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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Frauen und Sex - nehmen, was zu haben ist?

männer genießen wie lutschstangen?


In den letzten Jahren hat sich in der Sexualität ein unerwarteter Wandel ergeben. Hieß es früher, Männer hätten "immer Lust und Frauen", so beklagen sich heute immer mehr Frauen, ihre Männer hätten kaum noch Lust auf Sex – und sie fragen sich durch die Beraterszenerie durch, woran das wohl liegen könnte. Auf der anderen Seite hört man von beiden Geschlechtern, dass man nach langjähriger Ehe wohl noch Lust auf Sex habe – aber eben nicht mehr mit dem Lebenspartner.

Zunächst einmal stellen fast alle Beobachter fest, dass „Sex an sich“ im Leben der Menschen heute überbewertet wird, und dass der Sex dabei trotz dieser Überbewertung auch abgewertet wird. Man sucht den Sex, weil er ein schickes kleines Suchtmittelchen ist, das fast immer und überall verfügbar ist – und kaum noch, weil man darin sie Erfüllung seiner Liebe sieht.

Liebe, Lust und Sex - drei trennbare Gefühle

Ist denn Sex die Erfüllung der Liebe? Die Antwort ist sehr simpel: Ob „Sex“ und „Liebe“ zusammengehören, ist eine Frage der Kultur, denn in vielen Kulturen trennten zumindest die Männer zwischen der Sexualität, die der Fortpflanzung diente, der Lust, die man sich bei Liebesdienerinnen holte, und der Liebe, die der Mann im Grunde nur zum Freund oder Kameraden empfinden konnte. Diese Trennung wurde eigentlich erst aufgehoben durch das Aufkommen romantischer Liebesbeziehungen, bei denen der Mann sich nicht aus Wollust, sondern aus Liebe in der Frau verströmte, die auf diese Weise zur „eierlegenden Wollmilchsau“ der menschlichen Wunscherfüllung werden sollte. Es sei nur am Rande erwähnt, dass die „romantische Liebe“ zu Frauen eher in Grimms Märchen als in der Realität beheimatet war – aber die Zeit wollte es so – die Illusion der Liebe als ganzheitliches Wunscherlebnis war wichtiger als die Realität. Die Wirklichkeit sah so aus: Die Töchter wurden per Mitgift an die Ehemänner verkuppelt, und dann erwartete man in bürgerlichen Kreisen von ihnen, dass sie aller Welt erzählen würden, eine romantische Liebesbeziehung würde beide verbinden. Man kann sich heute kaum noch vorstellen, wie verlogen das Bürgertum des ausgehenden 19. Jahrhunderts war: Das gesamte Leben wurde als Fassade inszeniert. Davon übrig geblieben ist bis heute übrigens noch die „Hochzeit in Weiß“, die man damals beim Adel abgekupfert hatte.

Die Wollust der Frauen - von zaghaften Ansätzen bis heute

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gab es zunächst recht zaghafte Versuche der Frauen, nicht nur für die romantische Liebe zuständig zu sein, sondern sich dem Ehemann, wenigsten aber einem erwählten Geliebten, auch in Wollust hinzugeben. Die gebildeteren Bürgermädchen träumten davon bereits vor dem Ersten Weltkrieg, wie beispielsweise die Novelle „Nixchen beweist, die die Autorin Helene Keßler 1904 vorsichtshalber unter dem Männernamen „Hans von Kahlenberg“ veröffentlichte.

Indessen – der Weg vom noch recht ausgegrenzten Bürgermädchen, das sich vor der Ehe mit einem Lover austobte, über die vielen „Femmes fatales“ der 1920er Jahre bis hin zu den emanzipieren und sexbewussten Frauen der 1970er war ein langer Weg. Erst gegen die 199er Jahre wurden Männer für Frauen zu einer Süßigkeit, die auch für den „kleinen Hunger zwischendurch“ geeignet ist, und seither sind sie sexuell fordernder geworden: Ihre sexuellen Wünsche erfüllt zu bekommen, gehört zu den Erwartungen, die diese Frauen haben. Geschieht dies nicht, so neigen sie dazu, zu lamentieren oder Diskussionen darüber herbeizuführen.

Männer zum Frischverzehr für gebundene Frauen?

Es sollte nicht lange dauern, bis dieses Thema auch in Internet-Foren und Beratungsseiten Einzug fand, und etwas zur gleichen Zeit traten Ehefrauen und andere gebundene Frauen auf, die zu Seitensprüngen bereit waren. Die neue Masche: Männer sind konsumierbar, und zwar überwiegend zum Nulltarif. Wo der „Nulltarif“ nicht ganz auf „null“ steht, wird er damit herbeigelogen, dass den Lovern aus fernen Inselreichen oder Wüstenstaaten ja nur „kleine Geschenke“ gemacht würden, die mit der eigentlichen Lusterfüllung nicht in Zusammenhang stünden.

Männer beklagen andererseits, sie würden immer mehr als „lebendig pulsierende Dildos“ betrachtet, wobei Frauen kaum noch als sinnliche Verführerinnen auftreten würden, sondern den Sex rigoros einfordern würden.

Honigtöpfchen oder Zuckerstange - nach Gebrauch auf den Müll der Liebe?


Wie es scheint, haben sie die Verhältnisse mindestens teilweise gewandelt: So, wie Männer früher nach süßen Honigtöpfchen gesucht hätten, die nach dem Auslecken weggeworfen wurden, so suchen Frauen heute nach schicken Zuckerstangen, die nach dem einmaligen Genuss in den Sand geworfen werden. Die Regel ist dies wohl noch nicht – aber immerhin eine Tendenz, die vielen Männern keine Freude macht.

Wollust ist – im Kontrast zu dem, was die Kirche uns sagt – keine Schande. Aber es ist eine Schande, Menschen einfach zu benutzen, und zwar gilt dies für Frauen und Männer. Dass Männer, insbesondere die erklärten „Flachleger“, teilweise menschenfeindliche, konsumbetonte und emotionsbetrügerische Einstellungen haben, ist ja nicht neu. Neu ist, dass ganz gewöhnliche Frauen Männer einsammeln und genüsslich konsumieren – wobei offenkundig ist, dass Männer dabei zunächst nur allzu gerne zum lebendigen Spielzeug der Frauen werden.

All dies ist nur eine Beobachtung. Mag sein, dass die Moden bald wieder umschwenken und auch die Frauen zu einer anderen Sichtweise kommen. Aber mit etwas mehr Respekt voreinander in Liebe, Lust und Leidenschaft könnte man schon einmal anfangen, nicht wahr?

Bild © 2005 by Katie Tegtmeyer