Skip to content
 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Autorenforum: Die erotische Schilderung

In meinem letzten Beitrag habe ich versucht, euch zu sagen, wie du einen erotischen Prozess lange ausdehnen kannst. Es macht deine Leserinnen und Leser nicht nur neugierig, sondern sie fühlen sich auch so, als wären sie dabei.

Beim Lesen erotischer Literatur kannst du dich ja entweder als Voyeurin/Voyeur fühlen oder als Beteiligte/Beteiligter. Beides ist gut. Ganz schlecht ist hingegen, nur Schilderungen nach dem Motto „und dann … und dann“ zu hören. Um dir ein Beispiel zu geben, was du erreichen kannst, lies bitte diesen kurzen Abschnitt. Die Verführung hat noch nicht einmal im Ansatz begonnen, und du hasst schon 63 Wörter zu Papier gebracht:

«Ich spürte, wie die großen, begehrlichen Augen der fremden Frau meinen Körper abtasteten, wie sie an meinen Brüsten hängen blieben und an meinen Hüften, bis sie schließlich zu meinen Schenkeln herunterwanderten. Einem inneren Instinkt folgend, verschränkte ich die Arme und presste die Beine zusammen. Ich erschauerte, als sie zu mir herüberkam und mit rauer, sinnlicher Stimme fragte: „Nehmen Sie einen Drink mit mir?“ »

Das Ganze wirkt für sich selbst – aber eingebettet in eine längere Geschichte über eine schwüle Sommernacht in New Orleans und zwei Frauen unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft lässt sich die Geschichte natürlich noch sinnlicher ausgestalten. Du siehst: Hier werden männliche und weibliche Voyeure bestens bedient, aber auch die Verführerin und die Verführte. Da die Verführung in diesem Fall gegen anfänglichen Widerstand stattfindet, lässt sich die Geschichte wundervoll entwickeln. Die Protagonistin kann schildern, wie sie immer wieder Hemmungen beschleichen, sie dann aber der animalischen, wilden und vielleicht auch berechnenden Verführerin völlig verfällt.

Eine solche Schilderung kann über viele, viele Seiten eines Buches gehen und sie kann viele Facetten haben – von sinnlich-feminin bis zu zupackend-vulgär.

Ich will nur ganz kurz erwähnen, was du beispielsweise einarbeiten könntest:

- Wie du zum ersten Mal mit einer Freundin übernachtet hast und ihre euch beinahe/tatsächlich etwas/sehr intensiv „nahe gekommen“ seid.
- Wie du die zärtliche, aber bestimmte Verführung genießt und deine Wonne schilderest, die du dabei empfindest.
- Wie du zwischen Lust auf die fremde Frau und Abscheu vor ihrer Obszönität hin- und hergetrieben wirst.
- Wie dein Mund lügt, während dein Körper wollüstig auf den Fortgang der Verführung wartet.

Dies alles sind nur Nuancen eines positiven Ausgangs der Verführung. Es ist auch möglich, einen Wandel zum Schlechten oder eine moralische Komponente einzubauen.
Nun - habe ich dich heute angeregt, selber zu schreiben?

Nimm bitte dies mit:

Lerne, erotische Situationen ausführlich und gefühlsbetont zu schildern – denke daran, dass nicht nur Wollust ein Gefühl ist, sondern auch der kalte Schweiß, der dich befällt, wenn du unbekanntes Terrain betrittst.

Reichere die Situation mit Erinnerungen, Erfahrungen, freudschen Über-Ich Einspielungen (“ich erinnerte mich an den eiskalten Ton meiner Mutter, als ich …) oder einem Zwiespalt an – das schafft Nähe zum Leser und macht deine Geschichten literarisch wertvoller.


Copyrightvorbehalt: Das hier verwendete Fragment erscheint unter © 2010 by Liebeszeitung.de. Es darf nur unter der Voraussetzung in eigene Publikationen verwendet werden, dass mindestens vier Fünftel des späteren Textes ein Eigenprodukt der Autorin oder des Autors ist und dass auf die Liebeszeitung als ursprüngliche Quelle der Idee verwiesen wird. Ein Beleg dafür wird erbeten.

Hinweis der Redaktion: Wir veröffentlichen diese Artikel nun unter dem Stichwort: "Autorenforum", wiel es hier nicht um erotische Literatur an sich geht, sondern um die Möglichkeiten, sie zu produzieren.

Autorenforum: Erotisch Schreiben und Qualität

In all meinen Überlegungen für euch Autorinnen und Autoren versuche ich, euch zu sagen: Schreibt literarisch so hochwertig, wie es euch möglich ist. Ich sage das vor allem, weil ich es persönlich für wichtig halte, aber ich sage es auch, damit ihr euch nicht gleich als Pornografinnen oder Pornografen verdammt werdet.

Doch ich muss euch auf der anderen Seite auch dies sagen: Erotisch und literarisch hochwertige Qualität verkauft sich nicht gut. Der Stil der bekanntesten deutschsprachigen Autorin, Sophie Andresky, ist seltsam flach und leblos, und dennoch lieben viele Menschen ihre Bücher. Tatsächlich verkaufen sich humorvoll geschriebene, etwas seichte, aber durchaus frivole Bücher am besten. Sie erreichen auch ein Publikum, das für die erotische Literatur immer wichtiger wird: Frauen. Sehr anspruchsvolle Erotik hingegen, wie etwa der erotische Roman „Amatista“ (Alicia Steimberg) verkauft sich nicht besonders, weil er sogar für weibliche Leser nicht anregend genug ist.

Du kannst unterscheiden (und wählen):

1. Hochwertige erotische Literatur sinnlicher Art – meist in Form von Erzählungen, vielfach innovativ, spricht überwiegend Sammler und Liebhaber erotischer Werke an.
2. Spektakuläre Literatur, die ein brisantes oder immer wieder diskutiertes sexuelles Thema beinhaltet („Geschichte der O“, „Venus im Pelz“)
3. Gebrauchsliteratur mit ein wenig literarischer Qualität, aber einigen interessanten Schilderungen gewöhnlicher Sexualität inklusive weiblicher Bisexualität („Emmanuelle“)
4. Gebrauchsliteratur ohne literarische Qualität, aber mit interessanten erotischen Aspekten (Vögelfrei).
5. Spezialliteratur unterschiedlicher Qualität für besondere Klientel (Schmerzliebhaber, Bisexuelle, Homosexuelle)
6. Masturbationsliteratur, bei denen der Geschlechtsakt oder andere sexuelle Handlungen im Mittelpunkt stehen.
7. Aufsätze nach Teenagerart, die ein jugendliches Publikum anziehen, aber weder einen literarischen noch einen „aufgeilenden“ Charakter haben.

Es ist nicht leicht, erotisch zu schreiben, ich schwöre es dir. Erotik verlangt den langsamen Aufbau des wilden, verwegenen Gefühls, wirklich nach dem Körper des anderen zu gieren. Das aber dauert den meisten Männern zu lange, die sich meistens in drei bis fünf Minuten an deiner Geschichte aufgeilen wollen. Also muss alles ziemlich schnell gehen, was wieder die Entwicklung lebendiger Gefühle hemmt. Schreibst du für Frauen, dann darf die Zeit von der ersten Berührung zur finalen Erregung länger dauern, und du kannst diel mehr über die Gedanken deiner Heldinnen und Helden schreiben.

Ein gutes Beispiel für die erotische Wirkung einer Geschichte ist der Übergang zwischen vollständiger Bekleidung zur Nacktheit, gleich, ob man sich selbst auszieht oder ausgezogen wird. In einem Klassiker, „die Kallypigen“ wird dieser Prozess erotisch in die Länge gezogen: Die junge Bedienstete Margaret wird zunächst aufgefordert, „die Röcke zu heben“, und erst vier Seiten später kommt sie der Aufforderung nach, sich „ganz nackt“ zu präsentieren. Du meinst, die Frauen trugen damals noch mehr Unterkleider? Nun, es kommt nicht darauf an, sondernd darauf, wie ausführlich du die Situation schilderst, in der du dich ausziehen musst.

Eine moderne Form könnte so aussehen:

„Ich hatte mich besonders schön gemacht, um im Hause von Frau K. zu glänzen, schließlich sollte ich ja einigen Unternehmerinnen vorgestellt werden, bei denen ich einen guten Eindruck hinterlassen wollte. Ein weißes fliederfarbenes Sommerkleid, passende Unterwäsche und High Heels hielt ich für die richtige Ausstaffierung für den Termin, denn schließlich hieß es, alle seinen in der Mode- und Schönheitsbranche.

Ich bemerkte, dass man mich nur kurz, aber durchdringend ansah, als ich auf dem Stuhl Platz nahm, vor dem im Halbkreis fünf elegante gekleidete Damen saßen. Ich dachte, ich würde jetzt wegen meiner Fähigkeiten angesprochen, aber Madame K, sagt zu meiner Überraschung: „Stehen Sie bitte auf und heben Sie ihren Rock bis zur Hüfte.“ Ich stand auf und wandet mich an die Damen: „Das ist ein Scherz von Ihnen nicht wahr? Ein kleiner Test?“ Nachdem die Damen eine Weile geschwiegen hatten und mich einfach still stehen ließen, kam Madame K. auf mich zu und sagte leise und freundlich, aber bestimmt: „Wenn ich Ihnen sage, sie sollen den Rock bis zur Hüfte hochheben, dann ist das kein Scherz – oder soll ich Ihnen etwa den Rock selber anheben, um Ihre Schenkel zu sehen?“


Verlassen wir hier die Geschichte, nicht wahr? Du wirst unschwer erkannt haben, wie lange man diese Szene ausdehnen kann, bis die Bewerberin bei ihrem Vorstellungsgespräch ganz nackt dasteht, und ab dann geht die eigentliche erotische Geschichte ja erst los.

Dies aber kannst du dir merken: An der Nacktheit ist nicht das Nacktsein wichtig, sondern das meist schamvolle Ausziehen, das Überwindung kostet. Wem die Scham des Ausziehens selbst nicht reicht, kann noch Peinlichkeiten einführen: von der völlig unpassenden Unterwäsche über Höschen, die nicht ganz sauber sind, die Spuren einer wilden Liebesnacht, die nicht beseitigt werden konnten, und deutliche Male von vorausgegangenen sinnlichen Strafen.

Copyrightvorbehalt: Das hier verwendete Fragment erscheint unter © 2010 by Liebeszeitung.de. Es darf nur unter der Voraussetzung in eigene Publikationen verwendet werden, dass mindestens vier Fünftel des späteren Textes ein Eigenprodukt der Autorin oder des Autors ist und dass auf die Liebeszeitung als ursprüngliche Quelle der Idee verwiesen wird. Ein Beleg dafür wird erbeten.

Wenn die Chefin eine Affäre mit ihrer Sekretärin hat …

Ja, der Kreisler, der sang einstmals: „Mein Sekretär weiß nicht mehr, ob er eine sie ist oder ein er - und dass er eine sie ist wird mir immer mehr wahrscheinlich.“

Nun, die Zeiten wandeln sich. Einst hatten die besseren Herren selbstverständlich männliche Sekretäre und das war eigentlich problemlos, weil Herren üblicherweise damals nichts "miteinander hatten" – jedenfalls nicht hochoffiziell. Dann bekamen die Männer Sekretärinnen, was selbstverständlich sofort zu Verwicklungen aller Art führte, die mal zur Entlassung der Sekretärin und mal zur Abstoßung der Ehefrau führten, je nach den Besitzverhältnissen am Unternehmen – von moralischen Erwägungen einmal abgesehen.

Ja, und nun? Nun blieben die Sekretärinnen eben Sekretärinnen, während die Posten der Manager und Inhaber plötzlich auch von eleganten, selbstbewussten Frauen wahrgenommen werden. Gelegentlich bilden sich daraus Frauenfreundschaften, doch was wäre, wenn? Ja, was wäre wenn aus solchen Freundschaften intime Verhältnisse würden?

Ganz klar: Dann wandelt sich das Verhältnis auch während der Arbeit. Freundinnen müssen einander nur respektieren, ansonsten kann die Freundschaft sich durchaus positiv auf die gemeinsame Arbeit auswirken – aber Liebesleute beobachten einander mit Besitzanspruch. Insofern ist es „eigentlich“ nicht angebracht, die Sekretärin zur Geliebten zu machen. Was es rechtlich bedeuten kann, soll hier nicht erörtert werden: Wenn die Sache ruchbar wird, ist der Ärger allerdings auch unter Frauen programmiert.

Inzwischen gibt es auch die ersten Gerüchte in Büros und Verwaltungen, dass es nicht schlecht sei, ein bisschen bisexuelle Bereitschaft zu zeigen, wenn der Chef eine Frau ist. Allerdings empfehle sich nie, das Thema offen anzusprechen. Sich unauffällig anzubieten und auf eine Verführung durch die Chefin zu warten, sei die beste Methode, wollte eine Freundin wissen.

Ganz so, wie auf unserem historisierten Bild dürfte die Sache freilich nicht vonstatten gehen.

Brutalität in Beziehungen: Wenn die Psyche brennt

paarkonflikte sollte man möglichst nicht so austragen



Wenn die Kollegin morgens mit einem blauen Auge ins Büro kommt und sagt, dass sie Gegend den Schrank gelaufen wäre, ist meist etwas anderes die Ursache: Das blaue Auge stammt von einer Faust, und die Faust gehört dem Partner.

Gegenwärtig wird angesichts des Kachelmann-Prozesses viel „Gewalt gegen Frauen“ gesprochen, doch die Anwendung von „brutaler Gewalt“ ist ja nicht gerade die Regel in den Beziehungen zwischen Frauen und Männer, sondern eher die Ausnahme. Was aber geschieht wirklich hinter deutschen Ziegel- und Betonmauern?

Tatsache ist: Wer wirklich Opfer ist, hat immer die schlechteren Karten. Gleichgültig, was sie oder er nun auch tut: Man wird einfach „scheel von der Seite“ angesehen, wenn man seine Beziehungen nicht in Ordnung halten kann. Teilweise ist dies der Anspruch an den Erwachsenen, verantwortlich mit sich umzugehen, teils aber auch ein Relikt aus dem Bürgertum: Was in der Beziehung geschieht, das bleibt auch in der Beziehung und wird nicht nach außen getragen. Echten Opfern bleibt deshalb meist nur ein Weg: Trennung und Ortswechsel.

Schwieriger wird es, wenn man nicht wirklich beurteilen kann, wer denn nun Opfer ist und wer Täter: Da war ein Vorfall, sicherlich, und danach schlugen die Wogen emotional hoch, sodass man sich bei einer Freundin ausweinte. Doch als diese helfen wollte, fand sie das Paar bereits wieder in inniger Umarmung – und beide verbaten sich resolut jede Einflussnahme von außen. Man könnet nun sagen: „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“ – aber die Innenseite von Beziehungen scheint so kompliziert zu sein, dass man es nicht auf diese einfache Formel bringen kann – mache Paare brauchen offenbar den Kick, ihre Konflikte ständig heftig auszutragen.

Wirklich erbärmlich finde ich persönlich das „stille Leid“, das manche Eheleute ihren Partner zufügen: Wer seinen Partner auf Schritt und Tritt kontrolliert, seine Eigenständigkeit nicht anerkennt, ihn finanziell völlig abhängig macht oder ihm ständig Vorhaltungen wegen seiner Interessen oder seines Verhaltens macht, übt ebenfalls brutale Gewalt aus, die durch nichts zu rechtfertigen ist. In meinen Augen jedenfalls ist diese Gewalt schädlicher als eine unbedachte Ohrfeige. Sie mag ein paar Stunden nachbrennen – aber die Schläge in die Seele, die brennen noch Jahre nach.

Ziemlich konservativ geht diese Webseite in englischer Sprache mit dem Thema um.

Bild © 2008 by Roger Price

Autorenforum: Erotische Geschichten - Ego und Alter Ego

In der Serie „die erotische Geschichte“ beschäftigt sich Ubomi Ulobi heute mit einer Stilvariante, die dir eine zusätzliche Möglichkeit aufzeigt: Du kannst deinen ICH-Erzähler in einen „herzensguten Mann“ und in einen „geilen Bock“ aufteilen. Wenn du eine Frau bist, kannst du natürlich auch die das „brave Mädchen“ von der „geilen Schlampe“ trennen.

das zweite ICH als dialogpartner im erotischen buch
Schon Goethe ließ seinen Faust sagen, dass „zwei Seelen, ach, in seiner Brust“ wohnen würden. Was liegt da näher, als das eine Seelchen mal dem anderen gegenüberzustellen? Wisst ihr, das ist erstens sehr deutsch, weil den Deutschen ja alles genau begründet werden muss. Zweitens ist es sehr unterhaltsam, und drittens finden sich deine Leser leicht in den „zwei Seelen“ wieder. Denk mal nach: Wie oft hast du schon den Satz gehört: „Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich drei Monate lang auf diesen Scheißtypen hereingefallen bin?“ Na? Also kann das auch in die Geschichte rein. Bei der Erotik hat dies den Vorteil: Du kannst jederzeit zurück in die „Schutzhülle“, wenn dir dein geiles „anderes ICH“ gerade zuflüstert, dass du eigentlich nichts als ein heißer, geiler Körper bist, der danach giert, endlich mal wieder loslassen zu können, ohne vom Verstand gebremst zu werden. Dadurch ergeben sich dramatische Höhepunkte, die du gut ausspielen kannst. Das Mittel eignet sich auch dafür, um deine Leserinnen und Leser darüber im Unklaren zu lassen, wie die Geschichte ausgehen wird. Nicht alle Erotikgeschichten haben ein „feuchtes Ende“, hast du schon mal daran gedacht?

Also – uff. Ich hoffe, ich hab es dir erklären können. Dein „anderes ICH" muss nicht gleich Lilith oder der Teufel selbst sein. Du kannst ein kleines Vögelchen, ein Mäuschen, „die Jägerin“ oder „das Pumaweibchen“ in dir sprechen lassen. Notfalls kann deine feuchte Muschi eine andere Sprache sprechen als dein trockener Mund. In der Kurzgeschichte (Short Story) stellst du das „andere ICH“ nicht einmal vor – es ist einfach da. Im Roman kannst du es hingegen benennen, indem du ihm einen anderen Namen gibst. Wichtig ist nur, dass du selbst dich ganz an der Vernunft orientierst, während dir dein „Anderes ICH“ dazu drängt, dich deiner Wolllust hinzugeben. Die macht sich besonders gut während einer passiven Verführung.

«„Niemals“ sagte ich in einer Lautstärke, die auch am dritten Nachbartisch noch zu hören gewesen sein muss, und einem Tonfall, der einer Gouvernante alle Ehre machen würde. Doch als ich es kaum gesagt hatte, traf mich sein entwaffnendes Lächeln. Das kleine Mäuschen hinter meinem Ohr sagte: „Sag mal, wie lange ist es jetzt her, dass du einen Mann hattest? Findest du nicht, dass es mal wieder Zeit wäre?“ Als hätte mein Körper dies gehört, ging ein leichtes Zittern vom obersten Halswirbel in den untersten Lendenwirbel, landete in meiner Muschi und ließ mich spüren, wie nötig ich „es“ eigentlich mal wieder hatte. Ob er das kurze Aufzucken gespürt hatte? »


Ein anderes Beispiel:

«Der Mann war nicht unsympathisch, aber seien direkte Art war mir unheimlich. „Sie trinken doch noch etwas“, fragte er mit einem sinnlichen Unterton in der Stimme, und als ich verneinte, lächelte er und fragt dann ebenso sanft und selbstverständlich: „Was müsste ich Ihnen bieten, damit sie mir noch länger Gesellschaft leisten?“ Meine Reaktionen schwankten in meinem Hirn. Sollte ich ihm eine Ohrfeige verpassen? Dann zeigte ich ihm nur, dass ich sehr gut verstanden hatte, was er wollte, oder sollte ich den Satz mit ihm diskutieren? Ganz schön blöd von mir. Doch bevor ich alles zu Ende gedacht hatte, meldete sich die raffinierte, durchtriebene Schlampe in mir: „Du musst ihm doch nichts geben, nimm einfach, was er dir schenken will – du wirst ihn schon wieder los, irgendwie.“ Ich sah ihn also mit leicht gerötetem Gesicht und etwas wirr an und sagte: „Können Sie sich mich überhaupt leisten?“ Es war das Frechste, was mir in diesem Moment einfiel. »


In beiden Fällen wird die Protagonistin ein wenig von ihrer Verantwortung entlastet, weil es ja nicht SIE ist, die mit dem Leichtsinn beginnt.

Das „andere ICH“ muss nicht das „geile ICH“ sein. Es kann auch das zurückhaltende oder gar belehrende „brave ICH“ sein („Eltern-ICH“), dass die erotisch aufgekratzte Person von ihren Handlungen abbringen will.

Denkt bitte beim Schreiben immer daran: Leserinnen und Leser haben selber Zwiespälte, wenn es um Erotik geht – und du schreibst sie auf, damit sie sich darin wiedererkennen. Besonders gut funktioniert dieses Stilmittel, wenn dein Protagonist eine große Hürde überwinden möchte, beispielsweise, um Bi-Erfahrungen zu machen.