Jetzt will Mutti Pornos – oder war es Oma?
Hände sind nicht allein zum Händchenhalten da ...
Man nennt es in der Presse „Mummy Porn“ – erotische oder meinetwegen pornografische Literatur für das liebe Mütterlein. Wen es noch wundert, warum man diese Literatur so nennt, der muss einen Blick in „Shades Of Grey“ (Deutsche Ausgabe) werfen, die heute im Buchhandel erscheint. Da plappert eine Dame mittleren Alters über eine Beziehung, die sie ganz und gar nicht nachvollziehen kann – und dies wird in jeder Zeile deutlich. Man merkt, dass sie nicht innerlich „dabei“ ist, nicht aufgewühlt, nicht beteiligt.
Ein paar Schläge auf den Po - wie Kirschen auf einer Sahnetorte
Alles liest sich, als hätte ein Schulmädchen einen Aufsatz geschrieben, der als Standard-Liebesgeschichte konzipiert war, und in den dann ein paar sexuelle Sensationseffekte eingearbeitet wurden. So entstand Muttis oder Großmütterchens Traumbüchlein, in dem ein paar Schläge auf den nackten Po wie Kirschen auf einer Sahnetorte prangen. Ganz hübsch – aber man fragt sich, warum auf einer Sahnetorte.
Lächerliche Schilderungen von Gefühlen - wie von einem Schulmädchen
Was dieses Buch so absolut lächerlich macht, ist die Schilderung der Gefühle. Eine Autorin sollte in der Lage sein, die Leserin mit hineinzureißen in den Strudel der Ereignisse, oder sie alternativ so zu schildern, dass Raum für Fantasien bleibt. Dieser Roman aber ist so geschrieben, dass die Deutschlehrerin der Autorin wohl übers Haar streichen würde und sagen: „Da hast du aber einen feinen Aufsatz geschrieben, mein Kind – wo hast du denn die Details her?“
Viel Text hinzufügen - wer sollte ihn jemals lesen?
Fragt sich, wie man einen „feinen Aufsatz“ von 501 Seiten schreiben kann, wenn man nichts zu sagen hat, und die Antwort ist: Indem man wirklich nichts zu sagen hat, sondern Worte in die Tastatur hackt, die absolut bedeutungslos sind. Jeder Autor kennt diese Situation: Erst mal schreiben, Sätze aneinanderreihen, „Texte hinzufügen“, wie man heute sagt. Lange Dialoge, die keinen Sinn ergeben, aber interessant klingen.
Die scharfen Stellen in Fifty Shade sof Grey- völlig stumpf
Ziemlich langweilig ...
Shades of Grey -Dünne Suppe mit ein paar Fleischbrocken drin
Äh – davon hat dieses Buch nichts, aber auch gar nichts. Man erwartet von solch einem Buch ja gar keine große erotische Literatur – wie denn auch? Aber man darf wohl erwarten, sinnlich unterhalten zu werden. Das aber gibt die dünne Story nicht her – sie ist eine dünne Suppe von Anfang an, in die in der Mitte eine paar Fleischbrocken eingearbeitet sind, und sie endet so fade, wie sie begonnen hat. Die meisten Rezensentinnen, die das Buch wirklich gelesen haben (ich kann mir nicht vorstellen, dass es viele waren) kommen zu dem Schluss, dass es langweilig ist.
Frivol angehauchter Sex für Provinzsekretärinnen?
Fragt sich natürlich, warum es ein Bestseller wurde. Schlechte Bücher werden ja nicht zwangsläufig zu Bestsellern, schon gar nicht von „frischen“ Autorinnen. Die einzig mögliche Antwort: weil viele Frauen darauf gewartet haben, dass Liebesromane nun mit ein bisschen frivol angehauchtem Sex durchsetzt werden. Da wird sich manche Provinzsekretärin fragen: „Ach, so etwas gibt es wirklich?“ und dann staunen, was der ältere Gentleman von der jungen Studentin so alles verlangen kann, und warum sie es ihm wohl gewährt.
Statt Eau de Cologne jetzt einen Porno zu Weihnachten?
Bekommt Mami nun die Pornografie, die sie wollte? Bekommt das Großmütterlein statt Kuchen und Wein nun auch noch ein Erotik-Buch mit ins Rotkäppchenkörbchen? Wahrscheinlich, denn es wir Nachahmerinnen geben – und trotz vernichtender Kritiken werden die Bücher gekauft werden. Bis Weihnachten ist noch eine Menge Zeit, und dann kann es ja noch Prachtbände gesammelter erotischer Frauenliteratur für die Zielgruppen von 18 bis 80 geben. Also, aufgepasst, Nichten: Zu Weihnachten nicht eine Flasche Eau de Cologne schenken, sondern nach in der Buchhandlung nach Erotik für das lustvolle Omas fragen.
Das Bild oben: Szenen-Ausschnitt aus einer vergleichbaren Geschichte, Bild links: Das Buch - dekorativ, dick, langweilig.
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die liebeszeitung am : Was macht Christian Grey eigentlich mit Anastasia Steel?
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Das Buch „Shades of Grey“ kennt ihr wahrscheinlich inzwischen. Na ja, kennen … schon mal was gehört, schon mal was in der Zeitung gelesen, oder? Da wird viel geflüstert und gesagt: „Du, lies mal die Stelle auf Seite 372, oder 373, oder so. Na ja, da geht’
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