Skip to content
 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Porno-Chic: Mythos oder Wirklichkeit?

das nacktkleid ist nicht neu - ebenso wenig wie die jugendgefährdung, die man damit verbindet


Stephanie zu Guttenberg verdanken wir offenbar eine neue Wortschöpfung: den „Porno-Chic“.

Wie die konservative Tageszeitung DIE WELT unter Berufung auf ihr Schwesterblatt BILD berichtete, sagte Frau zu Guttenberg über Popsängerinnen, sie würden:
„Einerseits den Mainstream verkörpern und andererseits aussehen wie Pornostars“.

Gemeint waren damit unter anderem die populären Sängerinnen wie Rihanna, Christina Aguilera oder Madonna, in deren Auftritten Frau zu Guttenberg den „Porno-Chic“ entdeckt haben will. Dieser Porno-Chic, verbunden mit weiteren Einflüssen, wirke sich negativ au fide Jugend aus, sagte die 33-Jährige und fuhr wörtlich fort:

"Pornos im Internet, Popsängerinnen in Bondage-Outfits und Topmodelshows im Privatfernsehen erschweren Kindern und Jugendlichen die Entwicklung eines positiven Körperbildes und einer ichbezogenen Sexualität“


Meinungen vor Tatsachen - sind die Medien wirklich schuld?


Nun fragen ich mich, ob dies den Tatsachen entspricht, solange diese Kinder in einem Elternhaus aufwachsen, in dem andere Werte gelten – denn für die Entwicklung des Selbstbildes der Kinder ist nicht das Fernsehen zuständig, sonder die Eltern sind es.

Kein Porno-Chic - nur sinnliche Bekleidung

Andererseits halte ich solche Äußerungen für oberlehrerhaftes Gutmenschentum, denn es gibt eine gewisse persönliche Freiheit, zu der auch gehört, in der Kleidung auftreten zu können, die man für gut und richtig hält - öffentlich und privat. Wie sinnlich die Kleidung gewählt wird, hängt von der Situation ab, aber auch von dem Mut, sich öffentlich zu präsentieren. Was die „Topmodelshows“ betrifft, bin ich zwar ähnlicher Meinung wie Frau zu Guttenberg, aber diese Shows sind bei Weitem noch nicht die Spitze der Geschmacklosigkeiten, die sich das Privatfernsehen leistet.

Früher heiß es "Nacktmode", nun heißt es "Porno-Chic"

Nun – und bei alledem: Ist das Thema etwa neu? Mann kann in die Zeit um 1800 zurückgehen, um zu wissen, dass damals die sogenannte „Nacktmode“ Furore machte. Damals wurde „Emanzipation“ auch so verstanden, möglichst viele Konventionen abzuwerfen und damit auch viel Kleidung: Man trug in bester Gesellschaft „fleischfarbene seidene Trikotpantalons“ und dazu „nichts als eine „Chemise“, also ein Hemd, das nur „durch eine paar schmale Bänder … auf den nackten Schultern hängt und „die ganze Oberfläche des Körpers vollkommen entblößt zeigt“. Nach Auskunft der Zeitzeugen verzichteten einzelne Damen sogar noch auf die „Pantalons“ und trugen nur ein „aus durchsichtigem Musselin gewobenes Hemd“.

Wenn man so will, war dieses Auftreten, gemessen an der vorausgegangenen konservativen Mode, bei Weitem skandalöser als der von Frau zu Guttenberg angeblich festgestellte „Porno-Chic“.

Alles Schnee von gestern: Schon die Großmutter durchlebte den Konflikt

Was mich persönlich an all dem stört, dass wir in Deutschland immer schon die Gefahren wittern, bevor noch die Tatsachen abgeklärt sind. Ob nun der Rock kürzer darf oder der Ausschnitt tiefer, ob man die Unterwäsche unter der Bluse sehen darf oder nicht, und wie provokativ man tanzen darf – all dies waren auch schon Konflikte zwischen der Großmutter und der Urgroßmutter, falls Sie unter 30 sind. Es ist ein ewiges Problem, das sich nicht durch publikumswirksame Behauptungen und Schuldzuweisungen an die Massenmedien lösen lässt.

(Historische Zitate nach „Fuchs, Sittengeschichte", diese wieder aus dem „Journal des Luxus und der Mode“ zitiert)