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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Liebe ist kein Sanierungsfall – trotz aller Störungen

Letzte Rettung für die Liebe: Modernes Voodoo, Partner-Psychologie genannt


Die Liebe ist in den vergangenen Monaten und Jahren mehrfach ins Gerede gekommen. Sie steht angeblich kurz vor dem Exitus, hält nicht mehr zusammen, was zusammengehört und überhaupt – ersetzen wir sie doch gleich durch Polyamorie, wie einige Spinner uns vorschlagen?

Wir reden von der Liebe – und meinen etwas anders

Nun ist es leider so: Wenn wir von der Liebe reden, reden wir längst nicht mehr von der liebe, sondern von einem Begriff, der in unseren Köpfen recht grob definiert, was wir unter Liebe verstehen. Der Autor Sven Hillenkamp ist das flackernde (aber nichts sonderlich leuchtende) Beispiel dafür, wie man etwas bewusst falsch in die Welt stellen kann. Man tut dies, indem man irgendeinen Begriff herausgreift, sich dreist ein Definitionsrecht dafür herausnimmt und es dann auf einen Schuhkarton klebt: „Die Liebe“. Schon ein ziemlich oberflächlicher Blick in sein Buch „Das Ende der liebe“ zeigt: Es ist ein Buch über die Liebe, wie er sie versteht . Oder wie die Wissenschaft sie versteht, der Hillenkamp anhängt. Es geht nicht um „die Liebe“ – es geht um ein Stück Sozialkitt, den Hillenkamp „Liebe“ nennt.

Misanthropie und Liebe vertragen einander nicht

Das Buch ist längst vergessen, was zu erraten war, denn es schwappte auf einer Woge professioneller Misanthropie daher, die in Deutschland nicht unbeliebt ist. Doch es führt uns nicht weiter, so wie uns kein Wort über „Die Liebe“ weiterbringt. Es ist nämlich nicht „die Liebe“, von der wir reden, es ist unsere Art, die Liebe zu betrachten.

Die ewig Gestrigen und ihr Kampf gegen die Erneuerung

Unsere Zeit ist voller Unwägbarkeiten – so denken viele von uns. In Wahrheit ist sie ausgesprochen stabil und gewährt uns dennoch nahezu unendliche Freiheiten. Es ist schwerer, mit der individuellen Freiheit umzugehen als mit der Gängelung, so, wie es auch komplizierter ist, eine lebendige Demokratie zu gestalten als eine halsstarrige Diktatur. Ich lebe seit einiger Zeit in Thüringen und stolpere allenthalben darüber, dass sich die Dynamik der Erziehung zu Freiheit und Demokratie sich immer noch nicht überall durchgesetzt hat. Der Grund liegt nicht in den Resten der SED-Ideologie, sondern in der Faulheit der Hirne, wie sich leicht feststellen lässt.

Die Liebe der Paare braucht keine Retter

Das gilt nicht nur für den deutschen Osten. Nehmen wir einmal die Liebe als Grundelement und trennen wir die „Liebe unter den Menschen ab“, weil dies sehr abstrakt ist, dann bleibt die Liebe der Paare, die bei Weitem konkreter ist. Um sie zu erringen, muss man jedoch erst einmal einen Partner suchen, was immer schwieriger zu werden scheint. Nicht alle Menschen sind darauf vorbereitet, sich in Freiheit und Gleichheit einem anderen Menschen zuzuwenden, und ihn sodann vorbehaltlos zu „lieben und zu ehren“. Plötzlich nahmen aber angebliche Retter: Sie glauben, die Formeln für das gemeinsame Glück erarbeitet zu haben, und sie machen sehr viel Wind um das, was sie angeblich tun können: Glücklicher Paare hervorzaubern, die in stabileren Beziehungen leben.

Hoch zu Roß: Ritter und Pseudo-Eliten

Man könnte meinen, die Liebe sei nun selbst zum Sanierungsfall geworden – aber das ist nicht so. Die meisten jungen Paare in den Kleinstädten und Dörfern lieben sich wie eh und je, heiraten früh und haben Kinder. In der Stadt ist das etwas anders, aber eigentlich nur unter dem Heer von sogenannten „Akademikern“ – also der Masse derer, die irgendwann irgendwie irgendein Diplom erworben haben, ohne eigentlich zu den Eliten zu zählen. Sie erinnern mich an die Ritter: Hoch zu Ross, übertrieben selbstgefällig saßen sie auf ihren Pferden, und dann kamen ein paar Bogenschützen und schossen sie mit Pfeil und Bogen herunter. Ihren Tod mag man beklagen, aber geistig waren sie die Opfer ihrer eigenen Ideologie: „Wir sind etwas Besseres, und uns verwundet weder jemand noch klagt uns jemand an.“
Für die Liebe: Runter vom hohen Roß, Glücksritter!

Diejenigen, die in dieser Welt den Realitätssinn verloren haben, die Glücks-Ritterinnen und Glücks-Ritter der Neuzeit, müssen einfach zurückgeholt werden vom hohen Roß – darüber mache ich mir keine Sorgen, denn die Geschichte wird sie alsbald einholen. Schon jetzt sehen wir sie anders als noch vor 10 Jahren. Jetzt sind sie frustriert, ausgebrannt mit 40, voller Illusionen und in krausen Gedankenwelten verfangen. Und jetzt finden sie kaum Partner, jedenfalls deutlich weniger, als sie sich dies jemals vorstellen konnten.

Voodoo für eine besserer Partnerwahl? Nein danke!

In diese Zeit fällt das Bemühen, die freie Partnerwahl wieder zurückzudrängen. Dazu soll das moderne Voodoo, Psychologie genannt, uns verhelfen. Ich habe gerade darüber in der Liebepur geschrieben, und deswegen kurz nur dies: Alles, was Menschen miteinander bekannt macht, die sich sonst nicht kennenlernen würden, ist positiv – und jede Annahme, durch psychologische Selektion bessere Paare zu generieren, ist eine Verhöhnung der Kultur und ein Schlag gegen das Recht auf freie und gleiche Partnerwahl.

Einen Trost habe ich: Die meisten Wissenschaftler glauben selbst nicht an die Voodoo-Zauberer in ihren Reihen. Die Praktiker, seien sie Psychologen oder freudige Kenner der Materie, die den Puls des Volkes fühlen können, haben noch nie daran geglaubt. Was mir zu sagen bleibt? Ich baue auf die Selbstheilungskräfte der Liebe, so, wie ich es immer getan habe.

Bild © 2012 by liebesverlag.de

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