? Und die Antwort wäre: nichts. Denn was immer Männer tun – es kann falsch oder richtig sein. Der generöse Mann zahlt sowieso – das hat nichts mit „Gentleman“ zu tun oder „guter Erziehung“. Ihm ist es auch egal, was die Frau darüber denkt. Und am Ende weiß jeder, der schon mehrere Dates hatte: Es ist ziemlich unerheblich, was man gesagt hat, in welche Fettnäpfchen man trat, wie hoch die Rechnung war und ob man eingeladen wurde, oder eingeladen hat - wenn sie dich will, gibt es eine Fortsetzung. Wenn nicht, redet sie ein bisschen Unsinn von fehlendem Funkenflug oder nicht vorhandenen Schmetterlingen.

Noch drei Sätze? Das System „Dating“ ist im Eimer. Triff, wen du willst, mach mit ihm oder ihr, was ihr beide für richtig haltet. Und am Ende sagt euch klar, wie die Sache aus eurer Sicht weitergehen könnte – oder auch nicht.

Das ist definitiv alles.

(1) Modern Dating (Chiara Atik), 2013 by Harlequin Books.

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