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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Liebe erkaufen und schenken

„Da sprach er zu den Zwergen 'lasst mir den Sarg, ich will euch geben, was ihr dafür haben wollt.' Aber die Zwerge antworteten 'wir geben ihn nicht um alles Gold in der Welt.' Da sprach er 'so schenkt mir ihn, denn ich kann nicht leben, ohne Schneewittchen zu sehen, ich will es ehren und hoch achten wie mein Liebstes‘.“
Gebrüder Grimm - Schneewittchen



Die Brüder Grimm wussten wohl, wie sie des Deutschen Edelmut ansprechen konnten: „Liebe ist nicht käuflich, und wer reinen Herzens ist, dem wird sie geschenkt“, ist die Botschaft an die Prinzen dieser Erde, gleich, ob sie in der großen Villa oben auf dem Berg leben oder im finsteren Wald ein karges Leben führen.

Die Wahrheit jener Zeit war eine ganz andere: Bei Heiraten wurde geschachert, was das Zeug hielt. Zwar war die Liebe offiziell nicht käuflich, aber der übliche Deal war: „Ich gebe dir meine Tochter und einen schönen Batzen Geld, wenn du einen guten Leumund und du auch eigenes Vermögen hast.“

Ist die Liebe nun doch käuflich? Kann man sie erbitten? Wird sie verschenkt?

Menschen unterscheiden sich nach vielen Merkmalen. Eines davon ist die Frage, wie man als Kind Liebe erfahren hat: Manche Eltern lieben ihr Kind, weil es existiert, und geben ihm alle Liebe mit auf den Weg, um zu erreichen, dass diese Liebe auch so weitergegeben wird. Andere Eltern lehnen dies ab: Sie lieben zwar ihr Kind ebenso, zeigen ihm dies aber nur dann, wenn es auch etwas dafür leistet, und entziehen ihm die Liebe wieder, wenn diese Leistungen nicht erbracht werden.

Interessant für unsere Betrachtungen ist nur die zweite Gruppe, denn wer genügend Liebe zu verschenken hat, wird dies immer wieder tun und sich auch von Enttäuschungen davon nicht abhalten lassen. Wer allerdings um die Liebe kämpfen musste, der wird es auch als Erwachsener tun – mit welcher Konsequenz?

Wer gelernt hat, sich Liebe zu erkaufen, versucht es immer wieder

Viele haben den Satz aus einem Frauenmund schon einmal gehört: „Ich habe so viel in diese Liebe investiert, und jetzt hat mich der Schuft verlassen“. Da haben wir einen solchen Menschen: Sie hat in die Liebe investiert, hat sich Emotionen erkauft, hat dafür bezahlt, geliebt zu werden.

Männer machen ähnliche Fehler. Manche junge Männer glauben, sich vor Frauen in der Zweisamkeit erniedrigen zu müssen, um ihre Gunst zu erlangen. Andere wollen unbedingt zum Hofstaat der Klassen- oder Abteilungsprinzessin gehören und machen sich dabei lächerlich. Wieder andere zahlen mit Einladungen, Geschenken oder Bargeld für kleine Gunstbeweise. Wer früh gelernt hat, sich die Liebe verdienen zu müssen, der ist auch gewohnt, zu zahlen – mit welcher Währung auch immer.

Wahre Liebe hingegen wird verschenkt. Wer ständig seinen persönlichen Wert auf die Goldwaage legt, wenn von der Liebe die Rede ist, kann eigentlich nur versagen. Wir bemerken dies derzeit an allen Ecken und Enden: Frauen reden oft von „Ansprüchen an den Partner“, Männern ist „keine Frau schön genug“ – in Wahrheit meinen diese Leute: „Sieh mal, ich kann so viel in Status, Bildung, Vermögen und Aussehen bezahlen – und was bekomme ich dafür? Nur ganz gewöhnliche Menschen.“

Vor allem die Liebe macht uns als Menschen ungewöhnlich

Wer so denkt, sollte sich vergegenwärtigen, dass es bei aller Vernunft, die man als Partnersuchender walten lassen sollte, vor allem die Liebe ist, die einen Menschen ungewöhnlich macht. Jedes junge Mädchen und jeder junge Mann hat es wahrscheinlich schon erlebt: erst, wenn die Liebe die Macht gewinnt, wird aus einem „ganz gewöhnlichen“ Menschen ein besonderer Mensch. Der Jüngling kann auf einer alten Schindmähre daher kommen und die Klamotten im Second-Hand kaufen: er wird immer dann zum strahlenden Prinzen, wenn die Liebe einer Frau ihn dazu macht, und genau so wird Cinderella zur Prinzessin.

Ich rate jedem Menschen, sich auf die Liebe zu besinnen - und dabei erst zu geben, um dann zu nehmen. Nichts strahlt auf Partnersuchende mehr aus, als ein Mensch, der Liebe aus vollem Herzen gibt.

Bild: Illustration von Franz Jüttner (1905) zu "Schneewittchen" (Detail)
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