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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Männer wollen verführt werden



Es gibt Geheimnisse, die so offen liegen, dass sie gar keine sind. Eines davon ist „Männer wollen verführt werden“. Wenn man die einschlägige Literatur durchsieht, kommt der Satz sehr selten vor. Meistens gibt es eine Einschränkung, etwa so: „Männer wollen verführt werden, aber sie geben es ungerne zu“, oder „Männer wollen verführt werden, aber am Ende wollen sie es gewesen sein, die verführt haben“.

Wie albern. Jede Hure wird widersprechen. In einem Bordell kann der Mann keine Frau verführen, er wird von ihr verführt, und zwar mit der ganzen Raffinesse, zu der eine Frau fähig ist. Manche Männer bezahlen viel Geld dafür, auf raffinierte Art verführt zu werden. Viele wollen dabei sogar inaktiv sein, sich also ausschließlich von der Frau verwöhnen lassen, wollen in einem Meer der erotischen und sexuellen Sensationen schwelgen. Manche von ihnen lassen sich dabei „nehmen“ und nach allen Regelen der Kunst bis an die Grenze der physischen und psychischen Belastbarkeit treiben.

heimlicher Männetrtaum: ihr ausgeliefert sein
Was wir in der Öffentlichkeit hören, ist nicht die Wahrheit, sondern die Fassade. Männer schreiben gerne darüber, was für tolle Kerle sie sind und wie sie die Frauen reihenweise flachgelegt haben. Selbst, wenn Männer verführen, suchen sie sich zu diesem Zweck lieber flirtaktive, verführerische Vollblutfrauen als dümmliche, ablehnende Zimperzicken. Der Grund ist nun wirklich simpel: Sie wollen eine Frau, die begeisternde sexuelle Fähigkeiten hat – sie wollen eine verführerische Frau. Warum bitte, sollte ein Mann eine verführerische Frau wählen, wenn er nicht von ihr verführt werden will?

Auf der anderen Seite schreiben wenig Frauen darüber, dass Männer verführt werden wollen und wie sie dabei vorgehen. Kaum eine Frau will sich dem „Nuttenverdacht“ aussetzen. Schreibende Huren sind nach wie vor selten, und wenn, dann werden sie schlagartig öffentlich abgekanzelt: von der Gutmenschenschaft, den Feministinnen und den Männern. Die Presse hat auch heute noch einen Grundsatz: Huren (oder was die Presse dafür hält) dürfen keine Vorbilder sein.

Wie wollen denn nun Männer verführt werden? In einer schönen Umgebung, von einer lustvollen Frau, die verführerisch aussieht und die mehr vom Sex weiß als der Mann selbst. Das ist zumindest eine gute Ausgangslage. Wer noch wissen will, warum Männer tatsächlich so schrecklich gerne verführt werden, und warum die Anzahl der Männer zunimmt, die sich der Verführung einer Frau völlig hingeben wollen, der sollte ein Zeitphänomen im Augen behalten: Heute stellen Frauen vielfach sexuelle Ansprüche an Männer – und das hängt vielen Männern zum Hals heraus. Sie wollen sexuell bedient werden, nicht bedienen – gleich, ob es den Frauen so „schmeckt“ oder nicht. Die Frauenemanzipation treibt vor allem jüngere Männer ins Bordell, wo sie sich nach Strich und Faden verwöhnen lassen können – das konnte man schon in dem Buch der Ex-Bordellbesitzerin „Tina von S.“ nachlesen.

Natürlich wollen Männer von Frauen nicht „billig angemacht“ werden. Die Reeperbahn-Masche: „Du, hättest du nicht ein bisschen Zeit für mich“, stößt ab. Das beste Rezept, um einen geeigneten Mann zu verführen, ist dies: Geheimnisvolle, aber verlockende Flirterin, solange man in der Öffentlichkeit ist – und die frivolen Dinge solange aufspare, bis die Frau mit dem Mann alleine ist – dann darf sie alles sein.

Ist eine Frau bereits mit einem Mann zusammen, und teilt er bereits den Alltag mit ihr, so empfehlen sich frivole Spiele: Die „brave Freundin“ wird sich nun dann und wann zur sinnlichen Verlockerin wandeln müssen, die ihren Mann in der Verführung herausfordert. Der Topp-Tipp: Herausfinden, wo seine geheimen Wünsche liegen – denn was die meisten Freundinnen, Verlobten und Ehefrauen von den Wünschen ihrer Männer wissen, ist gerade mal die Spitze des Eisbergs. Eine Frau, die solche Wünsche herausfindet und erfüllt, bindet ihren Mann fester an sich: Was er daheim bekommt, das holt ers sich nicht draußen.

Bild oben: © 2009 by mydeerdelilah

Biled rechts: © 2008 by wiros.

Liebende: Nicht blöd genug, um an die Wissenschaft zu glauben

Ich wundere mich immer, wenn ich diese dummen Sprüche lese: Die Liebe sei in unserer Zeit vollständig kommerzialisiert – sogar zur Partnersuche brauche man schon den Kommerz, der dann vorzugsweise mit PARSHIP oder Friendscout24 bezeichnet wird. Wer sich intellektuell geben will, spricht von der „Ökonomisierung der Gefühle“ („der wirtschaftlichen Verwendung von Gefühlen“), wer seinen linkslastigen Dunst herauslassen will, sogar davon wie „die Liebe vom Kapitalismus geprägt“ sei.

Merkwürdig, dass die meisten von uns davon nichts bemerken – nicht weil wir zu blöd sind, sondern weil wir offenbar nicht verblödet genug sind, um es zu glauben, was immerhin für unser Selbstbewusstsein spricht. Übrigens hatte Liebe über viele Jahrtausende etwas mit „Ökonomie“ und mit der Wirtschaftsordnung zu tun, gleich, ob sie nun Kapitalismus oder Naturaltausch betrieb. Man denke nur an den biblischen Jakob, der für Rahel sieben Jahre Fronarbeit ausführen musste. Auch die jüngere Geschichte, namentlich das Bürgertum des auslaufenden 19. Jahrhunderts, kannte das Verhökern der Bürgermädchen gegen Mitgift. Damals galt wirklich das kapitalistische Prinzip, dass diejenige Frau am besten an den Mann kam, deren Vater die höchste Mitgift gab.

Nein, es ist nicht der Kapitalismus – es ist etwas ganz anderes: Seit Sigmund Freud und seine Brüder im Geiste das Feld der Psychologie übernahmen, hat man heimlich, still und leise auch die Liebe vereinnahmt. So sehr, dass sich heute jeder dahergelaufene schreibende Psychologe herausnimmt, die Liebe neu zu definieren und nach Bedarf und Gusto auch umzustempeln, abzustempeln oder gleich auf den Müll zu verfrachten.

Die Liebenden selber, die diese sogenannten „Wissenschaftler“ dabei im Auge haben, interessieren dabei wenig – es geht um Ruhm und Ehere in der Wissenschaft, die heute nicht mehr leicht zu erlangen ist. Hat man nach der Meinung möglichst vieler anderer Wissenschaftler etwas „namhaftes“ gesagt, sei es auch noch so banal, so steigt das Ansehen. Ob dabei für das Volk etwas abfällt? Ach, wen sollte denn das schon interessieren? Jedenfalls kaum noch einen Wissenschaftler.

Wie bereits erwähnt – die Wissenschaftler interessiert nicht mehr, was die Liebenden denken und fühlen, und die Liebenden ignorieren inzwischen relativ konsequent, was Wissenschaftler über sie meinen. Nur in den Geschichtsbüchern wird es einmal anders stehen, weil auch Historiker Wissenschaftler sind und eher ein Ohr für das Geschwätz der Kollegen haben als für die Menschen, die lieben und leiden.

Ich gebe zu, dass es einige Wissenschaftler gibt, die selten öffentlich auftrumpfen, die ihre Nase eng am Volk haben und die tatsächlich etwas Sinnvolles schreiben können. Um es Ihnen am Beispiel zu erläutern: Wissenschafter A. hat festgestellt, dass Online-Dating entfremdet, weil es die Person von der Absicht, einen Partner zu finden, abkoppelt. Wissenschaftler B. mag festgestellt haben, dass beide nur noch innerhalb eines kommerziellen Systems zueinanderfinden können und dass dies typisch für eine Pervertierung der Kultur ist. Da kommt nun Wissenschaftler C. ins Spiel, der eine Langzeituntersuchung unter Paaren macht, die sich im Internet kennengelernt haben, und sieh mal an: gar nicht so übel, diese Paare. Was glauben Sie, welcher dieser Wissenschaftler eine Bedeutung für die Menschen hat?

Den Liebenden ist sogar das noch gleichgültig. Sie interessiert auch nicht, was die Damen und Herren Professoren über ihre Passgenauigkeit in der Beziehung denken. Die 56-jährige, die man wohl als Cougar bezeichnen würde, fasziniert ihren 24-jährigen Freund. Da mag sich Tante Klärchen fragen, wie lange, aber das interessiert die Cougar nicht die Bohne. Eine Ex-Lehrerin hat sich einen Freund genommen, der sozial drei Stufen unter ihr steht – aber er schenkt ihr tolle Lüste. Der alternde Beau sucht sich eine Frau aus der Model-Szene: solange es den beiden gefällt, warum nicht? Freilich – es ist anders, wenn Sie 28 sind und Kinder wollen – dann sollten ein paar gemeinsame Belange stimmen. Die soziale Herkunft beispielsweise – aber dieses Element werden Sie in den meisten Partnerübereinstimmungstests vergeblich suchen. Man hat es vielfach einfach vergessen.

Drüben im Park, in den ich fast jeden Tag gehe, sitzen das ganze Frühjahr, den ganzen Sommer und gelegentlich sogar im Herbst und Winter junge Paare. Sie sitzen stundenlang auf ihren Parkbänken und streicheln, küssen und liebkosen einander. Mal ganz ehrlich, ihr angeblich blitzgescheiten Gestalten dort oben in den Elfenbeintürmen: Da würdet ihr auch gerne sitzen, die Liebe genießen und euch auf eure Zukunft freuen, nicht wahr? Aber das geht nicht. Ihr müsste ja zur nächsten Studie und ein paar Studenten Fotos vorlegen, um anhand ihrer Reaktionen die Paarungswilligkeit festzustellen. Was soll ich noch dazu sagen? „Dann forscht mal schön“ wäre wohl der passendste Satz.