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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Uniformen – die heimliche Volkswollust?



Man muss nicht bis in die Abgründe Berliner oder Londoner Domina-Studios zu schauen, um festzustellen: Die Lust an der Frau in Uniform ist unter Männern weit verbreitet. Ist es in den Studios aber eher die weibliche Dominanz, bei der männliche Genießer Stiefel der Frau Leutnant in den Lenden spüren möchten, so ist es bei den geifernden Lustmolchen eher die Krankenschwester, die mit Röntgenaugen entkleidet wird. Indessen – so ganz sicher kann man sich da nie sein. Denn während ein Mann davon träumt, sich der grausamen Psychiatrieschwester zu unterwerfen (Zwangsjacke gefällig?) will der nächste Mann ihr möglichst sofort an die Wäsche.

Frauen sind nicht zimperlich: Ran an den Uniform-Mann

Keiner soll denken, Frauen seien zimperlicher. Frauen träumen davon, dass ihre Glut von Feuerwehrmännern gelöscht wird und dass sie mit Piloten Höhenflüge erleben. Nicht wenige Frauen stellen sich vor, durch den Tabumann Arzt auf wundersame Weise all ihre Zipperlein zu verlieren oder durch einen Anwalt ihr Recht wiederzuerlangen, mal „ganz Frau“ zu sein. Selbst der Priesterrock soll Frauen verzaubern wie beim Voodoo: Jedenfalls will die Gewährsfrau des „Hamburger Abendblatts“ wissen, Hochwürden sei für viele Frauen ein begehrtes Jagdobjekt.

Ist es nun wirklich die Uniform oder die Formalkleidung? Wirkt sie, weil sie so schick und schmuck aussieht, oder stellt man sich vor, diese Klamotten so schnell wie möglich herunterzureißen, um der Fleischeslust zu frönen?

Keine sinnvollen Hinweis aus Wissenschaft und Lexika

Wie so oft finden wir bei den sogenannten Fachleuten nicht die geringsten Hinweise. Es ist immerhin möglich, dass Uniformen bei der Entstehung des Definitionswahns der Psychiater gegen Ende des 19. Jahrhunderts so gewöhnlich waren, dass man die Lust auf einen jungen, knackigen Herrn Leutnant als zwar bedenklich, aber eben nicht als krankhaft empfand – damit Sie einen Vergleich haben: man widmete sich beispielsweise erheblich dem vermeintlichen Taschentuchfetischismus.

Die Autorinnen und Autoren einschlägiger Lexika sind unterschiedlicher Meinung – so schreibt das Sexworkerlexikon beispielsweise:

„Da die Uniformen meist eng anliegen und so die Figur betont wird, auch an der prägnanten männlichen Stelle, lösen sie eine sexuelle Stimulation aus.“

fast tabu: lesbische beziehungen und uniformen
Auch Wikipedia gibt sich hilflos: Dort wird wohl die Schulmädchenunform erwähnt, ansonsten aber lediglich im Rahmen vom Bekleidungsfetischismus von „Uniformen“ gesprochen, die nicht näher spezifiziert werden. Uniformfetischismus? Unformerotik? Sollte für eine der am weitesten verbreiteten Formen sexuellen Lechzens etwa keine Erklärung gefunden werden können? Warum ist das Allerweltsphänomen „Uniformerotik“ niemals ernstlich erklärt worden?

Mag sein, weil es so zwiespältig ist. Der angebliche „Unformfetischismus“ wurde jahrelang nur den Frauen zugeschrieben und als Absonderlichkeit behandelt, weil Frauen ansonsten als Fetisch-resistent gelten. Selbst der extreme Teil der Gay-Szene, ansonsten nie verlegen um Rechtfertigungen, spart das Thema: „Schwul sein und auf Uniformen stehen“ weitgehend aus. Dass es auch eine gewisse Lust femininer Bi-Frauen an strengen Uniform- und Formalkleidungsträgerinnen gibt, fällt dabei erst recht nicht ins Gewicht.

Mögliche Theorien zur Lust an der Uniform

Weil dies alles so ist, sind wir alle auf Mutmaßungen angewiesen:

- Eine Theorie sagt, dass Uniformträgerin, mehr aber noch Uniformträger, Macht demonstrieren. Also ziehen diese Frauen und Männer Menschen an, die sich gerne der Macht unterwerfen.
- Eine zweite Theorie will wissen, dass es her darum geht, die Macht herabzuwürdigen: Man will der Krankenschwester schnell an die Wäsche, dem Piloten die Uniformhose öffnen – es geht also um das nackte Fleisch unter der edlen Verpackung.
- Eine dritte Theorie will schließlich wissen, dass Uniformen besonders körperbetont sind und deswegen vor allem Voyeure mit „Röntgenaugen“ anregen. Diese Frauen und Männer stellen sich also vor, wie der nackte Körper unter der Uniform aussieht.

Das alles könnte man natürlich als „völlig unwichtig“ abtun, wenn es nicht die Fantasien, die Wünsche und Sehnsüchte gäbe – und zwar fast überall in der Bevölkerung.

Übertragung auf die Formalkleidung: Nadelstreifenanzug und strenges Kostüm

Da Uniformen wahrhaftig selten geworden sind, wurde die Lust übrigens schnell auf sogenannte Formalkleidung übertragen: Der blaue Anzug oder der Nadelstreifenanzug bei Herren ist genau so populär wie die traditionelle Abendrobe oder das geschäftsmäßige, strenge Kostüm bei den Damen. Uniformerotik (Lexikonbeitrag) ist eine wahre Volkslust geworden, die im Geheimen blüht – offiziell hörten und sehen wir davon nichts, und nur dann und wann huscht ein verschämtes Lächeln über ein Frauengesicht, wenn gerade der Militärattaché sein Lametta zur Geltung bringt – und dies alles, obwohl seine Uniform nicht körpernah anliegt.

Tilelfoto: &opy; 2007 by re-ality

Foto rechts: Aus dem Titelbild eines Buches von Tereska Torres, Autorin von "Women's Barracks" - 1950

Der Maler der Erotik und des Todes ist gestorben

Der Maler und Grafiker Paul Wunderlich verstarb in der Nacht zum Montag 83-jährig an seinem Zweitwohnsitz in der Provence.

Paul Wunderlich war ein Mann, der nicht in die konventionelle Kunstszene passen wollte: Man war entweder Gebrauchskünstler oder „großer Künstler“, und Paul Wunderlich war so unverschämt, den Herren Kritiker ihr Gewerbe zu vermasseln: Bei ihm ging beides. Seinen frühen Ruhm hatte er übrigens einem Staatsanwalt zu verdanken: Der Zyklus wird "qui s'explique" wird im vermufften Adenauer-Deutschland wegen Unsittlichkeit beschlagnahmt – was dem damals noch jungen Künstler praktisch über Nacht zum Ruhm verhalf.

So zeichnete und malte Paul Wunderlich die Liebe und den Tod, die Leidenschaft und die Ironie. Er zeichnete auch die „schöne Fotografin“ Karin Székessy, mit der er seit 1964 arbeitete und die er 1971 heiratete. Karin Székessy war damals eine der wenigen Fotografinnen, die sich für Akt- und Erotikfotografie interessierten, sodass sich beide in Leben und Werk in idealer Weise ergänzten.
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