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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Neun Dates, die er nie vergessen wird

Frauenzeitschriften sind nicht nur überwiegend albern, weil sie immer das Gleiche bringen, sondern ihre Redakteurinnen haben offenbar ein Männerbild, das noch aus der Zeit der Westernhelden stammt. Am besten, man liest es in der Cosmo nach. Was mir bei den meisten Dates auffiel: Viel geredet werden kann dabei nicht. Nun ja, wozu auch? Man kann sich ja hinterher ausziehen und mit ihm schlafen, abstöhnen und am nächsten Tag sagen: Hat Spaß gemacht, was?

Für mich ist jedenfalls recht wahrscheinlich: Er vergisst vielleicht das Date nicht, aber dafür vergisst er die Frau ganz schnell.

Übrigen stehen in der Cosmo nur acht solcher Dates – warum dann neun?

Ein Date, das er wirklich nie vergessen wird? Schwängern lassen. Daran denkt er ein Leben lang. Empfehlen würde ich es trotz alldem nicht.

Bevor ich vergesse, dies zu erzählen: nicht nur Frauenzeitschriften leider unter Blondheit – Männermagazine erst recht. Denn eigentlich wollte ich für diesen Artikel etwas über Men’s Health schreiben und der dort vertretenen Meinung, wie man Frauen ins Bett trickst. Das hatte ich eigentlich via Nerve gefunden.

Liebe, Kamasutra, Kalender und Pornos



Kaum ein junger Mensch findet sich zurecht in der Liebe – und auch manche Erwachsene geben nur vor, sexuelles Wissen und Können in sich zu vereinen, sind aber in Wahrheit recht naiv, wenn es um die sinnlichen Lüste geht. Vor allem fragen sie sich in zahllosen Foren und sonstigen Diskussionen: Wie kann ich mir und meinem Partner die meiste Lust verschaffen?

In vergangene Zeiten hatte man ein Konversationslexikon, in dem die körperliche Liebe ungefähr so interessant erklärt wurde wie im Bio-Unterricht – und wer besonderes Glück hatte, fand vielleicht noch ein paar Bilder dazu. Noch in den 1950er Jahren wurde die „“Moderne Enzyklopädie der Erotik“ nur gegen folgende Erklärung ausgeliefert:

Die Abgabe erfolgte gegen die schriftlich abgegebene Erklärung, dass der Bezieher das einundzwanzigste Lebensjahr vollendet hat, auf den vorurteilsfreien Inhalt vorbereitet ist, an demselben keinen Anstoß nehmen und das Werk unter Verschluss halten und nur einem Personenkreis zugänglich machen wird, der aufgrund seines Alters und seiner Vorbildung zur objektiven Bewertung in der Lage ist.


Wie sich Menschen damals überhaupt auf die Sexualität verbreiteten, ist den nachfolgenden Generationen kaum noch bekannt: „Ich zeig dir deins, du zeigst dir meins“ war der Anfang, Zeichnungen von Geschlechtsorganen und vom Koitus die Mitte und schlüpfrige, hand- und maschinengeschriebene Privatbände noch lange nicht das Ende. Man hatte irgendwo noch Bilder von ein paar hageren Gestalten, die den Koitus vor der Kamera vollzogen, und irgendwo gab es sogar Filme „nur für Erwachsene“, die auf alten 8-mm-Projektoren abgespult wurden – durchaus auch mit „Amateuraufnahmen“.

Das indische Kamasutra war eines jener sagenumwobenen Werke, in denen dann auch mal tatsächlich „Yoni“ und „Lingam“ ineinander kamen – und damals wie heute suchen junge Leute in Bücherschränken und im Internet nach diesem Werk.

Tatsächlich versteht sich das Kamasutra als eine würdige, ethisch hochwertige Beschreibung der Liebeskünste gewöhnlicher Frauen und Männer, aber auch der Huren. Das Besondere am Kamasutra, was Jugendliche interessierte, waren aber die darin beschriebenen Liebesstellungen.

Liebesstellungen und die Möglichkeiten, dem Ehemann sinnliche Freuden zu bereiten, führten auch dazu, jungen japanischen Ehefrauen Kalender zu schenken, auf denen für jeden Monat eine Liebesstellung vorgeschlagen wurde. So wurde eine durchaus pragmatische Sexualaufklärung betrieben, die Liebe, erotische Freuden und Sex miteinander vereinbar machte. Da diese Stellungen besonders attraktiv illustriert waren, gelten diese Kalenderblätter, "Shunga" genannt, auch heute noch als begehrte Sammlerstücke.

Seit den 1950er Jahren hat sich eines in Deutschland nicht geändert: Jugendliche wollen nicht ausschließlich die theoretische, farb- und emotionslose biologische Aufklärung, sondern sie wollen wissen, was sie praktisch tun können, wie sie es tun können und was die voraussichtlichen Folgen ihres Tuns sein können. Tatsächlich gibt es auch noch junge Erwachsene, die sich zwar „Pornografie hereinziehen“ aber damit nicht wirklich etwas anfangen können. Die Schule ist eben keine Liebesschule, und der Elternwelt ist meist nach wie vor peinlich, mit den eigenen Kindern über Sex zu sprechen. Wen wundert da eigentlich, dass die „bildungsfernen Kreise“ billige Pornos ansehen und die „besseren Kreise“ nach wie vor im Internet nach dem Kamasutra suchen oder in Internet-Foren wie beispielsweise med1, anhand anderer junger Leute lernen wollen?

Was fehlt, ist eine besondere, jugendspezifische Aufklärung über Gefühle, Lust, Liebe und Sex, die möglichst dort ansetzt, wo die schulische Aufklärung aufhört: Man will Sex, aber man weiß nicht so genau, wie man da eigentlich wirklich bewerkstelligt.

Die Erwachsenen selbst sind ebenfalls keinesfalls so aufgeklärt, wie es scheint – viele fürchten sich vor neuen sexuellen Erfahrungen oder davor, ihre fetischistischen Vorlieben auch tatsächlich zu praktizieren. Von Frauen hört man noch oft, dass sie „um ihrer selbst“ geliebt werden wollen und nicht, weil sie ein frivoles Negligé tragen. Dem liegt ein Basisirrtum zugrunde, der von den deutschen Eliten nach wie vor gepflegt wird: Man muss einander innig lieben, dann hat man auch guten Sex. Davon ist nicht viel wahr – innige Liebe ist ein Geschenk an den wundervollen Charakter des geliebten Menschen, heißer Sex ist ein animalisches Aufwallen wilder Lüste, das die Partner rauschhaft erleben. Wer in seinem Leben viel Glück hat, erlebt das Eine in Kombination mit dem Anderen über viele Jahre – doch die Regel ist es nicht.

Was ist nun lustvoll, und woher bekommen Erwachsene wie auch Jugendliche sinnvolle Informationen? Wenn ich Ihnen eine ehrliche Antwort geben soll, muss ich sagen: immer noch durch das Erproben miteinander, im Abbau des Schamgefühls und in der totalen sexuellen Hingabe während des Geschlechtsverkehrs. Reine begriffliche Sachinformationen bietet das Online-Lexikon „lechzen“, medizinischen Rat bei allen Sexfragen der Netdoktor.

Jugendliche allerdings sollten sich immer informieren, bevor sie Experimente eingehen. Möglichst nicht aus Pornos, auch wenn dies vielen jungen Leuten schwerfällt. Eine besonders gute Quelle ist das Sexwörterbuch im Internet.

Titelfoto © 2001 by sehpferd, budapest