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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex
Warnung! Teile dieser Texte könnten mithilfe menschlicher Intelligenz erzeugt worden sein.

Seitensprung – auf den Punkt gebracht

erwischt? dann war es nicht das erste mal


Wer die Menschen und ihre Beziehungen zueinander erklären will, sucht heute nicht mehr bei sich selbst und in der Umgebung, die ihm bekannt ist. Er wagt sich hinaus zu einem Kreis von Menschen, die in höchst eigenartiger Weise verallgemeinern. Wer noch einen Sachverständigen, also einen Experten auf einem bestimmten Gebiet erwischt, kann ich glücklich schätzen. Schwieriger wird es, wenn wir einen "ganz gewöhnlichen" Wissenschaftler fragen, denn hier finden wird die „schrecklichen Vereinfacher“, die versuchen, ein paar wissenschaftliche Grundtheorien auf den Menschen anzuwenden. Das fördert die gegenwärtige Unverbindlichkeit, besonders, wenn von der Psychologie und der Biologie die Rede ist.

Ist es bei der Biologie die Evolution, mit der in Diskussionen hirnlos herumgeworfen wird, so ist es in der Psychologie die jugendliche Prägung, die als Wurzel allen Übels und allen Wohls gilt.

Seitensprung: der banale Alltag ist den Journalisten zu schnöde

Man kann die Menschen verstehen, die sich an diese „fernen Kreise“ wenden. Andererseits allerdings gäbe es für die meisten Phänomene auch andere Erklärungen: kulturelle, beispielsweise. Die Krux bei der Kultur ist allerdings, dass sie einerseits von der Soziologie vereinnahmt wurde, andererseits aber, dass sie praktisch nur bei den Kunstschaffenden und in den Feuilletons vorkommt: Der „banale Alltag“ bleibt ausgesperrt - er ist den Zeitungen zu schnöde.

Gegenwärtig ist es der Seitensprung, der die Gemüter bewegt. Wenn ein Journalist einem Wissenschaftler ein Mikrofon vor die Nase hält, dann sagt er natürlich etwas – und wenn dies ein Evolutionswissenschaftler ist, dann ist nichts natürlicher als der Seitensprung: Sperma so weit ausstreuen wie möglich, sei die Absicht der Natur, und sie sei damit erfolgreich. Noch Fragen?

Wollten wir das wissen? Hilft uns das weiter? Nein, natürlich nicht. Also wendet man sich an den Psychologen, und der ist sich dann so nett, uns zu sagen, „ja, wissen Sie, das ist alles eine Frage der Kindheit“. Geht das etwas genauer? Ja natürlich, und das klingt dann so:

Bindungsstärke entwickelt sich durch erlebte verlässliche Bindungen zu Bezugspersonen im frühen Alter.


Na, wie schön – aber der Weg ins frühe Alter zurück ist uns allen versperrt. Also suchen wir weiter nach Erklärungen, möglicherweise nach sogar nach Lösungen. Bei der rein pragmatischen Erläuterung kommen wir einen schritt weiter, wenn wir dies hören:

Wir müssen anerkennen, dass unser Gehirn trotz aller Rationalität nur extrem schwer in der Lage ist … in die Programmabläufe einzugreifen. Die Vision vom Menschen als vernunftgeleiteten Wesen ist eine Illusion.


Such das sagt ein Evolutionsbiologe, und auch er bleibt im Allgemeinen, aber er setzt uns auf die richtige Spur: Bei allen Fragen, die mit Liebe, Lust und Leidenschaft zu tun haben, spielen spontane Entscheidungen eine große Rolle, uns sie werden nicht ausschließlich vom Verstand gesteuert.

Warum gibt es heute mehr Seitensprünge?

Wenn wir dies erst einmal festhalten und an die Pinnwand unsere Gedächtnisses heften, müssten wir nun nur noch die Gegebenheiten und ihre Veränderungen ansehen (Vergleichsmaßstab Bürgertum 1910):

- Wir werden älter als früher.
- Wir sind länger sexuell aktiv.
- Unsere erotischen Lebensäußerungen sind freier.
- Wir erwarten mehr von Liebe, Lust und Leidenschaft.
- Die Geschlechter begegnen einander häufiger im Alltag.
- Ledige und Verheiratete unterscheiden sich kaum in Äußerlichkeiten.
- Frauen kleiden sich fast immer und überall erotisch anziehend.
- Frauen treten offen als sexuelle, begehrliche Wesen auf.
- Frauen sind selbstbewusster und erfolgreicher geworden.
- Ehen haben nicht mehr die frühere wirtschaftliche Bedeutung.

wenn es passiert ...
Nehmen wir all dies zusammen, dann fehlt nur noch dies: Irgendeine zufällige Begegnung zweier Menschen mit latenter Bereitschaft zum Seitensprung muss in eine Situation münden, in der beide Lust füreinander empfinden – und diese Lust dann auch umsetzen. So gut wie jeder Mensch, der einmal leidenschaftlich geliebt hat, kennt diese „gleitenden Punkt“, an dem es kaum noch ein zurück gibt. Wer dies beklagt, der ist wirklich ein Narr. Es kommt vor, es wird kaum jemals bekannt, und es ist ein Erlebnis, an das sich die meisten Menschen noch lange erinnern.

Ganz anders sieht es aus, wenn man sich in seine Partnerin oder seinen Partner beim Seitensprung verliebt oder die Beziehung selbstsüchtig als „Nebenbeibeziehung“ mit Lug und Trug weiterlebt. Genauso widerlich ist es übrigens, Seitensprünge per Internet willkürlich einzugehen – aber das Thema hatten wir ja schon öfter.

Zitatenquelle: WELT