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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Hörigkeit: Liebesrutsche in den Abgrund



Ihre Liebe zu mir was süß und bitter zugleich … von Anfang an hatte sie es für ausgemacht gehalten, dass ihr Wunsch mir Befehl sei, und ich pflichtete ihr stillschweigend bei“.

Der Unterschied zwischen einer Beziehung in Abhängigkeit und dem, was der Psychologe „Hörigkeit“ nennt, liegt normalerweise in der Liebe zur Person. Dazu muss die Beziehung gar nicht auf „Abhängigkeit“ angelegt worden sein: jeder, der eine Beziehung eingeht, macht sich auch ein wenig abhängig vom anderen. Dabei geht es gar nicht darum, wie weit sich jemand anhängig macht und ob er ein Vergnügen daran findet oder nicht: Er tut es einfach, indem er Teile seiner Freiheit und finanzielle Eigenständigkeit aufgibt, und indem er Teile seiner Persönlichkeit an ein neues Phänomen abgibt: „Wir als Paar“. Ein Mensch, der einen anderen liebt, sagt sich innerlich: Für meine Liebe zu dir gebe ich etwas auf, aber ich gewinne dafür ja auch etwas anderes“.

Das Problem ist nur: Manche Menschen liebe gar nicht die Person. Sie sind verliebt in den Zustand, gewollt zu werden. Sie machen sich abhängig von diesem Gefühl. Sie können die Bindung an den anderen gar nicht wirklich erklären und sie können sich nicht eingestehen, dass sie gar nicht die Person lieben, sondern eine bestimmte Vorstellung, die sie von der Beziehung haben. Jemand, der von einer Frau „nicht erhört“ wurde, die nichts als ein Spiel mit ihm spielte, sagte am Ende sinngemäß: „Wie kann sich mich denn nicht lieben, ich habe doch alles getan, was sie wollte“.

Das Dilemma: Ich kann jedem beliebigen heterosexuellen Paar auf dieser Erde erklären, warum ihre Liebe auch Abhängigkeit erzeugt – aber ich kann einem Hörigen nicht erklären, dass sein Zustand mit Liebe gar nichts zu tun hat, sondern nur mit ihm selbst und seiner Sucht.

Autorinnen und Autoren, die Menschen dieser Art getroffen haben, sind in der Regel schockiert über ihren Zustand: Die meisten befinden sich in schrecklichen emotionalen Tiefen, andere sind wirtschaftlich oder sozial ruiniert – und alle sind am Ende irgendwie allein.

Diese Menschen sind die eigentlich gebeutelten eines Systems, das wie eine Liebesrutsche in den Abgrund funktioniert: Ein Mensch, der suchtartig nach Liebe giert, gerät an eine Person, die aus irgendwelchen Gründen Freude daran hat, daraus ein Spiel zu machen. Vor den Internet-Zeiten mögen es spielerisch veranlagte, gelangweilte Damen der Gesellschaft gewesen sein, die mit Männern erotische Briefwechsel begannen mit dem Ziel, den Mann darin damit zu reizen und zu demütigen.

Nicht nur im traditionellen erotischen Briefwechsel, auch in der Realität funktioniert die Abwärtsspirale, die meist nach einer modifizierten Salami-Taktik beginnt: Zu Anfang wird wenig verlangt, aber viel gegeben. Mit jeder weiteren Begegnung wird ein bisschen mehr verlangt und ein bisschen weniger gegeben, bis das Opfer schließlich jede Gunst mit der größtmöglichen Erniedrigung erkaufen muss. Die Selbstbestimmung der Person wird dabei systematisch ausgehöhlt. Am Ende steht dann die völlige psychische, emotionale, soziale und finanzielle Abhängigkeit.

Was in der Öffentlichkeit bekannt wird, ist zumeist nur die Spitze des Eisbergs: Wer abhängig ist, sei es von Alkohol, Sex oder Liebe, will sich nicht öffentlich “vorführen“ lassen. Die meisten Menschen, die aus Liebessucht hörig wurden, schämen sich auch später noch ihrer Taten und fürchten sich davor, dass ihre sexuellen Wünsche oder tatsächlichen Exzesse an die Öffentlichkeit geraten. Die anderen, die diese Liebessucht genutzt haben, sind noch bei Weitem öffentlichkeitsscheuer, denn sie anbieten oft mit Methoden, die zumindest an den Grenzen zur Kriminalität schrammen.

Was passiert aber, wenn es nicht die Liebessucht ist, die einen Menschen in die Hand eines heuchlerischen Partners treibt? Was, wenn beide einander wahrhaftig lieben und freiwillig in eine tiefe Abhängigkeit zueinander verfallen? Was, wenn sie das Spiel mit der Abhängigkeit lieben und höchsten Genuss darin finden?

Nun, bleiben Sie dran. Wir schreiben noch die ganze Woche über Jünglinge, die sich in die Fänge weiblicher Raubkatzen begeben, von Prinzessinnen, die bereits ihren Prinzen gefunden haben aber nun doch mal an Raubrittern naschen wollen und von dem ganz alltäglichen Betrug junger Frauen im Internet, die problemlos Kohle mit liebeshungrigen Männern machen wolle.

Foto oben: © 2007 by felix
Foto rechts: © 2009 by craig coultier

Morgen lesen Sie erst einmal den zweiten Teil:

Die Liebe zur erotischen Abhängigkeit

Die gesamte Welt der Verführungen

Die Welt der Verführungen ist vielfältig – über das Klischee „Männer verführen Frauen“ ist oft geredet und geschrieben worden, allerdings hat man dabei kaum berücksichtigt, dass Frauen kaum noch die armen, hilflosen und verführbaren Wesen von „damals“ waren. Umgekehrt allerdings hat es einen noch größeren Meinungswandel gegeben, der sogar wissenschaftlich belegt ist: Die „echte“ biologische Verführung geht immer von Frauen aus – die Männer setzen sie nur von der Möglichkeit in die Wirklichkeit um. Weder den Frauenrechtlerinnen noch den Machos gefällt diese Sichtweise - und einem Teil von ihnen steht der Schaum vor dem Mund, wenn sie es nur hören. Was nicht sein kann, darf eben auch nicht sein.

Besonders etepetete sind die Feministinnen, wenn es darum geht, ob Frauen auch Frauen verführen. Das tun sie niemals, es sei denn, sie täten es - nur ganz anders, natürlich, nämlich aus Liebe. Die Wahrheit lässt sich eben im Feminismus beliebig manipulieren – das gilt übrigens für jede Ideologie.

Wie ist es mit der gleichgeschlechtlichen Verführung beim anderen Geschlecht? Das Thema hatten wir noch nicht, aber die Karten sind schlecht gemischt: So einfach ist es für einen Mann nicht, sich einem anderen Mann erotisch zu nähern. Wenn überhaupt, dann werden Männer mit Hilfe von Frauen zu bisexuellen Abenteuern verführt. Offenbar brauchen Männer immer die Frau als Vermittlerin, um die Körperdistanz zwischen Männern erotisch aufzuheben.

Paare als Verführer sind übrigens gar nicht selten: Sie suchen ebenso Frauen wie Männer für Bi-Kontakte, „auch Erstkontakte“. Offenbar ist Interesse von beiden Seiten da: Neugierig auf bisexuelle Erlebnisse sind viele Männer schon.

Das Ansehen der Verführerinnen und Verführer ist nach wie vor schlecht. Da steckt uns noch der noch der Muff des Bürgertums in der Seele der, der jeden Verführer für einen Töchterschänder und jede Verführerin für eine Hure hielt.

Die männlichen Verführer unserer Tage sind übrigens nicht ganz unbeteiligten am schlechten Ruf der Verführung – sie veröffentlichen überall Bücher und Schriften, wie man Frauen ebenso konsequent wie seelen- und verantwortungslos „flachlegt“.

Es ist ausgesprochen lustig, dass es diese Art von Literatur inzwischen auch für Frauen gibt – in genau der gleichen Weise aufgebaut. Wenn es eines Beweises bedurft hätte, wie schmalspurig alle Verführungs-Ratgeber sind, dann geben sie ihn: Wie eine Frau einen Mann verführt, wissen Huren am besten – nur geben die keine Seminare.

Die Randgebiete der Verführung sind schwer zu durchleuchten: zum Beispiel das Gebiet der Verführung von und durch sogenannte „Lolitas“. Der einzige Rat, den man guten Gewissens geben kann: Wo immer eine „Lolita“ aka Minderjährige als Verführerin auftaucht, sollten Männer so schnell wie möglich die Flucht ergreifen.

Ein anderes Gebiet ist beinahe noch heikler: Gelegentlich wird behauptet, Verführer hätten emotionale oder psychische Gewalt ausgeübt, um ihre Ziele zu erreichen, und häufig hört man auch, dass zur Schwächung des Willens der verführten Drogen verwendet wurden.

Beide Behauptungen können kaum bewiesen werden. Bei einigen Langzeitbeziehungen sollen psychische oder emotionale Abhängigkeit vorkommen, aber nicht bei den eher spontanen Verführungen, bei denen der momentane Gemütszustand eine größere Rolle spielt als eine langfristig angelegte Beeinflussung. Die Sache mit den Drogen kommt vor, ist aber selten – in den meisten Fällen war die einzige Droge, die bei angeblichen Verführungsopfern nachgewiesen werden konnte: Alkohol.

Wenn Sie aus besten Quellen und mit dem umfassenden Hintergrund glaubwürdiger Archive aus alter und neuer Zeit informiert werden wollen, und die maßgebliche Meinung zur Liebe in diesen Tagen lesen wollen – nun, dann gibt es sicher viele Wege. Aber ein Weg wäre, regelmäßig die Liebeszeitung zu lesen.

Weiteer nützliche Informationen zum Thema "Verführung" finden Sie stets auf "Lechzen.de".

Liebeszeitung: Wann bringen wir was?

Die Liebeszeitung hat sich vorgenommen, jede Woche ein Schwerpunktthema zu behandeln. In der letzten Woche waren es Verführungen, in der nächsten Woche (48) wird es die Frage sein, ob die Liebe abhängig macht, und ob dies vielleicht sogar ein berechtigter Kunstgriff von Mutter Natur ist.

Ihr alle könnt uns ein Schwerpunktthema vorschlagen. Sagt uns einfach, worüber ihr mehr wissen wollt. Wir behandeln dann euer Thema, falls es auch andere Leserinnen und Leser interessiert oder von so allgemeiner Bedeutung ist, dass wir selber gerne darüber schreiben.

Übrigens: Die Liebeszeitung erscheint Sonntags nicht mit einem Leitartikel, wir bringen aber aktuelle Neuigkeiten und Beitragsthemen unabhängig vom Wochentag.
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Männer wollen verführt werden



Es gibt Geheimnisse, die so offen liegen, dass sie gar keine sind. Eines davon ist „Männer wollen verführt werden“. Wenn man die einschlägige Literatur durchsieht, kommt der Satz sehr selten vor. Meistens gibt es eine Einschränkung, etwa so: „Männer wollen verführt werden, aber sie geben es ungerne zu“, oder „Männer wollen verführt werden, aber am Ende wollen sie es gewesen sein, die verführt haben“.

Wie albern. Jede Hure wird widersprechen. In einem Bordell kann der Mann keine Frau verführen, er wird von ihr verführt, und zwar mit der ganzen Raffinesse, zu der eine Frau fähig ist. Manche Männer bezahlen viel Geld dafür, auf raffinierte Art verführt zu werden. Viele wollen dabei sogar inaktiv sein, sich also ausschließlich von der Frau verwöhnen lassen, wollen in einem Meer der erotischen und sexuellen Sensationen schwelgen. Manche von ihnen lassen sich dabei „nehmen“ und nach allen Regelen der Kunst bis an die Grenze der physischen und psychischen Belastbarkeit treiben.

heimlicher Männetrtaum: ihr ausgeliefert sein
Was wir in der Öffentlichkeit hören, ist nicht die Wahrheit, sondern die Fassade. Männer schreiben gerne darüber, was für tolle Kerle sie sind und wie sie die Frauen reihenweise flachgelegt haben. Selbst, wenn Männer verführen, suchen sie sich zu diesem Zweck lieber flirtaktive, verführerische Vollblutfrauen als dümmliche, ablehnende Zimperzicken. Der Grund ist nun wirklich simpel: Sie wollen eine Frau, die begeisternde sexuelle Fähigkeiten hat – sie wollen eine verführerische Frau. Warum bitte, sollte ein Mann eine verführerische Frau wählen, wenn er nicht von ihr verführt werden will?

Auf der anderen Seite schreiben wenig Frauen darüber, dass Männer verführt werden wollen und wie sie dabei vorgehen. Kaum eine Frau will sich dem „Nuttenverdacht“ aussetzen. Schreibende Huren sind nach wie vor selten, und wenn, dann werden sie schlagartig öffentlich abgekanzelt: von der Gutmenschenschaft, den Feministinnen und den Männern. Die Presse hat auch heute noch einen Grundsatz: Huren (oder was die Presse dafür hält) dürfen keine Vorbilder sein.

Wie wollen denn nun Männer verführt werden? In einer schönen Umgebung, von einer lustvollen Frau, die verführerisch aussieht und die mehr vom Sex weiß als der Mann selbst. Das ist zumindest eine gute Ausgangslage. Wer noch wissen will, warum Männer tatsächlich so schrecklich gerne verführt werden, und warum die Anzahl der Männer zunimmt, die sich der Verführung einer Frau völlig hingeben wollen, der sollte ein Zeitphänomen im Augen behalten: Heute stellen Frauen vielfach sexuelle Ansprüche an Männer – und das hängt vielen Männern zum Hals heraus. Sie wollen sexuell bedient werden, nicht bedienen – gleich, ob es den Frauen so „schmeckt“ oder nicht. Die Frauenemanzipation treibt vor allem jüngere Männer ins Bordell, wo sie sich nach Strich und Faden verwöhnen lassen können – das konnte man schon in dem Buch der Ex-Bordellbesitzerin „Tina von S.“ nachlesen.

Natürlich wollen Männer von Frauen nicht „billig angemacht“ werden. Die Reeperbahn-Masche: „Du, hättest du nicht ein bisschen Zeit für mich“, stößt ab. Das beste Rezept, um einen geeigneten Mann zu verführen, ist dies: Geheimnisvolle, aber verlockende Flirterin, solange man in der Öffentlichkeit ist – und die frivolen Dinge solange aufspare, bis die Frau mit dem Mann alleine ist – dann darf sie alles sein.

Ist eine Frau bereits mit einem Mann zusammen, und teilt er bereits den Alltag mit ihr, so empfehlen sich frivole Spiele: Die „brave Freundin“ wird sich nun dann und wann zur sinnlichen Verlockerin wandeln müssen, die ihren Mann in der Verführung herausfordert. Der Topp-Tipp: Herausfinden, wo seine geheimen Wünsche liegen – denn was die meisten Freundinnen, Verlobten und Ehefrauen von den Wünschen ihrer Männer wissen, ist gerade mal die Spitze des Eisbergs. Eine Frau, die solche Wünsche herausfindet und erfüllt, bindet ihren Mann fester an sich: Was er daheim bekommt, das holt ers sich nicht draußen.

Bild oben: © 2009 by mydeerdelilah

Biled rechts: © 2008 by wiros.

Liebende: Nicht blöd genug, um an die Wissenschaft zu glauben

Ich wundere mich immer, wenn ich diese dummen Sprüche lese: Die Liebe sei in unserer Zeit vollständig kommerzialisiert – sogar zur Partnersuche brauche man schon den Kommerz, der dann vorzugsweise mit PARSHIP oder Friendscout24 bezeichnet wird. Wer sich intellektuell geben will, spricht von der „Ökonomisierung der Gefühle“ („der wirtschaftlichen Verwendung von Gefühlen“), wer seinen linkslastigen Dunst herauslassen will, sogar davon wie „die Liebe vom Kapitalismus geprägt“ sei.

Merkwürdig, dass die meisten von uns davon nichts bemerken – nicht weil wir zu blöd sind, sondern weil wir offenbar nicht verblödet genug sind, um es zu glauben, was immerhin für unser Selbstbewusstsein spricht. Übrigens hatte Liebe über viele Jahrtausende etwas mit „Ökonomie“ und mit der Wirtschaftsordnung zu tun, gleich, ob sie nun Kapitalismus oder Naturaltausch betrieb. Man denke nur an den biblischen Jakob, der für Rahel sieben Jahre Fronarbeit ausführen musste. Auch die jüngere Geschichte, namentlich das Bürgertum des auslaufenden 19. Jahrhunderts, kannte das Verhökern der Bürgermädchen gegen Mitgift. Damals galt wirklich das kapitalistische Prinzip, dass diejenige Frau am besten an den Mann kam, deren Vater die höchste Mitgift gab.

Nein, es ist nicht der Kapitalismus – es ist etwas ganz anderes: Seit Sigmund Freud und seine Brüder im Geiste das Feld der Psychologie übernahmen, hat man heimlich, still und leise auch die Liebe vereinnahmt. So sehr, dass sich heute jeder dahergelaufene schreibende Psychologe herausnimmt, die Liebe neu zu definieren und nach Bedarf und Gusto auch umzustempeln, abzustempeln oder gleich auf den Müll zu verfrachten.

Die Liebenden selber, die diese sogenannten „Wissenschaftler“ dabei im Auge haben, interessieren dabei wenig – es geht um Ruhm und Ehere in der Wissenschaft, die heute nicht mehr leicht zu erlangen ist. Hat man nach der Meinung möglichst vieler anderer Wissenschaftler etwas „namhaftes“ gesagt, sei es auch noch so banal, so steigt das Ansehen. Ob dabei für das Volk etwas abfällt? Ach, wen sollte denn das schon interessieren? Jedenfalls kaum noch einen Wissenschaftler.

Wie bereits erwähnt – die Wissenschaftler interessiert nicht mehr, was die Liebenden denken und fühlen, und die Liebenden ignorieren inzwischen relativ konsequent, was Wissenschaftler über sie meinen. Nur in den Geschichtsbüchern wird es einmal anders stehen, weil auch Historiker Wissenschaftler sind und eher ein Ohr für das Geschwätz der Kollegen haben als für die Menschen, die lieben und leiden.

Ich gebe zu, dass es einige Wissenschaftler gibt, die selten öffentlich auftrumpfen, die ihre Nase eng am Volk haben und die tatsächlich etwas Sinnvolles schreiben können. Um es Ihnen am Beispiel zu erläutern: Wissenschafter A. hat festgestellt, dass Online-Dating entfremdet, weil es die Person von der Absicht, einen Partner zu finden, abkoppelt. Wissenschaftler B. mag festgestellt haben, dass beide nur noch innerhalb eines kommerziellen Systems zueinanderfinden können und dass dies typisch für eine Pervertierung der Kultur ist. Da kommt nun Wissenschaftler C. ins Spiel, der eine Langzeituntersuchung unter Paaren macht, die sich im Internet kennengelernt haben, und sieh mal an: gar nicht so übel, diese Paare. Was glauben Sie, welcher dieser Wissenschaftler eine Bedeutung für die Menschen hat?

Den Liebenden ist sogar das noch gleichgültig. Sie interessiert auch nicht, was die Damen und Herren Professoren über ihre Passgenauigkeit in der Beziehung denken. Die 56-jährige, die man wohl als Cougar bezeichnen würde, fasziniert ihren 24-jährigen Freund. Da mag sich Tante Klärchen fragen, wie lange, aber das interessiert die Cougar nicht die Bohne. Eine Ex-Lehrerin hat sich einen Freund genommen, der sozial drei Stufen unter ihr steht – aber er schenkt ihr tolle Lüste. Der alternde Beau sucht sich eine Frau aus der Model-Szene: solange es den beiden gefällt, warum nicht? Freilich – es ist anders, wenn Sie 28 sind und Kinder wollen – dann sollten ein paar gemeinsame Belange stimmen. Die soziale Herkunft beispielsweise – aber dieses Element werden Sie in den meisten Partnerübereinstimmungstests vergeblich suchen. Man hat es vielfach einfach vergessen.

Drüben im Park, in den ich fast jeden Tag gehe, sitzen das ganze Frühjahr, den ganzen Sommer und gelegentlich sogar im Herbst und Winter junge Paare. Sie sitzen stundenlang auf ihren Parkbänken und streicheln, küssen und liebkosen einander. Mal ganz ehrlich, ihr angeblich blitzgescheiten Gestalten dort oben in den Elfenbeintürmen: Da würdet ihr auch gerne sitzen, die Liebe genießen und euch auf eure Zukunft freuen, nicht wahr? Aber das geht nicht. Ihr müsste ja zur nächsten Studie und ein paar Studenten Fotos vorlegen, um anhand ihrer Reaktionen die Paarungswilligkeit festzustellen. Was soll ich noch dazu sagen? „Dann forscht mal schön“ wäre wohl der passendste Satz.