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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Nur noch als Rollenspiel: Locken, Widerstand und Überwältigung

Es gab eine Zeit, in der die Menschen niemals „natürlich“ waren, „sondern beständig über ihre Rollen“ miteinander kommunizierten. Das Problem an diesem Spiel war, dass die Menschen jener Zeit es nicht einmal als Spiel empfanden. Sie hielten es für eine gesellschaftliche Notwendigkeit, die nicht zu umgehen war.

Noch in den 1960er Jahren war das so. Der legendäre Eric Berne schildert in seinem Spiel „HIVE“ (1964), wie Frauen sich so weit auffällig anbieten, dass der Mann aufs Höchste gereizt wird. Sobald er aber Vorschläge macht, nun zur Ausführung zu kommen, zieht sich die Frau sofort zurück. Das Spiel könnet auch hießen: „Verführ mich endlich, aber wehe, du versuchst es.“ In einer in den 1960er Jahren viel gespielten Variante geht es so:

1. Die Frau reizt, geht sogar mit dem Mann in die Wohnung.
2. Dabei lässt die Frau viele, auch intimer Zärtlichkeiten zu, verweigert sich aber ab einem Punkt, den nur sie selbst kennt.
3. Sie rauscht nun keinesfalls empört von dannen, sondern erwartet, dass es der Mann erneut versucht.
4. Versucht der Mann nun wieder, sie intim zu liebkosen, so lässt die Frau mehr zu, verweigert sich aber nach einer Weile erneut und lässt den Mann abermals im Unklaren, was nun geschehen soll.
5. Die Frau erwartet, dass der Mann es wieder versucht und ihren vergleichsweise weniger heftigen Widerstand nunmehr überwindet – dann ist sie „innerlich“ nicht verantwortlich für das, was geschieht.


Eric Berne entlarvte die unbewussten Spiele der Erwachsenen

Mehrere Umzüge überstanden: Berne
Berne hat diesen letzten Prozess in seinem Buch ausführlich beschreiben – er gilt aber heute als „sozial inkorrekt“, und selbst das Zitat kann zu massiven Beschimpfungen seitens der Feministen führen. Interessant ist dabei übrigens, dass der Mann sowieso nur verlieren konnte. Vollzog er den Geschlechtsakt mit ihr, so war er – wie Berne berichtete – ein elendes Dreckschwein, tat er es nicht, so war er eine Memme, die im letzten Moment „schlappmachte.“

Das Spiel „Locken, aber Widerstand leisten“, war eine Weile aus der Mode gekommen. Inzwischen waren sich Frauen und Männer einig geworden, dass es entweder "Sex gab" oder eben nicht, und dass dies zwar in komplizierten Ritualen verhandelt werden musste, aber eben nicht mehr mit „Locken und Verweigern.“ Vor allem aber durfte am Schluss keine „Überwältigung“ mehr stehen – dieser Teil stand fortan nicht mehr auf dem „Spielplan“.

Seit Paare bewusst Rollenspiele eingehen, erlebt das Spiel um Verlockung und Verweigerung eine Art Renaissance. Dabei ist oftmals auch Spielinhalt, dass der Widerstand am Ende „gebrochen“ werden muss.

Beim reinen „Locken und Verweigern“ Spiel geht es darum, den anderen über viele Minuten, oft über Stunden, keinen Orgasmus zu gönnen, sonder mit der Reizung stets kurz vor dem Orgasmus wieder aufzuhören. Aus dem Lust-Frust-Gefälle ergibt sich der Reiz dieses Spiels. Häufig werden solche Spiele aber als Machtspiele ausgeführt: „Ich ergebe mich nicht freiwillig, sondern will, dass du mich zwingst.“ Um ein profanes Beispiel zu bringen: Die herrische und machtvolle erotische Krankenschwester schiebt dem Patienten im Rollenspiel gegen seinen angeglichen Widerstand ein Fieberthermometer in den Enddarm. (1)

Der Unterschied zu früheren Spielen ist allerdings offenkundig: Berne ging in seinem Buch „Die Spiele der Erwachsenen“ davon aus, dass niemand wirklich wusste, welche Spiele gespielt wurden. Heute hingegen wird das „Drehbuch“ für das Geschehen wenigstens grob skizziert, sodass beide Partner sich einig sind, was im Spiel geschieht.

Parallel zu diesem bewussten Spiel mit den Rollen gibt es allerdings nach wie vor das unbewusste Spiel – und dies gilt auch heute noch als nicht ungefährlich. Insofern ist „Nimm mich – aber wehe, du tust es“ („HIVE“) immer noch ein Spiel mit dem Feuer. Daneben hat sich ein Spiel entwickelt, das inzwischen äußert populär ist: „Ich gerate immer an den Falschen.“ In seiner ONS-Version heißt es: „Ich habe keine Ahnung, warum ich mit ihm ins Bett gegangen bin“. Es ist eben einfacher, sich selbst von der Schuld am eigenen Versagen freizusprechen, als zu versuchen, die Gründe dafür herauszufinden.

(1) Bei Verweigerung-Spielen sind stets die Unterwürfigen Rollenspieler betroffen, deren Widerstand gebrochen werden soll, also auch Männer.

http://www.ericberne.com/games-people-play/

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