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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Autorendialog: Der Dritte im Bunde – Triolen und Literatur

Der oder die Dritte in einer Beziehung hat es im Leben nicht leicht, weil in Triolen nicht nur zwei, sondern eben drei Menschen nicht nur ihre Körper, sondern auch ihre Gefühle austauschen. Echte Dreiecksbeziehungen, so wollen Experten wissen, seien dabei stabiler als V-Bezihungen. Zur Erklärung: Bei echten Dreiecksbeziehungen unterhalten alle drei Partner zueinander wechselseitige erotische Beziehungen.

In der Literatur ist dies einfacher. Du musst ja nicht die gesamte Beziehungsgeschichte der drei Menschen beschreiben, die da zusammenkommen. Was an einer Dreier-Episode wirklich interessiert, ist der Gefühlszwiespalt zwischen Neugierde und Eifersucht sowie zwischen den Begegnungen aller drei Partner im Vergleich zu jenen, bei denen ein Partner Zuschauer wird, während die beiden andern ihr Liebesspiel vollziehen.

In einer der frivolsten Szenen der französischen erotischen Literatur, die ich jemals las, verführt eine ausgesprochen durchtriebene, über alle Maßen sinnliche Frau eine bi-neugierige Journalistin, die sich anfangs nur zögernd hingibt. Doch damit gibt sich frivole Frau nicht zufrieden – sie verlangt von der Journalistin, dass ihr auch noch eine weitaus jüngere Frau zugeführt wird, die sie sodann in ihrer Anwesenheit nach einer ausgesprochen sinnlichen, wenngleich infamen Methode verführt. Aus dem Gemisch von Ekel, Abscheu, Eifersucht und Wollust lässt die Autorin sodann anhand der Sichtweise der Journalistin ein Inferno der Gefühle entstehen. Der Clou an der Erzählung besteht darin, dass die junge Frau zu diesem Abend beim Abschied nichts anderes sagt als „wie haben uns gut amüsiert, nicht wahr?“

Du erkennst wahrscheinlich, dass V-Beziehungen und Dreierbeziehungen ein unendlich großes Gefühlspotenzial haben, das für alle Arten von Literatur verwendet werden kann: vom frivolsten erotischen Roman über eine sinnliche Liebesgeschichte bis hin zu einem Kriminalroman. Die Spannungsmoment entstehen dann, wenn zwei der drei Teile der Triole oder der V-Beziehung zusammen kommen und dabei vom Dritten absichtlich oder zufällig beobachtet werden. Falls du die Geschichte so aufbaust, kannst du Rückblicke mit einbauen, die das gegenwärtige Geschehen mit deinen Erinnerungen vergleichen. Du wirst dir leicht ausmalen können, welche Gefühlswallungen sich in dieser Weise beschreiben lassen.

Autorenforum – die Lust am Bi-Erleben

Die Lust daran, die Geschlechtergrenzen gelegentlich zu überschreiten oder jedenfalls immer wieder an ihnen entlangzuwandern und sehnsuchtsvoll hinübersehen, ist vor allem in Großbritannien sehr beliebt. Die dort üblichen Internatsschulen haben Homo- und Bisexualität in jeder Form schon immer begünstigt, und deshalb besteht bei Frauen wie auch bei Männern dort ein großer Bedarf an derartiger Literatur.

Auch in Deutschland können wir solche Entwicklungen festzustellen. Die männliche wie die weibliche Homo- oder Bi-Sexualität ist seit einigen Jahren vermehrt in die im öffentlich-rechtliche Fernsehen gesendeten Kriminalroman eingegangen. Dies ist ein deutliches Indiz für ein vorläufig noch maskiertes Publikumsinteresse am Genre. Bedient wird dieses Sujet allerdings in der Literatur kaum, es sind schon eher die „Groschenromane“ des Internets, die solche Themen behandeln.

Dabei wäre es durchaus interessant, diese Themen zu behandeln und sie nicht den schreibenden Pornografinnen und Pornografen zu überlassen.

Im Bereich weiblicher, gleichgeschlechtlicher Literatur finden wir im angelsächsischen Raum überwiegend Internatsschilderungen. Diese sind aber nicht mehr recht zeitgemäß, weil es heute gilt, einen Kreis von jungen erwachsenen Frauen anzusprechen, die nicht mehr in Jugenderinnerungen schwelgen. Der Interessentinnenkreis ist gegenwärtig zwischen 20 und 30 Jahre alt und auf Bi-Erlebnisse fixiert, und es ist möglich, damit etwa 10 bis 20 Prozent dieser Frauen direkt anzusprechen, weil sie Bisexualität praktizieren oder dies gerne tun würden.

Bei der höheren Altersgruppe ist wichtig, die Form des ersten Bi-Erlebnisses in Form einer kunstvollen Verführung zu gestalten, da es bei diesen Frauen als peinlich gilt, lesbische Beziehungen aus bloßer sexueller Neugierde zu initiieren.

Was nun Männer betrifft, so ist seit Langem eine Tendenz zu bisexuellen Fantasien zu erkennen, aber nicht zu derartigen Praktiken. Hier paart sich also gedankliche Homophilie mit offizieller Homophobie.

Dieser Widerspruch kann in hochwertiger Literatur auch als Gestaltungsmittel genutzt werden, etwa so, dass sich die Neugierde auf das eigene Geschlecht mit dem Ekel davor paart. Allerdings dürfte der Leserkreis derartiger Literatur sehr begrenzt sein.

Als aussichtsreicher sehe ich an, Novellen oder Kurzgeschichten zu schreiben, in denen Heteromänner in homophile Begegnungen „hineingetrickst“ werden. Dies entspricht eher dem männlichen Selbstverständnis, keine „Schuld“ an der homoerotischen Begegnung zu tragen. Üblich bei diesen Geschichten ist fast immer, dass eine Frau mit der Verführung beginnt und diese dann später von einem Mann fortgesetzt wird. Als Stilmittel wird dabei häufig das Maskenspiel verwendet: Der „Mann“ kann eine Frau in Herrenkleidung sein, ein Mann in Damenkleidern oder ein ganz gewöhnlicher Hetero-Mann, der ebenfalls bi-neugierig ist. Ein weiteres Stilmittel besteht darin, letztendlich offen zu lassen, ob es sich tatsächlich um eine homoerotische Begegnung handelte.

Auch heute liefere ich euch keine Texte, bitte euch aber auch diesmal, mich zu erwähnen, falls ihr eigene Texte verfasst.

Christliche Anti-1968er Propaganda mit sexueller Gewalt

Die Kampagnen der christlichen Szenerie gegen die 1968er Generation und ihre Reformen reißen nicht ab. Gerade nahm das christliche Schweizer Magazin die 1968er Bewegung wieder einmal in die Verantwortung für den ihrer Meinung nach „Exzessiven Missbrauch“ von Jugendlichen, der aus christlicher Sicht nun offenbar auf die viel beschimpfte „Odenwaldschule“ abgeschoben werden muss: Christen sind ja bekanntlich rein von dem Vorwurf der Knabenschändung, nicht wahr?

Das liest sich dann so im Magazin FACTUM:

Die Freiheit des Menschen und seine Würde gründet, aus christlicher Sicht, in seiner Gottesebenbildlichkeit. Aus Sicht der 68er erlangt der Mensch seine Würde hingegen dadurch, dass er seine Wünsche und Emotionen, Triebe und Begierde bejaht.


Als Kronzeugin der Wahrhaftigkeit dient den Autoren dort eine Studie der BZgA, die an sich ein freundliches Jugendbild zeichnet. Ohne Nennung der BZgA wird zitiert:

In einer aktuellen Umfrage gaben dreizehn Prozent der befragten 13- bis 17-Jährigen an, bereits mit sexueller Gewalt konfrontiert gewesen zu sein.


Wer über die Studie der BZgA verfügt, weiß, dass diese Werte anders einzuschätzen sind, als sie die christlichen Autoren lesen wollen – und wenn Sie nachlesen wollen, dann dürfen Sie das gerne: Die Studie kann man kostenlos bei der BZgA beziehen. Unter anderem wird dort ersichtlich, wie die „sexuelle Gewalt“ entstand, wie weit sie abgewehrt werden konnte und ob es zu einer vorausgegangen Studie eine Steigerung gab. Man muss auch genau darauf achten, wie in der Studie „sexuelle Gewalt“ definiert wurde, denn dazu gehörten auch „geraubte Küsse“ und andere Jugendtorheiten. Lediglich bei den sexuell erfahrenen Mädchen kam es in 25 Prozent der berichteten Fälle zu Geschlechtsverkehr unter Anwendung von Gewalt – und in 0 Prozent der Fälle bei den Mädchen, die sexuell noch nicht erfahren waren.

Hinzu kommt noch, dass bei Befragungen oft nicht klar ist, von welchem Gewaltbegriff ausgegangen wird – und ich denke, es ist einem 13-jährigen Mädchen auch noch nicht zuzumuten, darüber in klarer Offenheit einen Konsens zwischen Befrager und Befragten herzustellen. Die Zahlen könnten also noch erheblich niedriger sein.

Spiele mit der Abhängigkeit - aus der Sicht der Autoren

Traue niemandem, wenn du geil bist ...
Unter den vielen Möglichkeiten, erotischer Literatur ein recht großes Publikum zu bescheren, empfiehlt sich die Kombination von Lust und Gefahr, die wir ja auch aus Kriminalromanen und Kriminalfilmen kennen. Gerade noch sehen wir die Frau des Spargelbauern unter den mächtigen Hubbewegungen des Erntehelfers keuchend und schweißtriefend ihren Orgasmus abröhren, und im nächsten Moment liegt sie mausetot im wasserlosen Pool.

Wenn wir keine Kriminalromane schreiben, sondern Erotik, dann empfiehlt sich immer, möglichst wenig Menschen sterben zu lassen oder dauerhaft zu verletzen. Wohl aber können wir einige unserer Heldinnen und Helden in Angst und Schrecken versetzen.

Der junge Mann zwischen Furcht und Wollust

Unter den vielen Formen, dies zu bewerkstelligen, ist das Fortnehmen der Kleider ein probates Mittel. Der Jüngling, vielleicht ein junger Student, erwartet von der glutvollen Mittvierzigerin eine erlesene Liebesnacht. Er wird sie ganz und gar nicht bekommen. Vielmehr wird er furchtsam erleben, wie er, bewegungsunfähig gemacht, seiner Kleider beraubt wird. Ist sie eine Gärtnerin, so kann dafür die Heckenschere herhalten, ist sie eine Ärztin, so würde ich ein Skalpell empfehlen, bei einer Köchin hingegen dürfte es auch ein scharfes Küchenmesser tun.

Das Wichtigste ist wieder, den unheiligen Helden so hautnah zu schildern, dass die lesende Frau, die auf Peinigung und Rache am männlichen Geschlecht erpicht ist, ein wahres Vergnügen dabei empfindet. Alternativ kannst du die Geschichte aus der Sicht des jungen Mannes schreiben. Es gibt genug Männer, die eine Lust dabei empfinden, sich der Frau ganz und gar zu unterwerfen. Nachdem dies alle gesehen ist, kann die Kleidung verächtlich gemacht, zerstückelt oder gar verbrannt werden. Dem jungen Mann muss nun klar werden: Er muss bleiben, nackt fliehen oder in gestohlenen Frauenkleidern heimgehen. Aber dazu muss er erst einmal überhaupt wieder freikommen.

Die Furcht davor, aus einer erotischen Falle nicht mehr herauszukommen

In diesem Fall will ich dir keine Fragmente an die Hand geben, sondern dich anregen, einmal zu versuchen, diese vier Situationen möglichst hautnah und sinnlich zu beschreiben:

1. Die erste Situation wäre die Vorfreude des jungen Mannes auf eine wundervolle Liebesnacht mit der reifen Frau. Dein Held denkt, die Frau sei an einer romantischen Affäre interessiert und schwelgt in Gedanken, wie sie sich wohl hingeben wird.

2. Die Zweite wäre die Frustration und die unendlich lange, erschreckende Erfahrung, hilflos aus der Kleidung ausgeschält zu werden. Versuche dabei bitte, dich wie der junge Mann zu fühlen und wie er zu denken.

3. Die Dritte wäre eine lange Wartezeit – allein, eingesperrt in eine Speisekammer oder was du dir sonst vorstellen könntest. Du kannst nun die Angst auf die Spitze treiben und sie genüsslich ausspielen.

4. Die Vierte wäre die Rettung, die in dieser Geschichte als Erniedrigung geschildert werden müsste. Stell dir einfach vor, der junge Mann müsste am Tage in Frauenkleidern und High Heels ins Studentenheim zurück.

Geschichten dieser Art leben zum Teil von der schrecklichen Gefühlswelt geradezu kindlicher Furcht, zum anderen Teil von den lustvollen Aspekten, die in Anklängen immer vorhanden sein sollten. Vor allem aber leben sie von der Spannung. Heiß und kalt serviert, mit unsicherem Ausgang versehen, wird die Geschichte nicht einmal als Erotiknovelle angesehen werden, sondern geht locker als seichte, erregende Literatur durch. Manche Frauen werden dich lieben, wenn du diese Geschichte schreibst.

Hinweis: Die ursprüngliche Version vom Oktober 2010 wurde im November 2014 korrigiert und ergänzt.

Autorenforum: Scharfe Gewürze und Musik für deine Geschichte

Besonders schwierig ist es in erotischen Geschichten, die besondere „Würze“ hineinzubringen, die sie so prickelnd macht. Dabei wird versucht, immer „schärfere“ Gewürze zu verwenden, also beispielsweise die erotische Bestrafung.

Das führt aber leider oft schnell dazu, dass deine Leserinnen oder Leser ermüden. Wenn deine Protagonistin unter dem ersten Schlag zusammenzuckt, wie willst du dann die nächsten 23 Hiebe erklären? Du kannst es aber verhindern, indem du den Leser genau in ihre Lage bringst, ihn fühlen lässt, wie deine Heldin gedemütigt wird, wie sie sich anfänglich dagegen auflehnt, gar Widerstand leistet, sich dann aber doch hineinfügt in ihr Schicksal, dessen Konsequenzen sie noch nicht begreift. Es empfiehlt sich sehr, die Geschichten spielerisch, mit einem geheimen Einverständnis aller beteiligten dazulegen, das sonst sehr schnell der Vorwurf der Gewalttätigkeit erhoben wird. Denk bitte auch daran, dass deine Leserschaft nicht nur aus Männern besteht – du schreibst also nicht nur für die Voyeure der Szene, sondern auch für diejenigen, die sich in die Lage der Gedemütigten hineinträumen.

Wie du eine solche Geschichte literarisch wertvoller gestalten kannst, mag folgender Auszug zeigen. Er wurde bewusst ins 19. Jahrhundert verlegt und verwendet dessen Sprache.

Ich bin Ihnen dankbar, Maestro, dass Sie mir die Zeit schenken, sich meiner Solistin anzunehmen“. Der Mann, der als Maestro angesprochen wurde, zögerte nicht mit der Antwort: „Oh, ich kenne die Schwierigkeiten dieser verzogenen jungen Frauen sehr gut“, sagte er ungefragt, „sie wissen nicht um das Leid, und so fühlen sie nicht die Leidenschaft, deren die Stimme bedarf.“

Ich saß zitternd auf meiner Bank und wagte nicht, den Maestro anzusehen, denn man hatte mir angekündigt, ich würde eine sonderbare Lektion in der Stimmbildung erhalten. Doch ich erstarrte, als der Maestro sagte: „Sie haben die Sängerin doch vorbereitet, Madame? Wie ich sehe, trägt sie noch ihre Röcke – befehlen sie ihr doch bitte, diese zu entfernen und sich dann über die Lehne des Chaiselongues zu legen, so dass ihre Stimme nun a posteriori gebildet werden kann
.


Erst jetzt wird es Zeit, auf die Gefühle der Heldin einzugehen. Die Vorrede gibt aber bereits eine Richtung vor, die dir als erfahrene Autorin oder als erfahrener Autor schon jetzt sagt, dass du nun die Stimme in all ihren Variationen in einem Dialog mit dem „Schlagzeug“ behandeln kannst. Das ergibt Literatur vom Feinsten und keinen pornografischen Schund.

Wenn Sie die Geschichte in die moderne Zeit verlegen, empfiehlt sich, eine Jazzsängerin als Heldin zu verwenden. Besonders interessant, lustvoll und literarisch wertvoll würde sich ausmachen, wenn zusätzlich ein musikalischer Dialog zwischen einer Saxofonistin und der Sängerin während der Prozedur entstehen würde.

Ich verlasse euch nun, damit ihr eure Geschichte entwerfen könnt. Die Idee der Ausbildung „a posteriori“ und die Verbindung zwischen erotischer Literatur und Musik wird übrigens dem Dichtermusiker Ernst Theodor Amadeus Hofmann zugeschrieben.

Copyrightvorbehalt: Das hier verwendete Fragment erscheint unter © 2010 by Liebeszeitung.de. Es darf nur unter der Voraussetzung in eigene Publikationen verwendet werden, dass mindestens vier Fünftel des späteren Textes ein Eigenprodukt der Autorin oder des Autors ist und dass auf die Liebeszeitung als ursprüngliche Quelle der Idee verwiesen wird. Ein Beleg dafür wird erbeten.