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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Führen Liebe und Sex zur Einseitigkeit?

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Wir haben uns daran gewöhnt, in einfachen Strukturen zu denken: Wenn es Liebe ist, dann müssen die Gefühle in heftigen Schüben über uns hinwegwallen, müssen uns mitreißen auf die Höhen der Wonne und in die Täler der Trauer. Liebe soll nach der Vorstellung der meisten von uns übermächtig sein – ist das süße Gift von Amors Pfeilen mal in die Adern gedrungen, gibt es kein Entrinnen mehr.

Auf der anderen Seite, so haben wir gelernt, steht Sex, sozusagen der schmutzige Bruder der Liebe. Der Begriff ist übrigens ziemlich neu, denn die Wörter „Sex“ und „Sexualität“ wurden früher niemals für die Liebe oder Minne benutzt. Heute noch wundern sich viele Autoren, unter ihnen sogar Fachleute, darüber, dass "Sex ohne Liebe" möglich ist. Dabei ist dies eigentlich völlig selbstverständlich, wenn sich die Begierde nur schnell genug aufbaut, die Nötig ist, um sexuell erregt zu werden. Früher sagte man, Frauen seien dazu nicht in der Lage – heute was man es besser. Innerhalb weniger Stunden „scharf“ zu werden, ist eine naturgegebene Eigenschaft, die lediglich von der Kultur zeitweilig verdeckt wurde.

Bei unserer deutschen Gier nach griffigen Dualismen – hier Liebe, dort Sex - vergessen wir recht häufig, wie viel ander Ausdrucksformen der sinnlichen oder zärtlichen Begegnung existieren. Man kann einen anderen Menschen auch verehren, ins Herz schließen oder ihm zugeneigt sein, um nur einige der Begriff zu nennen.

Beziehnungen sind oft erotisch, ohne sexuell zu sein

Sowohl die „weiche“ Seite der Liebe wie auch die „harte“ haben mehr Facetten, als wir und träumen lassen: Die Freundschaft zwischen Frauen kann sehr erotische Züge haben, ohne jemals sexuell zu werden, die Freundschaft zwischen Männern kann durchaus körperliche Nähe beinhalten und dennoch alles andere als homosexuell sein. Wir erleben oft eine tiefe innere Übereinstimmung, die sich nicht weder rational erklären lässt noch irgendetwas mit erotischer Stimulation zu tun hat – Gefühle, die und verbinden, ohne dass wir wirklich eine erkennbare Bindung zueinander hätten.

Freude an sich selbst, am anderen und am gleichen Geschlecht

Beim Sex ist dies tabuisiert, aber in der Realität durchaus ähnlich. Bei der oralen oder genitalen Stimulation eines Menschen mit verbundenen Augen kommt es lediglich auf die sexuelle Kunstfertigkeit des aktiven Partners an, nicht aber auf sein Geschlecht, wenn es um den Lustgewinn geht. Manche Frauen erleben wirklich schöne Orgasmen nur mit Frauen, andere nur mit Vibratoren - und sie wollen dennoch Männer als Lebenspartner, während viele eindeutige Hetero-Männer überrascht sind, wie viel Freuden ihnen gezielte Analstimulation bereiten kann. Mit anderen Worten: Man muss nicht schwul sein, um das eigene Geschlecht auch sexuell zu genießen.

Das erotische Spiel mit der Hingabe

Sehen wir uns bei den erregenden Praktiken der Flagellanten, Masochisten und Fetischisten um, so finden wir, dass sie mit Sexualität im engeren Sinne gar nichts zu tun haben – in Wahrheit sind die meisten Herausforderungen an die Sinne: Die Menschen, die hier spielen, haben den Wunsch nach starken körperlichen und emotionalen Reizen mit teils deutlichen erotischen Anklängen – und doch ist es eher ein Spiel mit der Macht, der Hingabe an den Fetisch oder die schiere Lust am süßen Schmerz, der sie treibt. Wenn überhaupt sexuelle Befriedigung gewünscht wird, so steht sie am Ende und wird betont abgehoben und meist würdelos vollzogen: Das Spiel war der Sinn des Spiels, und am Ende wird nur noch die draus entstandene Geilheit versorgt.

Was könnte sich daraus ergeben?

Wer nur nach „der Liebe“ strebt oder „den Sex“ durchzusetzen versucht, könnte ein einseitiges Leben führen, das viele Varianten körperlich-seelischer Lüste außer Acht lässt. Doch unseres Leben lässt in der Regel zu, dass wir auch einmal einen Seitenweg gehen können: eine nicht alltägliche Lust, eine ungewöhnliche Beziehung oder auch ein erregendes Rollenspiel. Vor allem sollten wir nicht ablehnen, einander zu begegnen, nur, weil der andere nicht exakt die Art von Beziehung anstrebt, die wir anstreben: Heute ist der dritte Partner, den man vielleicht mit 21 kennenlernt, kaum noch gleich der Ehekandidat, sodass jeder von uns durchaus ein paar Varianten durchspielen kann, bevor er sich die Hörner abgestoßen hat und sich entscheidet, den spielerischen Umgang mit Gefühlen aufzugeben und nun nach einer Partnerin oder einen Partner zu suchen, mit dem man gerne das Alltagsleben meistern würde.

Bild oben: Teilansicht des Bildes "Zwei Männer" von Harry Holland.

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