Skip to content
 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Frauen in der Rolle der Herrin



Viele junge Männer, vor allem aber die schwächeren und liebebedürftigeren unter euch, haben wohl schon einmal eine Frau erlebt, die herrschen wollte. Manchmal erheben sich schon 13-jährige zu Herrscherinnen über ein privates Imperium, in dem sie die Königin sind und die anderen die Untertanen. Sie spielen mit den Möglichkeiten und wissen, dass sie nicht alle Mädchen und Jungen unter ihrer Herrschaft stellen werden – aber eben einige, und auf die hat sie es abgesehen. Die meisten Menschen sehen soziales Handeln in Geben und Nehmen, bei dem auf Dauer etwas mehr Nehmen als Geben herauskommen soll – ein ganz normaler Weg, um das Sozialleben zu ordnen. Die Herrscherin aber denkt anders: Sie möchte, dass ihr möglichst viele Knaben und immer auch einige Mädchen huldigen. Sie nimmt begierig und schenkt wenig, während sie von ihren Untertanen erwartet, wenig zu begehren und viel zu geben. Sie wird bald feststellen: „Du sollst haben keine Herrscherinnen neben mir“ und Opfergaben annehmen. Dafür wird sie eine Gunst versprechen, aber sie wird sie nicht immer einlösen. Zu ihrem Spiel gehört, ihre Untertanen über sich selbst hinauswachsen zu lassen, wenn es darum geht, ihr zu huldigen, was letztlich bedeutet, dass sich diese vor ihr immer mehr erniedrigen müssen. Sie will wissen, weit die Jungs gehen, die zu ihrem Herrschaftsbereich gehören. Wird er vor ihr auf die Knie fallen und ihr die Füße küssen? Oder gar den Pflasterstein ablecken, den sie mit ihren nackten Füßen berührt hat?

Zur Clique der schönen Frau gehören - wenig sinnvoll, aber dennoch beliebt

Das alles wäre ein einfaches Spiel mit der Macht zwischen einer starken Frau und einem schwachen Jungen, das beide bald langweilig finden würden – wäre da nicht die unheimliche Lust, zu der Clique der zweitschönsten Frau der Schule, der Abteilung, der Firma, der Fakultät oder was es sonst noch geben mag zu gehören. Zu spät erkennt, man: Hier gibt es einen oder zwei Gewinner, die wirklich von ihr profitieren – der ganze Rest ist eine erbärmliche Meute von Losern. Ich habe Menschen gekannt, die ganz wild waren, zu diesen Losern zu gehören, und solche, die Tränen geweint haben, als die Herrscherin sie aus ihrem Reich verbannte. Noch sind übrigens auch die Mädchen im Spiel: keine Herrscherin, die nicht wenigstens über eine willfährige Zofe verfügt.

Wenn die Erotik auf die Macht trifft

Nun – dann war da noch die Erotik, nicht diejenige, bei der eine Frau und ein Mann auf einer Parkbank sitzen und die Hände nicht voneinander lassen können – diese ist ganz anders. Hier sitzt ein Jüngling vor der Parkbank und leckt der Herrin die Hände. Er lechzt nach ihrer Gunst, und sie schenkt sie dann und wann. Genaugenommen eher, wann als dann, also sehr selten, aber zuvor muss, er alles tun, was sie ihm auferlegt – und das kann viel sein. Wenn sie wirklich mutig und durchtrieben ist, dann verlangt sie bei Weitem mehr, als schicklich ist – und wenn sie genügend kriminelle Energie hat, dann macht nutzt sie dieses Wissen, um den Mann in seinen Lüsten gefangen zu halten, ihn zu hindern, ihr zu entfliehen. Alles, was sie dem Mann an Selbstbewusstsein aus seinem Mark saugt, fügt sie ihrer Macht hinzu. Sie ist die Prinzessin, die Königin, die Göttin. Es reicht nun nicht mehr, ihr zu huldigen – sie will die Männer nun im Staub vor ihr sehen, auf dem Zahnfleisch sozusagen. Diese Männer sollen sich für sie ruinieren, sollen ihr eigenes Ansehen in den Staub treten, denn diese Frau will ein Wort mit fünf Buchstaben – Macht. Mag sein, dass sie damit gar nichts anfängt, aber das ist ihr egal. Sie sammelt Sklaven und manchmal Sklavinnen, wie andere Nippesfiguren oder Steifftiere sammeln.

Der Dunkelbereich des Abenteuers: Schweigen und Peinlichkeiten

Mag sein, dass manche Leserinnen und Leser dies alles für übertrieben halten, für bloße literarische Ansätze (die es in der Tat gibt), aber niemals für die Realität. Wenn das so sein sollte, kann ich dies nicht ändern. Die Frauen, die es tun, sind zwar Kriminelle des Herzens und vielleicht sind sie sogar krank an der Seele. Aber sie sind verstoßen zumeist nicht gegen geltende Gesetze und sitzen nicht in der geschlossenen Psychiatrie. Männer, die solche Frauen kennen, schweigen gerne, weil es ihnen peinlich ist.

Das ist die eine Seite. Die andere besteht darin, dass damit auch Fantasien bedient werden: Männer gieren danach, diesen Frauen zu beengenden, ohne sich wirklich darüber klar zu sein, was sie damit anrichten könnten. In einer Welt, die bizarr ist, herrschen naturgemäß auch bizarre Bedingungen: Das „Gutmenschenprinzip „Liebe gegen Liebe“ wird hier so wenig eingelöst wie das Geschäftsprinzip „Festbetrag gegen Spezialbehandlung“. Es ist ja gerade der Reiz des Abenteuers, weder zu wissen, was einem abgefordert wird noch zu wissen, was man wirklich bekommt.

Schon immer waren Beziehungen dieser Art auch (wenngleich nicht ausschließlich) Begegnungen mit Unbekannten. Die Domination per Brief existierte lange vor derjenigen mit E-Mail. Heute hat diese Form der Machtausübung ebenso spielerische wie merkantile Züge bekommen: Männer werden zu „Moneypigs“ und die Herrin zur fernen Gebieterin, die sich über ihre kleinen Schweinchen totlacht und sich über die reichlich eintrudelnden „Geschenke“ freut, statt die Macht zu genießen, die sie über die Männer hat.

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass es auch andere Konstellationen gibt: Frauen, denen es gefällt, Frauen zu dominieren, beispielsweise, und natürlich Frauen, die nach dominanten Männern suchen – aber für sie gelten andere Spielbedingungen.

Geld oder Macht für die Herrin?

Natürliche Dominanz, das Spiel um die Macht, der Wunsch, einmal Frau Königin zu sein mit einem kleinen, aber feinen Hofstaat – das ist die eine Sache. Hat eine Frau entdeckt, das sie Talent zur Herrin hat, so kann sie natürlich auf die Seite wechseln, die heute auf der Bühne des Internets die Domination gegen Geld anpreist, was ihr freilich schaden könnte: Denn dann ist es in der Regel aus mit dem Doppelleben. Man muss sich anpreisen, einen Ort nennen, an dem die Sache vollzogen wird, und darf sich nicht mehr darauf verlassen, dass ein paar Loser nach der eigenen Pfeife tanzen wie die Mäuschen. Der Unterschied ist ungefähr so, wie bei einem Fotoamateur: Wechselt er die Seiten, dann bestimmt der Kunde, wie er sich sehen will – bleibt er Amateur, dann bestimmte er alleine, wie fotografiert wird.

Der Mythos von der Lifestlye-Domina, der immer wieder aus geschäftlichen Gründen gepflegt wird, ist so labil wie der vom Girlfriend-Sex: Eine von Jugend an bestehende Neigung zur Dominanz hilft, wie zahlreiche Frauen mittlerweile in Büchern beschrieben haben, aber mit dem Lifestyle ist es nicht weit her: Der Wunsch nach Macht über das Objekt Mann muss sich schon mit erheblicher Geldgier paaren, um den Beruf der Domina auszuüben, und der Weg zum eigenen, voll ausgestatteten Studio ist lang und teuer - und er erfordert die Fähigkeit, kaufmännische Kühle zu wahren und nicht einem vermeintlichen emotional durchtränkten „Lifestyle“ zu verfallen.

Tirtelbild © 2009 Valentin Ottone

Zwischen Neugierde und Angst – das erotische Abenteuer



Die interessantesten Momente unseres Lebens entstehen nicht am Reißbrett unserer sogenannten „Lebensplanung“, sondern aus einer erregenden Folge zufälliger Ereignisse. Wenn wir eine brave junge Frau oder einen liebevollen jungen Mann kennenlernen wollen und dies über eine Partneragentur vermitteln lassen, bekommen wir genau das, was wir wollten: eine ganz interessante Begegnung, bei der wir abwägen können, was wir damit tun wollen. Tisch, Bett oder zurück ins Meer der Suchenden wären heute die Alternativen.

Doch das ist nicht die Art von Begegnung, die wir uns in unseren unruhigen Singlebetten erträumten: Zufällig, wild und leidenschaftlich sollte sie sein. Ein geheimnisvoller Fremder (oder ebene eine Fremde) sollte auftauchen, nicht lange fackeln, uns den Atem rauben und den Verstand verwirren. Wir wünschen uns eine Erregung, die zwischen Furcht und Leidenschaft schillert, eine, die uns erregende Neuigkeiten beschert, die wir nur aus unseren Träumen kannten, kurz: Wir suchen das Abenteuer. Nicht immer und nicht überall, und vielleicht nicht mit dem Partner, den wir einmal heiraten werden. Aber wenigstens ein paar Mal.

Der erotische Zwiespalt: Flüchten oder Standhalten?

„Mein Drang, der Situation zu entfliehen traf sich mit dem Willen, der Situation standzuhalten“, beschreibt eine Frau die typische Situation. Ich denke, viele Menschen kennen sie, diese Lage: Ein Teil von uns sagt: „Flüchte, solange es noch Zeit ist“, und ein anderer: „Meistere es. Versage nicht dabei, sondern spiele die Sache zu Ende. Du darfst es, und du kannst es“. Nein, ich meine nicht Situationen, in denen wir genötigt werden oder wegen unseres Alkohol- oder Drogenkonsums nicht mehr Herr unserer Sinne sind. Ich meine solche Situationen, in denen „Nein, danke“ genügt hätte, und wir hätten gehen können.

Wer eine solche Situation kennt, der weiß, dass die Entscheidung selten „ganz zu Anfang“ fällt. Man ist bereits halb drin in einem Spiel, das die Sinne befeuert. Man ist überrascht von sich selbst, wie weit man „unter Anleitung“ gehen würde, wie schnell man dem Beispiel des oder der anderen folgen würde und wie lustvoll all die Verlockungen plötzlich erscheinen. Man ist längst über die erste Schwelle gegangen, teils aus Neugierde, teils aus Neigung.

Der Punkt ohne Rückkehr - Angst und Wonne

Das Leben ist schon merkwürdig: Kurz bevor der eigentlichen Entscheidung, dem Punkt ohne Rückkehr, wird uns noch einmal deutlich, dass die Begierde, die wir nun schon intensiv fühlen, sich noch einmal mit den Werten abgleicht, die kalt den Rücken hinaufkriechen: „Das tut man nicht“, „davon könnte man abhängig werden“, oder gar „es ist zu gefährlich für mich“. Daneben kämpfen Angst und Pioniergeist miteinander: „Ich mag mich nachher nicht mehr im Spiegel ansehen, weil ich es getan habe“ konkurriert mit „Wenn ich es nicht tue, mag ich mich nachher nicht mehr im Spiegel ansehen, weil ich feige war“.

Ist der Punkt ohne Rückkehr einmal überwunden, geht gottlob zumeist alles gut. Man wundert sich, wie erregend die Begegnung mit dem Unbekannten sein kann: Süße und bittere Lüste kommen auf uns zu wie beim ersten Besuch in einem indischen Restaurant. Wir werden überschüttet mit süßen Zärtlichkeiten und verbrennen uns an den scharfen roten Pfefferschoten des Schmerzes, und am Ende werden wir den neuen Freunden vielleicht sagen: „Danke, dass ich diese Erfahrung machen dufte“.

Das Erwachsenenleben erfordert eigenständige Entscheidungen

Das erste Mal etwas Ungewöhnliches tun, etwas, das nicht der Norm entspricht – irgendwie gehört dies zum Erwachsenenleben. Gegen jeden Rat entscheiden wir uns, den sicheren Beamtenstatus aufzugeben und eine selbstständige Tätigkeit aufzunehmen – woran die Schwiegermutter schier verzweifeln will.

Was dem Erwachsenen im Berufsleben recht ist, darf ihm im Liebesleben durchaus billig sein: Die ausgetretenen Pfade zu verlassen und sich den schärferen Lüsten der anderen zuzuwenden, steht ihm frei wie jede andere Entscheidung auch.

In etwas hineingeraten? Nur beim ersten Mal glaubwürdig

Die wenigen Menschen, die am Ende sagen: „Ich bin da in etwas hineingeraten“ sollten nicht der Maßstab dafür sein, neue Wege der sexuellen Erfüllung gar nicht erst zu versuchen. Ich kenne einige Frauen, die immer wieder „die falschen Männer kennenlernen“ wie auch solche, die behaupten, „niemals für einen ONS bereit gewesen zu sein“ und dann schluchzend sagen: „Ich weiß überhaupt nicht, wie mir das passieren konnte.“ Nun bitte: Wer nicht weiß, warum ihm etwas passieren konnte, der muss lernen, es zu erkennen, sonst passiert es wieder. Übrigens ist dies tatsächlich so. Die Dame, die gestern nicht wusste, warum sie auf den Macho hereinfallen konnte, der sie erst betrunken gemacht und dann „flachgelegt“ hat, wird sich morgen von einem anderen Macho mit anderen Drinks bettbereit machen lassen, und dann wird sie einem anderen Menschen vorweinen, „sie hätte nicht geglaubt, das ausrechnet ihr so etwas passieren würde“.

Foto © 2010 by Alaskan Dude

Partnerschaft: Hände weg vom Traumpartner!



Wir leben in einer Zeit, in der eine Speise ebenso „lecker“ sein muss wie ein „Kerl“ oder ein „Mädchen“. In der Partnerschaft gaukeln uns Werbeleute einschlägiger Partnervermittler und Singlebörsen vor, wir könnten dort unseren „Traumpartner“ finden – „als Traummann und Traumfrau schuf er sie“ … möchte man Kalauern, wenn man das Dummgeschwätz der Werbegötzen liest.

Unterstützt werden diese Menschenvergolder freilich auch noch durch einige willfährige, an die Branche angepasste psychotherapeutisch gebildete Berater. Das Volk glaubt diesen Menschen wie Halbgöttern – und dies wird reiflich genutzt. Vergessen ist da Paul Watzlawicks Warnung:

Überall, außer in der Psychotherapie, wird es als selbstverständliche Lebensgegebenheit hingenommen, dass es keine perfekten und ein für alle Mal erreichten Lösungen gibt … und dass das Leben ein lebenslanger Prozess der bestmöglichen, aber nie vollständigen Anpassung ist.“

Anpassung? Ständige Änderungen? Das kann man dem modernen Menschen offenbar nicht mehr zumuten – und das heißt auch: Man kann ihm die Wahrheit nicht mehr zumuten. Man erfindet ständig neue, wohlfeile Lügenpakete, um die Wahrheit zu verschleiern, jene einfache, kluge und langzeittaugliche Wahrheit: Du musst dich anpassen.

Flunkerer aus der Wissenschaft kontra Pragmatiker

Die klugen Leute mit pragmatischem Hintergrund, die wirklich Lebensprozesse verstehen, wissen natürlich sehr gut, was geht und was nicht. Sie erklären gerne, dass zur erfolgreichen Partnerschaft in Wahrheit nur ein Weg führt: nach intensiver und ehrlicher Suche einen halbwegs passenden Partner zu finden und mit ihm das Lebens- Liebes- und Paarungsspiel zu beginnen. Dabei müssen in der Regel beide Federn lassen, wird aber einer von beiden zu sehr gerupft, dann geht es nicht. Sehr einfach, nicht wahr?

Affentänzchen um "Gleich und Gleich" oder Gegensätze

Ja, sehr einfach, aber eben auch schwer zu vermitteln. Da ist schon besser, mal ein bisschen herumflunkern: Durch Tests, so behaupten angebliche Fachleute der Psychologie, ließe sich herausfinden, wer zu wem passen würde – eine dreiste Behauptung, die kaum ein bedächtiger Paartherapeut unterschreiben würde. Da draußen im Dschungel der Eitelkeiten tummeln sich allerdings andere Therapeuten, die schon einmal darüber streiten, ob sich „Gleich und Gleich“ eher gesellen oder sich Gegensätze eher anziehen würden – und sie vollführen dabei alle ihre niedlichen Affentänzchen und schlagen sich dabei auf die Brust: „Meine Psychologie ist besser als deine, ätsch, bätsch!“

Stabilität ist keine Frage von Charaktereigenschaften

Mit der Suche nach der Wahrheit hat dies nichts zu tun. „Gleich und Gleich“ gilt für die gesellschaftliche Ausgangsposition, nicht für die Persönlichkeitseigenschaften. Der Pipifax, der von den angeblichen „Wissenschaftlern“ in die Welt geblasen wird, klingt allerdings anders, und so lesen wie immer wieder, dass sich das „Gleichheitsprinzip bewährt“ habe. Fragt sich nur, wo, wie und wann. Familientherapeuten sind da nämlich ganz anderer Meinung. Sie sagen beispielsweise, dass eine Beziehung vor allem nach Stabilität streben sollte, und die kann in beiden Fällen erreicht werden, etwa so:

- Beide Partner streben in die gleiche Richtung – sie Stablisieren einander dadurch, dass sie das Gleiche wollen und sich darin bestärken, dies auch miteinander zu erreichen. In der Regel erreichen beide damit mehr in ihren gemeinsamen Stärken, können aber bei Problemlösungen auf der Ebene gemeinsamer Schwächen auch leicht versagen (der Wissenschaftler sagt dazu „Stabile Symmetrie“) . Bespiele wäre hier Lehrer- oder Arztehepaare.
-
- Beide Partner ergänzen einander. Was der eine nicht vollständig zustande bringt, kann der andere vollenden. Ihr Gesamtwerk ist besser als das Werk jedes Einzelnen und damit für beide von Vorteil. Sie haben zwar nicht die Kraft, ihre gemeinsamen Stärken so kräftig zu bündeln wie ein Paar, das nur in eine Richtung strebt, lösen Probleme aber dafür leichter. (Der Wissenschaftler sagt hier: „Stabile Komplementarität“). Typisches Beispiel ist die Verbindung zwischen einem Handwerker und einer Buchhalterin.


"Matchingverfahren" stammen nicht aus der Paarforschung

Man erkennt also leicht, wie dümmlich die Bemühungen von Wissenschaftlern sind, Eigenschaften zu „matchen“, denn die meisten dort angenommenen Bedingungen spielen für die Stabilität der Beziehung nur eine untergeordnete Rolle. Tatsächlich stammen die Verfahren, die ein „Matching“ verwendet werden, überwiegend auch gar nicht aus dem Bereich der Paarforschung, sondern sind auf Paare abwandelte Berufseignungstests. Man kann dies sehr genau anhand der Berufsfelder der „Erfinder“ solcher Tests feststellen.

Wahnsinn Traumpartner

Was aber bringt nun der Traumpartner? Die Antwort: voraussichtlich nichts als Ärger. Zunächst einmal muss man sich darüber klar machen, dass man den „Traumpartner“ oder „idealen Partner“ nur finden kann, wenn man daran glaubt, dass es einen solchen Partner gibt. Man könnte genau so gut an Voodoo oder Kaffeesatzlesen „glauben“ – denn es gibt leider nur die “fixen Idee“ des Idealpartners und keinen Beweis für die Möglichkeit seiner Existenz. Der Traumpartner ist also eine Wunschvorstellung – und vielleicht schlimmer noch: Ein Wahn, in den man sich verliebt – und es ist nicht gut, sich in einen Wahn hineinzubegeben.

Auch der "richtige Partner" ist eine Glaubensfrage

Der Paartherapeut Arnold Retzer geht in die gleiche Richtung, nur redet er nicht einmal von den lackierten Begriffen „Traumpartner“ oder „Idealpartner“, sondern setzt sich mit „dem richtigen Partner“ auseinander – und bleibt auch hier skeptisch. Er schreibt: „Voraussetzung der Vorstellung, man könne den richtigen Partner finden, ist die Überzeugung, es gibt ihn, den richtigen Partner.“ Im weiteren Text bezweifelt der Autor diese Möglichkeit und schreibt dann: „die gleichermaßen attraktive wie unvernünftige Idee ist die Vorstellung, man könne sich den Partner zuführen lassen“ … und verspottet die „Matchingverfahren“ der Online-Partnervermittler, die ja genau dies versprechen.

Besser ist es, einen Menschen zu finden, der uns so akzeptiert, wie wir sind. Wenn wir dann noch wissen, wo wir nachgeben können und wo wir stark bleiben wollen und wie wir dafür fair miteinander streiten wollen – dann brauchen wir die Psychoumkränzung unseres Wohls allesamt nicht. Wir müssen einfach nur nach vorne schauen und den Mut haben, uns zu binden – das ist wirklich alles.

Zitate (alles Nicht-Internet Zitate)

Paul Watzlawick: "Die Möglichkeit des Andersseins", Bern 1977

Symmetrie und Komplexität sinngemäß beschrieben nach Carlos Sluzki / Janet Beavin: „Symmetrie und Komplexität“, in "Interaktion", Bern 1980

Arnold Retzer: Lob der Vernunftehe, Frankfurt 2009

Titelbild: © 2009 by Jorge Mejia

Bis an die Grenze der Perversion gehen?

zweifel über perversionen? lesen sie diesen artikel!


Nichts ist in der Liebe so schillernd wie das Spiel mit der Abweichung, oder wie man früher sagte „mit dem Reiz des Zweifelhaften“. Man muss ein bisschen zurückgehen in die Sittengeschichte, wenn man wissen will, was eigentlich „pervers“ ist, und dann findet man: alles außer dem ganz gewöhnlichen Geschlechtsakt. Noch vor dem Ersten Weltkrieg war es absolut verpönt, Oralverkehr auch nur zu erwähnen, und selbst in Bordellen war er nicht überall zu haben. In der Bundesrepublik Deutschland der 1950er Jahre galt im Bürgertum ebenfalls noch alles als „pervers“, was auch nur einen Millimeter von den „offiziellen“ Moralvorstellungen abwich. Kurz zusammengefasst, liest sich das in etwa so: „In gewissen Grenzen ist eine Abweichung vom sexuellen Ziel normal … wenn es aber nur bei diesen vorbereitenden Akten der des Sexualvorgangs bleibt … handelt es sich um Perversionen.“ Diese Formulierung eines 1950-er Lexikons hätte gut und gerne auch von der katholischen Kirche verfasst sein können. Kurz und knapp aus dem verklausulierten Deutsch der 1950er übersetzt heißt dies: In der Liebe darf manches sein, solange am Ende der vollzogene Geschlechtsakt steht – wenn nicht, ist die Handlung pervers.

Genau genommen eröffneten sich mindestens verheirateten Paaren bereits viele Möglichkeiten, ihr Liebesleben anzureichern. Mindestens Rollenspiele, orale Lüste, Fesselungen, Bisse und ein paar Schläge auf den Po wären demnach durchaus erträglich gewesen, wenn der Akt „gesellschaftlich korrekt“ zum Ende gebracht worden wäre.

Die Unsicherheit bleibt - wie ist das mit der Perversion?

Heute ist das Internet voll von Beiträgen, die sich mit den Grenzen beschäftigen. Erhellend sind die meisten nicht sonderlich, denn in Wahrheit öffnen sich nur sehr wenige Menschen wirklich in einschlägigen Foren, wie dieses dümmliche Beispiel aus „Go Feminin“ zeigt – doch sind andere Diskussionen keinesfalls sinnvoller – im Internet herrscht überwiegend der HiHi-Effekt: „Ich sage zwar nichts zum Thema, aber ich bringe die Leute zum Lachen.“ Wer Hilfe in Wikipedia sucht, fühlt sich ebenfalls verhöhnt, freilich auf andere Art: Wikipedia-Autoren verschanzen sich gerne hinter offiziellen psychologischen oder medizinischen Lehrmeinungen und hören selten darauf, wie der Begriff im Volk oder in der Literatur benutzt wird. Deshalb wird auch allzu schnell auf das neue Bildungsbürger-Kunstwort „Paraphilie“ verwiesen, das „die Liebe zur Abweichung“ bedeutet – auf diesem Terrain fühlen sich die Wikipedia-Autoren dann wieder sicher.

Was nützt dies alles nun demjenigen, der nicht weiß, wie er mit den „abweichenden“ Wünschen der Geliebten oder des Liebhabers umgehen soll? Es ist, wie es immer ist: Dahingeblubberter Rat aus den Internet-Foren ist billig und überall zu haben, guter Rat ist teuer.

Was wäre das Schlimmste, das mir passieren kann?

Wer sich unsicher ist, sollte vor allem einen neueren, inzwischen aber sehr bekannten Psychologenrat beherzigen, nämlich den, sich die Frage zu stellen: „Was kann mir dabei schlimmstenfalls passieren?“

Nun ist alles, was mit der Sexualität zusammenhängt, nie ganz ungefährlich, und deswegen sollet man sich von vornherein darüber klar sein, dass man „neue Dinge“ besser nicht mit völlig Fremden ausprobiert – das kann auch beim „normalen“ Kontakten fatale Folgen haben. Ansonsten aber sollte man sich die Fragen schon so stellen, wie man sich Fragen würde: „Sollte ich Bungee-Springen versuchen?“

Schadet mir das "perverse" Handeln?

Infrage kommen bei sexuellen Spielen („Perversionen“ ist eigentlich nicht angebracht für diese Handlungen unter Paaren) vor allem emotionale, soziale und körperliche Schäden in Betracht. Soweit es die Emotionen angeht, ist oftmals „halb und halb“ angesagt – die meisten Menschen werden von neuen, unbekannten und ungewöhnlichen Handlungen zunächst sowohl fasziniert wie auch abgestoßen. Oftmals hilft hier nur ausprobieren, denn es zeigt sich, dass sich die ersten Ängste oft in spätere Wonnen verwandeln lassen, vor allem dann, wenn gesellschaftliche Normen eher vor der Praktik warnen. Die oft gehörte Befürchtung, „bleibende emotionale Schäden“ zu verursachen sollte zwar berücksichtigt, aber nicht überbewertet werden: Emotionale Dauerschäden bei Erwachsenen sind selten, und wer vorsichtig an eine „neue Sache“ herangeht, wird kaum Gefahr laufen, geschädigt zu werden. Soziale Schäden wie auch die meisten gesundheitlichen Schäden können normalerweise nur im Kontakt mit Zufallspartnern entstehen – vor diesen hatten wir ja schon gewarnt. Bei Zweifeln wegen gesundheitlicher Schäden zum Beispiel beim Zungen-Analverkehr ist es durchaus angebracht, einen Mediziner zu fragen und nicht auf Online-Ratgeber zu vertrauen. Wegen der Gefahren für Leib und Leben beim Kontakt mit Fremden wird vor allem empfohlen, sich niemals fesseln, verschleppen oder einschließen zu lassen. Soziale Schäden entstehen, wenn ein Partner zufällig gewählt wird oder unzuverlässig ist und Dinge später ausplaudert, die man geheim halten will – dies kommt vor allem bei parallelen bisexuellen Beziehungen vor.

Schaden an Leib und Seele durch sexuelle Abweichungen?

Wie sieht es mit körperlichen Schäden aus? Wer nicht besonders sportlich oder gar gesundheitlich anfällig ist, sollte sich nicht auf extreme Spiele einlassen, die Gesundheit oder Leben gefährden könnten – solche Praktiken (Folter) werden allerdings überwiegend in den abgeschlossenen Kreisen sadomasochistischer Extremisten durchgeführt. Bei einer überwiegend sitzenden Tätigkeit kann allerdings auch schon ein stark verstriemter Po als „körperlicher Schaden“ gewertet werden – von anderen hemmenden und schmerzenden Umständen einmal ganz abgesehen.

Eine andere Frage, die ebenfalls oft gestellt wird, ist die nach dem „Ekelfaktor“. Auch hier ist die Regel ganz einfach: Ist der Ekel nur „im Hirn“, so kann er möglicherweise dadurch überwunden werden, dass die tatsächliche Handlung auch Lust bereitet – ist er dagegen ständig körperlich spürbar, so lässt man besser die Finger (oder womit man sonst gerade aktiv ist) davon.

Am Ende gilt ohnehin nur dies: Unter gleichberechtigten Erwachsenen ist jeder für sein persönliches Glück in der Liebe verantwortlich – und ein bisschen Überwindung gehörte ja auch zum „ersten Mal“, nicht wahr?

Titelbild © 2009 von von Debs

Gleichgeschlechtlich: Frauen sind offener gegenüber Frauen

liebende frauen

Die Sexualität Orientierung ist auch nicht mehr das, was sie mal war: Früher waren die Leute alle hetero, bis auf die, die Homo waren. Waren sie homosexuell und Männer, dann musste sie sich verstecken, waren Sie homosexuell und Frauen, dann versteckten sie sich freiwillig. "Bi" gab es nicht – und wenn man es genau nimmt, ist gerade „Bi“ heute „hüben wie drüben“ verpönt – man sagt einfach nicht mehr „Bi“ – es heißt jetzt immer mehr „offen“. Insbesondere Frauen gelten als „offen“, und das heißt, sie wechseln ihre Orientierung gelegentlich – mal wie in einer Drehtür, mal für lange Zeit.

Das Phänomen ist bekannt, doch woher kommt es?

<
Vielleicht, weil sie es Menschenfrauen eigentlich immer wollten: Zwar haben sie sich in der Spätpubertät dann einmal für längere Zeit entschieden, die eine oder die andere Richtung zu wählen, aber endgültig war sie eben nicht. So kommt es, dass sich Hollywood-„Größen“ wie auch vornehme Geschäftsfrauen heute einen „Toyboy“ wählen, während sie morgen eine Gespielin bevorzugen. Es muss nicht immer bei Naschereien oder Kurzzeitbeziehungen am „anderen Ufer“ bleiben: Manche Frauen verlieben sich wirklich ineinander – zumindest für einige Zeit.

Nun ist Hollywood kein Maßstab für das Leben – mögen Lindsay Lohan und Samantha Ronson noch so ein glückliches Paar sein. Oder Christine Marinoni und Cynthia Nixon, die ja ebenfalls gerade von Glück strahlten. Bei Hollywoodleuten ist die Beziehung eine Zuflucht zwischen Drehterminen, Pressekontakten und Partys – das ist etwas anderes als im wirklichen Leben, in dem der Lebenskampf eine beachtliche Rolle spielt.

Nachvollziehbare Gründe für den Wechsel gibt es selten. Offenbar geht es eher darum, ein bisschen auf einer Insel sein, das Besondere zu genießen. Männer können ganz schön nerven - das wissen die Frauen, die nach häufigen Männerbeziehungen wechseln. Allerdings: Auch Frauen können ganz schön nerven, doch „frische“ Beziehungen sind immer toller als alteingefahrene. Der Wechsel erscheint oft als willkürlich: Die "alte Beziehung" zu einem Mann ist aufgebraucht - also warum eigentlich nicht mal mit einer Frau? Gründe dagegen gibt es so wenige wie Gründe dafür. Man tut es einfach – und gegenwärtig ist es ja auch ziemlich schick, ein bisschen Bi-neugierig zu sein.

Indessen: Was Paare in einer Beziehung wirklich suchen und finden, wissen nur sie selbst – gleich, ob es sich um lesbische Paare oder um Hetero-Paare handelt.

Warum sind Frauen eigentlich so "Bi" - und Männer nicht?

Frauen tun es also – aber warum tun es Männer nicht? Warum sind sie so festgelegt, entweder „Hetero“ oder „Homo“ zu sein? Interessanterweise hat man ausschließlich lesbische Frauen und homosexuelle Männer befragt, ob sie sich auch vorstellen könnten, mal ein bisschen hetero zu sein – und siehe – die Frauen konnte es sich eher vorstellen als Männer.

Nun ist die Hemmschwelle der Männer bekannt – sie wollen nicht als „schwul“ gelten und vermeiden deshalb schon den Gedanken, mit einem anderen Mann zärtlich zu werden. Das Argument, bei „männlicher Sexualität … (spiele) … die Penetration oft eine entscheidende Rolle“ kann man dabei akzeptieren oder nicht, denn Männer lassen sich zumeist gerne oral befriedigen und juchzen vor Wonne, wenn sie Prostatamassagen bekommen – sie holen sich beides überwiegend bei Frauen, auch ohne jede "aktive Penetration".

Warum sind Männer also weniger wechselhaft, und nicht so stark auf Bi-Kontakte aus? Bislang weiß es niemand, aber immerhin könnte es so sein: Eine Frau hat viel mehr Gelegenheiten, eine andere Frau sexuell zu verführen, als ein Mann diese Gelegenheiten bei einem anderen Mann hat. Man sagt, dass der Weg zum Mann über eine Frau gehen würde, oder dass die Verführung eines Mannes zu bisexuellen Eskapaden am besten durch Paare gelänge. Sicher ist auch dies nicht, aber eine scheint sicher zu sein: Männer fühlen sich bei körperlichen Übergriffen von anderen Männern – und seien sie noch so zärtlich gemeint – oft bedroht. Eine Frau zwischen beiden als Vermittler könnte die Bedrohung mindern. Möglich, dass der Unterschied einfach in den größeren Ängsten der Männer und an den fehlenden Gelegenheiten liegt.

Zitat aus dem Tagesanzeiger

Bild © 2009 by Vince Viloria