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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Die Gegenwart der Liebe: Bindung oder Freiheit?



Der Kulturkampf um die Liebe hat längst begonnen, aber das merkt derzeit kaum jemand, was mindestens teilweise daran liegt, dass die Fronten nicht eindeutig abgesteckt sind: hier die freiheitsliebenden, fortschrittlichen und lustbetonten Kräfte, dort das konservative Urgestein, das uns am liebsten wieder im Muff der 1950er Jahre ersticken möchte? Nein, wirklich nicht. Die Kritik am Lebensstil der Deutschen kommt von überall. Psychologen, Soziologen, Schriftsteller, Eheberater, Datingexperten und reine Pragmatiker fordern die Rückkehr zur Bindung in einer Mischung aus Liebe und Vernunft.

Seit den 1970er Jahren haben wir den zunächst zögerlichen und ideologischen, dann aber sehr progressiven und pragmatischen Aufstieg der Frauen erlebt. Er hat die Partnersuche nachhaltig verändert – und zwar weniger aus den oft zitierten ideologischen Gründen sondern aus rein pragmatischen: Wer ein eigenes, ausreichendes Einkommen hat, kann im Rahmen seiner sonstigen Möglichkeiten frei wählen, ob und wann eine Ehe eingegangen wird.

Die Ehe wurde schon oft abgeschrieben

Was wir sonst erlebten, ist eher marginal. Die Ehe selbst wurde gegen die 1970er schon einmal abgeschrieben, doch dann stellte sich heraus, wie populär sie trotz hoher Scheidungsraten wieder sein kann – inzwischen drängen sich sogar gleichgeschlechtliche Paare danach, dauerhafte eingetragene Gemeinschaften einzugehen. Jede sogenannte Tendenz, von Frauentausch über Polyamorie bis in zu Seitensprüngen und 1000-Euro-Huren sind kleine, aufblitzende Moden, die vor allem von der aufgegeilten Boulevardpresse als neue Tendenzen verkauft werden. Gerade jetzt erleben wird die Sensationsgier der Presse, immer neue Beziehungen zwischen jungen Männern und Frauen ab 40 ins grelle Licht der Öffentlichkeit zu stellen.

Nein – das alles ist es nicht. Wer wissen will, was hinter der Diskussion um Liebesbeziehungen und Bindungen steckt, muss sich ein wenig mit den menschlichen Möglichkeiten und Begrenzungen beschäftigen. Auf einen ganzen kurzen Nenner gebracht: Je größer die Auswahl ist, umso schwerer die Entscheidung und je später die Auswahl erfolgt, umso mehr innere Hindernisse türmen sich auf.

Bindungen: Zu spät und nach zu langer Suche

Die Menschen, mindestens in Deutschland, binden sich derzeit spät, und sie suchen lange. Das könnte als positiv gewertet werden, wenn es irgendwelche Erfolge bringen würde: stabile Ehen, viele Kinder, ein beschaulicher Lebensabend zu zweit. Jeder, der die Realität der Bundesrepublik kennt, weiß, wie sehr das Gegenteil der Fall ist: Labile Ehen mit hoher Scheidungsrate, wenig Kinder, und oft späte Trennungen, die auch noch den Lebensherbst vermiesen.

Wer jung ist, hat mehr Mut zum Abenteuer: Augen zu und durch. Das Gehirn ist mit 25 vollständig aufs Erwachsenenleben ausgerichtet, also wäre dies der richtige Zeitpunkt für junge Paare, nun Gemeinsamkeiten zu bilden, sozusagen das „WIR“ in der Ehe. Wer sich ein bisschen in der Psychotherapie auskennt, weiß, dass es dort ein Wort wie das „WIR“ gar nicht gibt. Nur größeren Gruppen wird ein WIR-Gefühl zugestanden. Natürlich wissen viele Menschen aus eigener Erfahrung, wie lange es dauern kann, bis sich die vielen Kanten abgeschliffen haben, an denen sich Paare verletzen können – aber sie sind einmal eingeschliffen, dann hat das Paar auch Chancen.

Passend oder Kompromisse und Anpassungen?

Menschen, die heute mit weit über 30 Jahren heiraten, haben diese Chance möglicherweise gar nicht mehr: Sie suchen, wie sich ein bekanntes Partnerinstitut ausdrückt, den „wirklich passenden Partner“. Das widerspricht im Grunde allen Erfahrungen: Die meisten wirklich guten Beziehungen leben von der Fähigkeit, das Leben durch immer neue Kompromisse „passend“ zu machen.

Doch nun verschwindet das Gute hinter einer Wolke aus deutschen Ungereimtheiten: Das Wort „Kompromiss“ steht in Deutschland nicht für eine gediegene Vereinbarung, von der beide profitieren, sondern für ein unglückliches Flickwerk. Auch die „Anpassung“, dieses unerlässliche Verhalten in jeder Gemeinschaft, wird sogleich als Angriff auf das Ego und seine Freiheit verdammt.

Der ungezügelte Egoismus und die angebliche Freiheit

Bindung oder Freiheit? Dieser Satz beschäftigt die Alleinlebenden, auf Pressedeutsch seit einiger Zeit „Singles“ genannt, ständig. Derzeit siegt, zumindest bei Umfragen, ein ungezügelter Egoismus: Die Menschen wählen angeblich gerne die „Freiheit“ und ihnen fehlt der Wille, in die soziale Verantwortung einer Ehe einzusteigen. Da ist es beinahe lächerlich, wenn man überhaupt noch von „Liebe“ oder „Liebesheirat“ spricht – wer sich selbst in den Mittelpunkt des Universums stellt, wird weder wirklich lieben noch aus Liebe heiraten.

Ja sicher – Umfragen sind geduldig, und leidenschaftlich geliebt wird immer, gleich, ob Liebe, Lust und Wonne nun zur heißen Affäre oder zur großen Liebe werden. Doch die Freiheit? Die Philosophie kennt die Frage „Freiheit wovon“ contra „Freiheit wozu“? Auf das gegenwärtige Verhalten der Alleinlebenden scheinen beide Fragestellungen keine Antworten zu geben. Freiheit besteht auch darin, die Freiheit zur Verantwortung und zu einem sinnerfüllten Leben zu nutzen. Doch die Freiheiten vieler Alleinlebender sind nicht als bunte Luftballons, die mit dem Gas der Selbstherrlichkeit gefüllt sind.

Nach egoistischen Höhenflügen Probleme mit der Partnersuche

Wenn dieses Gas entweicht, kommt man wieder am Boden an – zumeist auf steinige Äcker, in denen man nichts sofort Wurzeln schlagen kann. Das lamnet oderjenigen, die von Höhenflügen zurückkommen, ist in unser aller Ohren: „Ach, es ist so schwer, jetzt noch einen Partner zu finden“. Na klar: Sie haben weder gesucht, als es Zeit war, noch gelernt, als sie dazu die Möglichkeit hatten – und jetzt sind die alten Hündinnen und Hunde eben zu faul, um noch neue Kunststücke zu lernen, um ein englisches Sprichwort zu strapazieren. Es gäbe auch ein deutsches Zitat, das passen würde: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

Titelfoto © 2009 von bronclune

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