Mein erster Vibrator
Wie auf dem Flohmarkt: Sexshop
Gut für die Durchblutung der Wangen
Schwabenmädchen kaufen nicht mal frivolen Dessous
Wahrscheinlich wisst ihr nicht, wie ich damals war: Unheimlich gehemmt und auf dem besten Weg, aus Trotz alles zu tun, um frech und erfahren zu wirken. Na ja, und weil das so war, fuhr ich in die Landeshauptstadt, wo es mittlerweile einen Pornoshop gab. Nun glaubt bloß nicht, ich bin da gleich reingegangen und hab‘ mir Dildos angesehen wie andere Frauen Schuhe. Ich muss dazu noch was sagen: Wenn du im Schwabenland einen schicken BH wolltest, so einen, der die Jungs wild macht, dann warst du bei den „anständigen Frauen“ untendurch. Wenn zum Beispiel deine Vermieterin vom Schlossplatz aus gesehen hätte, wie du in diesen Laden für „feine Wäsche für die Dame“ hinein marschierst, dann hätte sie dir sofort die Wohnung gekündigt. Die Inhaberin hatte deswegen vorsichtshalber gar keine Tür zum Schlossplatz, sondern du musstest dich durch die Passage hineinschleichen, und ganz schnell in die Tür rein, wo du dann relativ sicher warst.
Ich sag euch das nur, damit ihr seht, wie mutig es damals war, „solche“ Geschäfte zu betreten. Na, und dann erst einen Pornoshop.
Der Laden war damals in einer Seitenstraße der Königstraße, sodass man dich von der Straße aus nicht sehen konnte, wenn du reingehst. Also, ich war schon schweißgebadet, als ich die Auslagen gesehen habe, und bin erst mal vorbeigegangen, ins nahe gelegene Schuhgeschäft abgedriftet, Schuhe anguckt, und dann wieder zurück. Habe gezittert, als ich die Klinke gedrückt habe, kann ich euch sagen.
Im Sexshop: Ich kam mir vor wie auf einem Flohmarkt
Drinnen sah es irgendwie aus wie auf einem Flohmarkt. Nicht wegen der Heftchen an den Wänden und der teuren VHS-Kassetten in den Regalen. Nö, vielmehr wegen der Grabbeltische. Da gab es Videokassetten ab 19,90 – D-Mark, versteht sich. Frag mich jetzt bitte nicht, was ein richtiges Porno-Video damals gekostet hat. Dafür hatte ich keine Augen. Aber an den Grabbeltischen, da waren Preise dran. Ich hatte nicht gewusst, dass die da offen rumliegen, ehrlich. Auf den meisten konnte man Frauen sehen, die etwas im Mund hatten, was man dort damals noch nicht alle Tage sehen konnte. Es soll noch schlimmere Sachen gegeben haben, aber ich hab nicht drin rumgewühlt, weil ich mich echt geschämt habe. Irgendwie hab ich gleich gedacht: Wenn die Kerle dahingehen, um eine Frau zu sehen, die einen Sch… bläst, und sie sehen dich dann an, ich meine … das ist doch peinlich, oder?
Na, eine viertel Stunde später, hochrot und schwer schwitzend, wusste ich, dass mich niemand ansehen würde. Alle Männer, ob vornehme Herren im langen Mantel oder Bauarbeiter mit Wolljacken sahen zu Boden, wenn sie nicht gerade in den Kassetten wühlten oder sich Heftchen ansahen.
Lauter einzeln verpackte Bananen in Pink
Einfaches Prinzip: So sieh er innen aus
Weil ich nur die Sachen aus dem Versandhauskatalog kannte, war ich doch überrascht, wie groß die Dinger waren, und zum Teil krumm wie die Banane und dann auch meistens „geädert“. Die Teilchen, die ein bisschen teurer waren, sahen dann auch etwas besser aus, denn schließlich kauft das Auge mit. Einen Moment dachte ich: „Wäre ja schön, wenn man mal einen in der Hand halten könnte, und gucken, ob das Material schön weich ist“ – na ja, und wegen der Vibration, um ehrlich zu sein.
Was wirklich gut für mich wäre? Null Ahnung, denn ich wollte ja nur mal probieren, wie sich so was anfühlt. Schließlich bin ich tatsächlich mit einem Ding zur Kasse, das ein bisschen teurer war, als ich mir das vorgestellt hatte. Aber der sah wirklich gut aus, und hatte „zwei Vibrationsgeschwindigkeiten“. Außerdem dachte ich, dass er in Durchmesser und Länge passen würde, was ich mir ehrlich gesagt bei dem Versandhausding nicht vorstellen konnte.
Was will die Schlampe ihrem Alter mit dem Dildo?
Beim Bezahlen habe ich dann erst mal gesehen, wie schmierig der Typ war, der da na der Kasse saß – genau richtig für die Kerle, die ihre VHS-Kassetten kauften. Der hat bestimmt gedacht: „Was will die Schlampe in ihrem Alter schon mit einem Dildo?“, aber gesagt hat er dann nur 39,90. Mit schweißigen Achseln, roten Wangen und Herzklopfen reichte ich ihm einen 50er, als er mir in die Augen sah und mich fragte: „Wünschen Sie auch Batterien, mein Fräulein?“ Da hätte ich ihm wirklich in die Eier treten können. Nö, ich wollte jedenfalls keine Batterien, die habe ich später im Supermarkt gekauft.
Was soll ich noch sagen? Der Weg hinein war so schweißtreibend wie der Weg hinaus. Ich bin hastig auf die Königstraße zurück, mit meinem kleinen schwarzen Beutelchen ohne Beschriftung, in den man den Vibrator gepackt hatte. Erst später hab‘ ich gemerkt, dass die Tasche viel verräterischer war als ihr Inhalt, eben weil sie „so neutral“ war. Na, und weil ich vor Aufregung nun dringen pinkeln musste, bin ich erst mal in das Café am Schlossplatz gegangen und habe mir ein Stück richtige Cremetorte bestellt – die war noch drin vom Wechselgeld. Nur hat der Kellner so komisch geguckt, als er den schwarzen Plastikbeutel sah, aber den habe ich dann mal ganz schnell weit unter den Tisch geschoben und meine Handtasche davor gestellt.
Ein Wort an die Männer - seid experimentierfreudiger
Der Vibrator hat lange Jahre seinen Dienst getan, ohne zu murren. Er geht heute noch – aber inzwischen gibt es bessere, und die suche ich auch nicht mehr im Porno-Shop, sondern kaufe sie im Internet. Ach du meinst, ich hätte „so etwas“ doch nicht nötig?Wenn du ein Mann bist, sag ich dir mal was dazu, nämlich, dass ihr eure Dinger überschätzt. Ein Penis ist ein Penis, und ein Vibrator ist ein Vibrator, und beide haben ihre Vorzüge. Übrigens geht es auch mit einem Kerl und einem Vibrator, nur dass es den Jungs immer schrecklich peinlich ist, weil ihre Zuckerstange dann vielleicht nicht die erste Geige spielt. Na ja, ihr müsst eben noch viel lernen, Jungs.
Anmerkung der Redaktion: Das Bild oben wurde nicht in einem Ladengeschäft aufgenommen, sondern auf einer Ausstellung. © 2012 by liebesverlag.de, restliche Bilder: Anzeige 50er Jahre (Frau mit Massagestab), unknown © Funktion Vibrator: © 2012 by Liebesverlag.de
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