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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Hörigkeit: Sie will es doch so – die Lügen der Männer

unterwerfung

„Meine Sklavin will diesen Zustand genau so wie ich“, sagte der Herr auf dem Ledersofa genüsslich. „sehen Sie, eine Sklavin ist eben eine Sklavin, genau so, wie ein Schwuler ein Schwuler ist“.

Ja, so reden sie, die Herren, die Frauen in einem Maße unterrücken, das selbst lederhäutigen Redakteuren manchmal der Brechreiz überkommt. Dabei ist es nicht die Tatsache, dass sie sich mit der Haltung eines oder mehrerer weiblicher „Sklaven“ beschäftigen, sondern die Arroganz, mit der sie die Menschenrechte mir Füßen treten. Sinnreiche Argumente werden mit flapsigen Bemerkungen gekontert: „In vielen anderen Ehen ist es doch auch nicht anders, das sind die Frauen doch auch von ihren Männern abhängig“.

Männersprüche - kalt und menschenverachtend

Männersprüche, so kalt und menschenverachtend, dass man sich schämt, selber Mann zu sein. Frauen kommen bei diesen Männern nur als Verfügungsmasse vor. Irgendwann haben sich die Männer diese Frauen gekrallt, haben sie eingewickelt in ihre Machenschaften. „Ich war eben eine neugierige Frau, die von ihm fasziniert war“, schrieb eine Frau, deren Worte wenigstens noch an die Öffentlichkeit dringen konnten und die offenbar auch noch psychisch halbwegs intakt war, als sie sich auf eine Abhängigkeitsbeziehung einließ. Andere sind von vornherein gefährdet: Es ist eben einfacher, eine psychisch labile Frau für die Versklavung zu rekrutieren, als eine, die weiß, wohin ihr Weg führt.

Der Weg in die Hörigkeit wir schleichend vorbereitet: Manche Frau gibt eine andere, angeblich langweilige Beziehung oder Ehe auf und bedenkt nicht, dass sie darin doch noch letzten Halt findet. Andere Frauen geben Ihre Freundinnen auf Wunsch „des Herrn“ auf und verlieren damit so gut wie alle sozialen Bindungen. Die nächste Stufe besteht darin, den Beruf aufzugeben und das gesamte Eigentum dem Herrn zu übereignen: Eine Sklavin braucht kein Geld – wozu denn?

Systematisch versklavt - Suizid als letzter Ausweg?

Ist es einmal so weit gediehen, so ist der Weg hinaus so gut wie unmöglich: Wie sollte sich eine mittelose Frau, die nicht einmal mehr über bürgerliche Kleidung verfügt und psychisch inzwischen mindestens partiell geschädigt ist, eine neue Existenz aufbauen? Der Ausweg wird manchmal im Suizid gesucht, nicht einmal so oft, dass es der Gesellschaft groß auffällt.

Ein Bankier hat einmal gesagt, an der Börse würde nicht zum Ein- und Aussteigen geklingelt – und in der Hörigkeit gilt das Gleiche: Frauen gleiten vertrauensvoll hinein und versäumen, rechtzeitig wieder auszusteigen.

Wenn die Tür offen bleibt: Lust an der Abhängigkeit

Gerechterweise muss man sagen, dass es Frauen gibt, die in die Hörigkeit eintauchen und wieder auftauchen, wie es ihnen gefällt – aber da verbietet sich im Grund genommen das Wort „Hörigkeit“, weil sie ein Spiel daraus machen. „Ich führe eben ein Dreifachleben“, sagte mir eine weibliche Führungskraft in einer süddeutschen Firma. „Hier bin ich die starke, unnachgiebige Personalchefin, bei meinem Mann die treu sorgende Ehefrau und bei meinem Freund die willfährige Sklavin“. Doch beim Wort „Sklavin“ entspannt sich ihr Gesicht. „Ich bin aber eher eine überraschende Sklavin“, lächelt sie verschämt. Der Unterschied wird deutlich: Sie kann in die Abhängigkeit kommen und gehen, wann und wie sie will. Über Sätze wie „Zu ihrem Selbstverständnis als Hörige gehört das Bewusstsein, immer und überall seine Sklavin zu sein, auch bei längerer Abwesenheit des Herrn“. Mir kommt dabei ein Satz in den Sinn, der aus einem Blues stammt: „Ich bin schon so lange deine Sklavin, wie ich deine Geliebte bin, aber bevor ich dein Hund werde, werde ich dich im Grab sehen“.

Türen öffnen sich – Türen schließen sich. Wer in die sexuelle Abhängigkeit geht, und sich auch sonst zum Verfügungsobjekt seines Herrn macht, muss sich vergegenwärtigen, dass sich die Türen jederzeit schließen könnten. Das Schloss kann dabei mit einem Schlüssel verschlossen werden, mit einer elektronischen Schließvorrichtung oder mit einem Schlüssel im Hirn, der durch langjährige, subtile Gehirnwäsche dort eingepflanzt wurde.

Niemand ist davor gefeit, einmal durch die falsche Tür zu gehen, und es ist keine Schande, dies zu tun. Die Gefahr, den richtigen Zeitpunkt zu verpassen, um die Tür wieder zu öffnen, ist groß – so groß, dass ich davon abraten würde, die Türen zu suchen, hinter denen die Versklavung lauert.

Bild oben © 2008 by chrysaora
Bild links © 2008 by Nessa Land

Was sagt die Psychologie eigentlich zur Hörigkeit?

Hörigkeit ist ein Begriff der Psychologie, der auch im Volksmund stark verbreitet ist. Im Allgemeinen wird die Hörigkeit dabei als eine außerordentlich starke, asymmetrische sexuelle Abhängigkeit bezeichnet.

Man spricht also von „Hörigkeit“ nur dann, wenn einer der Partner vom anderen über das übliche Maß hinaus sexuell abhängig ist. Selbst eine solche Abhängigkeit muss noch nicht zu Problemen führen, wenn sie erstens gewollt und zweitens mit wenig Aufwand wieder lösbar ist.

Sowohl die Fachliteratur der Psychologie wie auch die einschlägigen populärwissenschaftlichen Werke beschäftigen sich in erster Linie mit der Hörigkeit der Frauen gegenüber dem Manne. Erst in jüngster Zeit hat man damit begonnen, sich auch mit sexuell abhängigen Männern zu beschäftigen.

Die Psychoanalyse, die praktisch alle Probleme in der frühkindlichen Entwicklung vermutet, versucht dieses Modell auch beim hörigen Mann anzuwenden und diagnostiziert (Zitat):

So erinnert den hörigen Mann eine niedrige und gleichwohl letztlich unerreichbare Frau unbewusst an den Konflikt zwischen der kindlichen Begierde gegenüber der sexuell unerreichbaren Mutter und der Erziehung, die jede Sexualität als niedrig hingestellt hat.


Solche Begriffswelten stehen freilich unter Ideologieverdacht, weil die Psychoanalyse die Beweise für diese Thesen nie erbringen konnte.

Es scheint vielmehr so zu sein, dass Männer sich von solchen Frauen abhängig machen, die ihnen erstmalig wirklich erfüllende sexuelle Praktiken anbieten. Sind diese Praktiken für einen Mann beschämend, wie etwa Analstimulation oder Feminisierung, Schüler-Lehrerinnenspiele oder erotische Folterungen, so entsteht zumeist ein Geflecht von mehrfachen Bindungen, die ineinander übergehen und nicht mehr recht trennbar sind.

Mit anderen Worten: Es entsteht eine Abhängigkeit von „Küssen und Schlägen“, die anderwärts auch als die „Herrschaft von Liebe und Liebesleid“ in einer Person beschreiben wird.

Es ist sehr interessant, dass der Begriff der „Hörigkeit“ nur sehr selten auf „ebenbürtige“ Partner verwendet wird – also solchen, die auf gleicher sozialer Stufe in Alter, Bildung und Einkommen stehen. Zumeist verwendet man ihn nur dann, wenn eine soziale Schieflage existiert.

Die „Hörigkeit“ ist kein fest definierter Zustand, und er ist auch nicht zwangsläufig krankhaft zu nennen. Erst wenn die Abhängigkeit extrem groß wird und der vermeintlich „Hörige“ darunter leidet, spricht man von einer psychischen Abhängigkeit, die mit ähnlichen Methoden wie bei anderen Abhängigkeiten (Süchten) behandelt werden kann.