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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Ist die VENUS-Messe wirklich wichtig?

sinnlichkeit kann auch schön sein - man muss nur wollen


Wir Journalisten erwarten von Messen eigentlich, Trends zu erfahren. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob es sich um eine Möbel-, Haushaltswaren- oder Erotikmesse handelt. Doch davon ist bei der VENUS schon lange nicht mehr die Rede. Im Vorfeld wurden wir mit Angie Katze und Dolly Buster gelangweilt, bis selbst unserer liberalen Redaktion die Hutschnur riss: Ja, bitte, etwas anderes hat man nicht zu bieten? Hier ein Auszug:

Auch in diesem Jahr herrscht in der Hauptstadt wieder buntes Treiben: Die 14. Venus ist im Anmarsch. Neben Angie Katze, als Gesicht der Erotikmesse, wurde Dolly Buster als Botschafterin ernannt. Sie repräsentiert das Event, das vom 21. bis 24. Oktober in den Messehallen unter dem Funkturm Berlin stattfindet. Am 21. Oktober, um 10 Uhr, werden Dolly Buster und Angie Katze die Besucher mit Sekt, Fingerfood, musikalischen Acts und verschiedenen Kleinkünstlern empfangen. Außerdem sind viele andere Stars der Erotikszene bei der Eröffnung anwesend.


Offenbar hat man kaum etwas anderes zu bieten als diese dümmliche Anmache. Wer auf Erotikmessen wirklich interessante Verführkleidung sucht, vielleicht gar noch solche der feineren Art, muss immer mehr erkennen, auf der falschen Veranstaltung zu sein. Ebenso ergeht es zumeist jenen, die gewisse Ansprüche an die Atmosphäre einer Messe haben. Natürlich ist eine Erotikmesse keine Veranstaltung für den Bedarf eines Pfarrhaushalts, doch darf man immerhin erwarten, dass es dezent aufgemachte Bereiche gibt, in denen man sich nicht ständig schämen muss, solch eine Messe zu besuchen.

Dazu schreibt das Magazin Feigenblatt:

Die meisten Aussteller hatten nämlich nicht so viel Freude daran, ihre Produkte zu deftigen Standpreisen in Disco-Atmosphäre unter großformatigen Kopulationsszenen Besuchern zu präsentieren, die mit dem Teleobjektiv Pornosternchen-Popos fotografieren wollen.


Wie wahr, wie wahr – aber das trifft nicht nur auf Fachbesucher zu. Sowohl Männer wie auch Frauen, die gepflegte Erotik lieben, wollen sich den Produkten nähern, nicht den Porno-Miezen. Sie wollen ohne zu erröten beraten werden und nicht vor Schamesröte am Stand vorbeiziehen. Ich habe noch nirgendwo so viele, so schreckliche und so lieblos aufgestellte Dildos gesehen wie auf Sexmessen. Doch gerade hier könnte man sie einmal ansehen und anfassen – wenn es denn wenigstens einen halbwegs geschützten Bereich gäbe, in dem man Kundin sein kann und nicht „der Abschaum, den wir als Sexmessen-Publikum kennen“ – denn genau diesen „Abschaum“, nämlich geifernde Männer, ziehen Erotik-Messen leider an.

In diesem Jahr bekam die VENUS – jedenfalls ihr Fachbesucher-Teil, ernstliche Konkurrenz: Eine neue Fachhandelsmesse für Erotikprodukte will sich in Berlin etablieren und zeigt in diesem Jahr zwischen dem 20. und 22. Oktober Produkte von „Business zu Business“ (B2B).

Ob Berlin zwei Erotik-Messen braucht? Das wissen wir nicht. Wir wissen eigentlich nicht einmal, ob man die gegenwärtige Form der beliebten Publikumsmessen im Erotikbereich überhaupt noch braucht. Gepflegte Produkte, gepflegte Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne, Filme für Frauen und Paare, Informationen über Rollenspiele und Verführungen, erotische Kunst und Kultur – das wäre doch einmal eine Alternative.

Möglich, dass es lediglich ein Wunschtraum ist, weil die Geschäftsinteressen in andere Richtungen gehen - aber man muss keine Messe besuchen, um billige, kratzende Dessous-Fummel und naturgetreue, geäderte Herren-Ersatzstückchen zu sehen. Es wäre eben schön, wenn alles ein bisschen schöner wäre.

Bild © 2010 by Liebesverlag.de