Skip to content
 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Wer ist denn nun eigentlich Jungfrau?



Wenn die Presse über „Geschlechtsverkehr“ schreibt, ist sie schnell mit Urteilen bei der Hand, die gleich mal Hohn lachend weitergegeben werden: Ah - die älteren Menschen halten aktiven Oralverkehr der Frauen an Männern nicht mehr für „Sex haben“ – na klar, das ist der Clinton-Lewinsky-Effekt. Die jungen Menschen, so wird ebenso hämisch berichtet, glaubten beispielsweise, nur dann „Sex gehabt“ zu haben, wenn sie einmal vaginalen Geschlechtsverkehr hatten.

Was stimmt denn nun eigentlich? Ist die Häme der Presse angebracht?

Es kommt, wie immer, auf die Definition an. Wir können in etwa definieren, wo Geschlechtsteile beginnen und wo sie aufhören. Demnach hat man Geschlechtsverkehr, wenn man dem Partner die Stimulation der Geschlechtsteile erlaubt. Dann wären also Oralverkehr, Handverkehr und sogar Petting Geschlechtsverkehr, die Stimulation der Prostata mit dem Finger aber ebenso wenig wie die anale Stimulation mit der Zunge?

Man sieht: Alles ist möglich, aber nichts stimmt wirklich. Eigentlich ist es nur der „Beischlaf“, der wirklich „Geschlechtsverkehr“ ist, und um den auszuführen, muss schon ein wenig mehr geschehen als die „Dinge in die Hand zu nehmen“ - beide Teile müssen ineinander kommen.

Bis wann ist man denn nun Jungfrau?

Wenn aber ist man nun eigentlich noch Jungfrau? Nun, bei Frauen meinte man früher, dies am Verlust des Jungfernhäutchens feststellen zu können, dass beim ersten Geschlechtsakt angeblich reißt und dabei eine Blutung verursacht. Die trifft jedoch nicht bei allen Mädchen gleichermaßen zu und ist und daher kein sicheres Indiz für die Jungfernschaft. In Deutschland gilt daher volkstümlich die Auflassung, die Jungfernschaft sei mit dem ersten regulären Geschlechtsverkehr beendet – und man verwendet das Wort heute für Frauen und Männer.

Um die Jungfräulichkeit auf bestimmte Bereiche einzuschränken, werden heute auch Wörter wie „Analjungfrau“ oder „Oraljungfrau“ für Frauen wie auch für Männer verwendet, wenn noch kein oraler Geschlechtsverkehr stattgefunden hat. Der früher recht häufige Begriff „Halbjungfrau“ hingegen für eine Frau, die „alles außer vaginalem Geschlechtsverkehr“ ausübt, ist allerdings aus der Mode gekommen.

Bild & copy; 2009 by j.j. verhoef

Ist die Liebe die neue Religion?



Als ich es zum ersten Mal las, habe ich noch darüber weggelesen – „Liebe ist die neue Religion“, heiß es da kürzlich in einem Frauenforum, und als ob das nicht schon dem Fass den Boden ausschlagen würde, kommt nun sogar noch ein Verleger (Eichborn) und biedert sich bei seiner Leserschaft mit diesem Klappentext an: „Liebe, wie wir sie heute kennen, ist an die Stelle getreten, die früher allein die Religion innehatte.“

Na schön. „Höret ihr Mönche, der Weg ist gefunden“ hatte Buddha einst verkündet – und seine Lehre hat immerhin bis heute Bestand, so wie auch die vieler anderer Religionsstifter – aber in der Liebe? Folgen wir nicht den falschen Gurus, wenn wir uns an die Schwätzer anhängen, die nun die Liebe zur Religion der Neuzeit machen wollen?

Falsche Gurus und Waschmittelwerbung

Heute verkaufen die falschen Gurus ihre Weisheiten wie Waschmittel. Im Fall der Liebe heißt der Gott, dem alle folgen, Wissenschaft, und ihre Propheten sind Soziologen, Psychologen und Redakteure. Sie nehmen ihre Münder voll, und behaupten beispielsweise, den „komplexen Liebescode entschlüsselt zu haben“. Klar, wenn man Computer brauen kann, kann man auch hartnäckige Rotweinflecken aus blassrosa Tischdecken entfernen, wie es die Jahrmarktsschreier behaupten. Hatten wir nicht neulich gehört, das menschliche Genom sei so gut wie entschlüsselt? Ja, wenn man das kann, dann kann man doch auch den Liebescode entschlüsseln – das ist doch eine Kleinigkeit, nicht wahr?

Leider nicht – und die Menschen wissen, dass es nicht möglich ist. Natürlich glaubt niemand außerhalb der Elfenbeintürme, in denen Philosophen, Psychologen und Soziologen ihre Gedankenstränge spinnen, dass Liebe die neue Religion ist – aber man kann es ja mal in die Welt hinausposaunen. Schicke Behauptung, nicht wahr?

Zur Religion gehören Gottheiten

Allerdings fehlt da alles, was zu einer Religion gehört: Götter zum Beispiel, glaubwürdige Religionsstifter, Menschen, die sich im Namen der Herrin der des Herrn versammeln. Dabei hatte die Liebe doch schon einmal eine Göttin: Astarte (die war nicht so übel, wie sie im Alten Testament gemacht wird), oder ihre Nachfolgerin Aphrodite.

Doch heute: Da produzieren ein paar Leute bedrucktes Papier. Ich kann nur hoffen, dass es schnell vergilbt. Liebe ist keine Religion, und sie hat auch nicht deren Funktion.

Mann kann nicht decodieren, was nicht codiert ist

Was aber ist denn nun die Liebe? Und gibt es einen Liebescode, den man „knacken“ kann? Da fällt mir die Metapher einer Tür ein, die sich nicht öffnen lässt: Kein Schlüssel will für das Schloss passen, kein Dietrich kann sie öffnen, keine Codekombination funktioniert. Ratlos gehen die Spezialisten heim. Schließlich kommt ein verliebtes junges Mädchen, das keinen Schlüssel mit sich trägt – und die Tür öffnet sich ihr. Es gab niemals ein Schloss – und es gab auch keinen Code. Beides befand sich nur im Hirn derer, die nicht lieben konnten.


Die Fakten - leider nicht ganz einfach

Lassen Sie mich jetzt konkreter werden: Sie warten doch auf Fakten, nicht wahr?

Das wäre zunächst einmal die Natur, die bestimmte Informationen so in uns eingeprägt hat, dass wir sie können. Bereits junge Mädchen können flirten, auch wenn es ihnen niemand gezeigt hat. Die Zivilisation, vielleicht auch das viele „Rauschen“ in der modernen Großstadt-Kommunikation heben Männer ein bisschen davon abgebracht, all diese Signale zu verstehen. Es ist richtig, dass sie „codiert“ gesendet werden, doch das ist banal: Die Menschen und Säugetiere senden alle Körperäußerungen an ihre soziale Gemeinschaft in Codes. Die „Decodierung“ ist nicht viel Wert – man kennte diese Zeichen seit Jahrhunderten, und sie sind alle mindestens seit Jahrzehnten ausführlich beschrieben, mitsamt der Spiele und Rituale, innerhalb derer sie gesendet werden.

Neben der Natur finden wir die Kultur. Sie bringt Regeln hervor und verwirft sie auch wieder. Was wir heute als "gesichert" annehmen, landet morgen auf dem Müll der Geschichte. Es gibt unendlich viele Beispiele dafür, wie sich Forscher irren. Das eklatanteste Beispiel ist, die Behauptung, dass Frauen kein eigenes sexueller Verlangen hätten - sie stammt aus einem 1868 erschienen Standardwerk, dessen Behauptungen bis ins 20. Jahrhundert hinein abgekupfert wurden

Die Liebe - ein wundervolles Spiel

Es ist für mich immer wieder aufregend, meinen Mitmenschen zuzusehen, wenn sie kommunizieren. Die meiste von ihnen schaffen es nicht, sich selbst in der Situation zu beobachten, in der sie sich befinden. Metakommunikation, das angebliche Wundermittel, funktioniert zumeist deshalb nicht, weil die Menschen gar nicht realisieren, dass sie sich bei der Kommunikation in einem Spiel befinden, dass sie gelegentlich überwinden müssen. So ist es auch in der Liebe: Die Menschen sehen nicht, dass sei ein Spiel miteinander spielen, und obgleich dieses Spiel ein wundervolles, sehr erfüllendes Spiel sein mag, wollen sie nicht, dass ich es ein Spiel nenne. Der bekannte Psychiater und Psychiatrie-Kritiker Ronald D. Laing schrieb einmal, wie aussichtslos es ist: „Sie spielen ein Spiel. Sie spielen damit, kein Spiel zu spielen“. Wer es ein Spiel nennt, wird ausgeschlossen.

Liebe ist keine Religion, aber völlig erklärbar ist sie auch nicht

Warum ich das so schreibe? Vor allem, weil es keinen Sinn hat, in der Liebe irgend etwas verbindlich erklären zu wollen. Was Liebende „wirklich“ empfinden, wenn sie einander lieben, ist so unmöglich festzustellen wie die Frage an ein Kind, was eigentlich „schön Spielen“ bedeutet. Wenn ich auch nur versuche, es zu erklären, zerstöre ich das, was es mir bedeutet.

Alles, was es zur Liebe zu sagen gibt, ist eine Hülle. Alle Menschen, die beschreiben, leben davon, zu beobachten. Doch es kommt drauf an, wie sie beobachten. Man kann die Liebe nicht beobachten, wenn man sie nicht liebt. Nun gut, falls ihr bisher gelesen habt, liebe Freundinnen und Freunde: Wir hier lieben die Liebe – und deshalb beobachten wir anders, denken wir anders, analysieren wir anders und schreiben wir anders.

Titel: Bild von Dante Gabriel Rossetti, "Astarte"

Zuviel Zeit gelassen für das „erste Mal“?

Kommt euch diese Frage bekannt vor? Dann beantwortet sie ... kann sich eine Frau für das erste Mal zu viel Zeit lassen? Hier erst einmal der Text:

Es ist nicht einfach mit der Liebe –wirklich nicht. Der Herr Pfarrer gibt sich Mühe, uns Mädchen davon abzuhalten, erzählt die Geschichte von drei Teenagern – eine ist noch Jungfrau, die beiden anderen sind schon „erfahren“.

Die Geschichte ist lang, und sie soll uns zum Nachdenken bringen. Zwei der Mädchen erzählen von ihrem „ersten Mal“. Die eine sagt, es sei schön gewesen, aber irgendwie klingt das nicht glaubwürdig. Die ander schildert ausführlich, wie gemein und brutal ihre Freund war. Sie bricht weinend zusammen. Am Ende stehen beide Mädchen das wir die begossenen Pudel und sagen der dritten: „du hast Recht, dass Du dir Zeit lässt.“

Doch wann soll man es tun, wann denn nur? Kein Pfarrer wird die dir Frage beantworten, und auch sonst kein Erwachsener. Sie alle werden ihre besorgten Gesichter aufsetzen und sagen „es ist besser, du lässt dir noch Zeit“.

Dann lässt du dir Zeit. Warum auch nicht? So interessant waren die Jungs nun auch wieder nicht, oder? Du machst Abitur, studierst vielleicht, und es ist immer noch nicht passiert. Eines Tages lernst du IHN kennen – und nun hast du Angst. Wie wird es sein, wenn er in dich eindringt? Wird er merken, wie unerfahren du bist? Wird er Verständnis dafür haben oder wird er dich auslachen?

„Wenn er dich wirklich liebt, dann wird er behutsam sein und dich nicht verletzen, werde in deinem Seele noch in deinem Körper“. Es ist lange her, dass ich diese Worte von einem Seelsorger hörte. Aber mein Freund ist kein Heiliger, denke ich immer, er ist ein Mann. Er wird mich behandeln wollen, wie ein Mann mit einer erfahrenen Frau umgeht, und er wird vielleicht enttäuscht sein.


Was sagt ihr zu dieser Geschichte? Wenn diese Frau soviel Angst hat, soll sie mit ihrem Freund heute Nacht darüber sprechen, bevor sie mit ihm schläft? Soll sie ihm die Wahrheit gestehen? Oder soll sie sich einfach hingeben, entspannen und den Dingen ihren Lauf lassen?