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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Wie der Sadomasochismus zu seinem Namen kam

Wie der Sadomasochismus zu seinem Namen kam- Und warum man ihn so schnell wie möglich vergessen sollte.

Die Wurzel allen Übels: Die Venus im Pelz


Das bürgerliche Konversationslexikon „Meyers“ (1888) kennt den Begriff „Masochismus“ noch gar nicht, und vom Sadismus weiß es nur, dass er ein im Volk gebräuchlicher Ausdruck für Grausamkeiten ist:

Auf ihn (de Sade) bezieht sich der noch heute gebräuchliche Ausdruck Sadismus.


Der überwiegend in Österreich tätige deutsche Psychiater Richard Freiherr von Krafft-Ebing ist der eigentliche Schöpfer des heutigen Wortgebrauchs von Sadismus, Masochismus und Sadomasochismus. Nachdem er sich in seinem Buch „Psychopathia Sexualis“ ein wenig über Sadismus und seitenlang über den von ihm eingeführten Begriff des „Masochismus“ ausgelassen hat, beginnt er, Parallelen zu definieren.

Er schreibt:

Als Resümee aller beobachteten Fälle erscheinen Lust am schmerzufügen und Lust am zugefügten Schmerze nur nur wie zwei verschiedene Seiten des desselben seelischen Vorganges.


Daraufhin ändert auch Meyers beide Begriffe und schreibt 1891 zum Sadismus:

Nach den berüchtigten Romanen des Marquis de Sade nennt die Psychologie die Verquickung der sexuellen Triebe mit einer unnatürlichen Freude an Grausamkeiten »Sadismus«. Diese Verbindung von Wollust mit der Lust an Schmerzen der geliebten Person zeigt sich auf niedriger Stufe in den Fällen, wo schmerzhaftes Pressen, Kratzen, Beißen dem aktiven Teil seinen Genuß erhöht.


Krafft-Ebing - Ideologe und selbstherrlicher Aristokrat

Der Freiherr von Krafft-Ebing mag in seinem Fach kompetent gewesen sein, dennoch beruht sein Werk auch auf einer Weltanschauung, de für den Menschen der damaligen Zeit typisch war: Sexuelle Abweichler sind alle, die Sexualität nicht ausschließlich zur Reproduktion verwenden, und sie müssen behandelt werden, weil sie krank sind.

Darüber hinaus war Krafft-Ebing in der (ebenfalls üblichen) Art der damaligen Wissenschaft ausgesprochen selbstherrlich. Den Begriff des „Masochismus“ schöpfte er aus einem einzigen Werk des Autors Leopold Ritter von Sacher-Masoch (Venus im Pelz). In seiner typischen Arroganz und unter Andeutung einer „Perversion“ des Autors schreibt der Psychiater Krafft-Ebing:

In den letzten Jahren wurden mir übrigens beweise dafür gebracht, dass Sacher-Masoch nicht bloss der Dichter des Masochismus gewesen, sondern auch mit der in Rede stehenden Anomalie behaftet gewesen sei … Den Tadel … dass ich den Namen eine geachteten Schriftstellers mit einer Perversion des Sexuallebens verquicke, muss ich zurückweisen.


Es war nicht immer wissenschaftliches Interesse ...
Es ist wahrhaftig erstaunlich, wie dumm und leichtfertig dieser Begriff später in die seriöse psychiatrische und psychologische Literatur übernommen wurde. Denn soviel weiß jeder, vom Gymnasiasten bis zum Hochschulprofessor: Die Möglichkeit, jemandem Schmerz zuzufügen, ist nicht überwiegend sexuell motiviert – und ebenso ist die Unterwerfung eher ein Teil der natürlichen Machtkämpfe um die soziale Stellung – übrigens bis heute. Allerdings haben wie Menschen uns (zum Glück!) angewöhnt, unsere täglichen Machtkämpfe auf einer Sozial-psychischen ebene auszutragen und nicht mehr auf der körperlichen Ebene.

Versteht man die Liebe als ein Spiel, so hat sie mit Gewissheit Komponenten von Bedrängen, Abwehren und Unterwerfen. Liene lässt sich nicht pragmatisch und „sozial korrekt“ abhandeln oder aushandeln – es sei denn, im Bordell. Noch immer „fliehen“ Frauen spielerisch vor den Männern, die sie gerne als Liebhaber hätten. Das Spiel geht ungefähr so:

Hoffentlich folgt er mir, wenn ich ihn erst einmal abblitzen lasse. Sollte er dies nicht tun, ist er nichts wert.


Den Autoren dieses Artikels ist klar, dass es ganz und gar unspielerische, kriminelle Varianten dieses Themas gibt. Das heißt aber nicht, dass eine beginnende Liebe in einer „im Voraus geschlossenen Übereinkunft über alle potenziellen Handlungen“ besteht.

Was bedeutet "Sadomaso" für die Liebe und die Lust?

Wann wird nun die Liebe zu dem, was die Boulevardpresse heute allgemein als „Sadomaso“, also die Miniaturisierung und Sexualisierung von Sadismus und Masochismus versteht?

Es ist so einfach … solange die Liebe im Vordergrund steht, und solange beide Partner alles wirklich wollen und von Herzen leben, geht es niemanden etwas an. Es gibt Fälle, in denen die Liebe von der Lust getrennt wird, etwa so, wie Liebe und Sex trennbar sind. Fast immer, wenn dies der Fall ist, treten Dritte in die Beziehung ein – was auf Dauer keiner Beziehung gut tut. Die eigentlich Gefahr der Lust an der Lust wie auch der Lust am Schmerz ist ja nicht, dass es sie gibt, sondern dass sie außerhalb der Partnerschaft vollzogen wird. Dadurch können neue Abhängigkeiten entstehen, die ihrerseits auf vielfältige Weise zur wieder zu Persönlichkeitsschäden führen können. Besonders gefährdet sind insbesondere Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen. Sie werden durch ihre Neigung gegebenenfalls erpressbar.

Die typischen Beispiele sind erst ein paar Jahre her: Wenn sich ein Bürgermeister oder Minister outet, homosexuell zu sein, erkennt dies die westliche Gesellschaft heute an. Würde sich aber ein Manager, Amts- oder Mandatsträger als „Masochist“ outen, der Damen dafür bezahlt, um ihn zu quälen, hätte die Boulevardpresse Schaum vor dem Mund. Dies ist tatsächlich geschehen, und die deutsche Boulevardpresse hat keinen Hehl daraus gemacht, für wie verachtungswürdig sie dieses Verhalten einschätzte.

Der süße Lustschmerz ist längst Bestandteil der Liebe im „Mainstream“ geworden, und er ist nicht neu. Frauen mögen ihn, Männer mögen ihn, und er findet einen Platz im Liebesspiel ganz normaler Paare. Sadomaso? Sadomasochismus? Welche ein Blödsinn! Es ist ein Spiel mit den Möglichkeiten des Gehirns, besonders intensive und manchmal auch nachhaltige Empfindungen über das Medium Körper zu empfinden. Wem es nicht gefällt, der sagt einfach „Nein“ dazu.

Historische Recherche: Gebhard Roese
Quellen: Psychopathia Sexualis, zitiert aus der "Vierzehnten, vermehrten Ausgabe", Meyers Konversations Lexikon (auch Online verfügbar).
Bild oben: Interpretation des Themas Venus im Pelz, © unbekannt, Bild Mitte: Kolorierte und stark retuschierte Version eines Bildes aus der einschlägigen Novelle "Bizarre Straf Praxis"

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